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Götter und Lararien aus Augusta Raurica

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militärische Einrichtungen heimgesucht wurden, jedoch<br />

auch zivile Gebäude <strong>und</strong> Tempel nicht verschont<br />

blieben 664<br />

. Die Statuetten scheinen in beiden Fällen<br />

<strong>aus</strong> mehreren <strong>Lararien</strong> zu stammen, was in Straubing<br />

die beiden nicht ein Paar bildenden tanzenden Laren,<br />

in Weissenburg die grosse mit dem F<strong>und</strong> von Bavay<br />

(GF16) vergleichbare Zahl von Statuetten nahelegen.<br />

Auffallend sind Qualität <strong>und</strong> Grösse der Mehrzahl der<br />

Weissenburger Statuetten; vergegenwärtigt man sich<br />

das Ensemble <strong>aus</strong> dem mutmasslichen Korporationsheiligtum<br />

von Homburg-Schwarzenacker (GF58), so<br />

könnten sie sehr wohl <strong>aus</strong> mehreren solcher halbprivater<br />

<strong>Lararien</strong> stammen 665<br />

. Zivile <strong>und</strong> militärische<br />

Objekte gehören auch zu dem nur teilweise erhaltenen<br />

F<strong>und</strong> <strong>aus</strong> Homburg-Schwarzenacker (GF57).<br />

Abschliessend seien einige Horte genannt, für deren<br />

Deutung mehrere Möglichkeiten offenbleiben müssen,<br />

weil sie ganz oder zu grossen Teilen verschollen<br />

<strong>und</strong> deshalb schwierig zu beurteilen sind oder weil der<br />

Zusammensetzung von Statuettengruppen in <strong>Lararien</strong><br />

Die meisten geschlossenen F<strong>und</strong>e mit mutmasslich in<br />

H<strong>aus</strong>heiligtümern aufbewahrten Statuetten stammen<br />

<strong>aus</strong> Gallien <strong>und</strong> den germanischen Provinzen einschliesslich<br />

Rätiens <strong>und</strong> Noricums; hier werden deshalb<br />

in erster Linie Charakteristika der Larariumsinventare<br />

<strong>aus</strong> diesem Gebiet zusammengestellt <strong>und</strong><br />

mit denjenigen campanischer Inventare verglichen.<br />

Format, Material<br />

Wie in Campanien unterscheiden sich auch hier die zusammen<br />

verwendeten Statuetten in Format, Anzahl<br />

<strong>und</strong> Stil stark voneinander. Neben grössenmässig recht<br />

<strong>aus</strong>gewogenen Gruppen wie den <strong>aus</strong> Statuetten von<br />

r<strong>und</strong> 10-13 cm Höhe bestehenden F<strong>und</strong>en <strong>aus</strong> Rouen<br />

(GF42) oder Mathay (GF36) finden sich ganz heterogene<br />

Ensembles wie diejenigen von Seltz (GF45),<br />

Avenches (GF72) oder Kaiseraugst (GF77), wo die<br />

Höhe der grössten Statuette das Zwei- bis Dreifache<br />

der kleinsten beträgt. Wenn wir Italien <strong>und</strong> die<br />

anderen Provinzen mitberücksichtigen, zeigt sich das<br />

gleiche Bild: auch wenn mehrere Larariumsinventare<br />

Statuetten von r<strong>und</strong> 7-16 cm Höhe enthalten (GF1<br />

Vilauba, GF87 Arezzo, GF89 Cavalier, GF102 Sibari,<br />

GF108 Sârszentmiklos, GFl 14 Kos), sind Abweichungen<br />

in beide Richtungen (d.h. Höhen zwischen 6 <strong>und</strong><br />

r<strong>und</strong> 30 cm) durch<strong>aus</strong> üblich. Die F<strong>und</strong>e von Nagydém<br />

(GF107) <strong>und</strong> Tamâsi (GFl09) enthalten je zwei auffallend<br />

grosse Statuetten, jedoch lassen die wenigen<br />

mitvergrabenen Objekte keine Rückschlüsse auf<br />

die einstigen Besitzer zu. Möglicherweise gehörten<br />

solch grosse Statuetten zu Korporationslararien, wie<br />

das, <strong>aus</strong>gehend von dem in situ erhaltenen, mit unge­<br />

Bef<strong>und</strong> unklar ist. Statuette, Pfanne, Aryballos <strong>und</strong><br />

