Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein

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8 HO II E N Z O L L E LT I S C H E H E I M A T Jahrgang 1954 Die ehemalige Papierfabrik Kaiseringen Es war um 1800, als in Frankreich und England die ersten Papiermaschinen zur Aufstellung kamen. Bis diese Erfindung auch in Deutschland Eingang fand, vergingen nochmals zwei Jahrzehnte Dem vordrängenden Maschinenbetrieb, der mit jeder Vervollkommnung der Papiermaschine leistungsfähiger wurde, konnten auf die Dauer die alten Papiermühlen nicht standhalten und mußten früher oder später zum Erliegen kommen. Dies erkannte aucn der Papierer J o - harne; Lang, der in Laufen a. d. Eyach mit seinem Bruder Christian die vom Vater Andreas Lang übernommene Handp'piermühle betrieb 1 ). Johannes faßte daher den J ian, sich selbständig zu machen, eine neue Mühle zu errichten und darin eine Papiermaschine aufzustellen. Bei der Ui schau nach einem geeigneten Gelände entschied er sich für Kriseringen 2 ) im Fürstentum, heute Kreis Sigmaringen, wo die vorbeifließende Schmeie 3 ) die nötige Wasserkraft liefern sollte. Unter dem 2. März 1838 richtet Lang an die fürstl. Regierung zu Sigmaringen eine entsprechende Eingabe und ersucht um die behördliche Genehmigung zur Errichtung einer „Fabrik für endloses Papier"! Er verfehlte nicht, darauf hinzuweisen, daß er in seinem Unternehmen dauernd 40—50 Personen beschäftigen werde und daß dadurch der „armen Bevölkerung des Straßberger Bezirks" eine gute Verdienstmöglichkeit geboten werde. Ueber seine beruflicnen Fähigkeiten, sowie über sein Vermögen könne er jederzeit die gewünschten Zeugnisse vorlegen. Im übrigen bittet er um die gleichen Rechte hinsichtlich der Pachtung des Lumpensammler-Bestandes, wie solche den Untertanen zuständen. In ihrer Antwort weist die fürstl. hohenz. Regierung darauf hin, daß der Papiermacher Stähle in Gammertingen bis zum 31. März 1840 das ausschließliche Recht zur Papierherstellung im Fürstentum besitze. Das Recht zum Lumpensammein sei ein Regal und werde von den Rentämtern auf bestimmte Zeiträume verpachtet. Es sei jedermann freigestellt, bei der Verpacl .*ung mitzusteigern, solange der Zollverein besiehe. Sfflfc 'dieser einmal zu bestehen aufhören, so könne Lang für eine im Sig'maringer Territorium zu erbauende Papiermühle das gleiche Recht wie den Landesangehörigen zuerkann' werden. Der Erteilung der Konzession zum Bau und Betriebe einer Papierfabrik dürfte kaum etwas im Wege stehen, wenn der Antragsteller sich über seine Person und sein Vermögen hinreichend ausweisen könne. Der Gemeinderat von Laufen bescheinigt hierauf, daß Lang noch unbestraft und ein* biederer Mann" sei, auch ein „hinlängliches Vermögen" besitze, un: das geplante Werk aufführen zu können. Der Papierer selbst bittet nun um die Bauerlaubnis, denn "jis der Betrieb eröffnet werden könne, sei Stähle's Privilegium abgelaufen. Unter dem 29. 11. 38 teilt die Regierung in Sigmaringen dem Oberamt Straßberg mit, daß 'em Johannes u,ang die erbetene Konzession zu erteilen sei, daß diese jedoch erst ab 1. 4. 1840 ausgeübt werden dürfe, sotern der Gesuchsteller mit dem bis dahin privilegierten •apierer Stähle wegen früherer Eröffnung der Fabrik keine Einigung erzielen sollte. Am 9. März 1839 legt Lang dem Oberamt Straßberg einen Lageplan, ein Nivellement der Schmeie von der interen Mühle Straßberg bis zur Mühle StoIdingen und den Vertrag mit den Wasserberechtigten vor 1 ) Aber nochmais vergingen 5 Monate, bis am 14. 8. 39 di-: Maurer- und Zimmererarbeiten zum Fabrikgebäude vergebt i werden konnten. Am 12. März des folgenden Jahres wirri nochmals eine Vergebung von Maurerarbeiten ausgeschrieben. Im Dezember 1840 konnte dann der Betrieb mit zwei Holländern (Maschinen zum Zerkleinern der Lumpen) efÖfihei werden. Die Anzeige im „Schwäbischen Merkur" vom 18. Dezember 1840, Seite 1379, hat folgenden Wortlaut: „Ich beehre mich hier ii . die ergebene Anzeige zu machen, daß ich au. hiesigem Platze eine Papieri^bri . welche lede ueliebige öorte i i endlosem Druck-, schreib- und i-ostpapier liefert, b< rundet habe. Mich stets bestrebend, die volle Zufriedenheit meiner verehrlichen Abnehmer zu erwerben, empfehle ich mich noch besonders den Herren Buchhändlern und Kaufleuten. Kaiseringen (Sigmaringen), im Dezember 1840 