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Götter und Lararien aus Augusta Raurica

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Darstellungen wie die tönerne Wiege mit einer Kinderbüste<br />

(GFV6), die Terrakotta eines Kahlköpfigen<br />

mit langer Nase (GFV16) oder die Bronzestatuette<br />

eines sitzenden Alten (GFV26) belegt.<br />

Ausser diesen verschiedenartigen Figuren von mehr<br />

oder weniger <strong>aus</strong>geprägt sakralem Charakter wurden<br />

auch vereinzelt profane Gegenstände in H<strong>aus</strong>heilig­<br />

Bef<strong>und</strong>e <strong>aus</strong>serhalb Campaniens<br />

Wieweit die durch starke soziale Schichtung bedingte<br />

Differenzierung des H<strong>aus</strong>kults nicht nur für Campanien,<br />

sondern für ganz Italien verbindlich war,<br />

wissen wir nicht, da nur die Verhältnisse in den Vesuvstädten<br />

so gut dokumentiert sind 640<br />

. Aus den Koloniestädten<br />

nördlich der Alpen sind jedenfalls bisher keine<br />

<strong>Lararien</strong>malereien bekannt geworden 641<br />

; es ist also<br />

nicht klar, ob <strong>und</strong>, gegebenenfalls, auf welche Weise<br />

sich hier die Kult<strong>aus</strong>übung der Familie des H<strong>aus</strong>herrn<br />

von der der Sklaven unterschieden hat. Hingegen<br />

macht eine grosse Zahl von reichen Statuettenf<strong>und</strong>en<br />

wahrscheinlich, dass sich diese Form des häuslichen<br />

Kults in den Provinzen schnell durchgesetzt hat. Die<br />

Grafik Abb. 136 illustriert Zahl <strong>und</strong> Mengenverhältnis<br />

der in Italien <strong>und</strong> in den Provinzen belegten Larariumsinventare.<br />

In Augst kam in Insula 24 in claudisch-neronischen<br />

Schichten ein fragmentarisch erhaltenes Lararium <strong>aus</strong><br />

Kalkstein zum Vorschein, eines der wenigen in den<br />

Provinzen baulich nachgewiesenen Exemplare; es<br />

hatte die Form eines kleinen Antentempels <strong>und</strong> enthielt<br />

wohl auch das in der Nähe gef<strong>und</strong>ene Altärchen<br />

(vgl. oben mit Anm. 345) 642<br />

. Allerdings müssen sich<br />

bauliche Strukturen oder architektonische Überreste<br />

von <strong>Lararien</strong> nicht unbedingt nachweisen lassen, da<br />

Gallien/<br />

Germanien<br />

36 Inventare<br />

36%<br />

übriges Reich<br />

10 Inventare<br />

10%<br />

üriges Italien<br />

13 Inventare<br />

13%<br />

Abb. 136 Larariumsinventare im römischen Reich: geographische<br />

Verteilung.<br />

tümern aufbewahrt, so etwa ein Schreibfedernbehälter<br />

in der Casa degli Amorini dorati (GFV27) oder die<br />

Gerätschaften in einem H<strong>aus</strong> der Reg. V (GFV16).<br />

Allerdings lässt sich <strong>aus</strong> den wenigen in situ erhaltenen<br />

Bef<strong>und</strong>en nicht ableiten, für welche Art von Gegenständen<br />

dieser Aufbewahrungsort überhaupt in Frage<br />

kam.<br />

die Schreine wohl meist <strong>aus</strong> vergänglichem Material<br />

bestanden. Es ist damit zu rechnen, dass in Siedlungen<br />

der Provinzen so gut wie in solchen des Mutterlandes<br />

640 Zum H<strong>aus</strong>kult in Ostia vgl. J.Th. Bakker, Living and working<br />

with the gods. Studies of evidence for private religion and<br />

its material environment in the city of Ostia (100-500 AD).<br />

Dutch Monographs on Ancient History and Archaeology 12<br />

(Amsterdam 1994).<br />

641 Vgl. A. Barbet, Peintures murales en relation avec la fonction<br />

des pièces en Gaule. Bâtiments religieux, publics ou commerciaux,<br />

habitat privé. In: E. Moormann (Hrsg.), Functional and<br />

Spatial Analysis of Wall Painting. Proceedings of the Fifth<br />

International Congress on Ancient Wall Painting, Amsterdam,<br />

8-12 September 1992. Bulletin van de Vereeniging tot bevordering<br />

der kennis van de antieke beschaving te 's-Gravenhage,<br />

Suppl. 3 (Leiden 1993) 12-16. - Die wenigen Reste von<br />

Malerei mit sakralen Themen in Privathäusern in Gallien <strong>und</strong><br />

