Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein

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56 H O II E N Z O L L E LT I S C H E H E I M A T Jahrgang 1954 hauer Franz Vees und Alfred Vees von Haigerloch, Heinrich Schneider aus Rottenburg und Heinrich Bergmann aus Dettensee einwandfrei und äquivalent kopiert und die Originale ir. einerr „Weckenmann-Museum" der Kaplanei abgestellt und auf diese Weise gerettet. Diese Arbeiten werden erst bis nach einem Jahre vollständig vollendet sein. Im Frühjahr dieses Jahres begann nun die Erneuerung der St. Annakirche selber, durch die Firma Joseph Lorch, Kirchenmaler und Restaurateur in Sigmaringen und Gipsermeister Max Ade in Haigerloch und Bauunternehmer Hans B ü r k 1 e in Haigerloch. Die Verantwortung für die Inner- und Außenrenovation hatte Herr Kirchenmaier Joseph Lorch. Die Oberleitung führte Herr Regierungsbaurat Walther Genzmer aus Sigmaringen, Landeskonservator für H lenzollern. Auch das Staatliche Landesamt für Denkmalspflege in Tübingen erwarb sich um dieses Werk in ideeller und finanzieller Hinsicht große Verdienste. Vor der Instandsetzung hatten die Wandflächen im Innern der Kirche ein sehr schmutziges Aussehen. Die Stukkaturen und farbenfrohen Freskobilder waren von Pilzwucherungen und Sporen stark bedi ht. Die Deckenbilder hatten viele schadhafte Stellen und bedenkliche Verputzrisse. Die kunstvolle Bemalung der Emporenbrüstung wai ruiniert. Diese und viele andere Schäden sind nun sachgemäß behoben: die gesamten Wandflächen sind neu gefaßt, die Freskobilaer instandgesetzt, die vielen Bisse in den Gewölben geschlossen, der lose Verputz befestigt, lose und abblätternde Stellen an den Bildrahmen der Gewölbe, an den Gewölbe-Gurtbögen und an den herrlichen Brokatmustern restauriert. Die großartigen Stukkverzierungen an den Wänden, besonders unter den Fenstern und an der Emporebrüstung sind durch einen erfahrenen Stukkateur ausgebessert und ergänzt. Die alte Vergoldung, besonders an den Gewölben und oberen Wandpartien, ist wieder in Ordnung gebracht und die fast völlig zerstörte Vergoldung an den unteren Verzierungen der Altäre und besonders an den Basen der Aitarsäulen ist wieder in der alten Technik, in Polimentvergoldung hergestellt worden. Die schöngegliederte Orgel, die unter Denkmalschutz steht und auch im alten klangreichen Tonwerk unversehrt erhalten ist, wurde in der alten, faszinierend schönen Fassung wieder hergestellt: Zinnoberrot auf Siibergrund und darüber die formenreichen vergoldeten Holzornamente. Somit bildet die neurenovierte Orgel einen prachtvollen Hintergrund für die vornehme Fürstenloge. Hand in Hand mit dieser Innenerneuerung ging die Instandsetzung der Außenfassade der Kirche. Die herrlich gefaßten Außenwände mit der betonten Herausstellung der einzigartigen feingegliederten Architektur der Fenstirumrahmungen und -bekrönungen sowie der Spiegel unterhalb der Fenster geben dieser Kirche auch nach außen jene Feierlichkeit und