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<strong>KRONES</strong> magazin Ausgabe 1/2012<br />
Ketchup | Olivenöl | PET-Lightweighting | Zweistrom-Füller | Vietnam<br />
<strong>KRONES</strong><br />
magazin<br />
<strong>KRONES</strong><br />
magazin<br />
Ausgabe 1 /2012<br />
Vietnam-Special | Erster Zweistrom-Füller für Premium-Säfte<br />
Innovative Ketchup-Abfüllung | Kalt gepresst: Olivenöl-Abfüllung<br />
VK66805
Titelfoto: Manfred Dick-Kreuzer<br />
Inhalt<br />
6<br />
3 Editorial<br />
6 Vietnam Special<br />
18 Die Brauerei im Fels<br />
Sabeco baut Aktivitäten weiter aus<br />
26 Carlsberg und Habeco<br />
erschlie ßen den Süden<br />
Neubau auf der grünen Wiese<br />
34 Wasser vom Weltmarktführer<br />
Erstmals setzen La Vie und Nestlé Waters<br />
eine Komplettlinie von Krones zur<br />
Abfüllung von stillem Wasser ein<br />
40 Softdrink-Welt im Umbruch<br />
Coca-Cola Beverages Vietnam installierte<br />
erste PET-Hotfill-Anlage mit Krones<br />
Prozesstechnik<br />
46 An Erfolg muss man glauben<br />
Tan Hiep Phat Group (THP) gibt PET-Asept<br />
Anlagen in Auftrag<br />
Seite 55: Little Creatures<br />
expandiert an der Ostküste<br />
Australiens.<br />
18 40<br />
54<br />
magazin 1.2012 | 4<br />
Facts & Figures<br />
54 Wachstumsmarkt Malaysia<br />
55 Erste Komplettlinie bei der Lao Brewery<br />
55 Little Creatures braut Spezialitätenbiere<br />
56 China Resources Breweries installiert<br />
schnellste Dosenlinie<br />
56 Zwei weitere Dosenlinien für Red Bull<br />
in China<br />
58 Tibet Tiandi Green errichtet neue<br />
Dosenlinie<br />
58 Neue Anlagen bei Nongfu Spring<br />
60 Ferrarelle modernisiert<br />
60 Weltweit erste EvoLite Verpackungsmaschine<br />
bei Fonti Pineta<br />
61 Neu: Fonti Minerali Alta Valle Po’<br />
62 Delta Beverages stockt weiter auf<br />
62 FlexWave Technologie erhält Deutschen<br />
Verpackungspreis<br />
Praxis<br />
46<br />
64 Qualität und Charakter<br />
H. J. Heinz realisiert in Polen innovative<br />
Abfüll- und Verpackungslösung<br />
72 Doppelblock<br />
Beim türkischen Softdrink-Unternehmen<br />
Oğuz Gida laufen zwei Blocks rund um<br />
die Uhr
56<br />
82 Ressourcenschonung<br />
MEG setzt 26,8 Gramm leichten 1,5-Liter-<br />
PET-Behälter für CSD ein<br />
86 Kalt gepresst<br />
U.A.C. Lakonia füllt natives Olivenöl mit<br />
Kosme Abfüllanlage und Dosenfüller ab<br />
Technologie<br />
92 Technologie kompakt<br />
Blasmaschine für den niedrigen<br />
Leistungsbereich<br />
Neuer Kosme Füller-Etikettiermaschinen-<br />
Block<br />
Lavatec E2: Klassische Reinigungsmaschine<br />
für den Mittelstand<br />
Direktdruckverfahren: Grenzenlose<br />
Designmöglichkeiten<br />
94 Die ganze Frucht im Getränk<br />
96 Komplettes System zur Herstellung und<br />
Abfüllung hochwertiger Premium-Säfte<br />
98 Einstrom-Verfahren<br />
102 Zweistrom-Verfahren –<br />
getrennte Produktströme und<br />
Heißabfüllung mit Vordosage<br />
108 Analyse physikalischer Parameter<br />
von Getränken<br />
Ihre Bedeutung für die Prozesstechnik –<br />
Teil 1: Viskosität<br />
72<br />
64 86<br />
82<br />
112 Stillstandszeiten um fünf Prozent<br />
gesenkt<br />
Water Partners Mexico profitiert von LCS<br />
Anlagenüberholung<br />
114 Pilotierung der Filtration mit TFS<br />
Auslegungsparameter einer Industrieanlage<br />
individuell ermitteln<br />
116 Leerflascheninspektion aus dem<br />
Baukasten<br />
Neue Linatronic 735<br />
119 Publikumsmagnet<br />
Next Generation Contiform 3<br />
120 Krones PET-Recycling<br />
Wassereinsparung durch spezielles<br />
Verfahren<br />
122 Die letzte Seite<br />
Vorschau Ausgabe 2/12,<br />
Bestellung Krones magazin,<br />
Messevorschau, Impressum<br />
magazin 1.2012 | 5 inhalt |<br />
94
Vietnam<br />
magazin 1.2012 | 7<br />
special vietnam |
Vietnam hat mit Deutschland viel gemein. Mit rund 90 Millionen Einwohnern hat<br />
Vietnam zwar eine etwas größere Bevölkerung als die Bundesrepublik, aber es ist etwa<br />
genauso groß. Beide Länder wurden jahrzehntelang geteilt in einen kommunistisch/<br />
sozialistischen und einen demokratischen Staat, Vietnam in Nord und Süd, Deutschland<br />
in Ost und West, wenn auch die Ursachen und die nachfolgende Entwicklung ganz<br />
andere waren.<br />
Von 1964 bis 1975 wütete der Vietnamkrieg,<br />
oder wie er in Vietnam genannt wird, der<br />
„Amerikanische Krieg“. Nach dem Rückzug<br />
der Amerikaner eroberte das kommunistische<br />
Nordvietnam schnell den Süden. In der Folge<br />
wurden alle Betriebe verstaatlicht. In den 1990er<br />
Jahren überzeugte Vietnam erstmals wieder<br />
durchgängig mit annähernd zweistelligen Wachstumsraten.<br />
Vorausgegangen war eine schrittweise<br />
betriebene Erneuerungspolitik, die 1986 als „Doi<br />
Moi“ von der Partei eingeführt wurde, ein Übergangsprozess<br />
von einer Planwirtschaft zu einer<br />
Marktwirtschaft mit sozialistischer Orientierung,<br />
eine Kombination des Kommunismus und Kapitalismus,<br />
wie sie noch heute besteht.<br />
Diese Öffnung führte zu bemerkenswerten<br />
wirtschaftlichen Erfolgen und einer deutlichen<br />
Erhöhung des Exports sowie der ausländischen<br />
Direktinvestitionen – verbunden mit starken<br />
Wachstumszielen. 2006 traten ein neues Unternehmens-<br />
und ein neues Investitionsgesetz in<br />
Kraft, welches das Investitionsklima verbesserte<br />
und zum Bürokratie-Abbau beitrug. Ein ganz<br />
wichtiger Schritt war die Aufnahme in die Welthandelsorganisation<br />
WTO im Jahr 2007, was die<br />
Attraktivität Vietnams für ausländische Investoren<br />
weiter erhöhte. Die globale Finanzkrise traf dann<br />
Vietnam aber hart. Derzeit ist die Regierung eher<br />
magazin 1.2012 | 8<br />
damit beschäftigt, die sehr hohe Inflationsrate einzudämmen,<br />
als das Wirtschaftswachstum weiter<br />
anzuheizen.<br />
Landwirtschaftlich geprägt<br />
Die Vietnamesen gelten zudem als die Deutschen<br />
Asiens – was ihren Fleiß und ihren Arbeitseifer<br />
anbelangt. Nur so war es ihnen möglich, sich<br />
aus einem zerbombten und verbrannten Land<br />
in wenigen Jahren an die Weltspitze der Reis-<br />
Exporteure zu arbeiten. Immer noch sind zwei<br />
Drittel der Vietnamesen in der Landwirtschaft<br />
tätig. Vietnam ist der weltweit größte Produzent<br />
von schwarzem Pfeffer, der zweitgrößte Hersteller<br />
von Kaffee, von Reis und Cashewnüssen sowie die<br />
Nummer vier bei Kautschuk. Allerdings trägt die<br />
Landwirtschaft lediglich ein Fünftel zum Bruttoinlandsprodukt<br />
bei, jeweils zwei Fünftel kommen<br />
aus Dienst leistung (speziell Tourismus) und Handel<br />
sowie aus Industrie und Handwerk, in denen<br />
wesentlich weniger Menschen beschäftigt sind.<br />
Diese landwirtschaftlich geprägte Struktur ist auch<br />
die Ursache dafür, dass Vietnam immer noch zu<br />
den ärmsten Ländern der Welt gehört, mit einem<br />
durchschnittlichen jährlichen Pro-Kopf-Einkommen<br />
von rund 600 Euro. Langsam, aber sicher entsteht<br />
jedoch so etwas wie eine Mittelschicht.<br />
Reis und Tee sind und<br />
bleiben die Basis der<br />
Ernährung in Vietnam.
magazin 1.2012 | 9<br />
Vietnam hat noch etwas Mystisches.<br />
special vietnam |
Die landwirtschaftlich<br />
geprägte Struktur ist die<br />
Ursache, dass Vietnam immer<br />
noch zu den ärmsten Ländern<br />
der Welt gehört.<br />
magazin 1.2012 | 10
Nach einem Jahrhundert voller Kriege und Besatzungen<br />
hat sich Vietnam bald zu einer der<br />
offensten Volkswirtschaften der Welt entwickelt.<br />
Seine Wachstumsraten sind vergleichbar mit<br />
denen in China und Indien, wenn auch die Infrastruktur<br />
noch nachhinkt. Beispielsweise gibt<br />
es nur eine Verbindungsstraße und eine Bahnlinie<br />
aus der Kolonialzeit zwischen den Ballungszentren<br />
Hanoi und Saigon. Die Städte sind mit<br />
unzähligen Mopeds und Motorrollern verstopft.<br />
Stromausfälle beeinträchtigen immer wieder die<br />
Arbeit in den Fabriken, das Telekommunikationsnetz<br />
ist noch ausbaubedürftig.<br />
Der Biermarkt wird internationaler<br />
23,8 Millionen Hektoliter Bier wurden laut vietnamesischem<br />
Industrie- und Handelsministerium<br />
2010 produziert, knapp 20 Prozent mehr<br />
als 2009. Schon 2009 war Vietnam der zweitgrößte<br />
Biermarkt Südostasiens nach Kambodscha. Für<br />
2011 werden 27 bis 28 Millionen Hektoliter prognostiziert.<br />
Bis 2015 erwartet das vietnamesische<br />
Industrie- und Handelsministerium einen Nach-<br />
Quelle: Euromonitor<br />
Bier<br />
(Gesamtabsatz)<br />
4.000<br />
3.000<br />
2.000<br />
1.000<br />
0<br />
in Millionen Liter<br />
2.591<br />
2011<br />
3.540<br />
2015<br />
durchschnittliches<br />
jährliches Wachstum<br />
2011 bis 2015:<br />
8,1 Prozent<br />
Pro-Kopf-Verbrauch 2011:<br />
28,8 Liter<br />
magazin 1.2012 | 11<br />
fragezuwachs auf 40 Millionen Hektoliter, 2025<br />
sogar auf 60 Millionen Hektoliter.<br />
Sabeco hielt 2010 gemäß der Vietnam Beer, Alcohol<br />
and Beverage Association rund 35 Prozent<br />
und Habeco gut 20 Prozent Marktanteil. Sabeco<br />
als Marktführer stellte 2010 annähernd elf Millionen<br />
Hektoliter her – über 20 Prozent mehr als im<br />
Vorjahr, Habeco sechs Millionen Hektoliter – über<br />
30 Prozent mehr als im Vorjahr, Heineken brachte<br />
es auf schätzungsweise vier Millionen Hektoliter<br />
und Tiger Bier auf rund drei Millionen Hektoliter.<br />
Immer mehr internationale Marken zeigen<br />
Flagge. Budweiser, Sapporo, San Miguel, SABMiller,<br />
Kronenbourg, Scottish & Newcastle, Foster’s<br />
und Bitburger sind auf dem Markt. Sapporo baut<br />
sogar eine eigene Braustätte im Umfeld von Ho<br />
Chi Minh City, die 2012 mit Krones Technologie<br />
in Betrieb geht. Derzeit sind nach Angaben<br />
des Verbands rund 350 Brauereien in Vietnam<br />
tätig. Die größten 20 davon verfügen über eine<br />
Kapazität von mehr als 200.000 Hektoliter pro<br />
Jahr, mehr als 260 Braustätten brauen weniger<br />
als 10.000 Hektoliter pro Jahr.<br />
Spirituosen<br />
(Gesamtabsatz)<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
in Millionen Liter<br />
33,3<br />
2011<br />
44,7<br />
2015<br />
durchschnittliches<br />
jährliches Wachstum<br />
2011 bis 2015:<br />
7,6 Prozent<br />
Pro-Kopf-Verbrauch 2011:<br />
0,4 Liter<br />
Wein<br />
(Gesamtabsatz)<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
