Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein

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60 1849, Bahrf. Nr. 136. Hier lag sicher Betrug vor. Ein ganz raffinierter Betrug wurde mit dem Zwitterdoppelgulden Bahrf. Nr. 134 versucht. Vorder- und Rückseite sind galvanoplastisch aus Kupfer hergestellt und dann auf schmale Pappstreifen geklebt;, die Randleiste fehlt. Durch Ausgießen der Zwischenräume mit Blei hätte man das „richtige" Gewicht hergestellt, den Randstreifen angebracht und dann das Stück versilbert. Bei der großen Seltenheit dieses Stückes hätte sich die mühsame Arbeit wohl gelohnt. Also Vorsicht bei Ankauf von Raritäten! Nicht zu den Falschstücken zählen die offen erkennbaren Bleiabschläge von alten Münzstempeln, wie sie immer wieder angeboten werden. 3.) Zu den Kipperprägungen in Sigmaringen erfahren wir in den Blättern für Münzfreunde 54. Jgg. von 1919, S. 539 durch Gustav Schoettle in seinem Aufsatz „Kaspar Bernhard von Rechberg ... ", daß Augsburger Handwerksbetriebe in den Jahren 1620—22 Einrichtungsstücke zu Kipperwerkstätten nach Sigmaringen lieferten. 4.) In Geberts Numismat. Mitteilungen v. J. 1889 Nr. 19, S. 147 wird gesagt: Graf Karl von Hohcnzollcrn-Sigmaringen beabsichtigte 1595 in Nürnberg Dukaten prägen zu lassen. Vgl. dazu Bahrf. S, 109/10, wo er sagt, es lasse sich nicht nachweisen, daß Graf Karl II. von Hhz.-Sigmaringen von seinem Münzrecht Gebrauch gemacht habe. 5.) Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 95. Bd. vom Jahre 1943, S. 31. Frdr. Wielandt „Die Münzstätten der H O II E N Z O L L E LT I S C H E H E I M A T Jahrgang 1954 Markgrafen v. Baden". Auf S. 60 sagt er: 1743 wurden in Durlach für den Fürsten von Hhz.-Hechingen Carolinen geschlagen. Auf meine Nachfrage antwortete Dr. W., er habe diese Nachricht irgendwo in badischen Münzarchivalien gefunden, könne aber nicht mehr sagen wo. Von dem damals reg. Fürsten Friedrich Ludwig wissen wir nur, daß er sich wiederholt mit dem Gedanken der Münzprägung trug, So plante er 1741 eine Tälerprägung und verhandelte 1746 mit den Münzstätten in Langenargen und Stuttgart über Prägungen. Er erwog auch die Wiedereinrichtung der Hechinger Münze. Vielleicht hat er auch mit Baden-Durlach verhandelt. 6.) Auf Seite 60/61 schreibt Bahrf, daß nach d. J. 1623 in mehr als hundert Jahren weder in noch für Hohenzollern der Münzhammer gerührt worden sei. Allerdings habe Fürst Friedrich Wilhelm (1671—1735) sich 1697 entschlossen, sein Münzregal wieder auszuüben, allerdings nicht in Hechingen, sondern in der Montforter Münzstätte Langenargen. Er verhandelte mit dem Grafen v. Montfort über „reichsmünzordnungsmässige Ausmünzung" von 10-Pfennigstücken und Kreuzern. Die Ausführung sei aber unterblieben. Fürst Friedrich Wilhelm hat aber doch wohl sein Vorhaben ausgeführt, wenn auch Bahrfeldt die Unterlagen dafür nicht fand: Noch während die Drucklegung dieses Aufsatzes im Gange war, erreichte mich die Nachricht, daß in diesem Jahre 1954 ein bei einem Gartenfund in Wimpfen festgestelltes Einkreuzerstück des Fürsten Friedrich Wilhelm v. Hohenz.