Schönheit, die nur dem Barock eigen ist. Sämtliche Firmen, die an der Instandsetzung der gesamten Anlage beteiligt waren, haben sich um die in jeder Hinsicht wohlgelungene Renovation große Verdienste erworben und sich in allen Einzelheiten mit großer Ehrfurcht vor den wertvollen Kunstwerken einer schöpferischen Vergangenheit für die Erhaltung des künstlerischen Bestandes eingesetzt, darunter vor allem Herr Kirchenmaler Joseph Lorch aus Sigmaringen und Gipsermeister Max Ade aus Haigerloch. Zum Abschluß der gesamten Renovationsarbeiten wird in den feuervergoldeten Knauf der Wetterfahne mit dem kunstvollen Fürstlichen Wappen des Erbauers der Kirche eine Erneuerungsurkunde in einer Messingkassette eingeschlossen. Die von Herrn Gebrauchsgrafiker Alfred L a u b i s, Haigerloch kunstvoll geschriebene Urkunde hat folgenden Text: Ad multos annos 1755 * 1955 Urkunde zur Erneuerung der St. Anna-Wallfahrtskirche in Haigerloch in den Jahren 1952 bis 1954. Die weitbekannte St. Annakirche wurde in den Jahren 1750 bis 1755 von Fürst Joseph von Sigmaringen nach Plänen des großen Münchner Baumeisters Joh. Mich. Fischer erbaut. Die führenden Künstler des Barocks: der Stukkator Joh. Mich. Feichtmayr aus Augsburg; der Bildhauer J. G. Weckenmann; der Sigmaringer Hofmaler Meinrad von Aw und der Haigerlocher Baumeister Großbayer schenkten uns hier ein herrliches Bauwerk von höchstem Rang und seltener Vollkommenheit. 200 Jahre hat diese Kirche glücklich überstanden, sogar den zweiten Weltkrieg 1939 bis 1945, wo am 20. April 1945 beim Einmarsch der Franzosen ein Haus in allernächster Nähe der St. Annakirche total niederbrannte'. Auch die mehrfache tödliche Gefahr für Stadt und Bevölkerung von Haigerloch durch die Uranbatterie (Atomkeller) unterhalb der Schloßkirche wurde überwunden und die am 23. April 1945 von amerikanischen Truppen versuchte Sprengung des Schloßkellers verhindert. Auf diese Weise blieb Stadt und Land unversehrt und die wunderbare St. Annakirche erhalten. Aus Dankbarkeit für diesen sichtbaren Schutz des Himmels, zur Erhaltung dieser vielbesuchten Gnadenstätte für kommende Generationen und als Vorbereitung auf das 200-Jahrjubiläum der Kirche im Jahre 1955 wurde die gesamte kunstvolle Anlage in den Jahren 1952 bis 1955 durchgreifend renoviert: Kaplanei; Umfassungsmauer mit Pfeilern, Figuren und Vasen und schließlich die St. Annakirche selber. Die Originale der Steinplastiken von der Umfassungsmauer wurden in der Kaplanei in einem: ..Weckenmann-Museum" abgestellt. Die Oberleitung dieser denkmalpflegerischen Arbeiten hatte Herr Regierungsbaurat Walther Genzmer aus Sigmaringen, Landeskonservator für Hohenzollern. Die Verantwortung für die Innen- und Außenrenovation der St. Annakirche lag in den bewährten Händen von Herrn Kirchenmaler und Restaurator Joseph Lorch aus Sigmaringen, so daß die Kirche und die stimmungsvolle Gesamtanlage jetzt wieder wie neu dastehen ... Als Abschluß dieser Urkunde folgen dann die Unterschriften