in Millionen Liter<br />
31,3<br />
2011<br />
38,6<br />
2015<br />
durchschnittliches<br />
jährliches Wachstum<br />
2011 bis 2015:<br />
5,4 Prozent<br />
Pro-Kopf-Verbrauch 2011:<br />
0,3 Liter<br />
special vietnam |
Langfristiges Wachstumspotential<br />
Der Konsum von alkoholfreien Erfrischungsgetränken<br />
in Vietnam wird begünstigt durch das<br />
heiße Klima. Aber der Variantenreichtum ist noch<br />
nicht so ausgeprägt wie in anderen Ländern. Traditionell<br />
ist die vietnamesische Getränkekultur noch<br />
von der französischen Kolonialzeit beeinflusst, der<br />
Großteil des Konsums findet in Straßencafés statt.<br />
Trotz des lärmenden und hektischen Verkehrs<br />
sind diese Plätze kleine Fluchten und Treffpunkte<br />
zum Relaxen und Chillen. Selbstgebrühter Eistee,<br />
Chrysanthementee oder vietnamesischer Kaffee<br />
sind hier die beliebtesten Getränke am Morgen<br />
und am Nachmittag. Frischgepresste Fruchtsäfte,<br />
Kräutertees, Kokosnussmilch oder ausgepresstes<br />
Zuckerrohr werden von fahrenden Händlern angeboten.<br />
Bei abgefüllten Getränken dominieren Fertigtees<br />
und Wasser noch vor Softdrinks. Wenngleich<br />
Quelle: Euromonitor<br />
Milchmischgetränke<br />
(Gesamtabsatz)<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
in Millionen Liter<br />
88,6<br />
2011<br />
114,0<br />
2015<br />
durchschnittliches<br />
jährliches Wachstum<br />
2011 bis 2015:<br />
6,5 Prozent<br />
Pro-Kopf-Verbrauch 2011:<br />
1,0 Liter<br />
Milch<br />
(Gesamtabsatz)<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
in Millionen Liter<br />
291,3<br />
2011<br />
369,3<br />
2015<br />
durchschnittliches<br />
jährliches Wachstum<br />
2011 bis 2015:<br />
6,1 Prozent<br />
Pro-Kopf-Verbrauch 2011:<br />
3,2 Liter<br />
magazin 1.2012 | 12<br />
deren Konsum noch in den Kinderschuhen steckt,<br />
besteht langfristig ein hohes Wachstumspotential.<br />
Nach Informationen von Euromonitor liegt beispielsweise<br />
das zu erwartende durchschnittliche<br />
jährliche Wachstum in den Jahren 2011 bis 2015<br />
für Fertigtees bei 19 Prozent, für Wasser und<br />
Fruchtsäfte bei 16 Prozent sowie für Fertigkaffee<br />
bei 14 Prozent und Energy-Drinks bei vier<br />
Prozent. Ganz unterschiedlich präsentieren sich<br />
die derzeitigen absoluten Konsumzahlen. Ganz<br />
vorne liegen Fertigtees mit einem Verbrauch von<br />
821 Millionen Litern in 2011, gefolgt von Wasser<br />
mit 551 Millionen Litern, Softdrinks mit 254<br />
Millionen Litern, Fruchtsäften mit 72 Millionen<br />
Litern und Energy-Drinks mit 52 Millionen<br />
Litern. Diesen Zahlen entsprechen Pro-Kopf-<br />
Verbräuche von 9,1 Litern Fertigtees, 6,1 Litern<br />
Wasser, 2,8 Litern Softdrinks, 0,8 Litern Fruchtsäfte<br />
und 0,6 Litern Energy-Drinks. In weiten<br />
Teilen also noch marginal. Das vietnamesische<br />
Fruchtsäfte<br />
(Gesamtabsatz)<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
in Millionen Liter<br />
71,7<br />
2011<br />
129,6<br />
2015<br />
durchschnittliches<br />
jährliches Wachstum<br />
2011 bis 2015:<br />
16,0 Prozent<br />
Pro-Kopf-Verbrauch 2011:<br />
0,8 Liter
Jeweils zwei Fünftel des Bruttoinlandsprodukts<br />
kommen aus<br />
Dienstleistung (speziell Tourismus)<br />
und Handel sowie aus Industrie<br />
und Handwerk.<br />
magazin 1.2012 | 13<br />
special vietnam |
magazin 1.2012 | 14<br />
Reisende, die fremden<br />
Küchen gegenüber<br />
aufgeschlossen sind,<br />
befinden sich in Vietnam<br />
in einem kulinarischen<br />
Paradies.
Industrie- und Handelsministerium hegt derweil<br />
große Pläne. Bis 2015 soll gemäß Masterplan der<br />
Konsum von abgefüllten alkoholfreien Getränken<br />
auf vier Milliarden Liter, bis 2025 gar auf elf Milliarden<br />
Liter ansteigen. Dafür werden zumindest<br />
die Kapazitäten ausgelegt, die Produktion und<br />
Abfüllung modernisiert und die Sicherheits- und<br />
Hygiene-Maßnahmen angepasst.<br />
Die Rahmendaten sprechen für dieses schnelle<br />
Wachstum: Vietnam ist ein junges Land. 70 Prozent<br />
der Vietnamesen sind unter 30 Jahre alt, etwa<br />
50 Prozent unter 20. Jährlich drängen rund eine<br />
Million Menschen neu auf den Arbeitsmarkt. Bis<br />
2015 soll die Bevölkerungszahl auf 100 Millionen<br />
Einwohner wachsen.<br />
Bambusstange<br />
Vietnam wird auch als „Bambusstange mit zwei<br />
Reisschalen“ beschrieben: Im Norden und Süden<br />
liegen zwei fruchtbare, Reis liefernde Flussdeltas,<br />
im Norden das Delta des Roten Flusses rund um<br />
die Hauptstadt Hanoi, im Süden die dicht besiedelte<br />
Schwemmland-Ebene des Mekong-Deltas,<br />
Quelle: Euromonitor<br />
Softdrinks<br />
(Gesamtabsatz)<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
in Millionen Liter<br />
254,0 251,4<br />
2011<br />
durchschnittliches<br />
jährliches Wachstum<br />
2011 bis 2015:<br />
– 0,3 Prozent<br />
2015<br />
Pro-Kopf-Verbrauch 2011:<br />
2,8 Liter<br />
Energy Drinks<br />
(Gesamtabsatz)<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
in Millionen Liter<br />
51,9<br />
2011<br />
60,4<br />
2015<br />
durchschnittliches<br />
jährliches Wachstum<br />
2011 bis 2015:<br />
3,8 Prozent<br />
Pro-Kopf-Verbrauch 2011:<br />
0,6 Liter<br />
magazin 1.2012 | 15<br />
an deren nordöstlichem Rand die Millionenstadt<br />
Ho Chi Minh City (bis 1976 Saigon) liegt. Während<br />
letztere eine der schnellstwachsenden Boomstädte<br />
der Welt ist, hat Hanoi das Image, ruhiger<br />
und eleganter zu sein, und ist in wirtschaftlichen<br />
Belangen gegenüber der südlichen Metropole eher<br />
im Hintertreffen. Dazwischen erstreckt sich als<br />
Verbindung ein schmales, eher karges, von Wald<br />
und Gebirge geprägtes Gebiet. Insgesamt ist Vietnam<br />
zu drei Vierteln von Bergen und Hochebenen<br />
überzogen. Entlang der gesamten Küste findet<br />
man touristisch teils unerschlossene Strände.<br />
„Was man fangen kann, kann man essen.“<br />
Vietnamesen können sich stundenlang über das<br />
Thema Essen unterhalten und sich darüber auseinandersetzen,<br />
wie diese oder jene Speise ihrer<br />
Meinung nach „richtig“ zubereitet wird, welches<br />
Rezept das bessere sei. Reisende, die fremder<br />
Küche gegenüber aufgeschlossen sind, befinden<br />
sich in Vietnam in einem kulinarischen Paradies.<br />
Es dominieren Hummer, Krabben, Fisch oder<br />
diverse Nudelsuppen, selbstverständlich alles<br />
Wasser<br />
(Gesamtabsatz)<br />
1.000<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
in Millionen Liter<br />
550,6<br />
2011<br />
999,4<br />
2015<br />
durchschnittliches<br />
jährliches Wachstum<br />
2011 bis 2015:<br />
16,1 Prozent<br />
Pro-Kopf-Verbrauch 2011:<br />
6,1 Liter<br />
special vietnam |
Die Städte sind mit<br />
unzähligen Mopeds und<br />
Motorrollern verstopft.<br />
magazin 1.2012 | 16
frisch. Viele kleine und kleinste Restaurants bieten<br />
schmackhafte, frisch zubereitete Speisen an,<br />
getreu der Küchenphilosophie „Was man fangen<br />
kann, kann man essen.“ Das Vergnügen ist außerdem<br />
noch sehr preiswert.<br />
Die vietnamesische Küche ist bekömmlich und<br />
basiert auf Reis und Nudeln. Hierzu gibt es viele<br />
Variationen aus Gemüse, Fleisch, Huhn, Fisch und<br />
Meeresfrüchten. Speziell vietnamesische Zutaten<br />
sind Zitronengras, Koriander, Minze, Limone,<br />
Chili und Kokosmilch. Das wichtigste Würzmittel<br />
in der vietnamesischen Küche ist die Fischsoße.<br />
Man gewinnt sie, indem Fisch, genauer Tintenfisch,<br />
Shrimps und Sardellen, mit Wasser und Salz<br />
etwa ein Jahr lang in großen Ton bottichen oder<br />
Quelle: Euromonitor<br />
RTD Kaffee<br />
(Gesamtabsatz)<br />
1,5<br />
1,4<br />
1,3<br />
1,2<br />
1,1<br />
1,0<br />
0,9<br />
0,8<br />
in Millionen Liter<br />
0,9<br />
2011<br />
1,5<br />
2015<br />
durchschnittliches<br />
jährliches Wachstum<br />
2011 bis 2015:<br />
14,3 Prozent<br />
Pro-Kopf-Verbrauch 2011:<br />
0,01 Liter<br />
RTD Tee<br />
(Gesamtabsatz)<br />
1.800<br />
1.600<br />
1.400<br />
1.200<br />
1.000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
in Millionen Liter<br />
820,5<br />
2011<br />
1.645<br />
durchschnittliches<br />
jährliches Wachstum<br />
2011 bis 2015:<br />
19,0 Prozent<br />
2015<br />
Pro-Kopf-Verbrauch 2011:<br />
9,1 Liter<br />
magazin 1.2012 | 17<br />
Holzfässern fermentieren. Danach wird der Extrakt<br />
gefiltert und in Flaschen abgefüllt. Im Süden<br />
wird schärfer gekocht als im Norden. Zum Frühstück<br />
gehören unbedingt verschiedene Suppen.<br />
Das vietnamesische Nationalgericht ist Pho. Die<br />
Brühe auf Rinderbasis wird angereichert mit Nudeln,<br />
Frühlingszwiebeln, Rindfleischstreifen und<br />
Hackbällchen. Der typische Geschmack entsteht<br />
durch die besondere Würzung aus Zimt, Nelken,<br />
Sternanis und Chili. Zum Tunken wird Minibaguette<br />
gereicht.<br />
„Hundert Jahre sollst du leben.“<br />
Offiziell erfolgt die Zeitrechnung in Vietnam<br />
nach dem gregorianischen Kalender. Feste und<br />
Zeremonien dagegen richten sich nach wie vor<br />
nach dem chinesischen Mondkalender. Neumond<br />
kennzeichnet den Monatsbeginn und Vollmond<br />
die Monatsmitte. Das Tet-Fest oder Neujahrsfest<br />
ist das wichtigste Fest in Vietnam. Das Tet-Fest<br />
markiert den ersten Tag des neuen Mondjahres<br />
und zugleich den Beginn des Frühlings. Es ist das<br />
Fest des neuen chinesischen Jahres und in Vietnam<br />
ähnlich wichtig wie in Europa das Weihnachtsfest.<br />
Die Vorbereitungen beginnen schon<br />
Monate vor dem eigentlichen Fest. Die Menschen<br />
zahlen ihre Schulden zurück, um schuldenfrei das<br />
neue Jahr zu beginnen. Eltern kaufen ihren Kindern<br />
neue Kleider, Vorräte werden angelegt. Aus<br />
der ganzen Welt kehren Verwandte nach Vietnam<br />
zurück, um ihre Familien zu besuchen. Die Wohnungen<br />
und Häuser werden sorgfältig gereinigt<br />
und mit Blumen für die Vorfahren geschmückt.<br />
Die Mahlzeiten sind ein wichtiger Bestandteil des<br />
Tet-Festes und werden oft tagelang vorbereitet.<br />
Der erste Tag des Neujahrsfestes wird in der<br />
Familie verbracht, die Straßen in großen Städten<br />
sind meist menschenleer. Die Straßen ertrinken<br />
in einem Meer aus glücksbringenden Zweigen<br />
und Blüten, und spezielle Tet-Märkte bieten traditionelle<br />
Tet-Süßigkeiten, Liköre und alles, was<br />
