08.02.2013 Aufrufe

Götter und Lararien aus Augusta Raurica

Götter und Lararien aus Augusta Raurica

Götter und Lararien aus Augusta Raurica

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Torso sind von der Göttin nur eine Bronzestatuette 560<br />

<strong>und</strong> ein Begleittier erhalten. Gerne wüsste man, ob die<br />

originelle beschriftete Ritzzeichnung der Diana mit<br />

Hirsch an einer Wand des palastartigen Gebäudes in<br />

Insula 41/47 dem H<strong>aus</strong>besitzer Jagdglück bringen<br />

sollte oder ob sie eher als mythologische Darstellung<br />

zu verstehen ist 561<br />

.<br />

Für Fortuna <strong>und</strong> Victoria fehlen lokale Weihinschriften,<br />

die mithelfen könnten, den Anteil einheimischer<br />

<strong>und</strong> nicht-einheimischer unter diesem Namen<br />

verehrter Göttinnen zu bestimmen. Gerade Victoria<br />

scheint trotz römischem Namen <strong>und</strong> Bildtypus häufig<br />

nichtrömische Vorstellungen verkörpert zu haben;<br />

das zeigen etliche mutmasslich einheimische Weihinschriften<br />

in der Germania Superior sowie die recht<br />

grosse Zahl von Victoriastatuetten in gallorömischen<br />

<strong>Lararien</strong> 562<br />

. Die vorzüglich modellierte, im einzelnen<br />

schwierig zu deutende Victoria 75 vereinigt wahrscheinlich<br />

gallorömische Elemente <strong>und</strong> solche des<br />

Kaiserkults in sich. Dem Kult der Wochentagsgötter,<br />

auf den mit der <strong>Götter</strong>büste im Clipeus angespielt sein<br />

könnte, begegnen wir noch im Räucherbecken 246 <strong>aus</strong><br />

dem Tempelbezirk in der Grienmatt.<br />

Die mit einer bis zwei Statuetten vertretenen<br />

Göttinnen Epona 563<br />

<strong>und</strong> Tutela hatten lokale Bedeutung;<br />

der Tutela oder Mater war das Heiligtum<br />

an der Flühweghalde (Region 13,D) geweiht.<br />

Der gallische dreihörnige Stier ist mit einer, vielleicht<br />

auch drei Statuetten vertreten 564<br />

. Seine Gleichsetzung<br />

mit der noch in der Kaiserzeit tiergestaltig<br />

dargestellten gallischen Gottheit Tarvos Trigaranus<br />

ist nicht aufrechtzuerhalten, da die entscheidenden<br />

ikonographischen Elemente der einzigen inschriftlich<br />

gesicherten Reliefdarstellung bei den Statuetten<br />

fehlen 565<br />

. Wie Hirsch <strong>und</strong> Eber ist auch der Stier recht<br />

häufig in gallorömischen Sakralhorten vertreten, ohne<br />

dass sich das Wesen dieser offenbar religiös wichtigen<br />

Tiere näher fassen liesse 566<br />

.<br />

Die recht grosse Zahl von Amorstatuetten rührt<br />

daher, dass sie grösstenteils nicht einzeln, sondern<br />

paarweise mit Venus zusammen als Gruppe aufgestellt<br />

waren oder als Leuchterknaben dienten. Statuetten<br />

der Venus sind nördlich der Alpen eher selten in <strong>Lararien</strong><br />

vertreten 567<br />

; sie werden aber oft, gleich wie die<br />

Eroten, dekorative Funktion gehabt haben, wie die<br />

Statuettengruppe <strong>aus</strong> Insula 18 (D3) nahelegt. Hinter<br />

bronzenen Venusstatuetten verbergen sich wohl kaum<br />

einheimische Vorstellungen 568<br />

; diese scheinen sich in<br />

den zahlreichen tönernen Darstellungen der Göttin zu<br />

konzentrieren 569<br />

.<br />

Ebenfalls in den Bereich italischer Bildtypen gehören<br />

die Statuetten <strong>aus</strong> dem bacchischen Kreis;<br />

sowohl in Larariumsinventaren als auch in Sakralhorten<br />

der Provinzen kommen sie selten vor. Unklar<br />

ist, ob der klassizistische Pan allenfalls mit dem<br />

einheimischen Silvanus gleichgesetzt wurde 570<br />

.<br />

Sicher römische Konzepte verkörpern die Laren<br />

<strong>und</strong> der private Genius, der formal mit dem Genius<br />

Augusti übereinstimmte; sie waren die zentralen<br />

Figuren des durch Augustus neu organisierten H<strong>aus</strong>kults<br />

(vgl. unten Teil IV, «Zusammensetzung von<br />

Statuettengruppen in <strong>Lararien</strong>»). Vermutlich kamen<br />

die ersten Laren- <strong>und</strong> Geniusstatuetten mit dem<br />

Militär in die Gegend nördlich der Alpen <strong>und</strong> legten<br />

so den Gr<strong>und</strong> für den Kult der H<strong>aus</strong>götter in den<br />