-Hechingen aus dem Jahre 1707 vorgelegt wurde! H. Fassbender. Alte Gemeinderechnung von Jungingen von Casimir Bumiller 1779/80: fl. kr. An dem Gieretztag dene Schuolkinder zolt —.48 Den Wuocher Rinder einen Strickh —. 6 Dem Grotzl von Ringingen vor 1000 Bretter negel zuom Krautt Thoill zolt 3.— Weyn Steyer nocher Rottenburg zolt 2.14 Dem Briderle beim Hl. Kreutz und dem Meßner zuo Maria Zell zolt —.12 Am Frohn Leichtnahmstag Herrn Pfarr Kirchensinger Kreutz und Fahnenfihrer und Vorgesetzten zolt 11.22 Titl. Herrn Pfarr an der Himmelfahrt Christi und nocher Maria Zell zolt 1.— Zuo Ringingen wegen dem Heyfeld mit dene Vorgesetzten verzehnt 1.46 Baptist Schuoller wegen dem Pferch Karren zuo machet und Boeden flickhen 6.48 Dem Schreiner darvon anzustreichen 2.— Fortstrof wegen denen Hirthen zolt 6.40 Titl. Herrn Pfarr seyn Bresentgelt zolt 2.— Wegen 6 Kreutz gingen zu sonst anna zolt 2.— Friedrich Speidel vor 8 Feir Kibel zu flickhen zolt 2.— Dem Stettemer under Hollstein von 8 Feier Kibel zu machen und kite zolt 1.31 Johannes Bumiller mit seynem Bericht an Herrn Hof rath geschickht wegen der ormohlschuoll Den 11 Deputierten wegen Weiler Hof zuo Hechingen gewesen zolt Dem Mesner Baum Ehl zolt Jackob Kollers son einen Arrestant auf Hechingen gefiert ihme zolt Sebastian Speidel soltz fir die wuocher Rinder zolt 5 Imi macht Dem Vogt seyn Worthgelt zolt wegen schreiben Den ohnschmettinger Brandsteyer zolt An dem Mihlstein fohrwerk zolt Dem Casimiry Riester aus eynem Pferd zolt an dem Umrith Wie die solldaten gestreifft haben 4 M. ihnen zolt Wie man das Jagen im Killer Hau gemacht Reitt Knecht und Jager C asper zolt Wie man die 9 Frohnen zur Stattkirchen ausgefahren und ohn geschlagen den Vorgesetzten zolt Dene Burger Meyster wie sie im friejohr mit dem Hirthen beym Forstamt geweßt zolt Johannes Bumiller zwey Mol beym Herrn Weg Enspektor geweßen wegen der Landstroß Johannes Bumiller Zwey mol beym Steglege geweßt Johannes Bumiller und der Schiz das Allmosen nocher Wilflingen ein gesammelt Wie man die Herner abgeschnitten denen Vorgesetzten und Hirthen ihren Lon zolt Dem Vogt und Johannes Riester auf den Heyfeld die Lochen eyngesehen Johannes Riester bey Herr Groß Bayer gewesen wegen dem Stein fihren Mehr beym Herrn Stattschreiber wegen dem Steinfihren er Johannes Riester gewesen Dem Toden grever seyn Warthgelt zolt Dem Schreiner von den Schuoll Tafflen zu flickhen zolt Dem Vogt Zwey mohl zu Hechingen auf der Kamer wegen dem Weiler Hof 1782/83: fl. Am Gieretztag dem Schuoll Meister und schoull Kinder zolt Dem Sebastian Speidel vor zwey wuocher Rinder vor zwey Johr ging soltz zolt Der Heb muotter vor ihr ging zolt 17 Tag Vor die Gemeynd Jungingen Zins nocher Tibingen zolt An der Gemeyndsschuld auf Tibingen zolt Dem Jäger Carle wegen Deichel anweisen zolt Dem schuol Moister zolt wie man mit ihme abgerechnet und Trinkhgelt geben Dem Nicodemus Haißen 2 Kinder schuoll lon zolt —.24 Wie man die Herner abgeschnitten 5 Man zolt 1.08 Weyn steyer nochher Rottenburg zolt 2.14 Titl. Herrn Pfarr wegen Esch Ritt und Corps Christi zolt 1.30 An Corps Christi Vogt und Burger Moister, Kirchensenger creutz und fahnen fihrer zolt 9.26 Vor die Gemevnd wegen einem Mihi stein zu der Killer Mille zolt 1-24 Vor eynen Kaufbrief vom Weilet Hof zolt —.24 Wie der Herr Hofrath hier gewesen und die schuoll ein gesehen denen Vorgesetzten gemeynds depentirten und schuoll Moister zolt 3.