Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein
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58 H O H E N Z O L, L, E R I S C H E H E I M A T Jahrgang 1954<br />
Neues über altes zollerisches Geld<br />
In Emil Bahrfeldts 1900 erschienenem Buch „Das Münzund<br />
Geldwesen der Fürstentümer Hohenzollern" besitzen<br />
wir das einzige Druckwerk, das uns über unser ehemaliges<br />
Landesgeld ausführlich unterrichtet. Der Verfasser konnte<br />
allerdings nur über die Stücke berichten, die ihm bei seinen<br />
Nachforschungen in öffentlichen und privaten Sammlungen<br />
vorgelegt wurden, oder über die ihm Angaben aus Archivalien<br />
und sonstigem Schrifttum zugänglich waren. Inzwischen<br />
ist seit Abschluß seiner Arbeit mehr als ein halbes Jahrhundert<br />
vergangen, und in dieser langen Zeit hat sich unsere<br />
Kenntnis über zollerische Münzen erweitert. Was mir darüber<br />
bekannt wurde, sei hier kurz berichtet.<br />
Dem Grafen Eitelfriedrich I. (1401—39) wird ein sogenannter<br />
Lilienpfennig oder „Pfennig auf Straßburger<br />
Art" zugeschrieben. Es ist dies ein zierliches Silberstück von<br />
14 mm Durchmesser, das bei einseitiger Prägung in einem<br />
Perlenkreis eine stilisierte Lilie zeigt, auf deren unterem<br />
Teil der einfache Zollernschild liegt; Durchschnittsgewicht<br />
0,34 g. Ueber diese Pfennigsorte wird in der Frankfurter<br />
Münzzeitung Nr. 95 v. J. 1908, Seite 337/8 durch X. Nessel,<br />
und bei Otto Bally (Beschreibung von Münzen und Medaillen<br />
Badens) im 2. Bande von 1911 berichtet. Die eigentlichen<br />
Lilienpfennige der Bischöfe von Straßburg zeigen nur die<br />
Lilie, später treten dann Stücke mit den Wappenschildern anderer<br />
Landesherren auf, die nach Straßburger Schlag prägten.<br />
In den „Blättern für Münzfreunde" 51. Jahrgang von 1916<br />
S. 88, sagt in einer langen Arbeit über „Untersuchungen zu<br />
den spätmittelalterlichen Münzreihen usw." H. Buchenau in<br />
Abschnitt II bei den Nachahmungen der Straßburger Pfennige<br />
mit der Lilie: „vielleicht war der Graf von Zollern beteiligt".<br />
Er verweist dann auf Engel u. Lehr „numis. d' Alsace,<br />
XXXII, 18, Zollernschild unter Lilie. Vgl. auch Julius<br />
Cahn in „Münzgeschichte Straßburgs". Bemerkenswert ist<br />
nun, daß Lilienpfennige mit dem Zollernschilde in unserem<br />
schwäbischen Gebiet bei Bodenfunden festgestellt wurden,<br />
wie aus folgenden Angaben ersichtlich ist:<br />
1.) „Beiträge zur Süddeutschen Münzgeschichte. Festschrift,<br />
Stuttgart 1927". S. 75 berichtet darin E. Schwarzkopf über<br />
den Tübinger Münzfund und sagt, daß in diesem Funde 6<br />
Stücke Pfennige Straßburger Schlages mit der Lilie über<br />
quadriertem Schild (Zollern) auftreten und er setzt hinzu:<br />
„trotz Fehlens beweisender Urkunden muß dieser Pfennig<br />
bis jetzt Zollern zugeschrieben werden Es kommt danr, da<br />
seine Prägung 1400—1410 anzusetzen ist, Graf Eitelfriedrich<br />
von Zoilern (1401—^39) in Betracht. (Diese Stücke sind jetzt<br />
in der Württ. Staatssammiung).<br />
2.) ^Württemberg. Vergangenheit. Festschrift, Stuttgart<br />
1932". Hier berichte S. 243 E Schwarzkopf über die Münzfunde<br />
von Bopfingen und Jesingen-, Ais N 1 " 11 des Jesinger<br />
Funaes nennt er 2 Stück zollerische Lilienpfennige und<br />
äußert sich S. 271 über die Bedeutung der Straßb. Lilienpfennige<br />
