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Götter und Lararien aus Augusta Raurica

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Ein erst in Ansätzen untersuchtes Problem betrifft das<br />

Verhältnis von Bronzestatuetten zu figürlichen Terrakotten<br />

524<br />

, <strong>und</strong> zwar sowohl mengenmässig wie auch<br />

hinsichtlich ihrer Bedeutung. Leider lassen sich für das<br />

Augster Material nur Vermutungen über das tatsächliche<br />

Mengenverhältnis beider Gattungen anstellen,<br />

doch es scheint sich ein deutliches Übergewicht der<br />

Bronzen abzuzeichnen 525<br />

. Zudem kommen Bronzen<br />

<strong>und</strong> Terrakotten zwar in den gleichen Quartieren, nicht<br />

aber in denselben F<strong>und</strong>komplexen vor. Dabei fällt auf,<br />

dass nur selten mehrere Terrakotten zusammen gef<strong>und</strong>en<br />

worden sind; es fehlen Ensembles, die analog<br />

zu den Bronzen eindeutig als Larariumsinventare<br />

gedeutet werden können 526<br />

.<br />

Im Unterschied zu den campanischen Bef<strong>und</strong>en<br />

(s. unten Teil IV) schliesslich sind nicht nur in Augst,<br />

sondern anscheinend generell in Gallien vorläufig keine<br />

Larariumsinventare belegt, die Statuetten <strong>aus</strong> Bronze<br />

wie <strong>aus</strong> Ton enthalten 527<br />

. Es ist schwer zu entscheiden,<br />

Statuetten <strong>und</strong> Tongefässe sowie weiteres Zubehör<br />

D. Schmid hat wahrscheinlich gemacht, dass in Augst<br />

in das Umfeld des H<strong>aus</strong>kults auch Schlangentöpfe<br />

gehören, das heisst 30-40 cm hohe tonnen- oder<br />

flaschenförmige Gefässe mit aufgelegten widderköpfigen<br />

Schlangen, wie sie von spättiberischer Zeit<br />

bis um die Mitte des 2. Jahrh<strong>und</strong>erts nachgewiesen<br />

524 Bemerkungen dazu etwa bei G. M. E. C. Van Boekel, Roman<br />

Terracotta Figurines and Masks from the Netherlands<br />

(Groningen 1987) 902-905; H. Lange, Römische Terrakotten<br />

<strong>aus</strong> Salzburg. Ausstellungskat. Salzburg 1990, 21-26. Für die<br />

römische Schweiz s. zusammenfassend Martin-Kilcher 1988.<br />

525 Die bis vor r<strong>und</strong> dreissig Jahren praktizierte Art der F<strong>und</strong><strong>aus</strong>lese<br />

in Augst führte dazu, dass vor 1970 kleine Fragmente<br />

von Tonstatuetten weggeworfen wurden, während man figürliche<br />

Bronzen auch in fragmentiertem Zustand aufbewahrte.<br />

Repräsentativ vergleichen lässt sich etwa die Anzahl inventarisierter<br />

Bronzen <strong>und</strong> Terrakotten im Zeitraum von<br />

1970-1979; wenn wir von den mutmasslich im H<strong>aus</strong>kult verwendeten<br />

Objekten <strong>aus</strong>gehen (d.h. die in Gräbern gef<strong>und</strong>enen<br />

Terrakotten weglassen), so stehen 26 Bronzestatuetten<br />

<strong>und</strong> -fragmenten 17 entsprechende Terrakottaobjekte gegenüber<br />

(davon sind 8 bei v. Gonzenbach 1986, 19-23 verzeichnet;<br />

vgl. oben Anm. 164). Dabei ist zu berücksichtigen,<br />

dass die ursprünglich vorhandene Menge an Bronzen sicher<br />

noch grösser war, da die erhaltenen Exemplare nur zufällig<br />

dem Prozess des Wiedereinschmelzens entgangen sind,<br />

während Terrakotten in fragmentiertem Zustand im Boden erhalten<br />

geblieben sind.<br />

526 Damit sei nicht bestritten, dass <strong>Lararien</strong> mit Tonfiguren<br />

existierten, nur lassen sie sich vorläufig in situ schlecht nachweisen<br />

(vgl. auch Anm. 669). Die von v. Gonzenbach 1995,38f.<br />

genannten Gruppen halten einer Überprüfung nur zum Teil<br />

ob nur moderne Erhaltungsbedingungen dafür verantwortlich<br />

sind, indem Terrakottafragmenten nicht die<br />

gleiche Aufmerksamkeit wie den wertvolleren Bronzen<br />

geschenkt wurde (vgl. auch Anm. 525), oder ob dieses<br />

Bild einer antiken Realität entspricht. Kaum <strong>aus</strong>schlaggebend<br />