— Dem Herrn Statt Pfarr und Lehrei zolt 9.25 Dem Herrn Pfarr wegen 9 Creutz geng zu santanna zolt 3.— Der Gemeynd Schlatt aus dem ./eiler wald und Kucheneckhern zolt Boden Zins 1-26 Dem Vogt Matheis BOmilie vor der Cantzley geweßen wegen dem schuoll Moister ihme zolt —.37 Dem Schuster wogen 14 Nechten zu pferchen in der Hagen wis zolt Dem Sebastia; Riester wegen Bilderstock an zu streichen zolt 1.— Dem Zimer Mon darvon zu machet zolt —.58 Dem Sylvester Bumiller mit dem Beyremer Jäger zu Heching 0 — .15 2.50 —.24 " geweßen wegen dem Lochenbeschrieb weg'_._ Weiller wald zoll —.30 Dem Vogt I Drentz schuoller und M chioi lais mit denen schlattemer wegen dem Hunds Mehl in der Cantzley f —.15 1.40 4.— —.12 1.19 —.24 —.48 —.47 —.50 ew. — 44 Friedrich Bosch vor schnidarbeit 1-19 Leonzi Bösel vor StSWidäTbeit zolt 1-21 Der Heb muottei ihr Warthgelt zolt 1.20 Dem Hatschier Eberle und ein Soldat I Izapfel und Meßner vor Contingent wegen Streiffer zolt —.23 Vor 54 Deichel zu bohren und zwei Deichelbohrer zu Hechingen abgeholt und wieder hinunter trogen lassen in allem Kostet 6.22 Dem Vogt und Sylvester Bumiller zollt wie sie mit Georg Speidel wegen dem Weg an der Hl. Mithe zu Cantzley sind zitiert ^ordf . 32.— Wie man cie" 1 —.30 —.31 —,15 —.30 1.08 —.35 —.15 —.15 1.20 —.52 —.40 . kr. —.50 Weiler wald iiusgelo&iet 7.43 Dem Jerg Speidel wegen 4 ift oh "Roden von seiner Hofstatt beym Weiler Hof zu einem Allmandweg zolt 2.37 Dem Feldmesser vogt und Burger Meister zolt weil man einen Wtg vo 1 der Hof-Statt gemessen hat —.50 Weil man auf lern Hinberg mit den Starzeimer ausge lochet 11°', vogt Burger Meister und Under genger sambt Jägerei n allem Kostet 3.06 Mehr wieder auf Bremelherd gewesen wegen den Bahn Lochen wie die Herren vom Forstambt do gewesen vogt Under Genger und Eirger Meister ihnen zolt 1.04 "ie man die Lehen richten geschitt 2.06 WiS man in zwey Mohien zwey Hirsch ausgehauen denen Metzger zolt und in Allem Gekostet 1.27 Der Vogt mit der Heb am zu Hechingcn gewesen wie man sie beoic hot ihne zolt —.35 Dem Wanger Joseph ^cliuoller und Sebastian und Mareen Riester wie sie den Bronnen gelegt und Boden gemacht zolt —.57 Vor ein Pferd Herrn Pfarr an dem Esch ritt zolt Wie man das Hagen Hey und Em 1 4.15 ;.. 4 44.23 2.11 —.30 1.30 eingetan dene" Vorgesetzten und Johannes Kuonantz und Frantz Carle Speidel die einen Wagen umgekeit hot aufaufgericht zolt —.66 Denen 3 Rotten wo dieses Johr Brunst gelaufen auf jeden "ni zolt 4 Kr. macht 4.— Dem Meßmer für Baum Ehl zollt —.24 Summa die gantze Ausgab belauft Fl. 262.26 Kr. (Fortsetzung folgt.)