Provinzen. Noch ungeklärt ist, weshalb recht wenige<br />

unter den zahlreichen erhaltenen Laren- <strong>und</strong> Geniusstatuetten<br />

in geschlossenen F<strong>und</strong>en, insbesondere<br />

Larariumsinventaren, zum Vorschein gekommen<br />

sind 571<br />

. Aufgr<strong>und</strong> von Stil <strong>und</strong> Qualität zeigt sich, dass<br />

der überwiegende Teil der nördlich der Alpen gef<strong>und</strong>enen<br />

Laren <strong>aus</strong> mutterländischen Werkstätten<br />

des 1. Jahrh<strong>und</strong>erts stammt; der Hersteller des Laren<br />

S28 hat eine mutterländische Vorlage zum Teil unverstanden<br />

kopiert. Die beiden Kinderlaren S31 <strong>und</strong><br />

S32 folgen einem vielleicht in den Provinzen weiterentwickelten<br />

Typus.<br />

560 Der F<strong>und</strong>ort der Diana 66 ist nicht gesichert. Sie fällt, gleich<br />

wie eine Reihe von weiteren Augster Statuetten <strong>aus</strong> alten<br />

Sammlungen (3,11,25,29,48,50,58,87), durch eine flaue, verwaschene<br />

Oberfläche auf, wie sie oft neuzeitliche Nachgüsse<br />

aufweisen. Da sichere Kriterien zur Beurteilung fehlen, werden<br />

die genannten Objekte hier weiterhin als echt behandelt.<br />

561 Vgl. Drack/Fellmann 1988,224f. Abb. 107; M. Fuchs, Y. Dubois,<br />

Peintures et graffiti à la villa romaine de Contigny, L<strong>aus</strong>anne.<br />

JbSGUF 80,1997,183.<br />

562 Vgl. Leunissen 1985,193; <strong>aus</strong> Avenches etwa sind zwei Votivinschriften<br />

für dea Victoria belegt: Walser 1979/80 Nr. 78f.<br />

Vgl. auch unten mit Anm. 673.<br />

563 Das Bleirelief <strong>aus</strong> Kaiseraugst muss als Beleg wohl entfallen;<br />

in ihrer Monographie über Epona vermutet M. Euskirchen,<br />

dass nicht die Pferdegöttin, sondern Luna dargestellt war<br />

(Euskirchen 1993,816 Nr. 246).<br />

564 Zwar trägt nur S49 wirklich drei Hörner, doch liegen wohl<br />

auch den Statuetten 91 <strong>und</strong> 92 dieselben Vorstellungen zugr<strong>und</strong>e.<br />

565 Vgl. LIMC VII 848-850 (G. Bauchhenss).<br />

566 Vgl. etwa auch die Weihung einer Statuette des dreihörnigen<br />

Stiers <strong>aus</strong> Auxy: Lebel/Boucher, Autun Nr. 232; Fishwick 1991,<br />

445.<br />

567 Zu Venus in Nordostgallien vgl. Gschaid 1996,441-444.<br />

568 Mit Ausnahme vielleicht von 71; vgl. oben mit Anm. 80.<br />

569 Vgl. etwa Lange (wie Anm. 524) 60-66.<br />

570 Vgl. Katalog zu S367; die neueste Monographie über Pan<br />

(N. Marquardt, Pan in der hellenistischen <strong>und</strong> kaiserzeitlichen<br />

Plastik. Antiquitas Reihe 3, 33 [Bonn 1995]) geht nicht auf<br />

diese Frage ein. - Zu Silvanus vgl. Schwarz/Berger (in Vorbereitung<br />

b).<br />

571 Gut vertreten sind sie immerhin in den Plündererhorten <strong>aus</strong><br />

Bavay, Straubing <strong>und</strong> Weissenburg (Anhang II GF16, GF64<br />

<strong>und</strong> GF66), die offenbar Statuetten <strong>aus</strong> mehreren <strong>Lararien</strong><br />

enthalten.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!