führender Männer aus Staat, Gemeinde und Kirche und der beteiligten Handwerker sowie ein Hinweis auf den jetzt regierenden Papst Pius XII. in Rom, Professor Dr. Heuß, Bundespräsident, und Dr. Konrad Adenauer, Bundeskanzler in Bonn. Am diesjährigen St. Annafest präsentierte sich die St. Annakirche im neuen schmucken Gewände den vielen Wallfahrern und Kunstfreunden wie ein „Stück Himmel auf dieser Erde" und machte auf alle einen unvergeßlichen Eindruck. M. G. Die Flurnamen der Markung Sigmaringen In der schwäbischen Siedlungsgeschichte werden die Ortsnamen auf -ingen allgemein zu den UrSiedlungen gerechnet, welche bald nach der Besitznahme des heutigen Schwabenlandes durch die Alamannen entstanden sind. Eine der wenigen Ausnahmen von dieser Regel ist die Stadt Sigmaringen. Denn die nach einem Sippenhaupt Sigmar begründete Doi'fsiedlung ist Sigmaringendorf. Die heutige Markung Sigmaringen ist dagegen aus den Urmark: ingen verschiedener Dörfer entstanden. Angelegt wurde die Stadt auf der Markung des Dorfes Hedingen. Die Markung dieses Dorfes umfaßte ursprünglich nur den südlich der Donau gelegenen Teil der heutigen Markung Sigmaringen. Nördlich der Donau muß sich vor dem 10. Jahrhundert ein Dorf Dettingen befunden haben, etwa in der Gegend des Hanfertals, dessen Markung etwa vom Mühlberg bis zur Deutenau und Nonnenhölzle reichte. Diese Markung wurde vor dem Jahr 1000 mit der Markung des Dorfes Hedingen verschmolzen, wobei der Schönenberg in den Besitz der Ortsherrn von Hedingen, später der Volkwin von Hedingen, kam. Als weitere alte Siedlung entstand im Westen nördlich der Donau das Dorf Gorheim, dessen Markung bis nahe an den später entstandenen Ort Laiz ging. Als jüngere Siedlung entstand wohl von Dr. Alex F r i c k im 8. oder 9. Jahrhundert bei der Quelle am Fuße ies Brenzkoferberges das Dorf Brenzkoten Etwa um das Jahr 1000 haben die Grafen, welche sich bisher nach dem Dorfe Sigmaringen nannten, auf Markung Hedingen an einem hervorragenden Felsen über der Donau eine Burg gebaut, die sie nach ihrem bisherigen Wohnort Sigmaringen nannten. Im Anschluß an diese Burg legten die Grafen wohl in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine Stadt an. Im 14. Jahrhundert zogen viele Bauern aus der Umgebung in die Stadt, wodurch diese ungefähr in der Mitte des 14. Jahrhunderts in den Besitz von Zwing und Bann der Dörfer Hedingen, Gorheim und Brenzkofen kam. Brenzkofen verschwand in der Folgezeit als Ort ganz; daß Hedingen und Gorheim nicht verschwunden sind, verdanken diese beiden Siedlungen den dortigen Klöstern. Im Jahre 1449 kaufte die Stadt von Brun von Hertenstein den Burgstall Hertenstein mit Wald und Feld. Damit hat die Markung Sigmaringen im wesentlichen ihre heutige Größe erhalten. Das folgende Verzeichnis ist eine kurze Zusammenfassung und Erklärung der Namen aus dem Flurnamenbuch von Sigmaringen, das in der Hohenzollerischen Heimatbücherei Hechingen, im Stadtarchiv Sigmaringen (über das dortige

