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Götter und Lararien aus Augusta Raurica

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Abb. 126 Statuette eines Mädchens <strong>aus</strong> Rom. M. 2 :3.<br />

16. Kubischer Sockel mit zwei überfallenden,<br />

verzierten Zonen <strong>aus</strong> Vilauba (Abb. 128) 592<br />

. H. 4,8 cm.<br />

Auf der Standfläche schräg angebrachter Schlitz<br />

(0,4-0,5 X 2,5 cm). Zugehörig offenbar Schwanzquaste<br />

<strong>und</strong> Huf einer Tierstatuette.<br />

Für die Deutung dieser interessanten Gruppe ist von<br />

dem verschollenen Genius <strong>aus</strong> Meyzieu (Nr. 7) <strong>aus</strong>zugehen,<br />

der auf einer beschrifteten Basis steht. Die<br />

16 cm hohe Statuette zeigt einen in der Tracht der<br />

Opferdiener dargestellten Jüngling 593<br />

; die Weihinschrift<br />

des Sockels bezeichnet ihn als den Korporationsoder<br />

Zunftgenius der Bronzegiesser (aerariorum) von<br />

Diara, oder, wenn zu aerarii ergänzt wird, als Ortsgenius<br />

<strong>und</strong> Schutzherrn über die Gemeindekasse<br />

der Leute von Diara, einem sonst nicht bekannten<br />

römischen Ort. In Verbindung mit dem unzweifelhaft<br />

als Münzeinwurf zu deutenden Schlitz <strong>und</strong> vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> der anderen entsprechend <strong>aus</strong>gestatteten<br />

Gottheiten, die für Glück <strong>und</strong> materielles Wohlergehen<br />

zuständig sind, ist eher die Ergänzung zu<br />

aerarii vorzuziehen 594<br />

. Die Statuette stand wahrscheinlich<br />

als private Weihung in einem lokalen Heiligtum.<br />

Ein grosser Teil der Statuetten auf Sockel mit Schlitz<br />

stellt Merkur dar, den für guten Handel <strong>und</strong> Gewinn<br />

besorgten Gott (Nr. 1-6). Besonders originell sind die<br />

beiden Versionen des sitzenden Merkur (Nr. 4 <strong>und</strong> 5);<br />

der Felssitz der Statuette <strong>aus</strong> Homburg-Schwarzenacker<br />

zeigt, dass der Geldschlitz nicht auf den ersten<br />

Blick sichtbar sein musste. Einen Zusammenhang mit<br />

Merkur könnte auch der Sockel Nr. 16 haben, falls er,<br />

wie vermutet, eine Widderstatuette (mit Amor?) trug;<br />

es wäre allerdings der einzige Fall einer Tierstatuette<br />

auf einem Sockel mit Schlitz.<br />

Glück <strong>und</strong> Wohlstand erhoffte man sich auch von<br />

Fortuna <strong>und</strong> von anderen mit ihr verwandten Göttinnen.<br />

Die drei Statuetten <strong>aus</strong> der Gallia Lugdunensis<br />

(Nr. 8-10) scheinen lokale Produkte zu sein. Anders als<br />

beim Merkur <strong>aus</strong> Schwarzenacker (Nr. 4) ist bei der<br />

grob modellierten, recht primitiven Fortunastatuette<br />

Nr. 8 der Geldschlitz mehr als augenfällig. An den<br />

sicher nicht unabhängig voneinander entstandenen<br />

Matres Nr. 9 <strong>und</strong> 10 fällt die winzige, durch die Früchte<br />

verdeckte Öffnung auf. Dass man sich nicht nur<br />

materielles Glück sichern wollte, belegen die beiden<br />

Statuetten der Venus (Nr. 12 <strong>und</strong> 13).<br />

592 J. Tremoleda i Trilla, P. Castanyer i Masoliver, A. Roure i<br />

Bonaventura, Vilauba: Estudi preliminar del larari de la vil.la.<br />

Cypsela 7,1989,59.62 Abb. 16. - Gegen die Ergänzung als ein<br />

in der Levade dargestelltes Pferd, wie sie die Ausgräber auf<br />

Gr<strong>und</strong> der Lötspuren vorschlagen (briefliche Mitteilung),<br />

sprechen meiner Meinung nach die Hufform, die wenig bewegte<br />

Schwanzquaste sowie die geringe Grösse des Sockels,<br />

die eher zu einem kleineren Tier, etwa einem Widder, passt;<br />

vgl. etwa die beiden Widder mit Eroten <strong>aus</strong> Kaiseraugst (S21)<br />

<strong>und</strong> Montorio (Anhang II GF94) (Kaufmann-Heinimann<br />

1987,312ff. Abb. 15-17).<br />

593 Vgl. formgleiche (?) Replik in Mantua: St. Maggi, Bronzetti<br />

del Museo di Mantova. Arte Lombarda 76/77,1986,22 Nr. 20<br />

Abb. 33-35. H. laut Katalog 14,8 cm (beim Nachmessen auf<br />

dem Foto eher ca. 16 cm).<br />

594 So schon O. Hirschfeld zu CIL XII2370; anders J. Monnier, die<br />

meint, mit der Ergänzung zu aerarii müsste die Statuette als<br />

einfache profane Sparbüchse gedeutet werden (vgl. auch<br />

unten mit Anm. 601) (J. Monnier, La Dent; site gallo-romain<br />

à Meyzieu [Rhône]. Découvertes archéologiques à Genas,<br />

Azieu et Décines-Charpieu. Collection du Centre d'études<br />

romaines et gallo-romaines, N. F. 8 [Lyon 1990] 301).

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