Johannes Lang, Papierfabrikant." Auch in den folgenden Jahren wurden immer wieder bauliche Veränderungen oder Erweiterungen vorgenommen. Das Geschäft blühte rasch auf, und seine Erzeugnisse an alien gängigen Papiersorten wurden laufend abgenommen. Aus einem Bericht des Oberamtmanns in Straßberg ist zu entnehmen, daß das verfertigte Papier einen guten Absatz fand, so daß Lang gar nicht in der Lage war, die verlangten Mengen herzustellen und aiie Aufträge zu erfüllen, Es wurden Von M. Schaitel denn auch bald zwei weitere Holländer in einem Nebenwerk aufgestellt, um die Leistungsfähigkeit der Fabrik zu steigern. Um diese Zeit dürften etwa 30 Personen im Betriebe Arbeit und Brot gefunden haben. Gelegentlich einer Zählung der evangelischen Bevölkerung Hohenzollerns vom Mai 1 352 werden unter Kaiseringen neben der Familie Lang noch 18 Arbeiter namentlich aufgeführt, die aus den umliegenden Ortschaften Württembergs stammen 5 ). Da wohl mit Sicherheit angenommen werden darf, daß auch Leute aus Kaiseringen oder dem nahen Straßberg in der Papierfabrik Beschäftigung fanden, so dürfte die genannte Zahl nicht überschätzt sein. Was den Fabrikbetrieb zweifellos ungünstig beeinflußte, das war die geringe Wassermenge, die die Scnmeie in den Sommermonaten, vor allem in trockenen Jahren, lieferte. So ist es auch erklärlich, wenn in dem schon genannten Bericht gesagt wird, daß zwei Holländer fast immer still lägen. Lang erkannte auch bald, daß ein gleichmäßiger und ungestörter Antrieb der Papiermaschine nur durch °ine Dampfmaschine gewährleistet werde. Da deren Anschaffung aber über seine finanziellen Kräfte ging, machte er im Jahre 1858 über die Regierung in Sigmaringen an da Kgl. Preuß. Ministerium für Handei, Gewerbe und öffentliche Arbeiten in Berlin eine Eingabe, ihm aus staatlichen Mitteln eine Dampfmaschine von etwa 24 Pferdekräften zur Verfügung zu stellen. Das Ministerium habe schon so viele Beweise für das Emporbringen gewerblicher Etablissements in den Hohenzollernschen Landen geliefert, daß auch er lie untertänigste Bitte einreiche, um seinen Betrieb durchhalten und ausdehnen zu können. Bei einer Familie nit 10 Kindern habe er jetzt für den Ankauf der rötigen Grundstücke, für den Bau der Geoäulichkeiten und die Ausstattung der Fabrik bereits 100 000 Gulden aufgewendet. Mit einer ausführlichen Aeußerung über die ganzen Verhältnisse, über die Persönlichkeit und gewerbliche Tüchtigkeit des Bittstellers, wurde dann Oberamtmann Stehle beauftragt. Der Bericht datiert vom 1. April 1858 und bezeichnet Lang in seinem Fache als ungemein tüchtig. Leider sei er viel abwesend und müsse seine Geschäfte fremden Leuten anvertrauen. Bis zum Tode seiner Ehefrau im Jahre 1846 habe der Betrieb nur Aufschwung genommen, seitdem gehe es aber langsam bergab. Den Kindern, die keine Aufsicht haben, fehle die Mutterhand, der älteste Sohn Jakob sei ein Taugenichts und schon mit dem Strafgesetz in Konflikt gekommer. jas Fabrikgebäude sei zu 40 000 fl brandversichert, der Wert der Güter betrage 5000 fl, während an Schulden 20 000 fl ausgewiesen würden. Welche Kapitalien -vorhanden seien, wäre unbekannt! Zweifellos würde durch die unzureichende Wasserkraft der Schmeie dem Betriebe schwerer Schaden z (gefügt, aber auch die persönlichen Verhältnisse würden ihren Teil dazu beitragen, das Geschäft langsam zu Grunde zu richten. Sollte dem Gesuche Längs entsprochen werden, so wäre der Papiermacher verpflichtet, mehr Arbeiter aus honenzollerischen Gemeinden einzustellen. Bis heute würden fast nur Württemberger beschäftigt! Mit Schreiben vom 22. 4. 1858 ging der Sigmaringer Regierung aus Berlin der Bescheid zu, das Gesuch des Papierfabrikanten abzulehnen. Diesem gelang es nicht mehr, die nötigen Mittel zur Anschaffung einer Dampfmaschine 6 ) aufzubringen; sein Betrieb blieb weiterhin von der unzulänglichen Wasserkraft der Schmeie abhängig und konnte somit nie voll ausgenützt werden. Inzwischen war das Jahr 1866 gekommen, in dem bekanntlich Preußen und Oesterreich um die Vorherrschaft in Deutschland rangen. Württemberg, mit dem Lang hauptsächlich in Geschäftsverbindung stand, hielt mit den übrigen süddeutschen Staaten am Deutschen Bunde und Oesterreich fest, mußte aber infolge des unglücklichen Ausgangs der Kampfhandlungen 8 Millionen Kriegsentschädigung an Preußen