Jahrgang 1954 H O H E N Z O I , L E R I S C H E H E I M A T 57 Staatsarchiv) und beim Landesamt für Denkmalspflege in Stuttgart in je einem Durchschlag aufliegt. Dort stehen bei den Namen auch die ältesten Nachweise des Vorkommens. Die mit einem * bezeichneten Namen sind ausgestorben. 1. Ablacher Weiher. Liegt im Wildpark Josefslust und ist wohl der Rest eines Glestschersees aus der dritten Eiszeit. 2. A i s p e n. Wiese südöstlich von Hedingen. Name kommt von e = Rechtszustand und span. Liegt immer dicht beim Dorfe (Hedingen), ist außerhalb des Dreifelderverbands und wurde gern als Spiel- und Festplatz benützt. 3. Alienhau. Waldstück im Wildpark Josefslust, benannt nach der Allee, welche vom Eingang zur Försterei führt. 4. Allierinum*. 1350: „acker auf Millegarten den man nemt Allierinum"; lag beim Galgenbühl westlich der Kaserne. 5. Alte Donau. Graben, der früher mit Wasser gefüllt war, zwischen Laizer Landstraße und Donau. War jedoch nie das Bett der Donau, sondern künstlich angelegt. Hieß früher Altroms (siehe Nr. 7). 6. Altes Schloß. Felsvorsprung und Walddistrikt über der Lauchert. Auf dem Felsen befand sich früher die Burg Hertenstein. Die Linie Hertenstein entstand Anfang des 13. Jahrhunderts, als ein Glied der Familie von Hornstein sich auf der Felsspitze eine Burg Hertenstein erbaute. 1499 verkaufte Brun von Hertenstein, um größerem Schaden vorzukommen, an die Stadt Sigmaringen seinen „burgstal Hertenstein zwischen Jungnau und Bungen an der Louchet gelegen und wie das genant und gestalt ist mit holz, mit velde, mit ackern, wisen, gerten, egerden ... per 150 Rhein. Gulden. 7. Altroms*. Runs bedeutet Wasserrinne, Graben; der Name findet sich im 14. und 15. Jahrhundert und ist der alte Name für die heutige Alte Donau. 8. Amerika. Im März 1848 beschloß der Stadtrat, hinter der Ziegelhütte ca. 100 Morgen vom Ziegelholz urbar zu machen. Jeder Bürger bekam davon als Stadtgut ein bestimmtes Stück. Schon im folgenden Jahre gab es Streit, ob die nach Amerika ausgewanderten Bürger diesen Bürgernutzen weiter behalten dürfen. Aus diesem Streit heraus erhielt dieses Gewann den Namen Amerika. 9. St. Anna Kapelle. Bei der Wegkreuzung Laiz-Sigmaringen und Laiz-Gorheim standen zwei Kapellen. 1497 wird eine Kapelle zwischen Straße und Alter Donau erwähnt, 1615 die obere Kapelle in Bergen. Die letztere war der hl. Anna geweiht. Sie fiel, wie manche andere, der Aufklärung zum Opfer. 10. St. A n t o n i. Auf der Südseite des Schönenbergs beim Nonnenhölzle. Hier wurde wahrscheinlich von den Augustinerinnen zu Inzigkofen, denen diese Flur nach Aufhebung des Klosters Inzigkofen zugefallen war, ein Bildstock errichtet. Der hl. Antonius war ursprünglich Augustinerchorherr. 11. Antonitäle. An der Jungnauer Straße steht abseits der Straße unterhalb der Hohen Tannen ein Bildstock zum hl. Antonius. Wird 1844 an. der neuen Straße nach Jungnau erwähnt. 12. Anwanderle*. Ein Acker im Ziegelösch wird 1755 als Anwanderle bezeichnet. Die Anwand ist das Ende eines Ackers, das zum Wenden des Pfluges benützt wird und nicht ausgemessen ist. Bezeichnet oft auch ein größeres Stück Acker. 13. Artzischer Garten. Ursprünglich ein großer Garten, der etwa vom Zollamt bis Hedingen reichte. Um 1614 kaufte Schultheiß Nikolaus Sarvay verschiedene Gärten dort zusammen. Im Jahre 1648 wird dem Junker Jägermeister Karl von Arzt des „Sarvayen Garten" verliehen. Obwohl ein großes Stück dieses Gartens überbaut ist, sieht man doch noch heute zwischen Bismarckstraße und Hedinger Kirche ein großes Stück Gartenland. 14. A s p a ch*. Waldstück im heutigen Wildpark. Asp — Espe. 15. A u. Ursprünglich ging die Au von der Donau bis zum Fuße des Josefberges und war zum großen Teil Ackerland. Das Wort bedeutet Land am Wasser, Insel oder Halbinsel. 1594 kaufte Graf Karl den größten Teil der Au auf und ließ ihn mit einer Mauer umgeben. Heute versteht man unter Au nur noch das kleine Stück zwischen Donau und dem Bahngelände. 16. Aublins Furt*. Furt beim Hanfertal über die Donau; dort hatte ein Auberlin Müller Ende des 15. Jahrhunderts eine Wiese. Um 1500 wurde dort eine Brücke, die Kreuzkapellenbrücke gebaut. 