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Götter und Lararien aus Augusta Raurica

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Leider fehlen in Augst Bronzestatuetten, die als<br />

Votivgaben in den offenbar dem Kaiserkult geltenden<br />

Forumstempel 572<br />

geweiht wurden; denkbar wären etwa<br />

Kaiserbildnisse oder -Statuetten 573<br />

.<br />

Nur wenige figürliche Bronzen lassen sich als<br />

sichere Zeugnisse für orientalische Kulte in <strong>Augusta</strong><br />

<strong>Raurica</strong> anführen 574<br />

. Die Bronzen in altägyptischem,<br />

nicht hellenisiertem Typus 44,79 <strong>und</strong> 101 entfallen, da<br />

ihr F<strong>und</strong>ort vorgetäuscht ist. Von den Statuetten des<br />

Harpokrates (45 <strong>und</strong> S24) <strong>und</strong> eines Apisstiers (90)<br />

stammt nur S24 <strong>aus</strong> gesichertem Grabungszusammenhang;<br />

trotzdem wäre es an sich möglich, dass alle drei<br />

wohl <strong>aus</strong> Italien stammenden Figuren in antiker Zeit<br />

nach Augst gelangt sind <strong>und</strong> dort Anhängern des Isis-<br />

Kults gehörten, ohne dass deswegen ein ägyptischer<br />

Kult in der Stadt eingerichtet sein musste. Ebenfalls<br />

der persönlichen Vorliebe eines einzelnen lässt sich<br />

wohl die 1990 beim Theater (Region 2,A) gef<strong>und</strong>ene<br />

Votivhand für Iuppiter Dolichenus S369 zuschreiben.<br />

Zwei Tonkratere mit Schlangenauflage 575<br />

scheinen im<br />

Sabazios-Kult verwendet worden zu sein; auch hier ist<br />

höchstens mit einzelnen Kultanhängern zu rechnen.<br />

Als gesichert gelten kann die Verehrung des Mithras;<br />

sie ist durch eine oder zwei Inschriften, einige Fragmente<br />

von Schlangentöpfen 576<br />

sowie vielleicht ein<br />

Relief (mit unsicherem F<strong>und</strong>ort) bezeugt. Es ist möglich,<br />

dass die in flavischer Zeit in Augst stationierten<br />

Truppen den Kult mitbrachten.<br />

572 Falls die von P.-A. Schwarz (Anm. 238) vorgeschlagene Ergänzung<br />

der Inschrift stimmt, gehört der Tempel zu den recht<br />

zahlreichen der Roma <strong>und</strong> dem Augustus geweihten munizipalen<br />

(nicht provinzialen) Heiligtümern in den Provinzen des<br />

Westens; vgl. H. Hänlein-Schäfer, Veneratio Augusti. Eine<br />

Studie zu den Tempeln des ersten römischen Kaisers. Archaeologica<br />

39 (Rom 1985) 13-19 <strong>und</strong> passim; D. Fishwick, The<br />

Imperial Cult in the Latin West 1,1. EPRO 108, 1,1 (Leiden<br />

1987) 146; 1,2. EPRO 108,1,2 (Leiden 1987) 199. Zum Kaiserkult<br />

in <strong>Augusta</strong> <strong>Raurica</strong> vgl. M. A. Speidel, Goldene Lettern in<br />

Augst. Zu zwei frühen Zeugnissen der Kaiserverehrung <strong>und</strong><br />

des goldenen Zeitalters in der colonia <strong>Augusta</strong> <strong>Raurica</strong>. Zeitschrift<br />

für Papyrologie <strong>und</strong> Epigraphik 95,1993,182f. (z.T. ungenau);<br />

St. G. Schmid, Die Bauinschrift eines Bades <strong>und</strong> der<br />

Kaiserkult in Augst. In: Schwarz/Berger (in Vorbereitung a). -<br />

Es ist nach wie vor schwierig zu beurteilen, was als wirkliche<br />

Belege für den Kaiserkult in den westlichen Provinzen gelten<br />

kann; ein so guter Kenner der Materie wie D. Fishwick etwa<br />

führt überzeugende Beispiele dafür an, dass der zu <strong>Götter</strong>namen<br />

hinzugefügte Beiname Augustus in den Provinzen nur<br />

noch als konventionelle Formel ohne konkreten Bezug zum<br />

Kaiserkult verwendet wurde (Fishwick 1991, 446-454). In<br />

jedem Fall wird man für die Deutung einer Inschrift alle weiteren<br />

vorhandenen Faktoren mit berücksichtigen müssen;<br />

möglicherweise sollte die sorgfältige, mit Bronzebuchstaben<br />

eingelegte Weihinschrift für Aesculapius Augustus im Kultbezirk<br />

der Grienmatt wirklich als bewusste Loyalitätserklärung<br />

dem Kaiser gegenüber aufgefasst werden (Speidel<br />

a.0.185-188, der allerdings die Bedeutung von Bronzebuchstaben<br />

in Inschriften wohl etwas überbewertet).<br />

573 Vgl. D. Fishwick, Votive Offerings to the Emperor? Zeitschrift<br />

für Papyrologie <strong>und</strong> Epigraphik 80, 1990, 121-130; ders.,<br />

A Votive Aedicula at Narbo. Zeitschrift für Papyrologie <strong>und</strong><br />

Epigraphik 98,1993,238-242; als Beispiel erwähnt er etwa die<br />

beiden Bronzebüsten des Augustus <strong>und</strong> der Livia mit Votivinschrift<br />

<strong>aus</strong> Neuilly-le-Réal: a. 0.124f.; Fishwick 1991,535.545<br />

Taf. 99; K. de Kers<strong>aus</strong>on, Musée du Louvre. Catalogue des<br />

portraits romains 1 (Paris 1986) Nr. 41 f.<br />

574 Zu den Zeugnissen ägyptischer Religion vgl. A. Kaufmann-<br />

Heinimann, Ein bronzener Harpokrates <strong>aus</strong> Kaiseraugst.<br />

JbAK 10, 1989, 279-282, zu solchen anderer orientalischer<br />

Religionen Schmid 1991,65-67; Bossert-Radtke 1992,109-111.<br />

575 Schmid 1991, 67 Nr. 208f. Taf. 24 (vom zweiten Exemplar ist<br />

nur ein Fragment erhalten).<br />

576 Schmid 1991,65f. Nr. 210.212.213 Taf. 25.

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