Jahrgans 1954 H Ö H E N Z O L L E R I S C H E H E I M A T 61 Zwischen Rottenburg und Tübingen erhebt sich der weithin sichtbare Wurmlinger Berg mit seinem uralten Kirchlein und dem Friedhof, die durch Ludwig Uhlands Gedicht „Droben stehet die Kapelle" berühmt geworden sind. Schon im 11. oder 12. Jahrhundert, so berichtet die Ueberlieferung, stiftete ein Graf (Anselm?) von Calw für sich und die Seinen hierher einen Jahrtag, dessen regelmäßige Feier das Kloster Kreuzlingen bei Konstanz zu überwachen und z;u finanzieren hatte, wofür ihm der Stifter den Kirchensatz dieser Wurmlinger Pfarrkirche und andere Einkünfte übertrug. (Der Kirchensatz umfaßte alle Einkünfte der Kirche und deren Pfründen.) Am Montag nach Allerseelen hatte sich der Kammerer des Landkapitels Tübingen-Wurmlingen auf den Berg zu verfügen, wo der Verwalter des genannten Klosters am Kirchhoftor bereits einen Wagen gespaltenen Brennholzes und einen Sack guter Holzkohlen, sowie einen geladenen Heuwagen und eine braun gebratene Gans bereit hielt. Die Gans bekam der Fuhrmann, der den Heuwagen gebracht. Ferner waren gerichtet: ein fetter Ochse von drei Jahren, ein Spanferkel, ein jähriges und ein zweijähriges Schwein, genügend Bier (vor einem, zwei und drei Jahren gesotten) Brot von Weizen-, Veesen- und Roggenmehl, und zwar je 3 Laibe im Werte von einem Schilling, sowie genügend Gänse und anderes für die Gäste. Ein gewandter Metzger und ein wohlunterrichteter Koch standen ebenfalls bereit. Nachdem der Kammerer alles genau geprüft, nahm er dem Verwalter des Abts von Kreuzlingen, dem Metzger, Koch und dem übrigen Gesinde den Eid ab, alles genau nach der Ordnung herzurichten und bei der Feier des Totenamts am folgenden Tag zu verwenden und nichts zu veruntreuen. Am Dienstag bei Sonnenaufgang zog dann der Dekan mit seinen Kapitelsherren samt übrigen Geistlichen von Tübingen und Rottenburg zu Pferd oder Fuß in schwarzen Kleidern und Kapuzen auf den Berg, jedoch bei Strafe eines Scheffels Weizen für jeden, der seine Kapuze daheim ließ, und zu spät oder (ohne Entschuldigung) gar nicht kam. Jeder durfte auch seinen Schatten, d. h. den Mesner oder Diener mit sich nehmen. Wenn einer zu Roß kam, so stand ihm eine neue Mulde, ein Viertel Haber und ein neuer Strick zu, die sein Diener nachher heimbefördern mochte. Wenn alles bereit war, traten die Geistlichen ohne Stiefel und Sporen, in ihre Kapuzen gehüllt, um die Tumba des Stifters (der vielleicht in der Krypta begraben lag) zum Beten der Psalmen der Vigil. Der Dekan zelebrierte das Totenamt, die Kapitular gingen zum Opfer und lasen einige stille Messen. Einer verlas laut den» versammelten Volk die Der Wurmlinger Jahrtag Namen des Stifters sowie seiner Gemahlin und Kinder. Endlich wurde die Vesper mit dem Placebo und den Collecten gesungen, darauf das Testament des Stifters verlesen und schließlich öffentlich umgefragt, ob alles den Vorschriften gemäß begangen worden sei. War dies bejaht, so lädt der Kammerer die Geistlichen und übrigen Teilnehmer am Wäldchen unten, wo der Wind nicht so pfiff, zum Mahle ein. Während die hochwürdigen Herren sich in Bescheidenheit um die untersten Plätze an der aufgeschlagenen Tafel stritten, breitete er unweit davon die Haut des geschlachteten Ochsen aus und hieß die Armen und Bresthaften sich herum lagern. Dann schnitt er den Kapitularen und Gästen einen Laib Weißbrot vor und empfing von jedem eine Gabe, einen Pfennig oder mehr, die er aber gleich den armen Leuten beim Ochsenfell austeilte. Dreierlei Brot wurde von den Dienern aufgesetzt, allgemein das Tischgebet gesprochen und dann mit den drei gebratenen Sauköpfen der Anfang des Mahles gemacht. Es folgten Gänse, Hühner, Fische, Rindsbraten, Wurst, Käse, Kuchen, Trauben von der Neckarhalde, Nüsse, Aepfel, Birnen nacheinander, und die überreichen Reste samt Suppe, Fleisch und Bier wurde unter die Armen verteilt. Lediglich die gebratene Gans und in ihr ein gebratenes Hühnchen und in dem Hühnchen eine Wurst behielt jeder Gast für sich und mochte es wohl auch heimnehmen. Nach dem Essen folgte das allgemeine Dankgebet. Wieder wurde gefragt, ob alles richtig ausgeführt sei und auf das gemeinsame Ja erklärte der Dekan dem Stellvertreter des Abts von Kreuzlingen, daß er seiner Pflicht Genüge getan habe. Würde aber je die Stiftung nicht