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Götter und Lararien aus Augusta Raurica

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lier (GF89) <strong>und</strong> Svilengrad (GFllO) gef<strong>und</strong>enen<br />

Statuettengruppen ist nichts Näheres bekannt, so dass<br />

sich nicht entscheiden lässt, ob sie sich an ihrem<br />

ursprünglichen Aufstellungsort erhalten haben oder<br />

schon zur folgenden F<strong>und</strong>kategorie zu rechnen sind.<br />

Dasselbe gilt für das Ensemble <strong>aus</strong> Lapovo (GF116),<br />

das ursprünglich über zwanzig auffallend grosse <strong>und</strong><br />

qualitativ hervorragende Statuetten umfasste. Im Fall<br />

der Statuetten von Fragnes (GF29) ist nicht gesichert,<br />

ob sie schon in römischer Zeit ein Ensemble gebildet<br />

haben.<br />

Eine besonders interessante F<strong>und</strong>gattung stellen<br />

die in Schiffswracks erhaltenen Ensembles dar. Zwei<br />

der hier berücksichtigten Schiffsladungen enthalten<br />

je eine Statuette <strong>und</strong> Tafelgeschirr. Im Fall von<br />

Ambleteuse (GF13) - wo das zugehörige Schiff nur auf<br />

Gr<strong>und</strong> der F<strong>und</strong>lage erschlossen wurde - sind es zwei<br />

Silbergefässe, zwei Löffel <strong>und</strong> eine Marsstatuette;<br />

an Bord des an der Südküste von Sizilien bei Scoglitti<br />

gestrandeten Schiffs (GF101) befanden sich <strong>aus</strong>ser<br />

Bronzegeschirr auch Möbel sowie eine Statuette der<br />

Venus. Die recht geringen Mengen an Objekten legen<br />

nahe, in dem Geschirr <strong>und</strong> den Statuetten mitgeführten<br />

persönlichen Besitz zu sehen. Etwas anders<br />

liegen die Dinge im Fall von Comacchio (GF90); das<br />

Handelsschiff, das vor allem Bleibarren <strong>und</strong> Amphoren<br />

transportierte, enthielt sechs Miniaturtempelchen<br />

<strong>aus</strong> Blei mit zugehörigen <strong>Götter</strong>figuren. Die seriell gefertigten<br />

Aediculae, die im H<strong>aus</strong> als Miniatur-<strong>Lararien</strong><br />

