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Götter und Lararien aus Augusta Raurica

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Im Strassengraben vor der Westseite des Maceilums<br />

lag eine steinerne Basis mit Votivinschrift für Apollo<br />

Augustus 373<br />

; wahrscheinlich war sie mit der zugehörigen<br />

Bronze(?)statuette ursprünglich in einem der<br />

Tempelbezirke aufgestellt <strong>und</strong> wurde während der<br />

kriegerischen Auseinandersetzungen nach 273 n. Chr.<br />

ohne die wegen ihres Materialwerts begehrte Statuette<br />

weggeworfen 374<br />

.<br />

Leider lassen sich nur die wenigsten der zahlreichen<br />

figürlichen Bronzen, die auf dem Areal der<br />

drei Giessereien gef<strong>und</strong>en wurden, eindeutig mit den<br />

Werkstätten verbinden. Der Schalengriff S378 lag zusammen<br />

mit fragmentierten Schmelztiegeln, Bronzefragmenten<br />

<strong>und</strong> -schlacken in einer in der westlichen<br />

Giesserei wiederverwendeten Ölamphore 375<br />

; er war<br />

wohl zum Wiedereinschmelzen bestimmt. Von den<br />

F<strong>und</strong>en <strong>aus</strong> H<strong>aus</strong> 4 stammt der Fehlguss eines Pferdekopfs<br />

S92 sicher <strong>aus</strong> dem Bereich der dort tätigen<br />

Giesserei; der Löwe 220 könnte auch durch einen zeitlich<br />

nicht bestimmbaren Brand angeschmolzen sein.<br />

Vom inhaltlichen Zusammenhang her möchte man die<br />

möglicherweise <strong>aus</strong> Oberitalien stammende Statuette<br />

des Vulkan 43 (vgl. oben mit Anm. 157-159) am<br />

ehesten dem in der Werkstatt oder in der darüberliegenden<br />

Wohnung des Giessers eingerichteten Lararium<br />

zuweisen, auch wenn sich sonst kaum je Vulkanstatuetten<br />

in <strong>Lararien</strong> erhalten haben (vgl. Abb. 139).<br />

Für ein Lararium im Wohnbereich oder im Peristyl<br />

sprechen die kaum in einer Werkstatt aufgehängten<br />

tönernen Oscilla, die grösstenteils im gleichen F<strong>und</strong>komplex<br />

wie der Vulkan lagen 376<br />

. Im gleichen H<strong>aus</strong>heiligtum<br />

stand vielleicht auch die jetzt verlorene Merkurstatuette,<br />

zu der die Schildkröte 66 gehörte. Auf<br />

einen gehobenen H<strong>aus</strong>halt weisen der reich verzierte<br />

Schlüssel 217 <strong>und</strong> die gut gearbeitete, wohl an einem<br />

Möbel befestigte Lunabüste 67.<br />

In H<strong>aus</strong> 5 fehlen Halbfabrikate oder Fehlgüsse<br />

figürlicher Bronzen, die <strong>aus</strong> der Giesserei stammen<br />

könnten. Der hockende Silen 56, der Scharnierdeckel<br />

einer Kanne S280, die Siegelkapsel S242 (<strong>aus</strong> H<strong>aus</strong> 4)<br />

<strong>und</strong> der Messergriff 234 lassen sich <strong>aus</strong> stratigraphischen<br />

bzw. typologischen Gründen dem 1. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