man so zum Tet-Feiern braucht. Die Vietnamesen<br />
wünschen einander Wohlstand und Glück. „Hundert<br />
Jahre sollst du leben“, „Das Geld soll fließen<br />
wie Wasser“. Das Tet-Fest selbst dauert drei Tage.<br />
Es wird gefeiert vom ersten Tag des ersten Monats<br />
des chinesischen Mondkalenders bis zum dritten<br />
Tag. 2012 begann das Jahr des Wasser-Drachen<br />
am 23. Januar, 2013 startet das Jahr der Wasser-<br />
Schlange am 10. Februar.<br />
■<br />
special vietnam |
Die Brauerei<br />
im Fels<br />
Sabeco (Sai Gon Beer Alcohol Beverage Corporation) ist<br />
der klare Marktführer im vietnamesischen Biermarkt. Und<br />
die staatliche Brauereigruppe baut ihre Aktivitäten weiter<br />
aus. Innerhalb weniger Jahre errichtete sie mit Krones als<br />
Generalunternehmer drei neue Braustätten im Süden, in<br />
der Mitte und zuletzt im Norden Vietnams. In Vinh City,<br />
der Heimatstadt des früheren Präsidenten Ho Chi Minh,<br />
entstand mit der Braustätte Song Lam eine neue Brauerei<br />
mit einer Kapazität von einer Million Hekto litern. Nicht<br />
buchstäblich auf der grünen Wiese, sondern an der Stelle<br />
eines abgetragenen Bergrückens.<br />
magazin 1.2012 | 19<br />
special vietnam |
Myanmar<br />
Sabeco ist der klare Marktführer im<br />
vietnamesischen Biermarkt.<br />
Mit „333 Premium“ brachte der staatliche<br />
Brauereikonzern Mitte 2010 ein eigenes<br />
Premium-Bier auf den Markt.<br />
Golf von<br />
Thailand<br />
China<br />
Ho Chi Minh City<br />
Hong Kong<br />
Hanoi<br />
Laos<br />
Vinh City Südchinesisches<br />
Thailand<br />
Meer<br />
Bangkok<br />
Da Nang<br />
Kambodscha<br />
Vietnam<br />
magazin 1.2012 | 20<br />
Der 27. November 2010 markierte einen<br />
Meilenstein für Sabeco. An diesem Tag<br />
erreichte der größte Bierproduzent Vietnams<br />
erstmals einen Jahresausstoß von Zehn<br />
Millionen Hektolitern, sogar einen Monat früher<br />
als geplant. Insgesamt kam Sabeco 2010 letztendlich<br />
auf fast elf Millionen Hektoliter, im Vergleich<br />
zum Vorjahr mit etwas mehr als neun Millionen<br />
Hektolitern ein Anstieg um 21 Prozent. Das<br />
ging allerdings unter anderem auf Kosten einer<br />
Preissenkung um zehn Prozent. Damit gelang es<br />
Sabeco, sieben Prozent Marktanteil von anderen,<br />
kleineren Brauereien zu erobern. Darauf weist<br />
auch die Veränderung in der Distributionsstruktur<br />
hin: Während Sabeco in den sechs größten<br />
Städten Vietnams Verluste hinnehmen musste,<br />
gelang ein starkes Wachstum in 32 anderen,<br />
kleineren Städten. Dies spiegelt den Trend wider,<br />
dass Konsumenten mit besseren Einkommen in<br />
Großstädten zu höherpreisigen Bieren greifen.<br />
Das Premium-Segment dominieren jedoch internationale<br />
Marken, während das mittlere und<br />
untere Preissegment von lokalen und nationalen<br />
Marken beherrscht wird. Da dies auf lange Sicht<br />
nicht im Sinne von Sabeco sein konnte, brachte<br />
der staatliche Brauereikonzern Mitte 2010 mit<br />
„333 Premium“ ein eigenes Premium-Bier auf den<br />
Markt. Insgesamt liegt der Marktanteil von Sabeco<br />
jetzt bei 35 Prozent in einem Gesamt-Biermarkt<br />
von 27 Millionen Hektolitern.<br />
Kapazität von 13 Millionen Hektolitern<br />
Mitte 2010 hatte Sabeco in der Braustätte Quang<br />
Nai mit einer Anfangskapazität von einer Million<br />
Hektoliter den ersten Sud gebraut, ebenso<br />
in der Braustätte Song Lam. Zusammen mit der<br />
ebenfalls neuen Brauerei Phu Tho (500.000 Hektoliter),<br />
Phu Ly (500.000 Hektoliter) und weiteren<br />
älteren Braustätten bringt es Sabeco nun auf<br />
eine installierte Kapazität von schätzungsweise 13<br />
Millionen Hektolitern. Um das Management der<br />
über 20 Brau stätten zu zentralisieren und optimieren,<br />
will Sabeco jetzt in den drei Regionen Süden,<br />
Mitte und Norden jeweils mehrere Brauereien zusammenfassen<br />
und konsolidieren.<br />
Die Braustätte Song Lam ist das zweite von bislang<br />
drei Großprojekten von Krones für Sabeco.<br />
Begonnen hatte die erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
bereits 2005 mit der Braustätte Cu Chi in der Nähe<br />
von Ho Chi Minh City (Saigon). Gemeinsam mit
Im Sudhaus setzt Song Lam modernste Brautechnologie ein. Das Steinecker Sudwerk besteht aus Reiskocher,<br />
Maischbottich, Pegasus Läuterbottich, Vorlaufgefäß, Stromboli Würze-Innenkochsystem und Whirlpool.<br />
„Die Botec F1 Steuerung speichert alle Parameter, so<br />
können wir das gesamte System gut kontrollieren.“<br />
Die Filterlinie mit einer Leistung<br />
von 400 Hektolitern pro Stunde<br />
setzt sich zusammen aus Vor- und<br />
Nachlauftanks, einem Steinecker<br />
TFS Kieselgurfilter, einem PVPP-<br />
Filter sowie einem Trap-Filter.<br />
magazin 1.2012 | 21 special vietnam |
Braumeister Nguyen Dinh Loi, ausgebildet an der Hanoi Technology Universität, kann mit der Sudlinie zehn<br />
Sude pro Tag mit einer Ausschlagmenge von 384 Hektoliter Kaltwürze einbrauen. Zwischendurch hält er sich<br />
fit mit Tischtennisspielen – vor der Schrotmühle.<br />
Ein Pressant entlädt das Leergut, Flaschen und<br />
Kästen werden in einem Smartpac Auspacker<br />
getrennt. Toptronic Leerflascheninspektor<br />
magazin 1.2012 | 22
dem Planungsbüro Royal Haskoning Vietnam<br />
hatte Krones Konzepte sowohl für die Gebäudetechnik<br />
als auch die Brautechnik speziell für<br />
die Bedürfnisse von Sabeco entwickelt. Dieses<br />
Layout konnte nun als Blaupause mit einigen<br />
Anpassungen auf Song Lam übertragen werden.<br />
Als dritte Braustätte mit identischem Konzept ging<br />
etwa zeitgleich die Brauerei Quang Ngai in der<br />
gleichnamigen Küstenprovinz auf halbem Weg<br />
zwischen Ho Chi Minh City und Hanoi in Betrieb.<br />
Allerdings mit einer doppelt so leistungsfähigen<br />
Glasanlage, dafür ohne Dosenlinie. In allen drei<br />
Fällen trat Krones als Generalunternehmer auf.<br />
„Song Lam war die erste Brauerei dieser Größe<br />
in Vietnam, die in einer so kurzen Zeit von nur<br />
zehn Monaten fertig gestellt wurde“, betont Hoáng<br />
Lâm Hoá, der technische Direktor von Sai Gon<br />
Song Lam.<br />
Ende August 2009 war Baubeginn, im Juli 2010<br />
konnte der erste Sud eingebraut werden. Song<br />
Lam in Vinh City ist auch die erste Braustätte<br />
überhaupt, die Sabeco im Norden Vietnams errichten<br />
ließ. Sie bringt damit die gezielte Expansionspolitik<br />
zum Ausdruck. Denn in früheren<br />
Jahren hielten sich die beiden staatlichen Brauereikonzerne<br />
Sabeco und Habeco an eine strikte<br />
Trennung zwischen Süd und Nord.<br />
Alle Systeme exakt aufeinander abgestimmt<br />
Auf einer Fläche von 31 Hektar errichtete Sai Gon<br />
Song Lam als Tochterunternehmen der Sabeco die<br />
Braustätte mit einer Anfangskapazität von einer<br />
Million Hektoliter quasi in einen Berg hinein. Die<br />
Stadt Vinh City hatte diesen Berg seit 20 Jahren<br />
zum Abbau von Gestein für Straßen- und Hochbau<br />
genutzt. Den Berg im Rücken, ein kleiner<br />
Fluss zu den Füßen, das war für Sabeco ein guter<br />
Platz in Hinblick auf die asiatisch geprägte Feng-<br />
Shui-Philosophie. Die gesamte Technologie lag in<br />
Händen von Krones. „Dadurch sind alle Systeme,<br />
von der Schrotmühle über das Sudhaus, Gär- und<br />
Lagerkeller, Filtration und Abfüllung exakt aufeinander<br />
abgestimmt“, meint technischer Direktor<br />
Hoáng Lâm Hoá.<br />
Die Krones Prozesstechnik beginnt mit der<br />
Malzannahme und einer Variomill Zweiwalzen-<br />
Schrotmühle mit einer Leistung von 20 Tonnen<br />
pro Stunde. Im Sudhaus setzt Song Lam modernste<br />
Brautechnologie ein. Das Steinecker<br />
Sechs-Geräte-Sudwerk besteht aus Reiskocher,<br />
Maischebottich, Pegasus Läuterbottich, Vorlaufgefäß,<br />
Stromboli Würze-Innenkochsystem und<br />
Whirlpool.<br />
Energiesparendes Brauverfahren<br />
Song Lam verwendet zum Brauen rund 25 Prozent<br />
vietnamesischen Reis und 75 Prozent Malz<br />
aus Australien, Deutschland und Frankreich. Die<br />
seit 2008 extrem gestiegenen Rohstoffpreise vor<br />
allem für Malz und Reis sind ein markantes Kostenproblem<br />
für die gesamte vietnamesische Brauindustrie.<br />
Für 2011 ging Sabeco in einer Kostenplanung<br />
von 26 Prozent höheren Rohstoffpreisen<br />
aus, darin eingeschlossen auch die Energiekosten.<br />
Nicht verwunderlich, bei einer Inflationsrate von<br />
rund 20 Prozent, welche die vietnamesische Wirtschaft<br />
alleine von Mitte 2010 bis Mitte 2011 zu<br />
verkraften hatte. Aus diesem Grund ist ein energiesparendes<br />
Brauverfahren, wie es das Steinecker<br />
System bietet, natürlich besonders wichtig.<br />
Braumeister Nguyen Dinh Loi, ausgebildet an<br />
der Hanoi Technology Universität, kann mit der<br />
Sudlinie zehn Sude pro Tag mit einer Ausschlagmenge<br />
von 384 Hektoliter Kaltwürze einbrauen,<br />
nutzt dabei eine Verdampfungsrate von sechs bis<br />
acht Prozent. „Das Sudhaus ist sehr bedienerfreundlich<br />
und einfach zu handhaben“, erklärt er.<br />
„Die Botec F1 Steuerung speichert alle Parameter,<br />
so können wir das gesamte System gut kontrollieren.“<br />
Krones installierte außerdem den Hefekeller<br />
und die Wasserversorgung mit Heiß-, Warm- und<br />
Kaltwasser sowie die CIP-Anlage für das Sudhaus.<br />
Komplette Steinecker Filterlinie<br />
In den 17 zylindrokonischen Gär- und Lager-<br />
Out door tanks (ZKTs) mit je 3.840 Hektoliter<br />
Nettoinhalt, die jeweils eine Tagescharge aufnehmen,<br />
gärt und lagert das Bier insgesamt<br />
21 Tage, bevor es filtriert und in den Drucktanks<br />
zur Abfüllung bereitgestellt wird. Die<br />
Gärungskohlensäure wird über eine Krones<br />
CO2-Rückgewinnungsanlage aufbereitet. Die<br />
Filterlinie mit einer Leistung von 400 Hektolitern<br />
pro Stunde setzt sich zusammen aus Vor- und<br />
Nachlauftanks, einem Steinecker TFS Kieselgurfilter,<br />
einem PVPP-Filter sowie einem Trap-Filter.<br />
Integriert sind außerdem eine Entlüftung, ein<br />
Karbonisiergerät, eine Blending-Station und ein<br />
Plattenwärmetauscher zur Bierkühlung.<br />
magazin 1.2012 | 23 special vietnam |
Phu Tho:<br />
Ausschließlich „333“ in Dosen<br />
Im Oktober 2010 ging eine weitere neue<br />
Sabeco Braustätte an den Start, die Saigon<br />
Phu Tho Beer Joint Stock Company. Sie hat<br />
ihren Sitz in der gleichnamigen Provinz Phu<br />