Tahreang 195¿ H O F E N Z O L L E R I S C H E H E I M A T 9 zahlen. Wie immer in Kriegszeiten, so blieb auch diesmal das Wirtschaftsleben nicht ohne Erschütterungen. Die Zahlungen gingen schlecht ein, die Gläubiger kündigten ihre Guthaben, Geld war nur schwer und zu hohen Zinssätzen zu bekommen. Von besonderem Nachteil für Lang war, daß sein Bankier 7 ) unerwartet starb und die Erben auf der Eintreibung der Außenstände beharrten. Die auf die Stuttgarter Bank gezogenen Wechsel wurden nicht mehr akzeptiert, so daß Lang nach seinen eigenen Worten geradezu von einer „Flut von Wechselklagen überschüttet" wurde. Zwar gelang es ihm nochmals, durch Ausstellung von Hypotheken einen Teil seiner Gläubiger zu beruhigen, die finanzielle Lage des Betriebes blieb nach wie vor äußerst gespannt und unsicher. Alle Bemühungen Lang's, von Privatleuten oder Geldinstituten neues Betriebskapital zu erhalten, schlugen fehl, er versuchte es daher noch einmal, den preuß. Staat um Hilfe anzugehen. Mit Eingabe vom 26. 2. 1867 bittet Lang um die Gewährung eines Darlehens in Höhe von 20 000 fl, die er mit 5 °/o verzinsen will. Die Sigmaringer Regierung gibt jedoch das Gesuch gar nicht weiter, weil sie sich auf Grund der Richtlinien für die Gewährung von Staatsbeihilfen für gewerbliche Zwecke höheren Orts keinen Erfolg verspricht. Lang's Kredit ist erschüttert, der Betrieb steht vor dem finanziellen Ruin! Auf Antrag der Erben des Stuttgarter Bankiers wird am 15. 7. 1868 die Subhastation, d. h. das Konkursverfahren eingeleitet. Glücklicherweise hatte Lang seinen Kindern schon vor Jahren ein Voraus von 10 000 fl sicherstellen lassen. J. C. Streich und Krimmal-Zeller in Ebingen, vermutlich Gläubiger, erstanden das Anwesen mit allem Zubehör 8 ). Vier Jahre später verkauft Wilhelm Krimmel die ehemaligen Lang'schen Liegenschaften in Kaiseringen, bestehend aus Wohnhaus mit Keller, Scheuer mit Stallungen, Waschbaus, Holzschopf, Fabrik- und Holländergebäude nebst einigen Aeckern und Wiesen an den Manchesterfabrikanten Johannes Kaufmann in Ebingen um den Preis von 5 000 fl 9 ) ' Das bereits in den Jahren 1880—90 erweiterte und umgebaute Gebäude ist im Laufe der Jahre modernen Fabrikgebäulichkeiten gewichen und heute Hauptwerk der Firma: J. C. Kauffmann Sohn K.G., Sammetfabrik Kaiseringen/Hohenzollern 10 ). Wenn die Erzeugnisse der Papiermühle Laufen a. d. Eyach, wo Lang's Vater und Bruder und er selbst aus der Bütte schöpften, durch ihre Wasserzeichen bekannt sind, so weisen die Papiere der Papierfabrik Kaiseringen, wie alle Erzeugnisse der ersten Papiermaschinen, keinerlei Wasserzeichen oder Meistermarken auf. Indessen wissen wir aus der Anzeige zur Geschäftseröffnung, daß Lang mit seiner Maschine all< Sorten "er gebräuchlichsten Papiere herstellte. So soll auch der „Schwarzwälder Bote'' in Oberndorf a. N. einige Jahre sein Zeitungspapier aus Kaiseringen bezogen haben. Johannes Lang "var am 15. 4. 