zuweisen. Nicht bekannt ist, zu welcher Art<br />

von Möbel oder Wagen Aufsätze wie der Silen 56 oder<br />

der Philosoph 82 gehörten 377<br />

, <strong>und</strong> auch nicht, ob allenfalls<br />

mit einer lokalen Fabrikation zu rechnen ist. Im<br />

gleichen H<strong>aus</strong> wurden drei tönerne Clipeusbüsten<br />

des Merkur, des Sol (?) <strong>und</strong> einer weiteren Gottheit<br />

(?) gef<strong>und</strong>en 378<br />

Aus dem Bereich der West- <strong>und</strong> der Nord-Porticus<br />

stammen der Stier 91 sowie der Negerknabe 83, der<br />

wohl <strong>aus</strong> dem östlichen Mittelmeergebiet importiert<br />

wurde 379<br />

; sie standen ursprünglich vermutlich in<br />

H<strong>aus</strong>heiligtümern. Das Fingerfragment S132 gehörte<br />

zu einer unterlebensgrossen Statue, die nicht an Ort<br />

<strong>und</strong> Stelle aufgestellt gewesen sein muss.<br />

Insula 32 s. oben Thermen;<br />

Insula 33 s. unten nach Ins. 36<br />

S106Axt<br />

Inv.: 1977.8502<br />

Länge: 5,4 cm<br />

F<strong>und</strong>jahr: 1977<br />

F<strong>und</strong>stelle: Ins. 34<br />

F<strong>und</strong>komplex: A09844<br />

FK-Datierung: 10-70 (guter,<br />

typologisch geschlossener FK)<br />

S144 Applike mit Amorbüste<br />

Inv.: 1977.13335<br />

Dm.: 5,5 cm<br />

F<strong>und</strong>jahr: 1977<br />

F<strong>und</strong>stelle: Ins. 34<br />

F<strong>und</strong>komplex: A09838<br />

FK-Datierung: 25-75 (keine<br />

Angaben zur Datierungsgüte)<br />

Objektdatierung: 1. Jh.<br />

S175 Hockender (Gerätfuss)<br />

Inv.: 1977.14718<br />

Höhe: 9,1 cm<br />

F<strong>und</strong>jahr: 1977<br />

F<strong>und</strong>stelle: Ins. 34<br />

F<strong>und</strong>komplex: B00804<br />

FK-Datierung: 125-175 (keine<br />

Angaben zur Datierungsgüte)<br />

Objektdatierung: 2. Jh.<br />

373 R. Steiger in: Steiger u.a. (wie Anm. 366) 231 Nr. 7 Abb. 27.<br />

100a. 104.105; Schwarz/Berger (in Vorbereitung b).<br />

374 Möglich wäre auch eine Aufstellung an einem Platz oder in<br />

einem öffentlichen Gebäude (vgl. für Venetien <strong>und</strong> Istrien<br />

Alföldy [wie Anm. 277] 44f.). Auch ein kleines Heiligtum von<br />

Handwerkern oder Gewerbetreibenden in der Nähe ihres<br />

Arbeitsplatzes wäre denkbar (vgl. dazu E. Schraudolph,<br />

Römische <strong>Götter</strong>weihungen mit Reliefschmuck <strong>aus</strong> Italien.<br />

Archäologie <strong>und</strong> Geschichte 2 [Heidelberg 1993] 43f.).<br />

375 Tomasevic-Buck 1984b, 13 Abb. 4.5; Martin-Kilcher 1987,177.<br />

280 Nr. 1685 Taf. 85.<br />

376 Vgl. R. Laur-Belart, Jber. RMA 1963, llf. Nr. 6-9 Abb. 8-11.<br />

Zu Oscilla allg. vgl. I. Corswandt, Oscilla, Untersuchungen zu<br />

einer römischen Reliefgattung. Diss. Berlin 1982; Neudecker<br />

1988,51.<br />

377 Der Typus des Silens ist unterdessen in etlichen Exemplaren<br />

bekannt (vgl. Katalog zu S308); es fragt sich, ob nicht auch der<br />

sitzende Philosoph trotz der verschiedenen Art der Verankerung<br />

<strong>aus</strong> dem gleichen Zusammenhang stammen könnte. Es<br />

ist recht heikel, Bronzen dieser Qualitätsstufe zu datieren (vgl.<br />

oben Teil I, «Datierung von Statuetten»); ohne die zeitlichen<br />

Anhaltspunkte des F<strong>und</strong>komplexes hätte man den Silen kaum<br />

in so frühe Zeit gesetzt, <strong>und</strong> entsprechend liesse sich auch für<br />

den qualitativ <strong>und</strong> stilistisch einigermassen vergleichbaren<br />

Philosophen eine frühere Datierung vertreten.<br />

378 v. Gonzenbach 1986,20 Nr. 35-37 Taf. 86; v. Gonzenbach 1995,<br />

39 (Deutung als Werkvorlagen erwogen).<br />

379 Auch von der Metallzusammensetzung her fällt er <strong>aus</strong> dem<br />

Rahmen; vgl. Kaufmann-Heinimann/Liebel 1994,231 Nr. 6.

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