erfüllt werden, so sollten fallen alle ihre Einkünfte dem ältesten Besitzer der Burg Calw zu, der dann zu Pferd herkommen und in den Steigbügeln stehend einen Goldgulden über den Kirchturm werfen und in Zukunft für die Vollziehung der Stiftung nach eigenem Gutdünken sorgen möge. Der Stiftungsbrief dieser merkwürdigen Totenfeier ist zwar nicht mehr vorhanden, aber eine von Zeugen bestätigte Nachricht vom Jahre 1348 macht die Sache unzweifelhaft. Zur Zeit der Glaubensänderung in Württemberg 1534 wurde er noch gehalten, nur verwendete man damals dreierlei Wein statt Bier. Der lutherisch gewordene Pfarrer von Derendingen (Jak. Hegner von Ringingen) mit andern wollten sogar noch am Schmause teilnehmen, trotzdem sie keine Messe mehr lasen. In weit bescheidenerem Maße fanden sich einst auch anderwärts ähnliche Jahrtagsfeiern mit mehreren Geistlichen, einem Imbiß und Gaben an die Armen. (Nach Freibg. Diöz. Arch. Bd. 9, S. 301—303 und Note S. 267). Johannes A. Kraus. Vergleich über die Fronen in Kettenacker im Jahre 1751 Als der minderjährige Marquard Carl Anton Speth im Jahre 1741 den Spei-h'schen Besitz übernahm und derselbe bis zur Volljährigkeit des Junkers von einer Vormundschaft verwaltet wurde, gab es in Kettenacker erhebliche Meinungsverschiedenheiten über den Umfang der Fronarbeiten. Strittig waren folgende Fronen: Die mgemessenen Reit-, Kutschenfronen, Befördern herrschaftlicher Bagage und Mobilien, die Weinfuhrfronen gegen Reichung vom Futter, Mahl, Stahl und Eisen; die Aufbereitung von 2 Klaftern Holz von jedem Tagwerker je Klafter zu 6 Kr.; jährlich ein Tag in der Ernte von morgens bis abends 6 Uhr zu schneiden; jedes zweite Jahr mit Hermentingen haben die Frauen zwei ha'be Tage Hanf zu liechen; jährlich sind 13 Mannsmahd Wiesen zu heuen, öhmden, dörren, auf- und abzuladen, auch heim in die Sennerei zu fahren; zur Residenzmahlmühle in Hettingen sind ungemessene Hand- und Mähnefronen zu leisten, ebenso sind sämtliche Baumaterialien zur Mühle auch aus der Fremde fronweise zu holen. Der aus Vertretern der Herrschaft und der Gemeinde Kettenacker bestehende Ausschuß legte für die Gemeinde Kettenacker am 19. Mai 1751 im Amtshaus in Gammertingen die Fronen folgendermaßen fest: Das Lustbergische Ackerfeld (Lusthof) mit Einschluß des mit Vesen angeblümten Stücks an der Wiese oben und unter der Egert, ungefähr 4 Jauchert und das umgerissene Stück langwegs an der Wiese am Kettenacker Weg 3 Jauchert sind in der Habersaat zu ackern, säen, eggen, brachen; einmal zu falgen, über Herbst zu säen und zu eggen. Die Herrschaft hat hierfür jeder ganzen Mlähne vor der Ernte 16 Pfund Fronbrot gegen Quittung zu reichen und folgenden 8 Einrößlern (Anton Schaden, Joseph Steinhart, Nikolaus Hanner, Felix Berner, Hansjerg Fauler, Michel Fauler, Christian Eisele, Iohann Schlaghauten) jedem 28 Kr., insgesamt 3 11 44 Kr. zu geben und den Bauern und Tagwerkern 14 fl 25 Kr. an der Herbstrechnung als Frongeld abzuziehen. Das obenerwähnte Ackerfeld ist jederzeit zu schneiden und zu binden, die Garben sind auf- und abzuladen und auf den Lustberg zu fahren. Die Herrschaft hat den Schnittern morgens früh einen Haberbrei und eine Suppe, mü.ags Suppe und Milch, beide Male auf jeden Tisch mit 10 oder 11 Personen besetzten Tisch einen Laib Brot, jedem Wagen, der einführet (ob ein- oder mehrmal) 2 Pfund Brot, auf einen Karren 1 Pfund Brot, den Schnittern abends mit Ausschluß des Essens jedem ein Pfund Brot ziui reichen. Die Tagwerker haben gegen Reichung des Morgen- und Mittagessens wie beim Schneiden, auch des Laibs Brot auf jeden Tisch, doch ohne Abendbrot mit Ausschluß der Bauern und Einrößler den Haber allein zu mähen. Beim Aufrechen und Binden haben letztere zu helfen. Die Bauern, Einrößler und Oechsier, die Haber einfahren, sind zum Aufrechen, Binden und Aufladen nich' verpflichtet; diese Arbeit ist von den Handfronern zu verrichten. Die Einfahrenden sind von Handfronen befreit; sie erhalten von einem mit einer ganzen Mähne bespannten Wagen 2 Pfund Brot, der Karren 1 Pfund. Die Handfroner bekommen morgens und abends je 1 Pfund Brot. Die Kettenacker haben von den Wiesen, die die Herrschaft auf ihre Kosten mähen lassen muß, Heu und Oehmd zu dörren und auf den Lustberg einzufahren. Der auf dem Lustberg erzeugte Dung ist fronweise auf die Wiesen und