1799 in Laufen a. d. Eyach als Sohn des Papierers Andreas Lang und seiner Ehefrau Anna Katharina, geb. Krimmel geboren. Die Kunst, wie die Handpapiermacher ihr Handwerk nannten, hat er bei seinem Vater erlernt und sich dann in fremden Betrieben weiter ausgebildet. Arr 11. 5. 1827 reichte er der Maria Magdalena "Verner, geb. 20. 8. Oft, Tochter des Hopfenhändlers Jakob Vcrncr und dessen Ehefrau Regina, geb. Storz, in Ebingen die Hand zum Lebensbunde und trat als Teilhaber in die väterliche Papiermühle ein. Der Ehe entsprossen 14 Kinder, von denen 3 in Ebingen, 8 in Laufen und 3 in Kaiseringen geboren wurden. Während vier Kinder in frühester Jugend starben, überiebten die übrigen 10, 5 Buben und 5 Mädchen, die Eltern. Die Tochter Anna Katharina, geb. 2. 9. 1837 in Laufen, heiratete am 27. 8. 1861 den Witwer Johannes Kauf- mann in Ebingen, der 1872, wie bereits erwähnt, die Gebäulichkeiten der ehemaligen Papierfabrik erwarb und einen Betrieb zur Herstellung von Manchesterstoffen errichtete. Dieser Ehe entsproß der spätere Firmen-Inhaber Johann Caspar Kaufmann, geb. 1871 und gest. 1930. Johannes Lang lebte später teils in Ebingen, teils in Kaiseringen, wo er im Alter von 82 Jahren starb und auf dem Kaiseringer Friedhof neben seiner Ehefrau beigesetzt wurde. Die Grabstätte ist noch erhalten, desgleichen der in zwei Felder geteilte Grabstein. Die Inschrift des rechten Feldes lautet: Hier ruht die Hülle der Maria Magdalena, geb. Werner, Gattin des Papierfabrikanten Lang hier, geb. in Ebingen 20. 8. 08, gest. 23. 6. 1846. Der trauernde Gatte und 10 unversorgte Kinder! Auf der linken Seite des Steines ist zu lesen: Johannes Lang, Papierfabrikant, geb. zu Laufen 15. 4. 1799, gest. 28. 3. 81. Ruhe sanft! Lang war, wie uns allseitig bestätigt wird, ein Meister seines Faches. Er war klug genug, rechtzeitig erkannt zu haben, daß die Zukunft auch auf dem Gebiete der Papierherstellung der Maschine gehöre und führte den Plan der Umstellung durch. Daß ihm von einer großen Kinderschar die Gattin und Mutter allzu früh wegstarb und seine finanziellen Kräfte es ihm nicht erlaubten, die unzulängliche Wasserkraft der Schmeie durch Dampfkraft zu ersetzen, war das tragische Verhängnis. — Immerhin ist es von kulturgeschichtlichem Interesse, daß in Hohenzollern neben den Papiermühlen von Weilheim bei Hechingen und Gammertingen, in Kaiseringen eine Papierfabrik stand. (Eine Papiermühle bei Weilheim bei Hechingen von M. Schaitel in „Hohenzollerische Blätter" Nr. 220, vom 19. 9. 1942 und Die privilegierte Papiermühle zu Gammertingen von M. Schaitel in „Der Papierfabrikant, Wochenblatt für Papierfabrikation", Heft 5, Mai 1944). Quellen: Akten „Preuß. Regierung f. d. Hohenz. Lande, 1—6 Nr. 892" im Staatsarchiv Sigmaringen. Anmerkungen: 1) Württ. Papiergeschichte von Fr. v. Hössle, Biberach .'Riß. 2) Laufen a. d. Eyach liegt an der Eisenbahnlinie Balingen—Ebingen im Krs. Balingen und Kaiseringen an derselben Strecke halbwegs Ebingen—Sigmaringen, Krs. Sigmaringen. 