Das Bürgertum der Stadt Ofen im 19. Jahrhundert

Da muss man kurz auch auf die wirtschaftliche Entwicklung der beiden
Hauptstädte von Ungarn hinweisen. Die wirtschaftliche und später die politische
Situation dieser Städte veränderte sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts in
zunehmendem Maße, und entwickelte sich rasch im Laufe des 19. Jahrhunderts.
Pest-Ofen (1873 Budapest) wurde das wahre administrative, wirtschaftliche und
kulturelle Zentrum des Landes. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde es rasch
zum bedeutendsten Ort der Industrialisierung Ungarns, und außerdem zu einem
Verkehrsknotenpunkt. Die Arbeitskräfte und die Unternehmer zogen wieder
massenhaft nach Pest-Buda ein. Selbstverständlich gehörten viele Menschen unter
den Ein- und Zuwanderern von deutscher und ungarischer Herkunft zu den
protestantischen Kirchen. Viele deutschsprachige Zuwanderer, unter ihnen viele
Kaufleute, Unternehmer und Honoratioren, die hoch qualifiziert waren und viele
Erfahrungen im Handel hatten, konnten sich hier leicht niederlassen, und spielten im
Wirtschaftsleben von Pest-Buda eine wichtige Rolle. Gegen Ende der 1850er Jahre,
nach der Entspannung der politischen Lage, aktivierten sich die Protestanten,
während sie im politischen Leben auch an Boden gewannen. 2 Diese
deutschsprachigen Menschen, deren Mehrheit protestantisch waren, können zwei
verschiedenen Gruppen zugeordnet werden: den sogenannten Fremden, die nicht in
den Kronländern von Ungarn geboren wurden, und den inneren Zuwanderern, wie
zum Beispiel die Lutheranischen Zipser. Die Forschungen einiger Wissenschaftler (z.
B. Vera Bácskai und György Kövér) bestätigten schon die Vermutungen, dass die
Zipser im 19. Jahrhundert im Wirtschaftsleben eine wichtige Rolle spielten. 3 Wegen
des ökonomischen Abstiegs von Zips zogen viele Familien um, um in Ofen-Pest ihr
Glück zu versuchen und in günstigeren Verhältnissen zu leben. Nach ihrer
Ansiedlung hatten die Zipser weiterhin enge Beziehungen zueinander, was die
Verwandtschaft weiter verstärkte. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fand
über die Veränderungen des Bürgerrechtes und des Bürgertums in Kaschau mit Rücksicht auf die
anderen königlichen Freistädte Ungarns im Vormärz: Gábor Czoch: „A városok szíverek”.
Tanulmányok Kassáról és a reformkori városokról [„Die Städte sind Arterien des Herzes”. Studien
über Stadt von Kaschau und die Städte aus der Reformenzeit], Pozsony 2009, S. 101-137.
2 Siehe zum Thema der deutschsprachigen wahren und sich Bürger fühlenden Protestanten: Juliane
Brandt: Német polgárok Pesten és helyzetük a városi társadalomban: a protestáns árvaegylet 1859-
1914 [Deutsche Stadtbürger in Pest und ihre relative Position in der Stadt: Der protestantische
Waisenverein 1859-1914], In: A felhalmozás míve. Történeti tanulmányok Kövér György tiszteletére.
[Das Werk der Akkumulation. Hischtorische Studien zu Ehren von György Kövér], Hgg. von Károly
Halmos, Judit Klement, Ágnes Pogány und Béla Tomka. Budapest 2009, S. 163-173.
3 Siehe zum Thema: Vera Bácskai: A vállalkozók előfutárai [Die Vorläufer der Unternehmer], Budapest
1989; Vera Bácskai: Városok Magyarországon az iparosodás előtt. [Städte in Ungarn vor der
Industrialisierung] Budapest 2002,
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