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Götter und Lararien aus Augusta Raurica

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Der topographische Überblick hat gezeigt, in welchen<br />

Bereichen der Koloniestadt sich bronzene <strong>Götter</strong>statuetten<br />

erhalten haben. Da es überwiegend Wohn-,<br />

Handwerker- <strong>und</strong> Gewerbebereiche sowie Tabernen<br />

<strong>und</strong> Läden sind, gehörten die Statuetten offenbar<br />

mehrheitlich in den Rahmen des privaten, nicht des<br />

Zusammensetzung von Larariumsinventaren<br />

Wie geschlossene F<strong>und</strong>e zeigen (vgl. unten Teil IV),<br />

gehörten zum Inventar eines H<strong>aus</strong>heiligtums nicht<br />

nur in Italien, sondern auch in den Provinzen kleinformatige<br />

<strong>Götter</strong>figuren, Beleuchtungsgerät <strong>und</strong> Gefässe.<br />

Im Unterschied zu öffentlichen Heiligtümern<br />

waren H<strong>aus</strong>heiligtümer eine Einrichtung, die die einheimische<br />

Bevölkerung in Gallien <strong>und</strong> Germanien erst<br />

durch die römischen Kolonisatoren kennenlernte 520<br />

.<br />

Sie lassen sich als Gradmesser der Romanisierung ansehen,<br />

indem sie nur von denjenigen Bevölkerungsschichten<br />

eingerichtet wurden, die mit ihrer religiösen<br />

Bedeutung vertraut waren. Gerne wüsste man, von<br />

wann an in einer Koloniestadt wie Augst <strong>Lararien</strong> zur<br />

üblichen Ausstattung eines Wohnh<strong>aus</strong>es zählten.<br />

Ausgehend von den Terrakotten, die wie die figürlichen<br />

Bronzen grösstenteils im Bereich der Wohn<strong>und</strong><br />

Handwerkerquartiere gef<strong>und</strong>en wurden, nimmt<br />

V. v. Gonzenbach an, dass in Augst bis in flavische Zeit<br />

nur Armeeangehörige <strong>Lararien</strong> kannten <strong>und</strong> somit<br />

öffentlichen oder staatlichen Kults (vgl. unten mit<br />

Anm. 628). Deshalb geht es hier vorerst um Larariumsinventare<br />

in <strong>Augusta</strong> <strong>Raurica</strong>; ein zweiter Teil befasst<br />

sich mit den <strong>Götter</strong>statuetten <strong>und</strong> ihrem Verhältnis zu<br />

anderen in der Stadt überlieferten Kultzeugnissen 519<br />

.<br />

Bedarf an (bronzenen <strong>und</strong>) tönernen <strong>Götter</strong>figuren<br />

hatten 521<br />

. Das mag tendenziell stimmen, doch unterschätzt<br />

sie meiner Meinung nach die Rolle der zivilen<br />

Verwaltung <strong>und</strong> den Einfluss, den ihre Lebensweise<br />

<strong>und</strong> die der angesiedelten Veteranen auf die einheimische<br />

Bevölkerung haben müssten. Schon in<br />

augusteisch-tiberischer Zeit waren beträchtliche<br />

Mengen an Importgütern in der jungen Koloniestadt<br />

vorhanden, an denen sicher auch die Ansässigen<br />

Anteil hatten 522<br />

, <strong>und</strong> wahrscheinlich schlugen sich bald<br />

nicht nur die materiellen, sondern auch die religiösen<br />

Neuerungen zumindest vereinzelt in sichtbaren Einrichtungen<br />

<strong>und</strong> Objekten nieder, auch wenn sich der<br />

Assimilationsprozess gerade in religiösen Belangen<br />

wohl über längere Zeit hinzog. Es ist beispielsweise<br />

nicht anzunehmen, dass das vielleicht um die Mitte<br />

des 1. Jahrh<strong>und</strong>erts in Insula 5 eingerichtete Lararium<br />

(s. oben Exkurs I), das schwerlich in militärischen<br />

Zusammenhang gehört, das einzige seiner Art war 523<br />

.<br />

519 In diesem Kapitel stehen Eigenheiten der Augster Statuetten<br />

<strong>und</strong> ihres F<strong>und</strong>platzes im Vordergr<strong>und</strong>; da weiter unten (Teil<br />

IV) ähnliche Fragen im grösseren Überblick behandelt werden,<br />

ist es nicht zu vermeiden, dass hier stellenweise Ergebnisse<br />

dieses Teils vorweggenommen werden.<br />

520 Bisher ist keine latènezeitliche Vorgängersiedlung von Augst<br />

bekannt; auch die gallorömischen Vierecktempel auf dem<br />

Schönbühl reichen nicht bis in diese Zeit zurück (vgl. Stehlin<br />

1994,701; Trunk 1991,170; Furger 1994,29-31 ).<br />

521 v. Gonzenbach 1995,13-21.<br />

522 Glas: Rütti 1991, 145f.; Amphoren: Martin-Kilcher 1994,<br />

561-565; vgl. allg. Furger 1994,30f.<br />

523 Äussere Anhaltspunkte für die Datierung fehlen zwar, doch<br />

würde das Lararium wohl auch jüngere Objekte enthalten,<br />

wenn es erst viel später eingerichtet worden wäre. - Auch<br />

Monumente wie das skulpturengeschmückte Grabmal auf der<br />

Flur «En Chaplix» in Avenches zeigen, dass - zumindest in<br />

der Westschweiz - schon in tiberischer Zeit neue Bildthemen<br />

<strong>und</strong> architektonische Formen augenfällig präsent waren<br />

(D. Castella, L. Flutsch, Sanctuaires et monuments funéraires<br />

à Avenches-en Chaplix. AS 13,1990,2-30 bes. 14-16 Abb. 16).

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