Tho, die nordwestlich an Hanoi angrenzt. Im<br />
nahe gelegenen Ba-Vi-Nationalpark mündet<br />
der Schwarze in den Roten Fluss. Die Provinz<br />
Phu Tho ist sozusagen das Tor zum Bergland<br />
des vietnamesischen Nordens mit seinen vielfältigen<br />
ethnischen Volksgruppen. Aber eben<br />
auch ein idealer außerstädtischer Standort für<br />
eine Brauerei mit großen Wasserreserven und<br />
durch seine Nähe zu Hanoi dennoch guter infrastruktureller<br />
Anbindung an die Verbrauchszentren<br />
der Hauptstadt.<br />
Die Phu Tho Brauerei ist zunächst ausgelegt<br />
auf eine Jahreskapazität von 500.000 Hektolitern<br />
und produziert ausschließlich die Marke<br />
„333“ in 330-Milliliter-Dosen. Einzige Abfülllinie<br />
ist deshalb auch eine Dosenanlage von<br />
Krones mit einer Leistung von 36.000 Dosen<br />
pro Stunde. „Speziell die Bauweise des Dosenfüllers<br />
Volumetic VOC, des Tunnelpasteurs<br />
und des Entpalettierers Pressant Universal 1A<br />
beeinflusste unsere Entscheidung für Krones<br />
als Komplettlieferant“, erklärt Brauererdirektor<br />
Nguyen Ngoc Chau. „Die Linie läuft ruhig und<br />
magazin 1.2012 | 24<br />
stabil, auch dank des guten Serviceteams von<br />
Krones in Vietnam.“ Zusätzlich installierte<br />
Krones in der Greenfield-Brauerei ebenfalls<br />
den kompletten Filterkeller mit Kieselgur-<br />
Kerzenfilter KCF, PVPP-Horizontalfilter und<br />
Trap-Filter. Phu Tho ist damit der nördlichste<br />
Standort des Biermarktführers Sabeco.<br />
Martin Bruckmüller<br />
Krones AG, Freising<br />
Tel. +49 8161 953-204<br />
Brauereidirektor Nguyen Ngoc Chau: „Die Linie<br />
läuft ruhig und stabil, auch dank des guten<br />
Servicet eams von Krones in Vietnam.“
Im Nebenraum sind drei unterschiedlich große<br />
CIP-Anlagen für Filterkeller, ZKTs sowie Drucktanks<br />
und Abfüllanlagen untergebracht, die<br />
vietnamesische Firmen im Auftrag von Krones<br />
fertigten.<br />
Flaschenlinie in Kamm-Aufstellung<br />
Die Abfüllhalle grenzt direkt an den Prozessteil an<br />
und setzt sich mit dem Vollgutlager fort. Am Kopf<br />
der Halle sind die sechs Drucktanks mit je 1.300<br />
Hektoliter Nettovolumen im Freien aufgestellt.<br />
Die Abfüllung umfasst eine Dosenanlage und<br />
eine Flaschenlinie. Song Lam füllt Glasflaschen<br />
mit einer Leistung von 30.000 Flaschen pro Stunde<br />
ausschließlich als Mehrwegbehälter in den Größen<br />
355 Milliliter (Sai Gon Export) und 450 Milliliter<br />
(Sai Gon Lager), abgepackt in roten 20er Kunststoffkästen<br />
mit einheitlichem Sabeco Design. Ein<br />
Pressant entlädt das Leergut, Flaschen und Kästen<br />
werden in einem Smartpac Auspacker getrennt,<br />
die Kästen von einem Linajet Gebindewascher<br />
mit anschließendem Kastenmagazin gereinigt,<br />
die Flaschen durchlaufen eine Lavatec KD Doppelendreinigungsmaschine.<br />
Daraufhin fahren sie<br />
auf einem überdachten Transport zunächst zum<br />
Toptronic Leerflascheninspektor, dann zum Mecafill<br />
VKPV Füller, zum einstöckigen Sander Hansen<br />
Tunnelpasteur und schließlich zur Starmatic Etikettiermaschine.<br />
Diese drei Maschinen sind direkt<br />
nebeneinander in Kamm-Aufstellung platziert.<br />
Im Hintergrund werden die Gebinde dann mit<br />
Smartpac Einpacker, einer Checkmat Vollkastenkontrolle<br />
und schließlich einem Pressant Belader<br />
fertiggestellt und ins Vollgutlager gebracht.<br />
Dosenlinie für Premium-Bier<br />
Die Dosenlinie, erst die dritte im gesamten vietnamesischen<br />
Biermarkt überhaupt, ist ausgelegt auf<br />
eine Leistung von 30.000 Dosen pro Stunde. Sie<br />
startet klassisch mit einem Pressant Leerdosen-<br />
Entlader mit hohem Auslauf. In den Transporteur<br />
zum Volumetic VOC Dosenfüller mit Ferrum<br />
Verschließer ist ein Schrägrinser integriert. Die<br />
gefüllten Dosen werden danach in einem Sander<br />
Hansen Eindeckpasteur haltbar gemacht. Ein Dosentrockner,<br />
eine Datier- und Codiereinheit sowie<br />
ein Checkmat zur Füllhöhenkontrolle schließen<br />
sich an. Dann gelangen die Dosen über SynCo<br />
Behältertransporteure zu einem Smartpac Ein-<br />
Auf der Dosenlinie füllt die Brauerei bislang nur die<br />
Marke „333“ in 330-Milliliter-Dosen.<br />
packer, der von einem Variocart Kartonaufrichter<br />
mit Kartons gespeist wird. Bevor ein Variocol die<br />
Kartons verschließt, werden diese, noch geöffnet,<br />
über eine Vollgebindekontrollwaage mit Ausschleusung<br />
auf Vollständigkeit geprüft. Abschließend<br />
erfolgt die Palettierung auf einem Modulpal.<br />
Auf der Dosenlinie füllt die Brauerei bislang ausschließlich<br />
die Marke „333“ in 330-Milliliter-Dosen.<br />
Flaschen- und Dosenabfüllung produzieren<br />
im Dreischichtbetrieb. Neben der Flaschen- und<br />
der Dosenlinie betreibt Song Lam auch noch eine<br />
kleine, manuelle Keg-Abfüllung.<br />
Jährliche Steigerungsrate von etwa 15 Prozent<br />
„Bis jetzt laufen die Krones Linien sehr stabil, es<br />
gab keine größeren Störungen und wir sind gegenwärtig<br />
mit der Leistung von Krones durchweg<br />
zufrieden“, erklärt technischer Direktor Hoáng<br />
Lâm Hoá. Er kann mit Sabeco hoffnungsvoll in<br />
die Zukunft blicken: „Vietnam ist geprägt von<br />
einem heißen und feuchten tropischen Klima.<br />
Das bedeutet auch, dass das Land einen Wachstumsmarkt<br />
für alkoholfreie Getränke und leicht<br />
alkoholische Getränke wie Bier darstellt.“ Die<br />
Muttergesellschaft Sabeco hat sich zum Ziel gesetzt,<br />
2011 rund 13 Millionen Hektoliter und<br />
2015 etwa 20 Millionen Hektoliter abzusetzen,<br />
was einer jährlichen Steigerungsrate von etwa 15<br />
Prozent entspricht. Ambitioniert, aber durchaus<br />
realisierbar. Die Blaupausen für weitere Brauerei-Neubauten<br />
liegen bei Sabeco ja bereits in der<br />
Schublade.<br />
Christian Heigl<br />
Krones AG, Freising<br />
Tel. +49 8161 953-123<br />
magazin 1.2012 | 25 special vietnam |
Carlsberg<br />
und Habeco<br />
erschlie ßen den<br />
Süden<br />
magazin 1.2012 | 26
magazin 1.2012 | 27<br />
special vietnam |
Myanmar<br />
Vom Norden in den Süden. Mit dem Neubau einer Brauerei auf der grünen Wiese in<br />
Vung Tau südöstlich von Ho Chi Minh City sind die Joint-Venture-Partner Habeco und<br />
Carlsberg jetzt erstmals auch im Süden Vietnams mit Produktionskapazitäten präsent<br />
und erleichtern sich damit deutlich die Distribution ihrer Biere. Als Generalunternehmer<br />
für den kompletten Neubau fungierte Krones.<br />
Mit Habeco (Hanoi Beer Alcohol and<br />
Beverages Corporation) und Carlsberg<br />
haben sich im vietnamesischen<br />
Biermarkt zwei Partner gefunden, die eine gute<br />
regionale Verankerung der Biere bei den Konsumenten<br />
und eine vorhandene Distributionsstruktur<br />
mit Internationalität, Premium-Anspruch und<br />
großem brautechnologischem Wissen miteinander<br />
verknüpfen. Habeco hat seine Wurzeln im<br />
19. Jahrhundert, ist hervorgegangen aus der 1890<br />
gegründeten französischen Brauerei Hommel<br />
in Hanoi. Nach der Unabhängigkeitserklärung<br />
Nordvietnams 1954 räumten die französischen<br />
Kolonialherren die Brauerei leer. 1958 wurde an<br />
dieser Stelle die Hanoi Brauerei gegründet. Nach<br />
der Verstaatlichung aller Unternehmen trennte<br />
die vietnamesische Regierung 1993 die bestehenden<br />
Brauereien in die Habeco-Gruppe für den<br />
Norden und die Sabeco-Gruppe (Saigon Beer<br />
Alcohol Beverages Corporation) für den Süden.<br />
2001 produzierte Habeco eine Million Hektoliter,<br />
2010 war die Kapazität auf vier Millionen Hektoliter<br />
gestiegen.<br />
Laos<br />
Thailand<br />
Bangkok<br />
Golf von<br />
Thailand<br />
Hanoi<br />
Kambodscha<br />
China<br />
Ho Chi Minh City<br />
Vung Tau<br />
Hong Kong<br />
Südchinesisches<br />
Meer<br />
Da Nang<br />
Vietnam<br />
magazin 1.2012 | 28<br />
Der frühe Vogel: Carlsberg<br />
Die Geschichte der Vung Tau Brauerei lässt sich<br />
natürlich nicht erzählen, ohne auch einen Blick<br />
auf den Joint-Venture-Partner Carlsberg zu werfen.<br />
Vietnam ist einer der vielversprechendsten<br />
Biermärkte der Welt mit einer hohen Attraktivität<br />
für ausländische Investoren. Mit steigendem<br />
Lebensstandard wächst auch die Nachfrage nach<br />
Bier. Dieses Potential hat die dänische Carlsberg<br />
Gruppe sehr frühzeitig erkannt und bewies einen<br />
langen Atem, wenn auch die Anfänge eher frustrierend<br />
gewesen sein mögen. Bereits 1993, vor<br />
fast 20 Jahren, gründete Carlsberg die South East<br />
Asia Brewery als Joint Venture mit der nordvietnamesischen<br />
Viet Ha Brewery, an der sie heute die<br />
Mehrheit hält, und schuf die Marke Halida-Hanoi,<br />
Lien Doanh (= Joint Venture), Danmach (= Dänemark).<br />
1994 erwarb Carlsberg 50 Prozent an der<br />
Hue Brewery, der führenden Brauerei in Zentralvietnam,<br />
mit der die Marke Huda produziert wird.<br />
2007 kam noch ein Joint Venture mit der Ha Long<br />
Brewery, 200 Kilometer nordöstlich von Hanoi,<br />
hinzu. Der größte Wurf gelang Carlsberg aber mit<br />
einer 16-prozentigen Beteiligung an der zweitgrößten<br />
staatlichen Brauereigruppe Habeco. Mit<br />
all diesen Beteiligungen nimmt Carlsberg inzwischen<br />
an etwa 40 Prozent des Biermarkts teil.<br />
Doch bislang musste sowohl Habecos Hanoi<br />
Bier als auch die Marke Carlsberg von Hanoi aus<br />
in den weit entfernten, logistisch schlecht angebundenen<br />
Süden transportiert werden, um auch<br />
den wichtigen, schon fast westlich geprägten<br />
Großraum um Ho Chi Minh City ausreichend<br />
bedienen zu können. Das änderte sich jetzt,<br />
indem Carlsberg mit Habeco ein Joint Venture<br />
als Hanoi-Vung Tau Beer Joint Stock Company<br />
(HVB) 70 Kilometer südöstlich von Ho Chi Minh<br />
City einging. Daran sind Carlsberg zu 51 Prozent,<br />
Habeco zu 45 Prozent und die Vietnam Ceramic
Um den Aufbau der vietnamesischen Maschinenbauindustrie zu unterstützen, wurden beispielsweise alle<br />
Tanks in Vietnam gebaut, darunter die zwölf zylindrokonischen Gär- und Lagertanks.<br />
Im Steinecker Fünf-Geräte-Sudhaus mit Reiskocher,<br />
Maischbottich, Läuterbottich, Stromboli Würzepfanne<br />
und Whirlpool braut HVB die Marke Carlsberg<br />
sowie drei verschiedene Hanoi Biere ein.<br />
Im Anschluss an den Füller erfährt das Produkt<br />
