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Götter und Lararien aus Augusta Raurica

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Trotz den in den Vorbemerkungen zur Stadtgeschichte<br />

genannten Faktoren, die Aussagen über das erhaltene<br />

F<strong>und</strong>material <strong>und</strong> seine topographische Verteilung beeinträchtigen<br />

oder verunmöglichen, hat die Untersu­<br />

Vertikale Verteilung<br />

Die teilweise über drei Meter hoch erhaltenen römischen<br />

Schichten der Koloniestadt sind während der<br />

r<strong>und</strong> dreih<strong>und</strong>ert Jahre langen Siedlungsdauer nicht<br />

gleichmässig gewachsen. Am meisten Ablagerungen<br />

haben sich während der Holzbau- <strong>und</strong> der frühen<br />

Steinbauphasen im 1. <strong>und</strong> im frühen 2. Jahrh<strong>und</strong>ert ergeben,<br />

während <strong>aus</strong> dem späteren 2. <strong>und</strong> dem frühen<br />

3. Jahrh<strong>und</strong>ert - immerhin der Blütezeit der Stadt - nur<br />

wenige Schichten <strong>und</strong> F<strong>und</strong>e erhalten sind; eine markante<br />

Zunahme ist dann wieder im weiteren Verlauf<br />

des 3. Jahrh<strong>und</strong>erts zu beobachten 500<br />

. Je nach Objektgattung<br />

sind nun während der drei Jahrh<strong>und</strong>erte ganz<br />

unterschiedliche Mengen von F<strong>und</strong>en abgelagert worden.<br />

Besonders gross sind die Unterschiede etwa bei<br />

Amphoren <strong>und</strong> Bronzen. Das Verhältnis der Gesamtmenge<br />

von katalogisierten Objekten zu den <strong>aus</strong> datierten<br />

F<strong>und</strong>komplexen stammenden liegt bei den<br />

Bronzen zwar etwas ungünstiger als bei den Amphoren,<br />

ist aber nicht gr<strong>und</strong>sätzlich verschieden 501<br />

; völlig<br />

anders ist jedoch die zeitliche Verteilung der durch<br />

Mitf<strong>und</strong>e datierten Objekte. Im 1. Jahrh<strong>und</strong>ert sind<br />

r<strong>und</strong> zwei Drittel der Amphorenfragmente in den<br />

Boden gekommen, an Bronzen dagegen nur r<strong>und</strong> ein<br />

Viertel; dafür entfallen auf das 2. <strong>und</strong> 3. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

<strong>und</strong> spätere Zeit nur ein Viertel bis ein Drittel aller<br />

Amphorenscherben, während r<strong>und</strong> 40% der Bronzen<br />

in Schichten des 2./3. <strong>und</strong> des 3. Jahrh<strong>und</strong>erts gelangt<br />

sind <strong>und</strong> weitere 20% in spätrömischen Schichten oder<br />

in Pianieschichten mit vermischtem Material lagen 502<br />

.<br />

Nimmt man als weitere Gattung das Glas hinzu, so entspricht<br />

das dort festgestellte Bild 503<br />

jedenfalls eher<br />

dem der Amphoren als dem der Bronzen. Diese Unterschiede<br />

beruhen kaum primär auf Schwankungen in<br />

der Menge von Importgütern 504<br />

, sondern haben mit<br />

den verschiedenen Eigenschaften der drei Gattungen<br />

zu tun <strong>und</strong> mit der unterschiedlichen Art, wie mit den<br />

Objekten <strong>aus</strong> den drei Materialien umgegangen<br />

wurde. Amphoren <strong>und</strong> Gläser waren stark typisierte<br />

<strong>und</strong> raschem Formenwandel unterworfene Gebrauchsgegenstände,<br />

