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Götter und Lararien aus Augusta Raurica

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Geleitwort<br />

Die vorliegende Monographie ergänzt die beiden<br />

Katalogbände «Die Römischen Bronzen der Schweiz»<br />

von 1977 <strong>und</strong> 1994 (Kaufmann-Heinimann 1977 <strong>und</strong><br />

1994) in idealer Weise um die so lohnende Auswertung<br />

<strong>und</strong> Synthese des umfangreichen Materials.<br />

Annemarie Kaufmann-Heinimann hatte ihre Absicht<br />

bereits in ihrem Vorwort zum Band V des schweizerischen<br />

Bronze-Corpus in der ihr eigenen Bescheidenheit<br />

angekündigt, dass sie «in einer separaten<br />

Untersuchung ... anhand dieses reichen Materials auf<br />

einige Aspekte römischer Kleinbronzen <strong>aus</strong> einer<br />

Provinzstadt nördlich der Alpen» näher eingehen<br />

würde.<br />

Es ist A. Kaufmann-Heinimann gelungen, praktisch<br />

alle wichtigen Aspekte - alles, was eine wissenschaftliche<br />

Auswertung des Augster Gesamtbestandes als<br />

sinnvoll <strong>und</strong> lohnend erschienen liess - erschöpfend<br />

<strong>aus</strong>zuleuchten. So beginnt sie im ersten Teil mit einer<br />

<strong>aus</strong>führlichen Darlegung der Herstellungstechnik <strong>und</strong><br />

Überlegungen zu Werkstattfragen <strong>aus</strong>gewählter figürlicher<br />

Bronzen, die <strong>aus</strong> ihrer jahrelanger Forschungs<strong>und</strong><br />

Sucharbeit erwachsen sind. Bereits hier führt ihre<br />

breite Kenntnis des Materials zu vielen Ergebnissen<br />

bezüglich «Provinzialstilen», Werkstattgleichheit oder<br />

technischen Duplikationsverfahren der Bronzegiesser.<br />

Besonders beeindruckt hat mich die von Annemarie<br />

Kaufmann-Heinimann am Schluss des ersten Teils<br />

her<strong>aus</strong>gearbeitete <strong>und</strong> mit Nachdruck <strong>aus</strong>geführte<br />

Tatsache, dass wir uns bei der stilistischen Datierung<br />

figürlicher Bronzen nicht allein von den «Axiomen»<br />

der Reinheit <strong>und</strong> Eleganz der Frühzeit <strong>und</strong> den Zerfallserscheinungen<br />

der Spätzeit leiten lassen dürfen.<br />

Ich empfehle allen Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen ein<br />

spezielles Augenmerk auf die in Abbildung 26 gezeigten,<br />

sicher vor 70 n.Chr. datierten Statuetten: Es ist<br />

kaum zu glauben, dass solche unproportionierten,<br />

plumpen <strong>und</strong> schlecht gefertigten Kleinbronzen nicht<br />

erst - wie man dies gerne annehmen möchte - <strong>aus</strong> dem<br />

3. oder 4. Jahrh<strong>und</strong>ert stammen; sie sind gleichzeitig<br />

mit den so bew<strong>und</strong>erten Spitzenstücken der frühen<br />

Kaiserzeit entstanden <strong>und</strong> lassen schon für jene Epoche<br />

auf sehr unterschiedlich begabte Modelleure bzw.<br />

auf ein beachtliches Qualitäts- <strong>und</strong> Preisspektrum<br />

schliessen.<br />

Der zweite Teil stellt sämtliche F<strong>und</strong>e figürlicher<br />

Bronzen <strong>aus</strong> Augst <strong>und</strong> Kaiseraugst in einen städtetopographischen<br />

<strong>und</strong> chronologischen Zusammenhang.<br />

Aus Gründen der Übersichtlichkeit haben wir<br />

uns dazu entschlossen, hier alle Objekte mit bekanntem<br />

F<strong>und</strong>ort in einheitlich kleinen Fotos nochmals<br />

abzubilden. Ausser Pompeji ist keine römische Stadt so<br />

weitflächig <strong>und</strong> durch alle Schichten hindurch erforscht<br />

wie <strong>Augusta</strong> <strong>Raurica</strong>. Die einzigartige Dokumentationsdichte<br />

<strong>und</strong> der Umstand, dass von allen<br />

Augster <strong>und</strong> Kaiseraugster Grabungen der letzten<br />

60 Jahre die Dokumentationen <strong>und</strong> stratifizierten Mit­<br />

f<strong>und</strong>e noch vorhanden <strong>und</strong> greifbar sind, machen jede<br />