in eine Nische gestellt werden konnten, waren wohl für<br />

den Verkauf bestimmt.<br />

Larariumsinventare in sek<strong>und</strong>ärem Zusammenhang<br />

Neben den Statuetten, die zusammen mit Beleuchtungsgerät<br />

<strong>und</strong> einem Gefäss oder aber vermengt mit<br />

H<strong>aus</strong>haltgerät in situ erhalten geblieben sind, gibt es<br />

eine beträchtliche Anzahl von gleich zusammengesetzten<br />

Ensembles, die an anderer Stelle, <strong>aus</strong>serhalb<br />

des H<strong>aus</strong>es oder der Siedlung, zum Vorschein<br />

gekommen sind (vgl. Abb. 137). Es sind wohl hauptsächlich<br />

zwei Gründe, die zu einer solchen Verwahrung<br />

führten: entweder versuchten die Eigentümer in<br />

einem Moment der Gefahr, ihr kostbares Gut vorübergehend<br />

in Sicherheit zu bringen, oder aber es waren<br />

Altmetallhändler oder Plünderer, nicht die ursprünglichen<br />

bzw. rechtmässigen Besitzer, die Statuetten <strong>und</strong><br />

andere Metallobjekte an sich nahmen <strong>und</strong> sie für eine<br />

spätere Verwertung des Metalls verwahrten 651<br />

. Aus<br />

der Zusammensetzung eines F<strong>und</strong>es lässt sich jeweils<br />

erschliessen, welche der zwei Deutungen eher zutrifft.<br />

Gemeinsam ist den beiden Arten von Horten, die<br />

<strong>aus</strong> so unterschiedlichen Gründen angelegt wurden,<br />

dass eine nur vorübergehende Sicherung der wertvollen<br />

Objekte beabsichtigt war; bei allen bis heute<br />

erhaltenen Ensembles ist es jedoch in antiker Zeit<br />

nicht mehr zu einer Bergung gekommen. Weitere<br />

Motive für eine Verwahrung sind durch<strong>aus</strong> denkbar,<br />

jedoch schwierig nachzuweisen.<br />

In privaten Angstdepots<br />

Als private Angstdepots bezeichne ich Larariumsfiguren<br />

oder -inventare, die allein oder zusammen<br />

in Plünderer- <strong>und</strong><br />

Altmetallhorten<br />

8 Inventare<br />

Abb. 137 Larariumsinventare <strong>aus</strong>serhalb Campaniens: F<strong>und</strong>arten.<br />

mit mutmasslich privat verwendetem H<strong>aus</strong>haltgerät<br />

von ihren Besitzern entfernt vom üblichen Aufbewahrungsort<br />

dem Boden anvertraut wurden. Die der<br />

Verwahrung vorangehende Phase wird durch einen<br />

F<strong>und</strong> <strong>aus</strong> Rouen (GF42) dokumentiert: die fünf in<br />

Stoff gewickelten Statuetten konnten offenbar nicht<br />

mehr rechtzeitig vor einem Grossbrand in Sicherheit<br />

gebracht werden <strong>und</strong> blieben im Brandschutt des<br />

Strassengrabens liegen 652<br />

.<br />

Die in Mâlain (GF35) <strong>und</strong> in Parma (GF97) gef<strong>und</strong>enen<br />

Statuettengruppen würde man aufgr<strong>und</strong> ihres<br />

F<strong>und</strong>orts eher zu den in situ erhaltenen Larariumsinventaren<br />

rechnen. Sie kamen beide in einem Wohnoder<br />

Handwerkerh<strong>aus</strong> zum Vorschein, aber ihre F<strong>und</strong>lage<br />

macht klar, dass sie nicht an Ort <strong>und</strong> Stelle verstürzt<br />

sein können. Die Gruppe von neun Statuetten<br />

<strong>aus</strong> Mâlain wurde im Unterteil einer Amphore verwahrt<br />

<strong>und</strong> in der Ecke einer Halle vergraben. Ungewöhnlich<br />

sind die drei inschriftlich bezeichneten<br />

Sockel 653<br />

, jedoch spricht von der Zusammensetzung<br />

der Gruppe her nichts gegen eine Deutung als privates<br />

Larariumsinventar. Das Ensemble von Parma, das<br />

neben Statuetten auch Gefässe, Hahnen <strong>und</strong> Waageteile<br />

umfasst, wurde unter dem Mosaikboden eines<br />

grossen Raumes ebenfalls in einem Tongefäss vergraben.<br />

In manchen Fällen sind es nur Statuetten, die ohne<br />

weiteres Zubehör <strong>aus</strong>serhalb von Häusern oder Siedlungen<br />

verwahrt wurden. Die beiden Ensembles <strong>aus</strong><br />

651 Zum Problem der Hortf<strong>und</strong>e <strong>und</strong> ihrer Deutung vgl. <strong>aus</strong> der<br />

reichen neueren Literatur L. Pauli, Einige Anmerkungen zum<br />

Problem der Hortf<strong>und</strong>e. Archäologisches Korrespondenzblatt<br />

15, 1985, 195-206; S. <strong>und</strong> E. Künzl in: Künzl 1993, 487-492:<br />

C. Johns, The Classification and Interpretation of Romano-<br />

British Treasures. Britannia 27,1996,1-16; Künzl 1997.<br />

652 Vgl. dazu pompejanische Bef<strong>und</strong>e von Statuetten in der<br />

Strasse oder neben Skeletten von Fliehenden (GFV2,<br />

GFV17-GFV19, GFV41).<br />

653 Durch die im Nominativ stehenden <strong>Götter</strong>namen unterscheiden<br />

sie sich klar von Sockeln mit Votivinschriften, die<br />

den <strong>Götter</strong>namen im Dativ nennen.

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