die, unbrauchbar geworden, bald<br />

ersetzt wurden, während man Bronzen als Wertobjekte<br />

zum Teil sehr lange aufbewahrte.<br />

Zur besseren Übersicht sind in der Tabelle Abb. 108<br />

diejenigen figürlichen Bronzen zusammengestellt,<br />

chung einige Ergebnisse gebracht, <strong>und</strong> zwar mehr positive<br />

auf der vertikalen, zeitlichen Achse, mehr negative<br />

auf der horizontalen, die Siedlungsfläche betreffenden<br />

Achse.<br />

deren Vergrabungszeit (zur Definition vgl. unten<br />

Vorbemerkungen zu Anhang II) durch Bef<strong>und</strong>- oder<br />

F<strong>und</strong>komplexdatierung annähernd bekannt ist; zusätzlich<br />

wird, wo dies möglich ist, ihre mutmassliche<br />

Herstellungszeit angegeben. Nicht einbezogen sind<br />

also Statuetten wie der im 1. Jahrh<strong>und</strong>ert wohl in<br />

Campanien gefertigte Lar S27, über dessen Vergrabungszeit<br />

sich nichts <strong>aus</strong>sagen lässt, wohl aber etwa<br />

die Venusstatuette 71 <strong>aus</strong> einem F<strong>und</strong>komplex des<br />

1. Jahrh<strong>und</strong>erts, die sich als Einzelobjekt nicht näher<br />

datieren lässt. Die mutmassliche Herstellungszeit<br />

gründet sich auf stilistische <strong>und</strong> typologische Kriterien;<br />

je nach Qualität <strong>und</strong> Typisierung eines Objekts<br />

wird eine enge oder nur eine recht weite Datierung<br />

vorgeschlagen. Nach wie vor schwierig ist die Datierung<br />

von qualitativ nicht erstrangigen Statuetten,<br />

für die nur beschränkt stilistische Kriterien herangezogen<br />

werden können (vgl. oben Teil I, «Datierung<br />

von Statuetten»).<br />

Frühe Kaiserzeit<br />

Die F<strong>und</strong>stellen der 24 Bronzeobjekte <strong>aus</strong> F<strong>und</strong>komplexen<br />

augusteischer bis neronischer Zeit liegen zwar<br />

alle im Bereich der frühen Siedlungsspuren, das heisst<br />

in den zentralen <strong>und</strong> südlichen Insulae der Oberstadt<br />

500 Vgl. Martin-Kilcher 1987, 21f.; Rütti 1991, 19f. Für die F<strong>und</strong>armut<br />

ist wohl vor allem die veränderte Bauweise verantwortlich:<br />

auf harten Mörtelböden gehen weniger Objekte verloren<br />

als auf Böden <strong>aus</strong> Holz <strong>und</strong> gestampftem Lehm; zudem<br />

mag im 2. Jh. eine organisierte Kehrichtabfuhr existiert haben<br />

(Martin-Kilcher ebd.).<br />

501 5728 katalogisierte Amphoren <strong>aus</strong> 3488 F<strong>und</strong>komplexen<br />

(Martin-Kilcher 1994, 456) gegenüber 458 Bronzen <strong>aus</strong> 205<br />

F<strong>und</strong>komplexen.<br />

502 Martin-Kilcher 1994, 464 Abb. 207. - Bronzen: 1. Jh. 25,2%,<br />

1./2. <strong>und</strong> 2. Jh. 13,7% bzw. 12,8% (= Menge der Objekte bzw.<br />

F<strong>und</strong>komplexe), 273. <strong>und</strong> 3. Jh. 38,5% bzw. 29,5%, 3./4. <strong>und</strong><br />

4. Jh. 3,0% bzw. 2,6%, 1.-4. Jh. <strong>und</strong> später 19,7% bzw. 16,7%<br />

(Gr<strong>und</strong>lage Tabelle Abb. 108).<br />

503 Rütti 1991,19f.Tab. 1-3 Abb. 3.<br />

504 Sowohl Glas wie Amphoren wurden zum grössten Teil importiert<br />

(vgl. Rütti 1991,145-149; Martin-Kilcher 1994,342-344),<br />

während bei den Bronzen der Anteil an regional hergestellten<br />

Objekten sicher grösser ist.

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