eine Haltbarmachung in einem Sander Hansen<br />
Tunnelpasteur.<br />
magazin 1.2012 | 29 special vietnam |
and Glass Corporation mit vier Prozent beteiligt.<br />
HVB ist Carlsbergs fünfte Brauereibeteiligung in<br />
Vietnam und die neunte in der Indochina-Region.<br />
Multikulturell<br />
Die strategische Entscheidung für den gemeinsamen<br />
Standort im Süden Vietnams lag also auf<br />
der Hand. Im Juli 2009 war Baubeginn, im März<br />
2010 begann die Installation der Anlagen, am 6.<br />
November konnte der erste Sud eingebraut, Ende<br />
November die erste Dose abgefüllt werden. Ausgelegt<br />
ist die Brauerei in der jetzt fertig gestellten<br />
ersten Phase auf 500.000 Hektoliter. In einigen<br />
Jahren soll, so der Plan, eine Erweiterung auf<br />
eine Million Hektoliter erfolgen. Krones erhielt<br />
den Zuschlag als Generalunternehmen für die<br />
gesamte Brauerei. „Unsere Entscheidung war zu<br />
einem nicht geringen Teil beeinflusst von den<br />
guten Erfahrungen bei der Habeco Braustätte<br />
in Melinh (Hanoi) und von Krones Anlagen in<br />
anderen Brauereien“, so Projektleiter Ngujen<br />
Xuan Thanh.<br />
Sowohl bei der Herangehensweise an das<br />
gesamte Projekt als auch bei der Verteilung der<br />
Verantwortlichkeiten stand ein multikultureller<br />
Ansatz im Vordergrund. Technischer Direktor<br />
Rajan Vinayakarajah stammt ursprünglich aus<br />
Sri Lanka, Projektleiter Ngujen Xuan Thanh ist<br />
Vietnamese und die Leitung der Produktion ob-<br />
„Der Süden Vietnams entwickelt sich zu einem<br />
guten Markt für Dosenbiere.“<br />
magazin 1.2012 | 30<br />
liegt dem Braumeister Peter Wachenschwanz. Er<br />
kommt aus Deutschland, wo er zuvor ebenfalls<br />
schon für Carlsberg bei der Lübzer Brauerei<br />
tätig war.<br />
Vietnamesische Zulieferer mit im Boot<br />
Bei der Planung für Hanoi-Vung Tau legte HVB<br />
aber Wert darauf, auch vietnamesische Zulieferer<br />
stärker einzubeziehen. Zum einen, um in einer<br />
unsicheren gesamtökonomischen Situation, wie<br />
sie in Vietnam zu finden ist, Kosten zu sparen,<br />
zum anderen, um den Aufbau der vietnamesischen<br />
Maschinenbauindustrie zu unterstützen.<br />
Deshalb wurden beispielsweise alle Tanks in Vietnam<br />
gebaut, darunter die zwölf zylindrokonischen<br />
Gär- und Lagertanks mit je 1.650 Hektoliter Nettovolumen,<br />
die vier Drucktanks, die CIP-Tanks<br />
sowie alle Wassertanks und die Rohstoffsilos. Bei<br />
kritischen Hightech-Aggregaten, wie etwa den<br />
Dampfkesseln oder den Kompressoren, vertraute<br />
HVB auf renommierte europäische Hersteller wie<br />
Weishaupt und Atlas Copco. „Wir haben in allen<br />
Bereichen Wert auf State-of-the-art-Technologie<br />
gelegt“, erklärt Projektleiter Ngujen Xuan Thanh.<br />
Im Steinecker Fünf-Geräte-Sudhaus mit Reiskocher,<br />
Maischbottich, Läuterbottich, Stromboli<br />
Würzepfanne und Whirlpool braut HVB die<br />
Marke Carlsberg sowie drei verschiedene Hanoi<br />
Biere ein. Eine der Anforderungen von HVB war<br />
Skol wird in 330-Milliliter- und<br />
500-Milliliter-Dosen gefüllt.
magazin 1.2012 | 31<br />
Carlsberg ging mit Habeco ein<br />
Joint Venture als Hanoi-Vung Tau<br />
Beer Joint Stock Company (HVB)<br />
70 Kilometer südöstlich von Ho<br />
Chi Minh City ein.<br />
special vietnam |
Für die Mehrwegflaschen wurde eine Lavatec KES Flaschenreinigungsmaschine installiert.<br />
eine niedrige Verdampfungsrate von vier bis<br />
sieben Prozent. Dies wurde durch die Steinecker<br />
Technologie sichergestellt.<br />
Während für Carlsberg als Voll-Malzbier zehn<br />
Sude pro Tag mit jeweils 330 Hektoliter Kaltwürze<br />
möglich sind, ist die Zahl der Hanoi-Bier-Sude,<br />
die bis zu 34 Prozent Reis enthalten, auf sechs<br />
Sude pro Tag beschränkt. Im Hinblick auf die geplante<br />
Erweiterung ist bereits der Platz für einen<br />
zweiten Reiskocher vorgesehen, ein Vorlaufgefäß<br />
ist als Industriebehälter im Stockwerk unter der<br />
Arbeitsebene eingebaut. Im Filterkeller hat sich<br />
HVB für den klassischen Steinecker TFS Kieselgur-Kerzenfilter<br />
mit PVPP-Horizontalfilter und<br />
Trap-Filter entschieden.<br />
Guter Markt für Dosenbiere<br />
Für die Abfüllung ließ HVB eine Dosenlinie mit<br />
einer Leistung von 30.000 Dosen pro Stunde und<br />
eine kleinere Mehrweg-Glasanlage mit 20.000 Flaschen<br />
pro Stunde konzipieren. Das hatte Gründe.<br />
magazin 1.2012 | 32<br />
„Der Süden Vietnams entwickelt sich zu einem<br />
guten Markt für Dosenbiere. Hier können wir mit<br />
Carlsberg, Skol und Hanoi Bier punkten, während<br />
der Mehrwegglas-Markt speziell für Hanoi<br />
Bier erst noch intensiver aufgebaut werden muss.<br />
Dies ist bedingt durch die ehemals traditionelle<br />
Aufteilung der beiden staatlichen Brauereien in<br />
Nord- und Südvietnam“, erläutert technischer Direktor<br />
Rajan Vinayakarajah. „Außerdem bedienen<br />
wir von hier aus mit der Dose die Exportmärkte,<br />
speziell Hongkong.“ Bereits in den ersten Monaten<br />
konnten jeweils mehr als 10.000 Hektoliter<br />
pro Monat ausgeführt werden.<br />
Auf der Dosenlinie werden Carlsberg und<br />
Skol jeweils in 330-Milliliter- und 500-Milliliter-Dosen<br />
gefüllt, Hanoi Bier ausschließlich in<br />
330-Milliliter-Dosen. Vier Mitarbeiter genügen<br />
pro Schicht für die Bedienung. Leerdosenentladung<br />
bzw. Palettierung erfolgen hier jeweils<br />
automatisch durch Pressant Leerdosenabräumer<br />
mit hohem Auslauf respektive Modulpal Palettierer.<br />
Vor dem Volumetic VOC Dosenfüller ist
ein Schrägrinser in den Transporteur integriert.<br />
Im Anschluss an den Füller bringt ein Ferrum<br />
Verschließer die Deckel auf, dann erfährt das Produkt<br />
eine Haltbarmachung in einem Sander Hansen<br />
Tunnelpas teur. Nach Gebläsetrocknung und<br />
Füllhöhenkontrolle mit Checkmat sind die Dosen<br />
bereit zum Einpacken. Hier bieten sich HVB mehrere<br />
Möglichkeiten. Zum einen kann ein Variocart<br />
Kartonaufrichter niedrige 24er Kartons herstellen,<br />
die nach dem Smartpac Einpacker von einem<br />
Variocol Kartonverschließer verschlossen werden.<br />
Zum anderen lässt HVB derzeit noch manuell 4er-,<br />
6er- und 12er-Multipacks von Carlsberg und Skol<br />
herstellen und in 24er-Hochbord-Trays zusammenstellen,<br />
die in einer kleinen Endverpackungsmaschine<br />
etwas abseits der eigentlichen Linie mit<br />
einem Folienschrumpf versehen und zum Export<br />
verladen werden.<br />
Manuelle Palettierung in der Flaschenlinie<br />
Die Flaschenabfüllanlage verzichtet dagegen<br />
aufgrund der niedrigeren Leistung auf die automatische<br />
Entpalettierung und Palettierung. Dies<br />
wird vielmehr manuell vorgenommen. Auch hier<br />
fungieren jeweils ein Smartpac als Auspacker und<br />
Einpacker. Die Kästen reinigt ein Linajet Kastenwascher,<br />
die Mehrwegflaschen eine Lavatec KES<br />
Flaschenreinigungsmaschine. Zentrum der Linie<br />
sind der Linatronic Leerflascheninspektor, der<br />
Mecafill VKPV Füller, der Sander Hansen Tunnelpasteur<br />
sowie die Prontomatic Etikettiermaschine.<br />
Abgefüllt wird Carlsberg in 330-Milliliter-Flaschen<br />
und grüne 24er-Kunststoffkästen sowie die<br />
Hanoi Biere in 330-Milliliter- und 450-Milliliter-<br />
Flaschen mit roten 24er-, respektive 20er-Kästen.<br />
Während der Inbetriebnahme der beiden Anlagen<br />
wurde gleichzeitig vor Ort das Bedienpersonal<br />
durch Krones Mitarbeiter geschult.<br />
Service-Betreuung als sehr positiv empfunden<br />
Produktionsleiter Peter Wachenschwanz: „Ich<br />
habe mich sehr darauf gefreut, mit komplett<br />
neuem Equipment, noch dazu von Krones, hier in<br />
Vietnam arbeiten zu können. Von Beginn an gab<br />
es keine größeren Probleme. Krones hat uns sehr<br />
stark unterstützt. Wir konnten jederzeit anrufen<br />
und die Mitarbeiter versuchten immer, uns sofort<br />
zu helfen. Gerade die Service-Betreuung durch<br />
Krones habe ich als sehr positiv empfunden.“ Der<br />
Multikulturell: Projektleiter Ngujen Xuan Thanh<br />
ist Vietnamese, Produktionsleiter Peter Wachenschwanz<br />
kommt aus Deutschland und Technischer<br />
Direktor Rajan Vinayakarajah stammt ursprünglich<br />
aus Sri Lanka.<br />
technische Direktor Rajan Vinayakarajah sieht<br />
das ähnlich: „Als ich diese Position übernahm,<br />
war für mich wichtig, wer die Anlagen liefert. Ich<br />
habe schon immer mit Krones Maschinen gearbeitet.<br />
Wir können auf die guten beiderseitigen<br />
Beziehungen vom obersten Management bis hin<br />
zu den Monteuren vertrauen. Die Inbetriebnahme<br />
fiel direkt in die vietnamesische Hochsaison, zwei<br />
Monate vor dem chinesischen Neujahrsfest Tet.<br />
Trotzdem haben wir es geschafft, die ganze Brauerei<br />
schnell auf Leistung zu bringen und in dem<br />
benötigten Umfang lieferfähig zu sein.“<br />
Mit der Eröffnung der Braustätte Vung Tau<br />
können beide Joint Venture Partner hoch zufrieden<br />
sein. Sie haben für ihre beiden Marken den<br />
wichtigen südvietnamesischen Markt logistisch<br />
erschlossen und gleichzeitig die Exportkapazitäten<br />
für den südostasiatischen Markt gestärkt,<br />
waren termingerecht betriebsbereit, verfügen über<br />
modernste Brau- und Fülltechnologie und sind<br />
durch ihre Expansionsmöglichkeiten flexibel für<br />
zukünftige Anforderungen.<br />
Michael Kalusch<br />
Krones AG, Freising<br />
Tel. +49 8161 953-372<br />
magazin 1.2012 | 33 special vietnam |
Wasser vom<br />
Weltmarktführer<br />
magazin 1.2012 | 35<br />
special vietnam |
Myanmar<br />
Wasser ist Leben. Und genau das bringt die vietnamesische Wassermarke La Vie zum<br />
Ausdruck. Sie ist klarer Marktführer in Vietnam, kein Wunder, ihre Muttergesellschaft<br />
Nestlé Waters ist der unangefochtene Weltmarktführer im Wassersegment. Schritt für<br />
Schritt baut La Vie seit 20 Jahren ihre Präsenz in Vietnam mit den zwei Werken im<br />
Süden und im Norden Vietnams aus. Erstmals setzte La Vie im vergangenen Jahr dazu<br />
eine Komplettlinie von Krones zur Abfüllung von stillem Wasser ein.<br />
In Vietnam war es der Einzelunternehmer<br />
Bernhard Forcy, der Anfang der 1990er Jahre<br />
eine Wasserquelle im Mekong-Delta im Süden<br />
Vietnams explorierte. 1992 schuf seine Long An<br />
Food Company als Joint Venture mit Perrier Vittel,<br />
die 65 Prozent der Anteile übernahm, die Marke<br />