17. B a c h t a 1. An der Markungsgrenze zwischen Sigmaringen und Sigmaringendoirf geht dieses Tal zwischen Kappenbühl und der Hochwaghalde hindurch. Der Name kam Ende des 16. Jahrhunderts für den alten Namen Dysmarstal auf . (Fortsetzung folgt.) Wo stand die alte Burg Stauffenberg? Bekanntlich versahen die Herren von Stauffenberg das Schenkenamt bei den Grafen von Zollern und nannten sich zuerst Schenken von Zell (d. i. heute Mariazell, wo Weiler und Burg abgegangen sind), auch von Neuen- oder Niedernzell, Andeck und Erpfingen. Darüber hat der beste Kenner Willi Baur-Hechingen ir den Blättern des Schwab. Alb- Vereins 1931 S. 289—294 berichtet. Vorher kennt man im 13. Jahrhundert ein anderes Geschlecht von Stauffenberg, welches wohl das Truchsessenamt der genannten Grafen bekleidete. Ein Heinrich von Stophenberg schenkte 1132 Gü- ;r zu Owingen ans Kl. Sankt Georgen im Schwarzwald. Eine Erbtochter scheint dann den Namen Stauffenberg in die Familie der Schenken von Zell übertragen zu haben. Wo dagegen Neuen- oder Niedernzell lag, ist bisher unbekannt geblieben. Die Vermutung auf ein Neuenzell bei St. Blasien ist wohl abwegig. Es scheint eine etwas tiefer als Zell gelegene Burg damit gemeint gewesen zu sein, mit deren Verschwinden natürlich auch der Name ausging, weil die Schenken, die sie wohl für nachgeborene Söhne gebaut haben dürften, einen andern Wohnsitz suchten. Vielleicht hieß Niedern- oder Neuenzell die Spitze des heutigen Roßberges zwischen Zoller und Boll, wo man ehemalige Zurichtung zu erkennen glaubt, oder der heutige Hügel Bürstel (Burgstall) am Nordende des Neuberges zwischen Stetten und Schlatt. Nun wird mir jedermann sagen, Burg Stauffenberg lag doch zwischen Rangendingen und Weilheim beim jetzigen Stauffenburger Hof! Dort stanc tatsächlich zuletzt eine Burg Stauffenberg, für die Junker Wernher der Schenk 1472 und 1482 Erlaubnis erhielt, auf einem Tragaltar Messe lesen zu lassen. Noch um 1600 wird daselbst ein zollerischer Burgvogt erwähnt, nämlich im J. 1606 ein Kaspar Ruef von Boll und 1610 ein Jerg Schuemacher (Zollerheimat 1941, S. 33). Diese Burgstelle, die noch rechts über dem Hof zu erkennen ist, zeigt jedoch einen Grundfehler; sie stellt nämlich keinen Stauf dar (d. h. umgekehrten Becher ohne Fuß, vgl. die Berge Staufen, Stoffeln, Hohenstaufen, Stauffeneck). Man hat daher schon länger in Kreisen der Heimatforscher die älteste Stauffenburg in der Nähe der Zollerburg vermutet, wenn man auch der Zimmerischen Chronik keinen Glauben schenken darf, die behauptet, die Stauffenb erger Herren hätten ursprünglich auf dem Zoller selbst ihren Sitz gehabt, Aber irgend eine alte Ueberlieferung könnte doch in der Erzählung liegen. Nun berichtet der verstorbene Pfr. Kernler Wunib. von einer Urkunde vom J. 1343, die auch Baur im erwähnten Aufsatz anzieht, worin das Kloster Stetten eine jährliche Gült von 16 Sehilling Heller aus einem Brühl erwirbt, „der zu Stauffenberg unter dem Hörnlein gelegen ist". Es fragt sich nur, wo dieser Brühl und das Hörnlein lagen? Einen Fingerzeig scheint das Bickeisbergische Lagerbuch vom J. 1435 zu geben, das nach Herberholds Ausgabe S. 119 vom „Wessinger Hörnlin mit dem Burgstall" berichtet. Nun bezog das Kloster Stetten laut Lagerbuch von 1688 obige 16 Schilling Heller aus einer Wiese zu Wessingen, die „stößt hinauf an das Hörnlin". Man geht wohl nicht fehl, dieses Hörnlin mit dem heutigen K ä p f e 1 e südlich des Brie! hofs gleichzusetzen, dessen Rüc'.en vom Zollerberg gegen Wessingen vorspringt, und vom Dorf aus tatsächlich die Form eines auffallenden Stauf zeigt. Die Spitze hat ebenfalls eine Art künstlicher Zurichtung, die vor Bepflanzung mit den Tännchen auch von der Straße aus zu erkennen war. Auf Karten steht dafür Bismarckhöhe oder auf älteren „Belvedere" (— Schöne Aussicht). Sagen und Ueberlieferungen scheinen keine zu bestehen, wenigstens blieb ein Aufruf in der Tageszeitung ohne Echo. Aber Grabungen würden sicher noch irgendwelche Spuren zutage fördern. Nach Aufgabe der Burg müßten die Adligen den Namen Stauffenberg vor 1343 an den heutigen Platz bei Rangendingen mitgenommen haben, ein Vorgang, der sich auch anderwärts belegen läßt. Joh. A. Kraus.

