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Götter und Lararien aus Augusta Raurica

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Einleitung<br />

Bis zur Mitte unseres Jahrh<strong>und</strong>erts fanden kaiserzeitliche<br />

Bronzestatuetten allenfalls als Abbilder verlorener<br />

griechischer Originale, nicht aber als Vertreter<br />

einer eigenständigen Kunstgattung Beachtung. Der<br />

Vergleich mit griechischen Vorlagen bewirkte denn<br />

auch, dass man sich nur für die qualitativ besten Objekte<br />

interessierte <strong>und</strong> die Masse der durchschnittlichen<br />

bis schlechten Erzeugnisse kaum zur Kenntnis<br />

nahm. Wenig beachtet wurde auch die Herkunft der<br />

Bronzen: die wichtigsten <strong>und</strong> lange Zeit einzigen<br />

Kataloge antiker Bronzen, die um die Jahrh<strong>und</strong>ertwende<br />

erschienen, galten den reichen Beständen grosser<br />

Museen wie Wien, Paris <strong>und</strong> London, Sammlungen<br />

also, die durch Schenkungen <strong>und</strong> Ankauf eine grosse<br />

Zahl von kaiserzeitlichen Bronzen ohne bekannten<br />

F<strong>und</strong>ort enthielten.<br />

Einen ersten Versuch, eine regional geschlossene<br />

Gruppe römischer Bronzestatuetten nach Herkunft zu<br />

gliedern <strong>und</strong> nach Stilkriterien ihrer Entstehungszeit<br />

zu beurteilen, unternahm Christoph Simonett 1932 am<br />

damals bekannten Schweizer Material 1<br />

. Gedruckt<br />

wurde allerdings nur der erste Teil seines Katalogs, der<br />

die sogenannten stadtrömischen Statuetten umfasst 2<br />

,<br />

d.h. «diejenigen Kunstwerke (...), die, ohne in Rom<br />

selbst entstanden sein zu müssen, ihrem Stil nach im<br />

ganzen Reich gef<strong>und</strong>en sein können» (Sp. 474); der<br />

ungedruckte Teil enthält je ein Kapitel über «Die<br />

Oberitalisch-Römischen Statuetten» (3 Objekte) <strong>und</strong><br />

«Die Gallo-Römischen Statuetten» (52 Objekte) 3<br />

.<br />

Dem nach F<strong>und</strong>orten gegliederten Katalog stellte er<br />

eine Stilgeschichte der 45 «stadtrömischen» Schweizer<br />

Bronzen voran 4<br />

, in der Meinung, «dass sich in der<br />

Kleinplastik, abgesehen von Provinziellem, die Entwicklung<br />

einheitlich <strong>und</strong> im allgemeinen gleichzeitig<br />

[wie in der Grossplastik] vollzog, selbst wenn die Werkstätten<br />

getrennt waren». Er fährt fort: «Man wird <strong>aus</strong><br />

der Häufigkeit <strong>und</strong> Qualität der Schweizer Statuetten<br />

italischen <strong>und</strong> vor allem Import <strong>aus</strong> den reichen<br />

Rhonestädten annehmen dürfen. Zudem ist es wahrscheinlich,<br />

dass sich Künstlerwerkstätten auch in der<br />

Schweiz selbst befanden.... Sind einmal die charakteristischen<br />

Zeichen eines zeitlich bedingten künstlerischen<br />

Wollens bestimmt, so wird man, oft nur auf<br />

Gr<strong>und</strong> kleiner Merkmale <strong>und</strong> Unterschiede, mit ziemlicher<br />

Wahrscheinlichkeit die grosse Masse figürlicher<br />

Kleinbronzen einordnen können.» 5<br />

Mit diesen Bemerkungen nennt Simonett indirekt<br />

zwei wesentliche Punkte, die auch heute nicht nur für<br />

die römischen Bronzen <strong>aus</strong> der Schweiz, sondern für<br />

alle kaiserzeitlichen Bronzen gelten: 1. Statuetten wurden<br />

zwar in allen zentralen Teilen des Imperiums hergestellt<br />

<strong>und</strong> an Ort <strong>und</strong> Stelle verwendet oder weiter<br />