Germanien zeigen überwiegend grosse Figuren <strong>und</strong> finden<br />

sich in repräsentativen Räumen. Vgl. etwa M. <strong>und</strong> R. Sabié<br />

u.a., La maison à portiques du Clos de la Lombarde à<br />

Narbonne et sa décoration murale. Revue archéologique de<br />

Narbonnaise, Suppl. 16 (Paris 1987) bes. 335f.; R. Gogräfe, Die<br />

Wand- <strong>und</strong> Deckenmalerei der villa rustica «Am Silberberg»<br />

in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Berichte zur Archäologie an<br />

Mittelrhein <strong>und</strong> Mosel 4 (= Trierer Zeitschrift für Geschichte<br />

<strong>und</strong> Kunst des Trierer Landes <strong>und</strong> seiner Nachbargebiete,<br />

Beiheft 20) (Trier 1995) 181.188-190 Abb. 30.<br />

642 Im Rahmen seiner Untersuchung von Votiven in Altarform<br />

(Ara et aedicula. Zwei Gattungen von Votivdenkmälern in<br />

den germanischen Provinzen. BJb 190, 1990, 79-124 Abb.<br />

1-26) reiht P. Noelke auch die Augster Aedicula unter den als<br />

Weihgeschenk verwendeten Tempelchen ein (ebd. 98. 120<br />

Anm. 109); für beide Deutungen - als Weihgeschenk wie<br />

als Lararium - fehlen aber, zumindest in den germanischen<br />

Provinzen, vollständig erhaltene Parallelen. Die Tatsache, dass<br />

die Augster Aedicula <strong>aus</strong> einer Schicht des 1. Jh. stammt,<br />

während die Votiv-Aediculae <strong>aus</strong> den germanischen Provinzen<br />

in die zweite Hälfte des 2. <strong>und</strong> die erste Hälfte des<br />

3. Jh. gehören, spricht dagegen, sie dieser Kategorie zuzuordnen.<br />

Formal stehen ihr meines Erachtens hölzerne <strong>und</strong><br />

steinerne <strong>Lararien</strong> in Aediculaform <strong>aus</strong> den Vesuvstädten am<br />

nächsten (z.B. Boyce 1937,77 Nr. 371 Taf. 31; Orr 1978,1585f.<br />

Taf. 10). Dieselbe Form hatten auch Statuettenschreine in<br />

einem Tempel (vgl. Fishwick 1993 [wie Anm. 573]), doch<br />

spricht die F<strong>und</strong>stelle der Augster Aedicula in einem Wohn<strong>und</strong><br />

Handwerkerquartier für ihre Aufstellung in einem Privath<strong>aus</strong>;<br />

ein Weihgeschenk würde man eher im Bereich öffentlicher<br />

Bauten erwarten. - Zum Neuf<strong>und</strong> von Fragmenten<br />

eines steinernen Larariums in einem Wohnh<strong>aus</strong> in Xanten vgl.<br />

R. Peters, Ein steinernes Lararium von Insula 27. In: M. Zelle<br />

(Red.), Tatort CUT. Die Spur führt nach Xanten. Führer <strong>und</strong><br />

Schriften des Archäologischen Parks Xanten 17 (Köln 1995)<br />

94-98 Abb. 113. Ebenfalls <strong>aus</strong> Xanten stammt der Streuf<strong>und</strong><br />

eines Altärchens: St. Groeneveld, Die Ausstattung eines<br />

Larariums. Ebd. 103.105 Abb. 119. - Lararium in der Villa von<br />

Neuenahr-Ahrweiler: Gogräfe (wie Anm. 641) 220.

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