Jahrgang 1954 H O H E N Z O I , L E R I S C H E H E I M A T 57<br />

Staatsarchiv) und beim Landesamt für Denkmalspflege in<br />

Stuttgart in je einem Durchschlag aufliegt. Dort stehen bei<br />

den Namen auch die ältesten Nachweise des Vorkommens.<br />

Die mit einem * bezeichneten Namen sind ausgestorben.<br />

1. Ablacher Weiher. Liegt im Wildpark Josefslust<br />

und ist wohl der Rest eines Glestschersees aus der dritten<br />

Eiszeit.<br />

2. A i s p e n. Wiese südöstlich von Hedingen. Name kommt<br />

von e = Rechtszustand und span. Liegt immer dicht beim<br />

Dorfe (Hedingen), ist außerhalb des Dreifelderverbands und<br />

wurde gern als Spiel- und Festplatz benützt.<br />

3. Alienhau. Waldstück im Wildpark Josefslust, benannt<br />

nach der Allee, welche vom Eingang zur Försterei<br />

führt.<br />

4. Allierinum*. 1350: „acker auf Millegarten den man<br />

nemt Allierinum"; lag beim Galgenbühl westlich der Kaserne.<br />

5. Alte Donau. Graben, der früher mit Wasser gefüllt<br />

war, zwischen Laizer Landstraße und Donau. War jedoch nie<br />

das Bett der Donau, sondern künstlich angelegt. Hieß früher<br />

Altroms (siehe Nr. 7).<br />

6. Altes Schloß. Felsvorsprung und Walddistrikt<br />

über der Lauchert. Auf dem Felsen befand sich früher die<br />

Burg Hertenstein. Die Linie Hertenstein entstand Anfang des<br />

13. Jahrhunderts, als ein Glied der Familie von Hornstein<br />

sich auf der Felsspitze eine Burg Hertenstein erbaute. 1499<br />

verkaufte Brun von Hertenstein, um größerem Schaden vorzukommen,<br />

an die Stadt Sigmaringen seinen „burgstal Hertenstein<br />

zwischen Jungnau und Bungen an der Louchet gelegen<br />

und wie das genant und gestalt ist mit holz, mit velde,<br />

mit ackern, wisen, gerten, egerden ... per 150 Rhein. Gulden.<br />

7. Altroms*. Runs bedeutet Wasserrinne, Graben; der<br />

Name findet sich im 14. und 15. Jahrhundert und ist der alte<br />

Name für die heutige Alte Donau.<br />

8. Amerika. Im März 1848 beschloß der Stadtrat, hinter<br />

der Ziegelhütte ca. 100 Morgen vom Ziegelholz urbar zu<br />

machen. Jeder Bürger bekam davon als Stadtgut ein bestimmtes<br />

Stück. Schon im folgenden Jahre gab es Streit, ob<br />

die nach Amerika ausgewanderten Bürger diesen Bürgernutzen<br />

weiter behalten dürfen. Aus diesem Streit heraus<br />

erhielt dieses Gewann den Namen Amerika.<br />

9. St. Anna Kapelle. Bei der Wegkreuzung Laiz-Sigmaringen<br />

und Laiz-Gorheim standen zwei Kapellen. 1497<br />

wird eine Kapelle zwischen Straße und Alter Donau erwähnt,<br />

1615 die obere Kapelle in Bergen. Die letztere war<br />

der hl. Anna geweiht. Sie fiel, wie manche andere, der Aufklärung<br />

zum Opfer.<br />

10. St. A n t o n i. Auf der Südseite des Schönenbergs beim<br />

Nonnenhölzle. Hier wurde wahrscheinlich von den Augustinerinnen<br />

zu Inzigkofen, denen diese Flur nach Aufhebung<br />

des Klosters Inzigkofen zugefallen war, ein Bildstock errichtet.<br />

Der hl. Antonius war ursprünglich Augustinerchorherr.<br />

11. Antonitäle. An der Jungnauer Straße steht abseits<br />

