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Hightech in der Steinzeit? - Archäologie in Sachsen

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Ste<strong>in</strong>zeit - Leben wie vor 5.000 Jahren<br />

von Rolf Schlenker und Gerolf Karwath<br />

Mit <strong>der</strong> Fernsehdokumentation „Ste<strong>in</strong>zeit“ macht <strong>der</strong> SWR (<strong>in</strong> Koproduktion mit dem BR) e<strong>in</strong>en weiteren Schritt<br />

<strong>in</strong> Richtung spannendes Wissensfernsehen. Durch das Zusammenspiel <strong>der</strong> Komponenten „Erlebnisdokumentation“,<br />

„Vermittlung angewandter Wissenschaft“ und jetzt auch „Forschung“ entsteht e<strong>in</strong> neues Format: „liv<strong>in</strong>g science“.<br />

Wie bei „Schwarzwaldhaus 1902“ steht e<strong>in</strong>e Familie im Mittelpunkt. Genauer gesagt e<strong>in</strong>e<br />

zusammengehörende Sippe, bestehend aus 13 Personen: Männer, Frauen und K<strong>in</strong><strong>der</strong>. In<br />

diesem Sommer traten sie ihre Reise an, die sie 5.000 Jahre zurück führte, <strong>in</strong> e<strong>in</strong> jungste<strong>in</strong>-<br />

zeitliches Pfahlbaudorf im H<strong>in</strong>terland des Bodensees. Auf zwei <strong>der</strong> Zeitreisenden wartete<br />

e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es Abenteuer. Sie g<strong>in</strong>gen „e<strong>in</strong>kaufen“ – aber so wie es vor 5.000 Jahren ge-<br />

macht wurde. Um Kupfer o<strong>der</strong> Feuerste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>tauschen zu können, mussten oft weite<br />

Wege zurückgelegt werden. Für unsere Protagonisten bedeutete das: Sie mussten nach<br />

Norditalien wan<strong>der</strong>n, über die Alpen, auf den Spuren „Ötzis“. Vor allem aber: mit dessen<br />

Ausrüstung, die von Fachleuten m<strong>in</strong>utiös nachgearbeitet wurde.<br />

Auch bei <strong>der</strong> „Ste<strong>in</strong>zeit“ handelt es sich um e<strong>in</strong>e Zeitreise, freilich mit e<strong>in</strong>em großen<br />

Unterschied zu an<strong>der</strong>en Projekten: Bislang war die Zeitreise das Ziel, jetzt ist sie e<strong>in</strong> Mittel.<br />

Die Wissenschaftsredaktion des SWR, („Schwarzwaldhaus 1902“, „Von Null auf 42“) nutzt sie,<br />

um spannende Methoden <strong>der</strong> <strong>Archäologie</strong> und experimentellen <strong>Archäologie</strong>, wissenschaft-<br />

liche Erkenntnisse und Forschung zu vermitteln – die Zeitreise wird zur Forschungsreise!<br />

Warum gerade <strong>in</strong> die Jungste<strong>in</strong>zeit? Die Jungste<strong>in</strong>zeit ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> fasz<strong>in</strong>ierendsten Wen-<br />

depunkte <strong>in</strong> unserer Geschichte. Der Wechsel <strong>der</strong> Sammler- und Jäger- zu e<strong>in</strong>er Bauern-<br />

und Hirtenkultur trägt nicht zu Unrecht den Namen „neolithische Revolution“: Erst mit<br />

<strong>der</strong> Sesshaftwerdung legten die Menschen den Grundste<strong>in</strong> zu dem, was wir heute mit<br />

„Kultur“ bezeichnen. Sie entwickelten effiziente Anbau- und Zuchtmethoden, sie erfanden<br />

den Hausbau und erforschten Schritt für Schritt neue Werkstoffe. Sie revolutionierten<br />

Kleidung, Waffen- und Werkzeugtechnologie und die Mediz<strong>in</strong>: So wussten die Neolithiker<br />

um den Heilstoff <strong>der</strong> Weide – late<strong>in</strong>isch salix. Ihre R<strong>in</strong>de enthält den Wirkstoff Salicylsäure<br />

– heute noch wichtiger Bestandteil vieler Medikamente.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus unterhielten unsere Ste<strong>in</strong>zeit-Vorfahren Kontakte bis an alle Küsten des<br />

Kont<strong>in</strong>ents. Europa war von e<strong>in</strong>em Netz an Tauschhandelswegen überzogen: Von <strong>der</strong><br />

Ostsee wurde Bernste<strong>in</strong> <strong>in</strong> Richtung Süden gebracht, von <strong>der</strong> Adria, den Less<strong>in</strong>ischen<br />

Alpen und dem V<strong>in</strong>schgau kamen Salz, Feuerste<strong>in</strong>, Kupfer und an<strong>der</strong>e Waren <strong>in</strong> den Nor-<br />

den. Was hier vor 5.000 Jahren existierte, war e<strong>in</strong>e hochkomplexe Gesellschaft, e<strong>in</strong>e Art<br />

„Ste<strong>in</strong>zeit-EU“.<br />

Wie hat man all das herausgefunden? Wieso kann man z.B. bis auf den Monat genau<br />

sagen, wann <strong>der</strong> Stamm für e<strong>in</strong> Pfahlhaus gefällt wurde? Woher wissen wir, aus welchen<br />

Materialien Objekte gefertigt wurde? Woher, wie alt diese s<strong>in</strong>d, wie man sie anwendet<br />

o<strong>der</strong> wofür man sie nutzt? Wie können wir heute e<strong>in</strong> ganzes Ste<strong>in</strong>zeitdorf aufbauen?<br />

Und was sagt uns die Ste<strong>in</strong>zeit über unser Leben hier und heute?<br />

Viele Fragen und viele überraschende Fakten und E<strong>in</strong>sichten - Wissenschaftsfernsehen<br />

für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressierte M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit? Ne<strong>in</strong>! Wir gehen davon aus, dass wir viele Zuschauer<br />

mit diesen Zusammenhängen und dieser Zeit fasz<strong>in</strong>ieren können. Denn die Menschen<br />

des Neolithikums s<strong>in</strong>d unsere Vorfahren, sie liefern uns e<strong>in</strong> weiteres Antwortmosaik auf<br />

e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> ganz großen Menschheitsfragen: „Woher kommen wir?“ Und dann ist durch<br />

den Fund des Gletschermannes vom Tisenjoch die Jungste<strong>in</strong>zeit auch noch zu e<strong>in</strong>em<br />

massenattraktiven Mythos geworden. Diese beiden Chancen will die Wissenschaftsredak-<br />

tion des SWR nutzen.

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