Hightech in der Steinzeit? - Archäologie in Sachsen

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-2- Statements Fernsehjournalisten widmen sich – unter anderem – der schönen Aufgabe, ihren Zuschauern das Leben der Menschen in fremden Kulturen nahezubringen. Für unser Fernsehprojekt „Steinzeit – leben wie vor 5.000 Jahren“ arbeiten Journalisten und Wissenschaftler zusammen, um den Menschen der Jungsteinzeit näherzukommen: ihren Fähigkeiten, ihren Technologien, ihrem Alltag. Für zwei Monate versetzt der SWR dazu eine „Sippe“ ins Neolithikum: 13 Menschen leben in einer kleinen Steinzeitsiedlung im Hinterland des Bodensees. Zwei von ihnen werden sogar die Alpen überqueren. Ein Feldversuch, der der Wissenschaft ein neues Forum geben soll – und neue Erkenntnismöglichkeiten. Archäologen, Mediziner, Anthropologen, Materialkundler aus Universitäten, Instituten und Museen nutzen ein Fernsehformat für ihre Forschung. Prof. Peter Voß Intendant des Südwestrundfunks Das „Steinzeit“-Projekt bringt nicht eine weitere Zeitreise auf den Bildschirm, sondern nutzt die Welt vor 5.000 Jahren als großes wissenschaftliches Experimentierfeld. Beim neuen Format des Südwestrundfunks im Ersten wird das Fernseh-Set zum Labor: Wie gesund ist steinzeitliches Essen? Lassen sich die Alpen besser mit Gras- oder mit Lederschuhen überqueren? Und: Welchen Schlaf- und Bewegungsrhyth- mus hat das Mitglied einer „Sippe“ im Neolithikum? Was für die beteiligten Wissenschaftler vor allem eine reizvolle Versuchsanordnung darstellt, ist für die Bewohner des Steinzeitdorfs ein spannendes Abenteuer. Für die Zuschauer aber bedeutet es eine neuartige Fernseherfahrung, die sie Wissenschaft im wahrsten Sinne des Wortes erleben lässt. Bernhard Nellessen SWR-Fernsehdirektor
Steinzeit - Leben wie vor 5.000 Jahren von Rolf Schlenker und Gerolf Karwath Mit der Fernsehdokumentation „Steinzeit“ macht der SWR (in Koproduktion mit dem BR) einen weiteren Schritt in Richtung spannendes Wissensfernsehen. Durch das Zusammenspiel der Komponenten „Erlebnisdokumentation“, „Vermittlung angewandter Wissenschaft“ und jetzt auch „Forschung“ entsteht ein neues Format: „living science“. Wie bei „Schwarzwaldhaus 1902“ steht eine Familie im Mittelpunkt. Genauer gesagt eine zusammengehörende Sippe, bestehend aus 13 Personen: Männer, Frauen und Kinder. In diesem Sommer traten sie ihre Reise an, die sie 5.000 Jahre zurück führte, in ein jungstein- zeitliches Pfahlbaudorf im Hinterland des Bodensees. Auf zwei der Zeitreisenden wartete ein besonderes Abenteuer. Sie gingen „einkaufen“ – aber so wie es vor 5.000 Jahren ge- macht wurde. Um Kupfer oder Feuerstein eintauschen zu können, mussten oft weite Wege zurückgelegt werden. Für unsere Protagonisten bedeutete das: Sie mussten nach Norditalien wandern, über die Alpen, auf den Spuren „Ötzis“. Vor allem aber: mit dessen Ausrüstung, die von Fachleuten minutiös nachgearbeitet wurde. Auch bei der „Steinzeit“ handelt es sich um eine Zeitreise, freilich mit einem großen Unterschied zu anderen Projekten: Bislang war die Zeitreise das Ziel, jetzt ist sie ein Mittel. Die Wissenschaftsredaktion des SWR, („Schwarzwaldhaus 1902“, „Von Null auf 42“) nutzt sie, um spannende Methoden der Archäologie und experimentellen Archäologie, wissenschaft- liche Erkenntnisse und Forschung zu vermitteln – die Zeitreise wird zur Forschungsreise! Warum gerade in die Jungsteinzeit? Die Jungsteinzeit ist eine der faszinierendsten Wen- depunkte in unserer Geschichte. Der Wechsel der Sammler- und Jäger- zu einer Bauern- und Hirtenkultur trägt nicht zu Unrecht den Namen „neolithische Revolution“: Erst mit der Sesshaftwerdung legten die Menschen den Grundstein zu dem, was wir heute mit „Kultur“ bezeichnen. Sie entwickelten effiziente Anbau- und Zuchtmethoden, sie erfanden den Hausbau und erforschten Schritt für Schritt neue Werkstoffe. Sie revolutionierten Kleidung, Waffen- und Werkzeugtechnologie und die Medizin: So wussten die Neolithiker um den Heilstoff der Weide – lateinisch salix. Ihre Rinde enthält den Wirkstoff Salicylsäure – heute noch wichtiger Bestandteil vieler Medikamente. Darüber hinaus unterhielten unsere Steinzeit-Vorfahren Kontakte bis an alle Küsten des Kontinents. Europa war von einem Netz an Tauschhandelswegen überzogen: Von der Ostsee wurde Bernstein in Richtung Süden gebracht, von der Adria, den Lessinischen Alpen und dem Vinschgau kamen Salz, Feuerstein, Kupfer und andere Waren in den Nor- den. Was hier vor 5.000 Jahren existierte, war eine hochkomplexe Gesellschaft, eine Art „Steinzeit-EU“. Wie hat man all das herausgefunden? Wieso kann man z.B. bis auf den Monat genau sagen, wann der Stamm für ein Pfahlhaus gefällt wurde? Woher wissen wir, aus welchen Materialien Objekte gefertigt wurde? Woher, wie alt diese sind, wie man sie anwendet oder wofür man sie nutzt? Wie können wir heute ein ganzes Steinzeitdorf aufbauen? Und was sagt uns die Steinzeit über unser Leben hier und heute? Viele Fragen und viele überraschende Fakten und Einsichten - Wissenschaftsfernsehen für eine interessierte Minderheit? Nein! Wir gehen davon aus, dass wir viele Zuschauer mit diesen Zusammenhängen und dieser Zeit faszinieren können. Denn die Menschen des Neolithikums sind unsere Vorfahren, sie liefern uns ein weiteres Antwortmosaik auf eine der ganz großen Menschheitsfragen: „Woher kommen wir?“ Und dann ist durch den Fund des Gletschermannes vom Tisenjoch die Jungsteinzeit auch noch zu einem massenattraktiven Mythos geworden. Diese beiden Chancen will die Wissenschaftsredak- tion des SWR nutzen.
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