verhandelt; es ist aber oft nicht möglich, einzelne<br />

Objekte einzelnen Produktionszentren zuzuweisen; 2.<br />

nur qualitativ hochstehende, klassizistische Bronzen<br />

lassen sich zeitlich einordnen.<br />

Nicht zuletzt, um mehr Klarheit über die Lokali­<br />

sierung von Bronzewerkstätten <strong>und</strong> deren Erzeugnisse<br />

zu erhalten, regte Heinz Menzel, damals Konservator<br />

am Römisch-Germanischen Zentralmuseum<br />

in Mainz, die Schaffung einer Reihe an, die sich die<br />

Vorlage vorerst aller im römischen Deutschland gef<strong>und</strong>enen<br />

figürlichen Bronzen <strong>und</strong> dann auch derjenigen<br />

der umliegenden Länder zum Ziel setzte. Er<br />

selbst machte 1960 den Anfang mit den Beständen des<br />

Museums von Speyer; später folgten Trier <strong>und</strong> Bonn.<br />

Auch in den Nachbarländern fing man mit der Vorlage<br />

des Materials an, teils in der Reihe des Römisch-Germanischen<br />

Zentralmuseums, teils in eigenen Publikationen<br />

6<br />

. Menzel war es auch, der vorschlug, das 1967<br />

ins Leben gerufene Kolloquium über römische Toreutik<br />

thematisch zu erweitern <strong>und</strong> auch die figürlichen<br />

Bronzen einzubeziehen, so dass mit den seit 1974 alle<br />

zwei Jahre stattfindenden Kolloquien ein weiteres<br />

Arbeitsinstrument geschaffen war 7<br />

.<br />

In Zusammenarbeit mit Heinz Menzel <strong>und</strong> unter<br />

der Leitung von Hans Jucker, dem damaligen Professor<br />

für Klassische Archäologie an der Universität<br />

Bern, wurde 1969 mit der Arbeit an den Katalogbänden<br />

der «Römischen Bronzen der Schweiz» begonnen.<br />

Annalis Leib<strong>und</strong>gut legte als Bände 2 <strong>und</strong> 3 der Reihe<br />

die Bestände von Avenches (1976) <strong>und</strong> der Westschweiz<br />

(1980) vor; in einem (leider ungedruckten)<br />

Auswertungsteil behandelte sie <strong>aus</strong>gewählte kunsthistorische<br />

Probleme der Westschweizer Bronzen 8<br />

.<br />

1 Ch. Simonett, Die römischen Bronzestatuetten der Schweiz.<br />

Diss. Basel 1932.<br />

2 Archäologischer Anzeiger 1939,474-542 Abb. 1-48.<br />

3 Wie schwierig es damals war, anhand des wenigen publizierten<br />

Vergleichsmaterials Römisches von Griechischem einerseits<br />

<strong>und</strong> von Nachantikem anderseits zu unterscheiden, zeigt sich<br />

etwa daran, dass Simonett den zu einem Lampenständer<br />

gehörenden frühkaiserzeitlichen Satyr <strong>aus</strong> Baden (Archäologischer<br />

Anzeiger 1939 Nr. 19 Abb. 20) als mögliches griechisches<br />

Original <strong>und</strong> die Renaissancebronze einer sitzende Paniskin<br />

in Fribourg (Nr. 16 Abb. 17; Leib<strong>und</strong>gut, Westschweiz<br />

Nr. 214 Taf. 194-196) als sicher römisch ansah.<br />

4 Simonett (wie Anm. 2) 11-32 (nur in den Separata, nicht im<br />

Archäologischen Anzeiger abgedruckt).<br />

5 ebd.l2f.<br />

6 Alle bis zu Beginn der achtziger Jahre erschienenen Bronzekataloge<br />

<strong>und</strong> weitere Literatur werden in Menzels umfassender<br />

Forschungsgeschichte der römischen Bronzen aufgeführt:<br />

H. Menzel, Römische Bronzestatuetten <strong>und</strong> verwandte Geräte:<br />

ein Beitrag zum Stand der Forschung. ANRW II 12,3 (Berlin/New<br />

York 1985) 127-169Taf. 1-25.- Die «Römischen Bronzen<br />

<strong>aus</strong> Deutschland» werden nicht als selbständige Reihe fortgesetzt,<br />

sondern sie sollen vermehrt im Rahmen von Zeitschriften<br />

publiziert werden.<br />

7 Menzel (wie Anm. 6) 138-140 (Kolloquien bis 1982); seit<br />

1984 haben weitere Kolloquien in Stara Zagora (1984), Wien<br />

(1986;s. Gschwantler/Bernhard-Walcher 1988), Freiburg (1988;<br />

s. Ronke 1994), Madrid (1990; s. Arce/Burkhalter 1993), Nijmegen<br />

(1992; s. Mols u.a. 1995) <strong>und</strong> Cambridge, Mass. (1996;<br />

Akten in Vorbereitung) stattgef<strong>und</strong>en.<br />

8 Leib<strong>und</strong>gut, Avenches; Westschweiz; 1978. Band 4, der die<br />

Bronzen <strong>aus</strong> der Nordwest-, der Zentral-, der Ost- <strong>und</strong> der Südschweiz<br />

enthält, ist noch in Arbeit (Leib<strong>und</strong>gut [in Vorbereitung]).

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