3) Die Schmie oder Schmiecha entspringt auf der Flur Geififze der Gemarkung Onstmettingen, nimmt im Dorf beim Rathaus einen zweiten Quellfluß auf, berührt auf ihrem T=uf Tailfingen, Truchtelfingen, Ebingen, Straßberg, Kaiseringen. Ober- unc Unterschmeien und mündet unfern der Bahnstation Inzigkofen in die Donau. 4) Der Situations- oder Lageplan wurde vom Feldmesser Bantle in Straßberg, das Nivellement von Geometer Falkenstein in Balingen gefertigt. 5) Buchhalter johannn Martin K-^uzberger von Talheim, OA. Rotte.."iurg; Emanuel und Vn ia Link von Tie' ngen; Johann Stotz, Johann Merz und Jakob ' /izemann von Laufen a. d. Eyach; Jakob Leibfritz, Jakob Schauer und Gottlieb Lebherz von Bitz; Johann Ringwald und Anna Single von Pfeffingen; Ursula Schöller, Anna Maria Dez und Barbara Kern von Tailfingen; Michael Faigle und Gottlieb Lang von Truchtelfingen; Jakob Kißling und Karl Kissinger von Winterlingen. 6) Im Jahre 1873 baute die Nachfolgerfirma I. C. Kaufmann Sohn einen Dampfkessel ein. ') J. G. Schaible in Stuttgart. 8) Die Käufer hatten zu zahlen: 3 743 f a- Jakob Lob und 2 263 fl an Lazaru T ,ü'u, bei" in Hechingen; 2 433 " an Wi ire J. J. Engel und 1 479 fl an G. Kißling, beide in Ebingen; 746 fl an die ^rben Schaible in Stuttgart und 308 fl an Pfarrei 'jng in Dürrwangen bei Balingen. ») Der K ufvÄfr ag datiert _ .. !9. 4. 1872. Die Firma J. C. 'Cauffmann Sohn konnte den Betrieb in Kaiseringen am 30. Januar 1873 eröffnen. 10) „Kaufmann 'amt seit 1840", Festschrift zum 110jährigen Jubiläum der Firma J. C. Kauffmann Sohn K.G. in Kaiseringen- Hohenzollern 1950. In Hechingen anno 1622 wegen Falschmünzerei zum Feuertode verurteilt Auf der S"che nach unveröffentlichten Nachrichten zum V/nenzoll. Münzwesen fand icn im Sommer 1953 im Fürstl. Hohenz, Domänenarchiv, Abtlg. Hechingen, i. d. Rubrik 117 die Unterlagen zu einem Malefizprozeß wegen Falschmünzerei, der in Hechingen durchgeführt wurde. Zunächst ergibt sich aus mehreren gut und schlecht geschriebenen Blättern mit Verhörsergebnissen folgendes: „gue'u u. peinliches Geständnis des Caspar Füchsiin von H-^hingen vom 29. Juli 1622 über Vorgänge vor sieben Jahren" also- 1615). Er Füxlin habe von Muni Halder, Bürger zu Rottenburg, und Georg Lamparter wissentlicn falsche Münzen zu underschiedlichen Malen angenommen, selbige in Hechingen und anderorts ausgegeben und die Leut damit betrogen. Für diese Taten sei er bestraft worden: drei Janre mit Weib und Kind des Landes verwiesen. Nach Ablau:" dieser Zeit habe der Graf ihn in Gnaden wieder ins Land gelassen. Nun folgen die Angaben über die neuen Vergehen: Er habe sich jetzt eingelassen mit dem Bösewicht Hans Weyler von Gültlingen, dem Zimmermann: er habe von dem Weyler ganze kupferne und mit bezüglicher kalter Versilberung angemac-V te Sechs-Bätzner für Fadensilber und Blei erhalten. Er habe die Stück« für echt ausgegeben. Er habe Gnadiger Herrschaft Münzprägestöck diebischer Weise an sich genommen und zum Münzen mißbraucnt. Er Füxlin und der Mühlmeister haben das gemacht. Er : leugne nicht, und es sei bekannt, daß er in einer Nacht dem Mühimeiäter