La Vie. Zwei Jahre später brachte das Joint Venture<br />
La Vie erstmals auf den vietnamesischen<br />
Markt in 500- und 1.500-Milliliter-Behältern und<br />
entwickelte La Vie zur führenden Wassermarke<br />
Vietnams mit nationaler Distribution. Der französische<br />
Name La Vie wird von vielen Vietnamesen<br />
noch verstanden. Zusätzlich lässt La Vie<br />
den Begriff in Fernsehspots erklären. 1999 begann<br />
eine neue Ära mit der erstmaligen Abfüllung von<br />
Fünf-Gallonen-Flaschen (1 Gallone = 3,78 Liter)<br />
für die Haushalts- und Bürobelieferung.<br />
Langstrecken-Distribution<br />
In seiner Nord-Süd-Ausdehnung erstreckt sich<br />
Vietnam auf 1.650 Kilometern Länge. Das erleichtert<br />
nicht gerade die Distribution. Jahrelang<br />
verfrachtete La Vie das Wasser aus dem Süden in<br />
Golf von<br />
Thailand<br />
Hanoi<br />
China<br />
Nhu Quynh<br />
Laos<br />
Südchinesisches<br />
Thailand<br />
Meer<br />
Bangkok<br />
Da Nang<br />
Vietnam<br />
Kambodscha<br />
Ho Chi Minh City<br />
Hong Kong<br />
magazin 1.2012 | 36<br />
ein Distributionslager nach Hanoi in den Norden.<br />
Entweder mit der immer noch einspurigen Eisenbahn<br />
aus der Kolonialzeit, dann war die Fracht<br />
drei bis vier Tage unterwegs, oder mit dem Schiff<br />
vom Hafen Saigon über die Südchinesische See zur<br />
Hafenstadt Hai Phong, dann dauerte es sieben bis<br />
zehn Tage. Nach und nach begann La Vie so auch<br />
im Norden Vietnams ein Vertriebsnetz mit vielen<br />
kleineren Agenturen aufzubauen. Diese Struktur<br />
besteht auch heute noch, Großhändler sind nicht<br />
zwischengeschaltet, die Agenturen holen die Ware<br />
im Werk selbst ab mit eigenen Transportern. La<br />
Vie selbst unterhält keine Lkw-Flotte.<br />
Daher war es nur folgerichtig, dass Nestlé<br />
Waters 2001 eine zusätzliche Wasserquelle in der<br />
Stadt Nhu Quynh in der nordvietnamesischen<br />
Provinz Hung Yen, unweit von Hanoi entwickelte<br />
und im folgenden Jahr auf den Markt brachte.<br />
Abgefüllt wird La Vie hier im Werk Hung Yen.<br />
Mit der nun zur Verfügung stehenden Kapazität<br />
aus zwei Werken schaffte es La Vie, sich seit 2009<br />
unter die Top Ten aller bekannten Marken Vietnams<br />
einzureihen.<br />
2010 installierte La Vie im nordvietnamesischen<br />
Werk Hung Yen eine neue Abfüllanlage<br />
mit einer Leistung von 20.000 Flaschen pro<br />
Stunde. Erstmals komplett von Krones. „Das war<br />
auch eine Frage der Unternehmensphilosophie“,<br />
erklärt Projektmanager Do Huu Hao. „Wir wollen<br />
mit Maschinen und Anlagen verschiedener<br />
Hersteller in unseren Werken arbeiten, um uns<br />
nicht abhängig zu machen.“ Der aus Südvietnam<br />
stammende Hao hatte bereits in den 1990er Jahren<br />
eine mehrmonatige technische Ausbildung<br />
im französischen Vittel-Werk genossen und dort<br />
auch die französische Sprache studiert. Auch die<br />
Installation und Inbetriebnahme der neuen Linie<br />
im Stammwerk Long An hatte Hao als Projektleiter<br />
begleitet.
La Vie ist klarer<br />
Marktführer in<br />
Vietnam.<br />
magazin 1.2012 | 37<br />
special vietnam |
Der Block ist ausgelegt für 13 Gramm schwere 0,35-Liter- und 15 Gramm schwere 0,5-Liter-Flaschen.<br />
Die Preformzuführung geschieht<br />
über ein Contifeed System. Zwischen<br />
Contifeed und Contiform<br />
ist eine Preform-Innenreinigung<br />
Prejet Linear integriert.<br />
Ein integrierter Garantomat setzt<br />
den Sicherheitsverschluss auf.<br />
magazin 1.2012 | 38
Reinraum wegen hoher Luftfeuchtigkeit<br />
Kern der neuen Krones Wasserlinie ist ein Block<br />
aus Blasmaschine Contiform S10 und Füller<br />
Modulfill VFJ (VODM-PET). Die Preformzuführung<br />
geschieht über ein Contifeed System.<br />
Zwischen Contifeed und Contiform ist eine<br />
Preform-Innen reinigung Prejet Linear integriert.<br />
All diese Maschinen sind in einem großen Reinraum<br />
untergebracht. „Das war uns wichtig“, meint<br />
Do Huu Hao, „denn hier in Nordvietnam herrscht<br />
ein anderes Klima mit sehr viel höherer Luftfeuchtigkeit<br />
als in Südvietnam, was die Gefahr einer<br />
Rekontamination erhöht. In Long An haben wir<br />
dagegen auf einen Reinraum verzichtet.“ Der<br />
Block ist ausgelegt für 13 Gramm schwere 0,35-<br />
Liter- und 15 Gramm schwere 0,5-Liter-Flaschen.<br />
Die fertig gefüllten Flaschen verlassen den<br />
Reinraum durch eine Wandöffnung, durchlaufen<br />
eine visuelle Kontrolle und gelangen über eine<br />
Pufferstrecke zur Contiroll Etikettiermaschine für<br />
die Rundumetikettierung mit integriertem Garantomat<br />
Verschlusskapsel-Aufsetzer. Danach wird<br />
die Verschlusskapsel angeschrumpft und der Etikettensitz<br />
von einem Checkmat EM kontrolliert.<br />
Der Rest geschieht manuell. Das Einpacken der<br />
Flaschen in Kartons (American Boxes) übernehmen<br />
sechs bis acht Mitarbeiter, das Palettieren<br />
der Kartons auf Versandpaletten weitere zwei<br />
Arbeitskräfte. Für Supermärkte werden die Gebinde<br />
mitunter auch als Shrinkpack von Hand<br />
konfektioniert.<br />
Installation früher als geplant beendet<br />
Im Januar 2011 nahm die Linie ihren Betrieb auf,<br />
„nach einer sehr kurzen und reibungslosen Installation,<br />
die sogar zwei Wochen früher als geplant<br />
beendet war“, betont Do Huu Hao. Bei der Abnahme<br />
erreichte die Anlage einen Wirkungsgrad<br />
von 98 Prozent. Seitdem läuft sie problemlos im<br />
Dreischichtbetrieb. Zur Aufrechterhaltung der<br />
Verfügbarkeit ist mit Krones eine Ersatzteillieferung<br />
im Bedarfsfall innerhalb von nur 24 Stunden<br />
vereinbart, bestellt wird bequem über den elektronischen<br />
Ersatzteilkatalog eCat.<br />
Franz Kammerloher<br />
Krones AG<br />
Tel. +49 9401 70-3970<br />
Die fertig gefüllten Flaschen<br />
gelangen über eine Pufferstrecke<br />
zur Contiroll Etikettiermaschine<br />
für die Rundumetikettierung.<br />
Die Linie nahm ihren Betrieb auf, „nach einer sehr<br />
kurzen und reibungslosen Installation, die sogar zwei<br />
Wochen früher als geplant beendet war“, betont Projektmanager<br />
Do Huu Hao. Bei der Abnahme erreichte<br />
die Anlage einen Wirkungsgrad von 98 Prozent.<br />
magazin 1.2012 | 39 special vietnam |
magazin 1.2012 | 40
Softdrink-<br />
Welt<br />
im Umbruch<br />
Stille Getränke und „gesunde“ sowie nahrhafte Getränke werden immer beliebter. Das<br />
gilt ebenfalls und besonders für die asiatischen Märkte. 2010 hat Coca-Cola erstmals<br />
auch in Vietnam ein Fruchtsaft-Milch-Mischgetränk und einen Grüntee auf den Markt<br />
gebracht. Dazu installierte die zu Coca-Cola Sabco gehörende Coca-Cola Beverages<br />
Vietnam (CCBV) ihre erste PET-Hotfill-Anlage einschließlich darauf abgestimmter<br />
Prozesstechnik von Krones.<br />
magazin 1.2012 | 41<br />
special vietnam |
Myanmar<br />
In Vietnam verfügt Werbung für Getränke<br />
bereits über das viertgrößte Budget nach Telekommunikation,<br />
Nahrungsmitteln, Hygiene<br />
und Schönheit. In einem so bevölkerungsreichen<br />
Land wie Vietnam, das weltweit an 13. Stelle steht,<br />
haben die Marken gar keine andere Möglichkeit<br />
als intensiv zu werben. Ein Großteil der 90 Millionen<br />
Einwohner steht mitten in einem strukturellen<br />
Generationswechsel, was die Getränkekonsumgewohnheiten<br />
anbelangt. Besonders die<br />
junge Generation, und das ist die überwiegende<br />
Mehrheit, wächst erstmals mit fertig abgepackten<br />
Softdrinks, Wasser und Tees auf.<br />
Trend zu nahrhaften und gesunden<br />
Fertiggetränken<br />
2008 lag der Pro-Kopf-Verbrauch von alkoholfreien<br />
Getränken laut Euromonitor zwar noch bei moderaten<br />
9,5 Litern. Aber er wächst. Neue Getränkekategorien<br />
entstehen ständig, wie zum Beispiel grüner<br />
Fertigtee oder Fruchtsaft-Milch-Mischgetränke,<br />
wie sie Coca-Cola jetzt mit der neuen Hotfill-Anlage<br />
anbieten kann. Sie dringen in einen Markt vor,<br />
der bislang von stillem Wasser und karbonisierten<br />
Softdrinks (CSD) dominiert war.<br />
2003, zehn Jahre nach der Rückkehr der beiden<br />
amerikanischen CSD-Giganten Coca-Cola und<br />
Pepsi-Cola nach Vietnam, machten karbonisierte<br />
Softdrinks bereits die Hälfte aller alkoholfreien<br />
Getränke aus, die es zusammen zu jener Zeit auf<br />
550 Millionen Liter brachten. Dann flachte der<br />
CSD-Markt zunächst ab, musste bis 2008 sogar<br />
einen Rückgang um zehn Prozent auf 250 Millionen<br />
Liter hinnehmen. Heute teilen sich die<br />
Laos<br />
Thailand<br />
Bangkok<br />
Golf von<br />
Thailand<br />
Hanoi<br />
Kambodscha<br />
China<br />
Ho Chi Minh City<br />
Hong Kong<br />
Südchinesisches<br />
Meer<br />
Da Nang<br />
Vietnam<br />
magazin 1.2012 | 42<br />
beiden großen Vertreter der CSD-Branche noch<br />
immer weitestgehend den Markt der kohlensäurehaltigen<br />
Erfrischungsgetränke. Nur zwei lokale<br />
Mitbewerber beteiligen sich noch am Geschäft<br />
mit karbonisierten Getränken. 2009 legte der<br />
Konsum von Softdrinks insgesamt trotz der globalen<br />
Finanzkrise laut Canadean um 16 Prozent<br />
im Volumen und sogar um 22 Prozent im Wert<br />
zu. Marktbeobachter gehen von einer Steigerung<br />
alleine für CSD-Produkte von 40 Prozent zwischen<br />
2010 und 2015 aus.<br />
Fertigtee-Getränke stellen zwar ein verhältnismäßig<br />
kleines Marktsegment dar, trugen 2009<br />
aber immerhin schon mit über 50 Millionen Litern<br />
zum Marktvolumen bei, ein Drittel mehr als<br />
im Jahr zuvor. Marktführer ist hier der vietnamesische<br />
Hersteller Tan Hiep Phat Group. Der Trend<br />
zu nahrhaften und gesunden Fertiggetränken ist<br />
ungebrochen mit starkem Potential für die Zukunft.<br />
Da war es höchste Zeit für Coca-Cola, in<br />
dieses Segment mit noch dazu interessanten Erträgen<br />
einzusteigen.<br />
Erfolgreiche Rückkehr nach Embargo<br />
Coca-Cola und Vietnam, das hat natürlich auch<br />
einen politischen Hintergrund. Wenige Jahre<br />
nach dem Ende des Vietnamkriegs verhängten<br />
die USA im Jahr 1975 ein Wirtschaftsembargo<br />
gegen Vietnam. Das bedeutete für Coca-Cola den<br />
Eine der größten Investitionen von Coca-Cola Beverages<br />
Vietnam (CCBV) war 2010 die Inbetriebnahme<br />
der Krones Hotfill-PET-Anlage im Werk Ho Chi Minh<br />
City. Hier liefen bislang zwei Mehrweg-Glaslinien,<br />
eine Dosenanlage und eine PET-Linie für CSD.