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1849, Bahrf. Nr. 136. Hier lag sicher Betrug vor. Ein ganz<br />

raffinierter Betrug wurde mit dem Zwitterdoppelgulden<br />

Bahrf. Nr. 134 versucht. Vorder- und Rückseite sind galvanoplastisch<br />

aus Kupfer hergestellt und dann auf schmale<br />

Pappstreifen geklebt;, die Randleiste fehlt. Durch Ausgießen<br />

der Zwischenräume mit Blei hätte man das „richtige" Gewicht<br />

hergestellt, den Randstreifen angebracht und dann das<br />

Stück versilbert. Bei der großen Seltenheit dieses Stückes<br />

hätte sich die mühsame Arbeit wohl gelohnt. Also Vorsicht<br />

bei Ankauf von Raritäten! Nicht zu den<br />

Falschstücken zählen die offen erkennbaren Bleiabschläge<br />

von alten Münzstempeln, wie sie immer wieder angeboten<br />

werden.<br />

3.) Zu den Kipperprägungen in Sigmaringen erfahren wir<br />

in den Blättern für Münzfreunde 54. Jgg. von 1919, S. 539<br />

durch Gustav Schoettle in seinem Aufsatz „Kaspar Bernhard<br />

von Rechberg ... ", daß Augsburger Handwerksbetriebe in<br />

den Jahren 1620—22 Einrichtungsstücke zu Kipperwerkstätten<br />

nach Sigmaringen lieferten.<br />

4.) In Geberts Numismat. Mitteilungen v. J. 1889 Nr. 19,<br />

S. 147 wird gesagt: Graf Karl von Hohcnzollcrn-Sigmaringen<br />

beabsichtigte 1595 in Nürnberg Dukaten prägen zu lassen.<br />

Vgl. dazu Bahrf. S, 109/10, wo er sagt, es lasse sich nicht<br />

nachweisen, daß Graf Karl II. von Hhz.-Sigmaringen von<br />

seinem Münzrecht Gebrauch gemacht habe.<br />

5.) Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 95. Bd.<br />

vom Jahre 1943, S. 31. Frdr. Wielandt „Die Münzstätten der<br />

H O II E N Z O L L E LT I S C H E H E I M A T Jahrgang 1954<br />

Markgrafen v. Baden". Auf S. 60 sagt er: 1743 wurden in<br />

Durlach für den Fürsten von Hhz.-Hechingen Carolinen geschlagen.<br />

Auf meine Nachfrage antwortete Dr. W., er habe<br />

diese Nachricht irgendwo in badischen Münzarchivalien gefunden,<br />

könne aber nicht mehr sagen wo. Von dem damals<br />

reg. Fürsten Friedrich Ludwig wissen wir nur, daß er sich<br />

wiederholt mit dem Gedanken der Münzprägung trug, So<br />

plante er 1741 eine Tälerprägung und verhandelte 1746 mit<br />

den Münzstätten in Langenargen und Stuttgart über Prägungen.<br />

Er erwog auch die Wiedereinrichtung der Hechinger<br />

Münze. Vielleicht hat er auch mit Baden-Durlach verhandelt.<br />

6.) Auf Seite 60/61 schreibt Bahrf, daß nach d. J. 1623 in<br />

mehr als hundert Jahren weder in noch für Hohenzollern<br />

der Münzhammer gerührt worden sei. Allerdings habe Fürst<br />

Friedrich Wilhelm (1671—1735) sich 1697 entschlossen, sein<br />

Münzregal wieder auszuüben, allerdings nicht in Hechingen,<br />

sondern in der Montforter Münzstätte Langenargen. Er verhandelte<br />

mit dem Grafen v. Montfort über „reichsmünzordnungsmässige<br />

Ausmünzung" von 10-Pfennigstücken und<br />

Kreuzern. Die Ausführung sei aber unterblieben. Fürst<br />

Friedrich Wilhelm hat aber doch wohl sein Vorhaben ausgeführt,<br />

wenn auch Bahrfeldt die Unterlagen dafür nicht fand:<br />

Noch während die Drucklegung dieses Aufsatzes im Gange<br />

war, erreichte mich die Nachricht, daß in diesem Jahre 1954<br />

ein bei einem Gartenfund in Wimpfen festgestelltes Einkreuzerstück<br />

des Fürsten Friedrich Wilhelm v. Hohenz.-Hechingen<br />

aus dem Jahre 1707 vorgelegt wurde!<br />

H. Fassbender.<br />

Alte Gemeinderechnung von Jungingen<br />

von Casimir Bumiller<br />

1779/80: fl. kr.<br />