Tahreang 195¿ H O F E N Z O L L E R I S C H E H E I M A T 9<br />

zahlen. Wie immer in Kriegszeiten, so blieb auch diesmal das<br />

Wirtschaftsleben nicht ohne Erschütterungen. Die Zahlungen<br />

gingen schlecht ein, die Gläubiger kündigten ihre Guthaben,<br />

Geld war nur schwer und zu hohen Zinssätzen zu bekommen.<br />

Von besonderem Nachteil für Lang war, daß sein Bankier<br />

7 ) unerwartet starb und die Erben auf der Eintreibung<br />

der Außenstände beharrten. Die auf die Stuttgarter Bank<br />

gezogenen Wechsel wurden nicht mehr akzeptiert, so daß<br />

Lang nach seinen eigenen Worten geradezu von einer „Flut<br />

von Wechselklagen überschüttet" wurde. Zwar gelang es ihm<br />

nochmals, durch Ausstellung von Hypotheken einen Teil seiner<br />

Gläubiger zu beruhigen, die finanzielle Lage des Betriebes<br />

blieb nach wie vor äußerst gespannt und unsicher.<br />

Alle Bemühungen Lang's, von Privatleuten oder Geldinstituten<br />

neues Betriebskapital zu erhalten, schlugen fehl, er<br />

versuchte es daher noch einmal, den preuß. Staat um Hilfe<br />

anzugehen. Mit Eingabe vom 26. 2. 1867 bittet Lang um die<br />

Gewährung eines Darlehens in Höhe von 20 000 fl, die er mit<br />

5 °/o verzinsen will. Die Sigmaringer Regierung gibt jedoch<br />

das Gesuch gar nicht weiter, weil sie sich auf Grund der<br />

Richtlinien für die Gewährung von Staatsbeihilfen für gewerbliche<br />

Zwecke höheren Orts keinen Erfolg verspricht.<br />

Lang's Kredit ist erschüttert, der Betrieb steht vor dem<br />

finanziellen Ruin! Auf Antrag der Erben des Stuttgarter<br />

Bankiers wird am 15. 7. 1868 die Subhastation, d. h. das<br />

Konkursverfahren eingeleitet. Glücklicherweise hatte Lang<br />

seinen Kindern schon vor Jahren ein Voraus von 10 000 fl<br />

sicherstellen lassen. J. C. Streich und Krimmal-Zeller in<br />

Ebingen, vermutlich Gläubiger, erstanden das Anwesen mit<br />

allem Zubehör 8 ). Vier Jahre später verkauft Wilhelm Krimmel<br />

die ehemaligen Lang'schen Liegenschaften in Kaiseringen,<br />

bestehend aus Wohnhaus mit Keller, Scheuer mit Stallungen,<br />

Waschbaus, Holzschopf, Fabrik- und Holländergebäude<br />

nebst einigen Aeckern und Wiesen an den Manchesterfabrikanten<br />

Johannes Kaufmann in Ebingen um den<br />

Preis von 5 000 fl 9 ) ' Das bereits in den Jahren 1880—90 erweiterte<br />

und umgebaute Gebäude ist im Laufe der Jahre<br />

modernen Fabrikgebäulichkeiten gewichen und heute Hauptwerk<br />

der Firma: J. C. Kauffmann Sohn K.G., Sammetfabrik<br />

Kaiseringen/Hohenzollern 10 ).<br />

Wenn die Erzeugnisse der Papiermühle Laufen a. d. Eyach,<br />

wo Lang's Vater und Bruder und er selbst aus der Bütte<br />

schöpften, durch ihre Wasserzeichen bekannt sind, so weisen<br />

die Papiere der Papierfabrik Kaiseringen, wie alle Erzeugnisse<br />

der ersten Papiermaschinen, keinerlei Wasserzeichen<br />

oder Meistermarken auf. Indessen wissen wir aus der Anzeige<br />

zur Geschäftseröffnung, daß Lang mit seiner Maschine<br />