Derzeit verwendet CCBV noch kristallisierte PET-Preforms direkt aus Vietnam, will jedoch mittelfristig auf das<br />
günstigere nicht kristallisierte PET umstellen.<br />
Der pulpehaltige Orangensaft<br />
Minute Maid Teppy<br />
wird in 330-Milliliter- und<br />
1,0-Liter-Behälter abgefüllt.<br />
Das hochviskose Minute<br />
Maid Nutriboot ist ein<br />
Mischgetränk aus entrahmter<br />
Milch, Apfelsaft und<br />
verschiedenen Flavours.<br />
2010 hat Coca-Cola erstmals<br />
auch in Vietnam einen Grüntee<br />
auf den Markt gebracht.<br />
magazin 1.2012 | 43 special vietnam |
Nach einer längeren Pufferstrecke entfernt ein<br />
Lufttrockner Kondenswasser von den Flaschen,<br />
so dass sie zuverlässig und sicher auf einer<br />
Sleevematic mit Sleeve-Etiketten ausgestattet<br />
werden können.<br />
kompletten Rückzug aus dem südostasiatischen<br />
Land. Erst mit der Auflösung des Embargos 19<br />
Jahre später konnte Coca-Cola im Jahr 1994 wieder<br />
zurückkehren. Zunächst begann Coca-Cola<br />
mit den drei Gesellschaften Coca-Cola Beverages<br />
Hanoi im Norden, Coca-Cola Non Nuoc Softdrinks<br />
in der Mitte Vietnams bei Da Nang und<br />
Coca-Cola Beverages Vietnam im südlichen Ho<br />
Chi Minh City. 2001 erhielt Coca-Cola die Genehmigung<br />
der vietnamesischen Regierung, die Gesellschaften<br />
zusammenzulegen zu CCBV mit der<br />
Zentrale im Thu Duc District von Ho Chi Minh<br />
City. Drei Jahre später erwarb die südafrikanische<br />
Coca-Cola Sabco das Unternehmen mit allen drei<br />
Standorten. Coca-Cola Sabco operiert in sieben<br />
afrikanischen und fünf asiatischen Ländern.<br />
magazin 1.2012 | 44<br />
allein in den drei Jahren 2011 bis 2013 gemeinsam<br />
mit dem Partner Coca-Cola Sabco weitere<br />
200 Millionen US-Dollar investiert werden – was<br />
sich schon in einem Wachstum von 26 Prozent im<br />
Jahr 2010 niederschlug. Eine der größten Investitionen<br />
war 2010 die Inbetriebnahme der Krones<br />
Hotfill-PET-Anlage im Werk Ho Chi Minh City.<br />
Hier liefen bislang zwei Mehrweg-Glaslinien, eine<br />
Dosenanlage und eine PET-Linie für CSD.<br />
Minute Maid Nutriboot<br />
Auf der Hotfill-PET-Anlage mit einer Leistung<br />
von 24.000 Behältern pro Stunde produziert<br />
und füllt CCBV derzeit drei Getränke:<br />
■ Das hochviskose Minute Maid Nutriboot,<br />
ein Mischgetränk aus entrahmter Milch,<br />
Apfelsaft und verschiedenen Flavours<br />
in 300-Milliliter-Hotfill-PET-Behältern mit<br />
einem Gewicht von 23 Gramm. Später<br />
soll Nutriboot auch in 1,0-Liter-Behältern<br />
abgefüllt werden.<br />
■ Den Grüntee Tea Leaf in 480-Milliliter- und<br />
1,0-Liter-Behältern.<br />
■ Den pulpehaltigen Orangensaft Minute<br />
Maid Teppy in 330-Milliliter- und 1,0-Liter-<br />
Behältern.<br />
Haltbarmachung im Röhrenwärmetauscher<br />
Zur Vorbereitung der Abfüllung werden die fertig<br />
gemischten Getränke aus dem Sirupraum in<br />
Hohe Investitionen geplant<br />
einen kleinen Puffertank inmitten der Abfüllan-<br />
2009 produzierten die drei Werke mit 1.300 Mitlage vorgelegt. Von hier aus durchlaufen sie den<br />
arbeitern und insgesamt neun Abfüllanlagen, da- VarioFlash H Röhrenwärmetauscher, der spezirunter<br />
fünf Mehrwegglas-, zwei Dosen- und zwei ell für pulpehaltige Getränke ausgelegt ist. Nach<br />
PET-Linien, 18,1 Millionen Gebinde (physical einer Vorwärmung auf 65 Grad Celsius werden<br />
cases). Hergestellt werden neben dem Coca-Cola die Getränke belüftet. Das milchhaltige Nutriboot<br />
Kernsortiment auch Getränke der Schweppes- wid dann zusätzlich noch homogenisiert. Danach<br />
Gruppe sowie der Energydrink Samurai, Crush, erfolgt die Hocherhitzung auf je nach Produkt 96<br />
Minute Maid Splash und die lokale Wassermarke bis 110 Grad Celsius. In Heißhalteröhren wird die<br />
Joy. Vietnam mit seinen 90 Millionen Einwohnern jeweilige Temperatur zwischen 23 und 30 Sekun-<br />
betrachtet The Coca-Cola Company als einen den gehalten und abschließend in einem Kühler<br />
äußerst dynamischen Markt. Lagen die Gesamt- auf 92,5 Grad vermindert. Für die verschiedenen<br />
investitionen in den 16 Jahren von 1994 bis 2010 Produkte nutzt der VarioFlash H unterschiedliche<br />
schon bei über 280 Millionen US-Dollar, so sollen Kreisläufe.
Entscheidung für Block folgerichtig<br />
men. Wieder aufgerichtet, passieren die Behälter<br />
einen Kühler LinaCool, der sie auf unter 40 Grad<br />
Kontinuierlich fließt das somit entkeimte und Celsius herunterkühlt. Nach einer längeren Puf-<br />
haltbar gemachte Produkt zum Sensometic VP- ferstrecke entfernt ein Lufttrockner Kondenswas-<br />
GL-PET Füller, der auf eine Abfülltemperatur ser von den Flaschen, so dass sie zuverlässig und<br />
von 90 bis 91 Grad Celsius eingestellt ist. Er ist in sicher auf einer Sleevematic mit Sleeve-Etiketten<br />
einem separaten Reinraum direkt mit der Hot- ausgestattet werden können. Ein Heißdampftunfill-Streckblasmaschine<br />
Contiform H16 geblockt. nel Shrinkmat schrumpft die Etiketten an, erneut<br />
Derzeit verwendet CCBV noch kris tallisierte PET- werden die Behälter danach mittels Gebläse ge-<br />
Preforms direkt aus Vietnam, will jedoch mitteltrocknet. Eine Einweg-Verpackungsmaschine<br />
fristig auf das günstigere nicht kristallisierte PET Variopac Pro TFS stellt schließlich Shrink-Trays<br />
umstellen. Zwischen Preformschütte und Contiform<br />
ist im Schrägtransport ein Prejet Linear<br />
her, die manuell auf Paletten gesetzt werden.<br />
zur Preform-Innenreinigung integriert. „Die<br />
Entscheidung für einen Block ergab sich für uns „Völliges Neuland“<br />
folgerichtig, weil sich dadurch der Rinser und der Die gesamte Linie arbeitet im Dreischichtbetrieb<br />
Lufttransporteur erübrigen und wir Energie- und mit jeweils zwölf Mitarbeitern pro Schicht. „An-<br />
Wasserkosten sparen können. Außerdem benötigt fangs war die Arbeitsweise mit einer Hotfill-An-<br />
die Block-Variante auch weniger Platz. Der Block lage natürlich völliges Neuland für uns“ meint<br />
läuft sehr ruhig. Unser Ziel ist ein konstanter Tran Xuan Minh. „Wir mussten uns erst an diese<br />
Wirkungsgrad von 85 Prozent“, erklärt Business Technologie gewöhnen. Wir hatten ein zweimona-<br />
Unit Manager Tran Xuan Minh. Zum Krones tiges Onsite-Training durch Fachleute von Krones<br />
Lieferumfang zählte auch die VarioClean CIP- Thailand und Krones Deutschland. Einige unserer<br />
Anlage mit einer Leistung von 30 Kubikmetern Mitarbeiter erfuhren eine zusätzliche Spezialaus-<br />
pro Stunde.<br />
bildung an der Krones Akademie in Thailand.<br />
Jetzt beherrschen wir alle die Linie perfekt.“<br />
Mit der neuen und bislang einzigen Hotfill-<br />
Linie kann CCBV nun den gesamten vietnamesischen<br />
Markt mit den neuen Getränketypen bedienen.<br />
Und wie man Coca-Cola kennt, wird dies<br />
auf lange Sicht von Erfolg gekrönt sein.<br />
Trockenteil inklusive<br />
Außerhalb des Reinraums prüft ein Checkmat die<br />
korrekte Füllhöhe. Im weiteren Verlauf des Behältertransports<br />
ist eine zwölf Meter lange Wendestrecke<br />
integriert, auf der die geschlossenen Behälter<br />
horizontal liegend transportiert werden, um mit<br />
dem immer noch 86 bis 87 Grad Celsius heißen<br />
Produkt auch den Kopfraum der Flasche zu entkei-<br />
Ein Heißdampftunnel Shrinkmat schrumpft die Etiketten<br />
an, erneut werden die Behälter danach mittels<br />
Gebläse getrocknet.<br />
Renate Stögmüller<br />
Krones AG<br />
Tel. +49 9401 70-2438<br />
Eine Einweg-Verpackungsmaschine Variopac Pro TFS<br />
stellt schließlich Shrink-Trays her, die manuell auf<br />
Paletten gesetzt werden.<br />
magazin 1.2012 | 45 special vietnam |
Unternehmer Dr. Tran Qui<br />
Thanh: „Mir ist es immer<br />
wichtig, eine Win-win-<br />
Situation zu schaffen,<br />
und das ist mit Krones<br />
möglich.“<br />
An Erfolg muss
man glauben<br />
magazin 1.2012 | 47 special vietnam |
Myanmar<br />
„Heute ist besser als gestern, aber nicht als morgen.“ Das ist der gelebte Leitspruch<br />
der Tan Hiep Phat Group (THP). Die unglaublich rasante Entwicklung des erst vor<br />
17 Jahren gegründeten, rein vietnamesischen Familienunternehmens spiegelt ziemlich<br />
exakt den Aufschwung der gesamten vietnamesischen Wirtschaft seit 1994 wider. THP<br />
ist der größte Anbieter alkoholfreier Getränke in Vietnam und bei Ready-to-drink-Teeund<br />
-Gesundheitsgetränken der absolute Marktführer. Zum progressiven Ausbau dieser<br />
Segmente gab THP jetzt bei Krones weitere PET-Asept Anlagen in Auftrag.<br />
Kämpfe! Kämpfe! Und sei bereit, noch mehr<br />
zu kämpfen.“ Ein Satz, der vor der Bürotür<br />
von Gründer und Inhaber Dr. Tran<br />
Qui Thanh hängt. Er bringt zum Ausdruck, wie<br />
sich der erfolgreichste Unternehmer der vietnamesischen<br />
Getränkeindustrie mit dem Geschäft<br />
auseinandersetzt. „Wenn wir mental an unseren<br />
Erfolg glauben, werden wir erfolgreich sein“, sagt<br />
er. „Wenn nicht, werden wir scheitern. Sag niemals,<br />
es geht nicht.“<br />
Ein Anfang mit Bier<br />
Der als Ingenieur ausgebildete Vollblutunternehmer<br />
wagte 1994 erstmals den Sprung in die<br />
eigene industrielle Produktion. Mit gebraucht<br />
erworbenen Anlagen eines der beiden großen<br />
staatlichen Brauereiunternehmen begann die<br />
„Ben Thanh Brewery & Beverage Factory“ Bier<br />
unter der Marke „Ben Thanh“ zu brauen und<br />
abzufüllen. „Ben Thanh“ und „Ben Thanh Gold“<br />
sind heute noch am Markt, das Biergeschäft wird<br />
derzeit aber nicht forciert, trotz einer installierten<br />
Laos<br />
Thailand<br />
Bangkok<br />
Golf von<br />
Thailand<br />
Hanoi<br />
Kambodscha<br />
China<br />
Südchinesisches<br />
Meer<br />
Da Nang<br />
Vietnam<br />
Ho Chi Minh City<br />
Hong Kong<br />
magazin 1.2012 | 48<br />
Jahreskapazität von annähernd einer Million Hektoliter.<br />
Zwischenzeitlich hatte THP 2002 eine moderne<br />
Krones Abfüllanlage mit einer Leistung von<br />
60.000 Flaschen pro Stunde eingebaut, lancierte<br />