An dem Gieretztag dene Schuolkinder zolt<br />

—.48<br />

Den Wuocher Rinder einen Strickh<br />

—. 6<br />

Dem Grotzl von Ringingen vor 1000 Bretter negel zuom<br />

Krautt Thoill zolt<br />

3.—<br />

Weyn Steyer nocher Rottenburg zolt<br />

2.14<br />

Dem Briderle beim Hl. Kreutz und dem Meßner zuo<br />

Maria Zell zolt<br />

—.12<br />

Am Frohn Leichtnahmstag Herrn Pfarr Kirchensinger<br />

Kreutz und Fahnenfihrer und Vorgesetzten zolt 11.22<br />

Titl. Herrn Pfarr an der Himmelfahrt Christi und nocher<br />

Maria Zell zolt<br />

1.—<br />

Zuo Ringingen wegen dem Heyfeld mit dene Vorgesetzten<br />

verzehnt<br />

1.46<br />

Baptist Schuoller wegen dem Pferch Karren zuo machet<br />

und Boeden flickhen<br />

6.48<br />

Dem Schreiner darvon anzustreichen<br />

2.—<br />

Fortstrof wegen denen Hirthen zolt<br />

6.40<br />

Titl. Herrn Pfarr seyn Bresentgelt zolt<br />

2.—<br />

Wegen 6 Kreutz gingen zu sonst anna zolt<br />

2.—<br />

Friedrich Speidel vor 8 Feir Kibel zu flickhen zolt<br />

2.—<br />

Dem Stettemer under Hollstein von 8 Feier Kibel zu<br />

machen und kite zolt<br />

1.31<br />

Johannes Bumiller mit seynem Bericht an Herrn Hof<br />

rath geschickht wegen der ormohlschuoll<br />

Den 11 Deputierten wegen Weiler Hof zuo Hechingen<br />

gewesen zolt<br />

Dem Mesner Baum Ehl zolt<br />

Jackob Kollers son einen Arrestant auf Hechingen gefiert<br />

ihme zolt<br />

Sebastian Speidel soltz fir die wuocher Rinder zolt 5 Imi macht<br />

Dem Vogt seyn Worthgelt zolt wegen schreiben<br />

Den ohnschmettinger Brandsteyer zolt<br />

An dem Mihlstein fohrwerk zolt<br />

Dem Casimiry Riester aus eynem Pferd zolt an dem Umrith<br />

Wie die solldaten gestreifft haben 4 M. ihnen zolt<br />

Wie man das Jagen im Killer Hau gemacht Reitt Knecht<br />

und Jager C asper zolt<br />

Wie man die 9 Frohnen zur Stattkirchen ausgefahren und<br />

ohn geschlagen den Vorgesetzten zolt<br />

Dene Burger Meyster wie sie im friejohr mit dem Hirthen<br />

beym Forstamt geweßt zolt<br />

Johannes Bumiller zwey Mol beym Herrn Weg Enspektor<br />

geweßen wegen der Landstroß<br />

Johannes Bumiller Zwey mol beym Steglege geweßt<br />

Johannes Bumiller und der Schiz das Allmosen nocher<br />

Wilflingen ein gesammelt<br />

Wie man die Herner abgeschnitten denen Vorgesetzten<br />

und Hirthen ihren Lon zolt<br />

Dem Vogt und Johannes Riester auf den Heyfeld die<br />

Lochen eyngesehen<br />

Johannes Riester bey Herr Groß Bayer gewesen wegen<br />

dem Stein fihren<br />

Mehr beym Herrn Stattschreiber wegen dem Steinfihren<br />

er Johannes Riester gewesen<br />

Dem Toden grever seyn Warthgelt zolt<br />

Dem Schreiner von den Schuoll Tafflen zu flickhen zolt<br />

Dem Vogt Zwey mohl zu Hechingen auf der Kamer<br />

wegen dem Weiler Hof<br />

1782/83: fl.<br />

Am Gieretztag dem Schuoll Meister und schoull Kinder zolt<br />

Dem Sebastian Speidel vor zwey wuocher Rinder vor<br />

zwey Johr ging soltz zolt<br />

Der Heb muotter vor ihr ging zolt 17 Tag<br />

Vor die Gemeynd Jungingen Zins nocher Tibingen zolt<br />

An der Gemeyndsschuld auf Tibingen zolt<br />

Dem Jäger Carle wegen Deichel anweisen zolt<br />

Dem schuol Moister zolt wie man mit ihme abgerechnet<br />

und Trinkhgelt geben<br />

Dem Nicodemus Haißen 2 Kinder schuoll lon zolt —.24<br />

Wie man die Herner abgeschnitten 5 Man zolt 1.08<br />

Weyn steyer nochher Rottenburg zolt 2.14<br />

Titl. Herrn Pfarr wegen Esch Ritt und Corps Christi zolt 1.30<br />

An Corps Christi Vogt und Burger Moister, Kirchensenger<br />