all< Sorten "er gebräuchlichsten Papiere herstellte. So soll<br />

auch der „Schwarzwälder Bote'' in Oberndorf a. N. einige<br />

Jahre sein Zeitungspapier aus Kaiseringen bezogen haben.<br />

Johannes Lang "var am 15. 4. 1799 in Laufen a. d. Eyach<br />

als Sohn des Papierers Andreas Lang und seiner Ehefrau<br />

Anna Katharina, geb. Krimmel geboren. Die Kunst, wie die<br />

Handpapiermacher ihr Handwerk nannten, hat er bei seinem<br />

Vater erlernt und sich dann in fremden Betrieben weiter<br />

ausgebildet. Arr 11. 5. 1827 reichte er der Maria Magdalena<br />

"Verner, geb. 20. 8. Oft, Tochter des Hopfenhändlers Jakob<br />

Vcrncr und dessen Ehefrau Regina, geb. Storz, in Ebingen<br />

die Hand zum Lebensbunde und trat als Teilhaber in die<br />

väterliche Papiermühle ein. Der Ehe entsprossen 14 Kinder,<br />

von denen 3 in Ebingen, 8 in Laufen und 3 in Kaiseringen<br />

geboren wurden. Während vier Kinder in frühester Jugend<br />

starben, überiebten die übrigen 10, 5 Buben und 5 Mädchen,<br />

die Eltern. Die Tochter Anna Katharina, geb. 2. 9. 1837 in<br />

Laufen, heiratete am 27. 8. 1861 den Witwer Johannes Kauf-<br />

mann in Ebingen, der 1872, wie bereits erwähnt, die Gebäulichkeiten<br />

der ehemaligen Papierfabrik erwarb und einen<br />

Betrieb zur Herstellung von Manchesterstoffen errichtete.<br />

Dieser Ehe entsproß der spätere Firmen-Inhaber Johann<br />

Caspar Kaufmann, geb. 1871 und gest. 1930. Johannes Lang<br />

lebte später teils in Ebingen, teils in Kaiseringen, wo er im<br />

Alter von 82 Jahren starb und auf dem Kaiseringer Friedhof<br />

neben seiner Ehefrau beigesetzt wurde. Die Grabstätte ist<br />

noch erhalten, desgleichen der in zwei Felder geteilte Grabstein.<br />

Die Inschrift des rechten Feldes lautet: Hier ruht die<br />

Hülle der Maria Magdalena, geb. Werner, Gattin des Papierfabrikanten<br />

Lang hier, geb. in Ebingen 20. 8. 08, gest. 23. 6.<br />

1846. Der trauernde Gatte und 10 unversorgte Kinder! Auf<br />

der linken Seite des Steines ist zu lesen: Johannes Lang,<br />

Papierfabrikant, geb. zu Laufen 15. 4. 1799, gest. 28. 3. 81.<br />

Ruhe sanft!<br />

Lang war, wie uns allseitig bestätigt wird, ein Meister<br />

seines Faches. Er war klug genug, rechtzeitig erkannt zu<br />

haben, daß die Zukunft auch auf dem Gebiete der Papierherstellung<br />

der Maschine gehöre und führte den Plan der Umstellung<br />

durch. Daß ihm von einer großen Kinderschar die<br />

Gattin und Mutter allzu früh wegstarb und seine finanziellen<br />

Kräfte es ihm nicht erlaubten, die unzulängliche Wasserkraft<br />

der Schmeie durch Dampfkraft zu ersetzen, war das<br />

tragische Verhängnis. — Immerhin ist es von kulturgeschichtlichem<br />

Interesse, daß in Hohenzollern neben den Papiermühlen<br />

von Weilheim bei Hechingen und Gammertingen,<br />

in Kaiseringen eine Papierfabrik stand. (Eine Papiermühle<br />

bei Weilheim bei Hechingen von M. Schaitel in „<strong>Hohenzollerische</strong><br />