Auswertung innerhalb des Stadtperimeters zu einem<br />

interessanten Unterfangen. Die Detailkartierungen in<br />

den Räumen, Insulen <strong>und</strong> Quartieren sowie die Gesamtverbreitung<br />

im Stadtareal werden daher <strong>aus</strong>führlich<br />

kommentiert.<br />

Im dritten Teil wird eine Bilanz über sämtliche<br />

<strong>Götter</strong>statuetten <strong>aus</strong> dem Stadtgebiet <strong>und</strong> die damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Kulte gezogen. In diesem Zusammenhang<br />

ist ein spezifisches Charakteristikum des F<strong>und</strong>platzes<br />

Augst von Bedeutung: Unsere römische Koloniestadt<br />

ist recht arm an Inschriftf<strong>und</strong>en, B<strong>aus</strong>chmuck,<br />

Mosaiken oder Grossplastik. Um so erstaunlicher ist<br />

der Reichtum an figürlichen Bronzen, die zwischen<br />

1977 <strong>und</strong> 1994 über die Hälfte der gesamtschweizerischen<br />

Neuf<strong>und</strong>e <strong>aus</strong>machten. Selbstverständlich<br />

werden in dieser Bilanz nicht nur die zahlreichen<br />

bronzenen <strong>Götter</strong>figuren, sondern auch die bekanntgewordene<br />

R<strong>und</strong>plastik <strong>und</strong> die epigraphischen Zeugnisse<br />

einbezogen. Ein Schwerpunkt liegt jedoch beim<br />

H<strong>aus</strong>kult, der durch die systematische Zusammenstellung<br />

aller Larariumsinventare <strong>aus</strong> Augst <strong>und</strong> Kaiseraugst<br />

konkret fassbar wird. Was sich da in einer Provinzstadt<br />

in den verschiedenen Privath<strong>aus</strong>halten vereint<br />

vorfindet, zeugt von einer grossen Vielfalt <strong>und</strong><br />

Individualität der einstigen Besitzer. Oft unterscheiden<br />

sich diese Ensembles in ihrer eigenwilligen Zusammensetzung<br />

von den bekannten mediterranen<br />

H<strong>aus</strong>heiligtümern mit Genius, Larenpaar usw. Besonders<br />

frei war man jedoch in den öffentlichen Heiligtümern<br />

in den Provinzen, wo die heterogensten Sakralhorte<br />

zum Vorschein kamen.<br />

Eine Kaiseraugster Statuettenbasis mit Opferschlitz<br />

für Geldstücke ist Ausgangsobjekt für einen Exkurs<br />

(Exkurs II), in welchem die Autorin alle ihr bekanntgewordenen<br />

<strong>Götter</strong>bilder mit Vorrichtungen für Münzopfer<br />

zusammenstellt. Auch dies führt zu neuen <strong>und</strong><br />

überraschenden Erkenntnissen (Vielzahl konstruktiver<br />

Lösungen, Schwerpunkt solcher Larariums-<br />

Opferstöcke in Gallien usw.).<br />

Im vierten <strong>und</strong> letzten Teil bezieht Annemarie Kaufmann-Heinimann<br />

die Statuettengruppen <strong>aus</strong>serhalb<br />

von <strong>Augusta</strong> <strong>Raurica</strong> in ihre Untersuchung mit ein.<br />

Hier dürfen wir von den im wahrsten Sinne grenzenlosen<br />

Detailkenntnissen der Autorin <strong>und</strong> ihrer jahrelangen<br />

Suche profitieren: R<strong>und</strong> 120 geschlossene<br />

F<strong>und</strong>e mit Statuetten zwischen Britannien <strong>und</strong> Persien<br />

konnte sie <strong>aus</strong>findig machen <strong>und</strong> deren Bef<strong>und</strong>situationen<br />

<strong>und</strong> höchst interessanten Zusammensetzungen<br />

miteinander vergleichen. Viele Fachkolleginnen <strong>und</strong><br />

-kollegen sowie Museen <strong>und</strong> Institute haben in verdankenswerter<br />

Weise der Autorin geholfen, die in<br />

diesem Band vorgelegte Text- <strong>und</strong> Bilddokumentation<br />

zusammenzustellen. Die Gesamtschau auf das<br />

ganze Imperiumsgebiet bestätigt <strong>und</strong> vertieft den<br />

Eindruck, den auch die Augster <strong>und</strong> Kaiseraugster Statuetten-Ensembles<br />

vermitteln: An allen Orten <strong>und</strong> zu

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