im Jahr 2003 „Laser Beer“, das erste Draft-Bier<br />
in Flaschen auf dem vietnamesischen Markt. Im<br />
ersten Jahr war es ein Riesenerfolg. Doch dann<br />
scheiterte dieses Produkt an der Distributionskraft<br />
der Mitbewerber und wurde wieder vom<br />
Markt genommen.<br />
Aber für Dr. Thanh gibt es keinen Misserfolg,<br />
nur Herausforderungen. Sofort schwenkte er um<br />
und begann 2005 mit der Abfüllung von alkoholfreien<br />
Getränken: Aber beileibe nicht mit<br />
Mainstream-Produkten wie CSD oder Wasser. In<br />
Vietnam ist es nahezu eine Selbstverständlichkeit,<br />
dass man als Gast in einem der vielen kleinen Restaurants<br />
an der Straße selbst gebrühten, gekühlten<br />
Tee angeboten bekommt. Kostenlos. Wieso sollte<br />
man also auf die Idee kommen, kühlen Tee in Flaschen<br />
abzufüllen? Dr. Thanh tat es trotzdem. Er<br />
besetzte einen weißen Fleck in der Getränkelandschaft,<br />
wurde zum Pionier im Eistee-Segment und<br />
entfachte damit einen Sturm im Teeglas.<br />
Jedes Jahr ein neues Produkt<br />
Der Energydrink „Number 1“, aber nicht abgefüllt<br />
in Dosen wie beim Wettbewerb, sondern in Mehrwegflaschen,<br />
brachte einen durchschlagenden<br />
Erfolg. Nach diesen positiven Erfahrungen mit<br />
dem Energydrink diversifizierte Dr. Thanh weiter<br />
und lancierte neue Produkte im Markt: „0 Degree“<br />
heißt der Grüntee, den es in einer gezuckerten<br />
und ungesüßten Version gibt und der heute mit<br />
weitem Abstand Marktführer ist. Der 15. Oktober<br />
ist der Geburtstag von Dr. Thanh und es ist<br />
der traditionelle THP-Tag, an dem jedes Jahr ein
Mit dem Kräutertee „Dr. Thanh Herbal Tea“, den<br />
das Konterfei des inzwischen äußerst populären Dr.<br />
Thanh ziert, stieß die THP-Gruppe als erste eine Tür<br />
für eine neue Produktkategorie auf.<br />
magazin 1.2012 | 49 special vietnam |
Das Werk vor den Toren Ho Chi Minh City ist<br />
auf 45 Hektar mehrstöckig gebaut und platzt<br />
schier aus allen Nähten.<br />
magazin 1.2012 | 50<br />
Und nicht nur das. THP ist tief gestaffelt, kann<br />
sich weitgehend autark versorgen. Auf dem Gelände<br />
produziert THP PET-Rohlinge, Kunststoff-<br />
Schraubverschlüsse, Kronenkorken, Kartons, Etiketten<br />
und Shrinkfolien – zum Teil sogar zum<br />
Weiterverkauf. „Wir pflegen eine sehr professionelle<br />
Aufstellung“, meint Abhishek Shukla, der<br />
technische Direktor. „Die Getränkeproduktion<br />
ist unabhängig vom Verpackungssegment, das<br />
bedeutet, wir kaufen unser Verpackungsmaterial<br />
dort ganz normal ein.“ Die bisherige Entwicklung<br />
spricht für sich: 2005 setzte THP etwa neun Millionen<br />
Kartons ab, 2010 waren es schon 50 Millionen<br />
„und bis allerspätestens 2015 werden wir<br />
mehr als 100 Millionen Kartons herstellen, ganz<br />
sicher“, sagt der technische Direktor Abhishek<br />
Shukla.<br />
neues Produkt vorgestellt wird. Der Kräutertee<br />
„Dr. Thanh Herbal Tea“, war das nächste Innovationsgetränk.<br />
Auch damit stieß die THP-Gruppe PET zum einen, Aseptik zum anderen<br />
als erste eine Tür für eine neue Produktkategorie „Wir sind zwar der Marktführer bei gesunden Teeauf.<br />
Für die Abfüllung nutzte THP erstmals eine Getränken“, betont Dr. Tran Qui Thanh. „Aber<br />
Aseptikanlage, die Krones 2006 mit einer Leis- wir wollen unbedingt, dass die Verbraucher sich<br />
tung von 36.000 Behältern installierte. Grüntee, unsere Produkte auch leisten können.“ Für rund<br />
Kräutertee und Energydrink sind mittlerweile 10.000 vietnamesische Dong, etwas mehr als 30<br />
die Flaggschiffmarken, die zusammen etwa zwei Eurocent, sind die Getränke deshalb im Straßen-<br />
Drittel des Absatzes ausmachen. 2008 folgte verkauf zu erwerben. Inzwischen distribuiert THP<br />
„Dr. Thanh Apple Tea“, 2009 „VIP“, ein Ready-to- natürlich landesweit, exportiert nach Südostasien<br />
drink-Milchkaffee, 2010 der Grüntee „ikun“ mit und in den Mittleren Osten und will ihren Fokus<br />
Kohlensäure in PET- und Glas-Flaschen sowie noch mehr auf den Export legen.<br />
ebenfalls der Energydrink „Number 1“ in der Die weitere Marschrichtung für den Getränke-<br />
Geschmacksrichtung Erdbeer mit Kohlensäure bereich der THP-Group ist klar: PET zum einen,<br />
in der Glasflasche. Außerdem produziert THP Aseptik zum anderen. Mehr als zwei Drittel aller<br />
Säfte, Sojamilch, das isotonische Getränk „Active“ alkoholfreien Getränke werden derzeit in Viet-<br />
und das Trinkwasser „Number One“.<br />
nam schon in PET abgefüllt, Tendenz steigend.<br />
Glas wird zwar nicht ganz vernachlässigt, aber<br />
die Investition in PET-Abfüllanlagen hat Vor-<br />
Weitgehend autark<br />
rang. Und zwar sowohl in CSD-Linien als auch<br />
Das Werk vor den Toren von Ho Chi Minh City ist in Hotfill-Anlagen und speziell in Aseptik. Ins-<br />
auf 45 Hektar mehrstöckig gebaut und platzt schier gesamt sechs komplette PET-Asept Anlagen mit<br />
aus allen Nähten. Jeder Winkel wird genutzt. Muss einer Leistung von jeweils 39.000 Behältern pro<br />
auch, denn insgesamt sind hier nicht weniger als Stunde hat THP bereits bei Krones geordert, um<br />
zehn chinesische PET-Hotfill-Anlagen zu je 28.000 die geplanten Produktionskapazitäten bis 2015<br />
Flaschen pro Stunde Leistung, acht chinesische<br />
Mehrwegglas-Linien für stille Getränke, eine<br />
erreichen zu können.<br />
Krones Mehrwegglas-Anlage für Bier mit einer<br />
Leistung von 60.000 Flaschen pro Stunde, zwei „Es ist klar, dass wir jeweils eine<br />
Getränkekarton-Abfüllanlagen und zwei PET- Komplettanlage aus einer Hand wünschen.“<br />
Asept Anlagen à 36.000 Behälter pro Stunde un- „Wenn es um die Fülltechnologie geht, hat Krones<br />
tergebracht. 320.000 Kartons à 24 Flaschen können in unseren Augen mehr Erfahrung als alle ande-<br />
mit diesen Anlagen pro Tag produziert werden. ren Block-Lieferanten“, sagt der indischstämmige
technische Direktor Abhishek Shukla. „Das betrifft<br />
sowohl die Technologie als auch die mechanische<br />
Robustheit. In den letzten fünf Jahren<br />
hat Krones aber auch bei der Streckblastechnik<br />
weitreichende Fortschritte gemacht. Ich habe<br />
selbst neun Jahre in der Blasmaschinenindustrie<br />
gearbeitet, deshalb kann ich das ganz gut beurteilen.<br />
Aus diesen Gründen haben wir uns bei dem<br />
Auftrag für Krones entschieden, denn es ist klar,<br />
dass wir jeweils eine Komplettanlage aus einer<br />
Hand wünschen, einschließlich Trockenteil, um<br />
jegliche Schnittstellen zu vermeiden.“<br />
„Was wir noch offen lassen, ist die Entscheidung,<br />
ob wir die Anlagen als Blasmaschinen-Füller-<br />
Block oder getrennt mit Lufttransporteuren abrufen.<br />
Ein Block ist zweifellos sicherer, wenn es<br />
um die Frage der Rekontamination geht. Separate<br />
Maschinen mit Lufttransporteuren bringen eine<br />
bessere mechanische Linieneffizienz durch den<br />
Puffer von zwei bis drei Minuten zwischen Blasmaschine<br />
und Füller. Die Entscheidung bleibt also<br />
ein Kompromiss zwischen mikrobiologischen Anforderungen<br />
und mechanischer Effizienz. Wobei<br />
die Mikrobiologie bei der Aseptik klar Vorrang<br />
hat, weil ansonsten die Produkte am Markt gefährdet<br />
sein könnten. Generell wollen wir der Aseptik<br />
den Vorzug geben vor Heißabfüllung. Schließlich<br />
sind auch die Verpackungskosten pro Einheit bei<br />
der Aseptik wesentlich günstiger. Man muss sich<br />
nur die Behälterkosten anschauen. Für Hotfill nut-<br />
„Es ist klar, dass wir jeweils eine Komplettanlage<br />
aus einer Hand wünschen“, sagt der indischstämmige<br />
technische Direktor Abhishek Shukla.<br />
zen wir 27 Gramm schwere Rohlinge aus kristallisiertem<br />
PET, für Aseptik 16 Gramm schwere aus<br />
nicht kristallisiertem PET. Trockenaseptik halten<br />
wir für immer noch nicht ausgereift, speziell was<br />
die Umweltbedingungen in Asien anbelangt. Deswegen<br />
bleiben wir eindeutig bei der Nassaseptik.“<br />
Klare Vorstellungen.<br />
Das Richtige zur richtigen Zeit<br />
Dieser Eindruck bestätigt sich beim Gespräch<br />
mit dem Entrepreneur. Dr. Thanh lebt mit seiner<br />
Familie im Verwaltungszentrum des Werks. Sein<br />
Büro gleicht einer kreativen Kommandozentrale,<br />
die mit Erfolgsbeweisen und Ideen nur so gespickt<br />
ist. Dahinter steckt eine schillernde Persönlichkeit,<br />
ein charismatischer Boss. „Wir versuchen ganz<br />
einfach, die Wünsche der Konsumenten zu befriedigen.<br />
Die Getränkeindustrie hat die ‚gesunden‘<br />
Getränke zu lange vernachlässigt. Deshalb konnten<br />
wir erfolgreich sein, als Pionier bei der Heißabfüllung<br />
für stark saure Produkte in Vietnam,<br />
als Pionier bei der Aseptik für schwach-saure<br />
Getränke, als Pionier bei Grüntee und bei Kräutertee.<br />
Seit dem ersten Jahr unserer alkoholfreien<br />
Produktion sind wir um 800 Prozent gewachsen.<br />
Man muss versuchen, das Richtige zur richtigen<br />
Zeit zu tun. 2010 haben wir 900 Millionen Liter<br />
abgesetzt, 2013 wollen wir mehr als zwei Milliarden<br />
Liter verkaufen“, postuliert Dr. Tran Qui<br />
Thanh. „Mit Krones haben wir einen der besten<br />
Technologiepartner der Welt gefunden. Mir ist es<br />
immer wichtig, eine Win-win-Situation zu schaffen,<br />
und das ist mit Krones möglich.“<br />
Der Selfmade-Unternehmer Dr. Thanh hat<br />
noch einiges vor. Auf dem Reißbrett ist bereits<br />
eine neue Fabrik entstanden, die er in den kommenden<br />
Jahren Schritt für Schritt mit Gesamtinvestitionen<br />
von 650 Millionen Dollar errichten<br />
will. Sein ganz unbescheidenes Ziel: „Wir wollen<br />
der größte Hersteller Asiens für Getränke, Instant-<br />
Food und Snacks sowie Kunststoffverpackungen<br />
werden.“ Dr. Thanh verabschiedet sich von seinen<br />
Besuchern, schwingt sich hemdsärmelig auf den<br />
Rücksitz eines Mopeds und knattert mit seinem<br />
Architekten am Lenkrad durch die Fabrik davon.<br />
Ein Chef zum Anfassen.<br />
Franz Kammerloher<br />
Krones AG<br />
Tel. +49 9401 70-3970<br />
magazin 1.2012 | 51 special vietnam |