Blätter" Nr. 220, vom 19. 9. 1942 und Die privilegierte<br />

Papiermühle zu Gammertingen von M. Schaitel in<br />

„Der Papierfabrikant, Wochenblatt für Papierfabrikation",<br />

Heft 5, Mai 1944).<br />

Quellen:<br />

Akten „Preuß. Regierung f. d. Hohenz. Lande, 1—6 Nr. 892" im<br />

Staatsarchiv Sigmaringen.<br />

Anmerkungen:<br />

1) Württ. Papiergeschichte von Fr. v. Hössle, Biberach .'Riß.<br />

2) Laufen a. d. Eyach liegt an der Eisenbahnlinie Balingen—Ebingen<br />

im Krs. Balingen und Kaiseringen an derselben Strecke<br />

halbwegs Ebingen—Sigmaringen, Krs. Sigmaringen.<br />

3) Die Schmie oder Schmiecha entspringt auf der Flur Geififze<br />

der Gemarkung Onstmettingen, nimmt im Dorf beim Rathaus<br />

einen zweiten Quellfluß auf, berührt auf ihrem T=uf Tailfingen,<br />

Truchtelfingen, Ebingen, Straßberg, Kaiseringen. Ober- unc Unterschmeien<br />

und mündet unfern der Bahnstation Inzigkofen in<br />

die Donau.<br />

4) Der Situations- oder Lageplan wurde vom Feldmesser Bantle in<br />

Straßberg, das Nivellement von Geometer Falkenstein in Balingen<br />

gefertigt.<br />

5) Buchhalter johannn Martin K-^uzberger von Talheim, OA. Rotte.."iurg;<br />

Emanuel und Vn ia Link von Tie' ngen; Johann Stotz,<br />

Johann Merz und Jakob ' /izemann von Laufen a. d. Eyach; Jakob<br />

Leibfritz, Jakob Schauer und Gottlieb Lebherz von Bitz;<br />

Johann Ringwald und Anna Single von Pfeffingen; Ursula<br />

Schöller, Anna Maria Dez und Barbara Kern von Tailfingen;<br />

Michael Faigle und Gottlieb Lang von Truchtelfingen; Jakob<br />

Kißling und Karl Kissinger von Winterlingen.<br />

6) Im Jahre 1873 baute die Nachfolgerfirma I. C. Kaufmann Sohn<br />

einen Dampfkessel ein.<br />

') J. G. Schaible in Stuttgart.<br />

8) Die Käufer hatten zu zahlen: 3 743 f a- Jakob Lob und 2 263 fl<br />

an Lazaru T ,ü'u, bei" in Hechingen; 2 433 " an Wi ire J. J. Engel<br />

und 1 479 fl an G. Kißling, beide in Ebingen; 746 fl an die<br />

^rben Schaible in Stuttgart und 308 fl an Pfarrei 'jng in Dürrwangen<br />

bei Balingen.<br />

») Der K ufvÄfr ag datiert _ .. !9. 4. 1872. Die Firma J. C. 'Cauffmann<br />

Sohn konnte den Betrieb in Kaiseringen am 30. Januar<br />

1873 eröffnen.<br />

10) „Kaufmann 'amt seit 1840", Festschrift zum 110jährigen Jubiläum<br />

der Firma J. C. Kauffmann Sohn K.G. in Kaiseringen-<br />

Hohenzollern 1950.<br />

In Hechingen anno 1622 wegen Falschmünzerei zum<br />

Feuertode verurteilt<br />

Auf der S"che nach unveröffentlichten Nachrichten zum<br />

V/nenzoll. Münzwesen fand icn im Sommer 1953 im Fürstl.<br />

Hohenz, Domänenarchiv, Abtlg. Hechingen, i. d. Rubrik 117<br />

die Unterlagen zu einem Malefizprozeß wegen Falschmünzerei,<br />

der in Hechingen durchgeführt wurde.<br />

Zunächst ergibt sich aus mehreren gut und schlecht geschriebenen<br />

Blättern mit Verhörsergebnissen folgendes:<br />

„gue'u u. peinliches Geständnis des Caspar Füchsiin<br />

von H-^hingen vom 29. Juli 1622 über Vorgänge vor<br />

sieben Jahren" also- 1615).<br />

Er Füxlin habe von Muni Halder, Bürger zu Rottenburg,<br />

und Georg Lamparter wissentlicn falsche Münzen zu underschiedlichen<br />

Malen angenommen, selbige in Hechingen und<br />

anderorts ausgegeben und die Leut damit betrogen.<br />

Für diese Taten sei er bestraft worden: drei Janre mit<br />

Weib und Kind des Landes verwiesen.<br />

Nach Ablau:" dieser Zeit habe der Graf ihn in Gnaden<br />

wieder ins Land gelassen.<br />

Nun folgen die Angaben über die neuen Vergehen:<br />

Er habe sich jetzt eingelassen mit dem Bösewicht Hans<br />

Weyler von Gültlingen, dem Zimmermann: er habe von dem<br />

Weyler ganze kupferne und mit bezüglicher kalter Versilberung<br />

angemac-V te Sechs-Bätzner für Fadensilber und<br />

Blei erhalten. Er habe die Stück« für echt ausgegeben. Er<br />

habe Gnadiger Herrschaft Münzprägestöck diebischer Weise<br />

an sich genommen und zum Münzen mißbraucnt. Er Füxlin<br />

und der Mühlmeister haben das gemacht. Er : leugne nicht,<br />

und es sei bekannt, daß er in einer Nacht dem Mühimeiäter

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