der Straße unterhalb der Hohen Tannen ein Bildstock zum<br />

hl. Antonius. Wird 1844 an. der neuen Straße nach Jungnau<br />

erwähnt.<br />

12. Anwanderle*. Ein Acker im Ziegelösch wird 1755<br />

als Anwanderle bezeichnet. Die Anwand ist das Ende eines<br />

Ackers, das zum Wenden des Pfluges benützt wird und nicht<br />

ausgemessen ist. Bezeichnet oft auch ein größeres Stück<br />

Acker.<br />

13. Artzischer Garten. Ursprünglich ein großer<br />

Garten, der etwa vom Zollamt bis Hedingen reichte. Um 1614<br />

kaufte Schultheiß Nikolaus Sarvay verschiedene Gärten dort<br />

zusammen. Im Jahre 1648 wird dem Junker Jägermeister<br />

Karl von Arzt des „Sarvayen Garten" verliehen. Obwohl<br />

ein großes Stück dieses Gartens überbaut ist, sieht man<br />

doch noch heute zwischen Bismarckstraße und Hedinger<br />

Kirche ein großes Stück Gartenland.<br />

14. A s p a ch*. Waldstück im heutigen Wildpark. Asp —<br />

Espe.<br />

15. A u. Ursprünglich ging die Au von der Donau bis zum<br />

Fuße des Josefberges und war zum großen Teil Ackerland.<br />

Das Wort bedeutet Land am Wasser, Insel oder Halbinsel.<br />

1594 kaufte Graf Karl den größten Teil der Au auf und ließ<br />

ihn mit einer Mauer umgeben. Heute versteht man unter Au<br />

nur noch das kleine Stück zwischen Donau und dem Bahngelände.<br />

16. Aublins Furt*. Furt beim Hanfertal über die<br />

Donau; dort hatte ein Auberlin Müller Ende des 15. Jahrhunderts<br />

eine Wiese. Um 1500 wurde dort eine Brücke, die<br />

Kreuzkapellenbrücke gebaut.<br />

17. B a c h t a 1. An der Markungsgrenze zwischen Sigmaringen<br />

und Sigmaringendoirf geht dieses Tal zwischen Kappenbühl<br />

und der Hochwaghalde hindurch. Der Name kam<br />

Ende des 16. Jahrhunderts für den alten Namen Dysmarstal<br />

auf . (Fortsetzung folgt.)<br />

Wo stand die alte Burg Stauffenberg?<br />

Bekanntlich versahen die Herren von Stauffenberg das<br />

Schenkenamt bei den Grafen von Zollern und nannten sich<br />

zuerst Schenken von Zell (d. i. heute Mariazell, wo Weiler<br />

und Burg abgegangen sind), auch von Neuen- oder Niedernzell,<br />

Andeck und Erpfingen. Darüber hat der beste Kenner<br />

Willi Baur-Hechingen ir den Blättern des Schwab. Alb-<br />

Vereins 1931 S. 289—294 berichtet. Vorher kennt man im<br />

13. Jahrhundert ein anderes Geschlecht von Stauffenberg,<br />

welches wohl das Truchsessenamt der genannten Grafen bekleidete.<br />

Ein Heinrich von Stophenberg schenkte 1132 Gü-<br />

;r zu Owingen ans Kl. Sankt Georgen im Schwarzwald.<br />

Eine Erbtochter scheint dann den Namen Stauffenberg in<br />

die Familie der Schenken von Zell übertragen zu haben.<br />

Wo dagegen Neuen- oder Niedernzell lag, ist bisher unbekannt<br />

geblieben. Die Vermutung auf ein Neuenzell bei St.<br />

Blasien ist wohl abwegig. Es scheint eine etwas tiefer als<br />

Zell gelegene Burg damit gemeint gewesen zu sein, mit<br />

deren Verschwinden natürlich auch der Name ausging, weil<br />

die Schenken, die sie wohl für nachgeborene Söhne gebaut<br />

haben dürften, einen andern Wohnsitz suchten. Vielleicht<br />

hieß Niedern- oder Neuenzell die Spitze des heutigen Roßberges<br />