Strigilis im F<strong>und</strong> von Bous (GF53) würden gut zu<br />

einem privaten Angstdepot passen; Bestandteile von<br />

Pferdegeschirr anderseits gehören eher zu Plündererhorten.<br />

Das Inventar des kleinen Ensembles von<br />

Costermano (GF91) kann ebensogut als privates<br />

Angstdepot wie als Plündererhort in den Boden gekommen<br />

sein. Die Ketten <strong>und</strong> Vorhängeschlösser von<br />

Poliez-Pittet (GF81) könnten den (verlorenen) Behälter<br />

gesichert haben oder Altmetall gewesen sein.<br />

Auch im Fall von Courtaman (GF75) lässt sich nicht<br />

sicher entscheiden, ob die ursprünglichen Besitzer das<br />

Depot anlegten. Beim F<strong>und</strong> von Mathay (GF37) ist<br />

unklar, ob wirklich ein einziger geschlossener F<strong>und</strong><br />

vorliegt oder ob die verschiedenen Objektgattungen<br />

ursprünglich gar nicht zusammengehörten; eine Deutung<br />

als Larariumsinventar in situ wie als Plündererhort<br />

wäre denkbar.<br />

wöhnlichen <strong>und</strong> recht grossen Figuren <strong>aus</strong>gestatteten<br />

H<strong>aus</strong>heiligtum von Homburg-Schwarzenacker (GF58)<br />

(vgl. oben mit Anm. 646), auch für die Statuetten <strong>aus</strong><br />

Weissenburg (GF66), Rosignano Marittimo (GFl00)<br />

<strong>und</strong> Lapovo (GFl 16) zu erwägen wäre.<br />

Es gab also kein allgemein verbindliches Format für<br />

Larariumsstatuetten oder, anders gesagt: durch die<br />

Grösse allein lassen sich Larariumsstatuetten nicht<br />

von anderswo verwendeten Figuren abgrenzen 666<br />

.<br />

Unklar ist zudem, wieweit wirtschaftliche Faktoren<br />

mitspielten, ob etwa in den <strong>Lararien</strong> reich <strong>aus</strong>gestatteter<br />

Häuser grössere Figuren standen als in denen<br />

einfacher Häuser 667<br />

.<br />

664 Eine andere Deutung des Horts von Weissenburg bei Kellner/<br />

Zahlhaas 1993,139-143.<br />

665 Es ist unwahrscheinlich, dass das Lararium des Lagerkommandanten<br />

mit so vielen <strong>und</strong> <strong>aus</strong>erlesenen Figuren<br />

bestückt gewesen wäre (vgl. etwa auch GF62), <strong>und</strong> in einem<br />

allen Chargen zugänglichen Lagerheiligtum würde man erst<br />

recht bescheidenere <strong>und</strong> mit Votivinschriften versehene<br />

Statuetten erwarten (die schwer verständliche Inschrift auf<br />

dem Sockel des Merkur Nr. 7 entspricht nicht den üblichen<br />

Votivinschriften). Zu Art <strong>und</strong> Vielfalt von Votivobjekten in<br />

einem Lagerheiligtum vgl. etwa v. Gonzenbach 1995,401f. am<br />

Beispiel von Vindonissa; eine Übersicht über <strong>Götter</strong>bilder im<br />

Zusammenhang mit der Skulpturen<strong>aus</strong>stattung von Militäranlagen<br />

gibt Stoll (wie Anm. 385) 99-139.<br />

666 Überlegungen zur Grösse von Statuetten auch in K. S. Painters<br />

Rezension von Kellner/Zahlhaas 1993, BJb (in Vorbereitung).<br />

667 Aufschlüsse zu solchen Fragen wären am ehesten von den<br />

campanischen Bef<strong>und</strong>en zu erwarten (vgl. vorläufig Kunckel<br />

1984), da die Ausstattung der wenigen Häuser mit in situ<br />

erhaltenen <strong>Lararien</strong> nördlich der Alpen nicht untersucht ist.

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