für unsere Gegend; er sagt, daß um 1400 die Straßb.<br />
Pfennige in Tübingens Umgegend ganz sicher im Umlauf<br />
waren.<br />
Bahrfeidt berichtet nun S. 7, daß in der Verieihungsurkunde<br />
der Münzgerechtigkeit an Graf Jos Nikias I. i. J. 1471<br />
gesagt wird, schon seine Vorfahren hätten das Münzrecht<br />
besessen. Danach spricht nichts dagegen, daß sein Vater Eitelfriedrich<br />
dieses Recht ausübte.<br />
3.) In der Zeitschrift f. die beschichte des Oberrheins, 97.<br />
Bd. von 1949 schreibt Ff. Wieiandt-Karisrune über „Die Anfänge<br />
des Landesherrlichen Münzwesens des Markgrafen von<br />
Baden". Ich entnehme daraus: Die Straßb. Lilienpfennige<br />
älterer Art, also ohne angehängte Wappenschilde, treten<br />
nach dem Jahre 1334 auf. Später wurden der Lilie Wappenschilde<br />
angehängt, so von Baden und Zollern. Um das Jahr<br />
1390 muß sich wohl Markgraf Bernhard I. von Baden (1372<br />
bis 1431) or der schwäbischen Hellermünze abgewandt und<br />
dem Straßb Pfennig angeschlossen haben, der mit dem Zeichen<br />
der Lilie zu den häufigsten Geprägen Straßburgs gehört.<br />
Da Baden 1409 mit Kurpfalz und Speyer eine neue<br />
Münzkonvention eingeht, wird man den Liiienpfennig und<br />
von Weingarten bei Duriach vor 1409 ansetzen, vielleicht<br />
schon auf 1400. Der Liiienpfennig von Zollern ist dem des<br />
Markgrafen von Haden aus dem Jahrzehnt 1390—1400 nachgeprägt.<br />
Soweit Wielandt.<br />
Wenn ich nun alle diese Klein-Nachricnten abwäge, so<br />
komme ich zu dem Schlüsse, daß wohl nur der Geschlechtsäiteste<br />
des zollerischen Grafennauses, Graf Fritz der Aeltere<br />
von de- Hohenzollern (1379—1401) aus der sog. Straßburger<br />
Linie (Großmanns Genealogie Nr. 453), Münzherr des Lilien-<br />
pfennigs war. Dafür spricht folgendes: enge Beziehungen<br />
dieser Linie zu Straßburg und dem Hause Baden. Seine beiden<br />
Söhne, der Oettinger und Eitelfriedrich, die 1401 die<br />
Herrschaft übernahmen, waren noch zu jung und „unruhig",<br />
um sich um Münzprägungen zu kümmern. Die Linie der<br />
Schwarzgrafen ist über und über verschuldet, ihr ganzer Besitz<br />
an die Straßburger verpfändet. Die Schwarzgrafen und<br />
die Schalksburger Linie kommen gegen die Hauptlinie der<br />
Straßburger nicht auf. Graf Friedrich der Aeltere von den<br />
Hohenzollern ist der starke Repräsentant des Grafenhauses.<br />
Wenn der Lilienpfennig schon zollerisch ist, dann gehört er<br />
diesem Grafen. Auf alle Fälle wäre dieser Pfennig die älteste<br />
uns bekannte Münze des Grafenhauses. Aber!<br />
Im Sommer 1952 wird der Straßburger Lilienpfennig mit<br />
dem Zollernschild im Versteigerungskatalog 247 der Frankfurter<br />
Münzhandlung Dr. Busso Peus als Nr. 287 zum Verkauf<br />
gestellt:<br />
„Hohenzollern. Eitel Friedrich 1401—39. Nachahmung<br />
des Straßburger Lilienpfennigs mit Zollernschildchen<br />
unter die Lilie. Fund Tübingen 12/13; Cahn 22, Engel<br />
u 1 . Lehr 328. Wahrscheinlich ein Gepräge der Abtei<br />
Schwarzach, deren Obervögte die Grafen von Hohenzollern<br />
waren (Braun v. Stumm).<br />
Dazu wäre noch einiges zu sagen' Der Klammerinhalt bezieht<br />
sich auf die Schrift von G. Braun von Stumm „Münzen<br />
der Abtei Hornbach. Beiträge zur Münzgeschichte vom Speiergau<br />
und Elsaß im 12, bis 14. Jahrhundert 1926". Die Abtei<br />