creutz und fahnen fihrer zolt 9.26<br />

Vor die Gemevnd wegen einem Mihi stein zu der Killer<br />

Mille zolt 1-24<br />

Vor eynen Kaufbrief vom Weilet Hof zolt —.24<br />

Wie der Herr Hofrath hier gewesen und die schuoll ein<br />

gesehen denen Vorgesetzten gemeynds depentirten<br />

und schuoll Moister zolt 3.—<br />

Dem Herrn Statt Pfarr und Lehrei zolt 9.25<br />

Dem Herrn Pfarr wegen 9 Creutz geng zu santanna zolt 3.—<br />

Der Gemeynd Schlatt aus dem ./eiler wald und Kucheneckhern<br />

zolt Boden Zins 1-26<br />

Dem Vogt Matheis BOmilie vor der Cantzley geweßen<br />

wegen dem schuoll Moister ihme zolt —.37<br />

Dem Schuster wogen 14 Nechten zu pferchen in der Hagen<br />

wis zolt<br />

Dem Sebastia; Riester wegen Bilderstock an zu streichen zolt 1.—<br />

Dem Zimer Mon darvon zu machet zolt —.58<br />

Dem Sylvester Bumiller mit dem Beyremer Jäger zu<br />

Heching 0 — .15<br />

2.50<br />

—.24<br />

" geweßen wegen dem Lochenbeschrieb<br />

weg'_._ Weiller wald zoll —.30<br />

Dem Vogt I Drentz schuoller und M chioi lais mit denen<br />

schlattemer wegen dem Hunds Mehl in der Cantzley<br />

f —.15<br />

1.40<br />

4.—<br />

—.12<br />

1.19<br />

—.24<br />

—.48<br />

—.47<br />

—.50<br />

ew. — 44<br />

Friedrich Bosch vor schnidarbeit 1-19<br />

Leonzi Bösel vor StSWidäTbeit zolt 1-21<br />

Der Heb muottei ihr Warthgelt zolt 1.20<br />

Dem Hatschier Eberle und ein Soldat I Izapfel und Meßner<br />

vor Contingent wegen Streiffer zolt —.23<br />

Vor 54 Deichel zu bohren und zwei Deichelbohrer zu<br />

Hechingen abgeholt und wieder hinunter trogen<br />

lassen in allem Kostet 6.22<br />

Dem Vogt und Sylvester Bumiller zollt wie sie mit Georg<br />

Speidel wegen dem Weg an der Hl. Mithe zu Cantzley<br />

sind zitiert ^ordf . 32.—<br />

Wie man cie" 1 —.30<br />

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—,15<br />

—.30<br />

1.08<br />

—.35<br />

—.15<br />

—.15<br />

1.20<br />

—.52<br />

—.40<br />

. kr.<br />

—.50<br />

Weiler wald iiusgelo&iet 7.43<br />

Dem Jerg Speidel wegen 4 ift oh "Roden von seiner<br />

Hofstatt beym Weiler Hof zu einem Allmandweg<br />

zolt 2.37<br />

Dem Feldmesser vogt und Burger Meister zolt weil man<br />

einen Wtg vo 1 der Hof-Statt gemessen hat —.50<br />

Weil man auf lern Hinberg mit den Starzeimer ausge<br />

lochet 11°', vogt Burger Meister und Under genger<br />

sambt Jägerei n allem Kostet 3.06<br />

Mehr wieder auf Bremelherd gewesen wegen den Bahn<br />

Lochen wie die Herren vom Forstambt do gewesen<br />

vogt Under Genger und Eirger Meister ihnen zolt 1.04<br />

"ie man die Lehen richten geschitt 2.06<br />

WiS man in zwey Mohien zwey Hirsch ausgehauen denen<br />

Metzger zolt und in Allem Gekostet 1.27<br />

Der Vogt mit der Heb am zu Hechingcn gewesen wie<br />

man sie beoic hot ihne zolt —.35<br />

Dem Wanger Joseph ^cliuoller und Sebastian und Mareen<br />

Riester wie sie den Bronnen gelegt und Boden<br />

gemacht zolt —.57<br />

Vor ein Pferd Herrn Pfarr an dem Esch ritt zolt<br />

Wie man das Hagen Hey und Em 1 4.15<br />

;.. 4<br />

44.23<br />

2.11<br />

—.30<br />

1.30<br />

eingetan dene" Vorgesetzten<br />

und Johannes Kuonantz und Frantz<br />

Carle Speidel die einen Wagen umgekeit hot aufaufgericht<br />

zolt —.66<br />

Denen 3 Rotten wo dieses Johr Brunst gelaufen auf jeden<br />

"ni zolt 4 Kr. macht 4.—<br />

Dem Meßmer für Baum Ehl zollt —.24<br />

Summa die gantze Ausgab belauft Fl. 262.26 Kr.<br />

(Fortsetzung folgt.)

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