zwischen Zoller und Boll, wo man ehemalige Zurichtung<br />

zu erkennen glaubt, oder der heutige Hügel Bürstel<br />

(Burgstall) am Nordende des Neuberges zwischen Stetten<br />

und Schlatt.<br />

Nun wird mir jedermann sagen, Burg Stauffenberg lag<br />

doch zwischen Rangendingen und Weilheim beim jetzigen<br />

Stauffenburger Hof! Dort stanc tatsächlich zuletzt eine Burg<br />

Stauffenberg, für die Junker Wernher der Schenk 1472 und<br />

1482 Erlaubnis erhielt, auf einem Tragaltar Messe lesen zu<br />

lassen. Noch um 1600 wird daselbst ein zollerischer Burgvogt<br />

erwähnt, nämlich im J. 1606 ein Kaspar Ruef von Boll<br />

und 1610 ein Jerg Schuemacher (Zollerheimat 1941, S. 33).<br />

Diese Burgstelle, die noch rechts über dem Hof zu erkennen<br />

ist, zeigt jedoch einen Grundfehler; sie stellt nämlich keinen<br />

Stauf dar (d. h. umgekehrten Becher ohne Fuß, vgl. die<br />

Berge Staufen, Stoffeln, Hohenstaufen, Stauffeneck). Man<br />

hat daher schon länger in Kreisen der <strong>Heimat</strong>forscher die<br />

älteste Stauffenburg in der Nähe der Zollerburg vermutet,<br />

wenn man auch der Zimmerischen Chronik keinen Glauben<br />

schenken darf, die behauptet, die Stauffenb erger Herren<br />

hätten ursprünglich auf dem Zoller selbst ihren Sitz gehabt,<br />

Aber irgend eine alte Ueberlieferung könnte doch in der<br />

Erzählung liegen.<br />

Nun berichtet der verstorbene Pfr. Kernler Wunib. von<br />

einer Urkunde vom J. 1343, die auch Baur im erwähnten<br />

Aufsatz anzieht, worin das Kloster Stetten eine jährliche Gült<br />

von 16 Sehilling Heller aus einem Brühl erwirbt, „der zu<br />

Stauffenberg unter dem Hörnlein gelegen ist". Es fragt sich<br />

nur, wo dieser Brühl und das Hörnlein lagen? Einen Fingerzeig<br />

scheint das Bickeisbergische Lagerbuch vom J. 1435 zu<br />

geben, das nach Herberholds Ausgabe S. 119 vom „Wessinger<br />

Hörnlin mit dem Burgstall" berichtet. Nun bezog das Kloster<br />

Stetten laut Lagerbuch von 1688 obige 16 Schilling Heller<br />

aus einer Wiese zu Wessingen, die „stößt hinauf an das<br />

Hörnlin". Man geht wohl nicht fehl, dieses Hörnlin mit dem<br />

heutigen K ä p f e 1 e südlich des Brie! hofs gleichzusetzen,<br />

dessen Rüc'.en vom Zollerberg gegen Wessingen vorspringt,<br />

und vom Dorf aus tatsächlich die Form eines auffallenden<br />

Stauf zeigt. Die Spitze hat ebenfalls eine Art künstlicher Zurichtung,<br />

die vor Bepflanzung mit den Tännchen auch<br />

von der Straße aus zu erkennen war. Auf Karten steht<br />

dafür Bismarckhöhe oder auf älteren „Belvedere"<br />

(— Schöne Aussicht). Sagen und Ueberlieferungen scheinen<br />

keine zu bestehen, wenigstens blieb ein Aufruf in der Tageszeitung<br />

ohne Echo. Aber Grabungen würden sicher noch<br />

irgendwelche Spuren zutage fördern. Nach Aufgabe der Burg<br />

müßten die Adligen den Namen Stauffenberg vor 1343 an<br />

den heutigen Platz bei Rangendingen mitgenommen haben,<br />

ein Vorgang, der sich auch anderwärts belegen läßt.<br />

Joh. A. Kraus.

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