Schwarzach liegt im Bezirksamt Bühl i. Baden. A. v. Berstett<br />
„Münzgeschichte des zähringisch-badischen Fürstenhauses,<br />
1846" behandelt das Münzrecht der Abtei Schwarzach,<br />
kennt aber keine Münzen derselben. Im Verstg.-Katalog<br />
Nr. 78 der Firma Jul. Cahn vom 15. September 1932 werden<br />
die 4 Nummern 1440—43 erstmals als Pfennige Straßburger<br />
Schlages aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts der Abtei<br />
Schwarzach zugewiesen. Die Abtei besaß seit d. J, 965 das<br />
Münzrecht durch Kaiser Otto III. Wie soll nun der Zollernschild<br />
auf die Münzen der Abtei kommen? Es steht fest,<br />
daß Burggraf Friedrich von Nürnberg, der auch den Zollernschild<br />
führt, i. J. 1283 Obervogt der Abtei ist. Ferner ist zwischen<br />
1336 und 1363 Burggraf Johann von Nürnberg für<br />
das Bistum Speyer als Obervogt der Abtei nachgewiesen,<br />
der 1332 bis 57 regierte. Ob die Obervogtei dauernd bei den<br />
Nürnberger Burggrafen ;var? Es bleibt aiso die Möglichkeit<br />
offen, daß ein Burggraf unter Beifügung seines Schiides für<br />
sich >der sein Schirmkloster Schwarzach diese Pfennige prägen<br />
ließ. Wenn dem so ist. dann ist es immerhin bedenklich,<br />
die Burggrafen, die Ta zollerischen Stammes sind, in diesem<br />
Zusammenhang als Grafen von Hohenzollern zu bezeichnen!<br />
Dem Grafel. Eitelfriedrich II. (1488—1512) weist Bahrf.<br />
einen einseitige^ silbernen Schüsselheller von<br />
etwa 12 mm zu, der in einem Perlkreis das zollerische Wappen<br />
mit den Erbkämmererstäber ?eigt, über dem der Buchstabe<br />
Z steht. Er führt auch seine guten Gründe dafür an.<br />
Das Münzchen, vor dem B nur 4 Stücke kennt, ist seitdem<br />
in weiteren Exemplaren bekannt > ;eworden und hat bzgl. der<br />
Datierung etliche Kenner zu anderen Ergebnissen geführt.<br />
Die Blätter für Münzfreunde nehmen wiederholt Stellung zu<br />
unserem Schüsselheller:<br />
1.) 44, Jgg. 1909; Spalte 4079--81 bespricht H. Buchenau<br />
den Schüsselpfennig und von Schönstadt bei Marburg. Dieser<br />
Fund von etwa 1500 Pfennigen wurde 1909 bekannt und bestand<br />
größtenteils aus Schüsselhellern. Als Nr. 38 nennt Buchenau<br />
den Schüsselpfennig mit Z über quadriertem Schilde<br />
im Perlreifen; 12 mm" 0,275 g; stempelfrisch. Er weist ihn<br />
dem Grafen Johann Georg zu Hechingen (1605—23) zui Er<br />
sagt danr, daß die Zuweisung bei Bahrfeld zu berichtigen<br />
sei und gibt s.ine Gründe an. Diese Münze des Fundes gehöre<br />
zu den allerjüngsten des ganzen Bestandes. Nach Größe,<br />
geringem Feingehalt und Fo^m des Schildes und des Buchst^<br />
:ns Z passe sie nicht zu der frühen Datierung bei Bahrfeidt.<br />
Aus wei^ren münztechnischen Gründen kommt er zu<br />
dem ^chluß, daß dieser Pfennig zu den Hechinger Prägungen<br />
vom Jahre '606 gehöre, die auf dem Münzprobationstage am<br />
15. Mai 1607 in Nürnberg als zu geringwertig befunden<br />
wurden.<br />
2.) 54. Jgg. 1919, S. 565 „Verschiedenes". Eine kleine Fundmass.<br />
ungewisser Herkunft (Handel) von Kleinmünzen enthielt<br />
folgendes bemerkenswertere Stück: ein geringhaltiges<br />
Exemplar des Schüsseipfennigs von Hohenzollern. Z über gcviertem<br />
Schild, Bahrf. Nr. 1 b macht von neuen wahrscheinlich,<br />
daß lie Stücke Nr. la und lb bei Bahrf. die in Nürnberg<br />
1607 zu gering befundenen zollerischen Pfennige sind,