sind die oft postulierten unterschiedlich<br />

stark romanisierten Abnehmerkreise. V. v. Gonzenbach<br />

hat überzeugend nachgewiesen, dass das frühe mittelgallische<br />

Terrakotta-Repertoire, wie das der Bronzen,<br />

auf italische Typen zurückgeht <strong>und</strong> nicht etwa einer<br />

mutmasslichen gallorömischen Volksreligion entspricht;<br />

die Verwendung beider Arten von Figuren setzt also<br />

einen vergleichbaren Grad der Romanisierung vor<strong>aus</strong><br />

528<br />

. Allenfalls können soziale bzw. wirtschaftliche<br />

Gesichtspunkte bei der Zusammensetzung von <strong>Lararien</strong><br />

mitgespielt haben: wer es sich leisten konnte, der<br />

kaufte sich <strong>Götter</strong>figuren <strong>aus</strong> Bronze <strong>und</strong> nicht solche<br />

<strong>aus</strong> Terrakotta oder Holz 529<br />

.<br />

sind 530<br />

. Vergleicht man die Verbreitung der mutmasslich<br />

vor dem späteren 2. Jahrh<strong>und</strong>ert geschaffenen<br />

<strong>Götter</strong>statuetten mit derjenigen der Schlangentöpfe<br />

der Gruppe A, so ergibt sich ein weitgehend verwandtes<br />

Bild (Abb. 109): in vielen Fällen finden sich<br />

Statuetten <strong>und</strong> Schlangentöpfe in denselben Insulae,<br />

stand. Die F<strong>und</strong>stelle einer Venusterrakotta in Insula 24 liegt<br />

weit entfernt von der des Steinaltärchens (vgl. oben Anm. 345).<br />

Zwei der drei <strong>aus</strong> Insula 30 erwähnten Terrakotten lagen im<br />

Strassengraben im Osten, die dritte fand sich am Südrand<br />

der Insula. Einzig die drei Tonbüsten in Insula 31 wurden nahe<br />

beieinander gef<strong>und</strong>en, doch sie müssen nicht zwingend <strong>aus</strong><br />

einem Lararium stammen.<br />

527 Vgl. auch oben Anm. 311. Anders v. Gonzenbach 1995,38 (auf<br />

Augst bezogen). 421 (allgemein).<br />

528 v. Gonzenbach 1995,309-318.384-386.<br />

529 Das erklärt allerdings nicht, welchen Stellenwert diejenigen<br />

Statuettentypen hatten, die nicht in beiden Materialgruppen<br />

vorhanden sind, so etwa die tönernen Tierfiguren (vgl.<br />

v. Gonzenbach 1995, 417). - Es ist bemerkenswert, dass im<br />

Sepulkralbereich diese sozialen Unterschiede offenbar keine<br />

Rolle spielten; in unserer Gegend jedenfalls wurden auch in<br />

reichen Bestattungen nur Terrakotten, keine Bronzefiguren<br />

als Beigaben mitgegeben. Gräber mit Terrakotten in der<br />

römischen Schweiz: v. Gonzenbach 1986 passim <strong>und</strong> Liste<br />

S. 84; Grabbau mit Terrakotten <strong>aus</strong> Wolpertswende-<br />

Mochenwangen (Baden-Württemberg, D): Ph. Filtzinger,<br />

D. Planck, B. Cämmerer, Die Römer in Baden-Württemberg<br />

[Stuttgart 1986 3<br />

] 623f. Vgl. auch v. Gonzenbach 1995,417f.<br />

530 Schmid 1991,62-68 bes. 67f. - Für Diskussionen <strong>und</strong> Hinweise<br />

danke ich Debora Schmid, Augst.

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