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Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein

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56 H O II E N Z O L L E LT I S C H E H E I M A T Jahrgang 1954<br />

hauer Franz Vees und Alfred Vees von Haigerloch, Heinrich<br />

Schneider aus Rottenburg und Heinrich Bergmann aus Dettensee<br />

einwandfrei und äquivalent kopiert und die Originale<br />

ir. einerr „Weckenmann-Museum" der Kaplanei abgestellt<br />

und auf diese Weise gerettet. Diese Arbeiten werden erst<br />

bis nach einem Jahre vollständig vollendet sein. Im Frühjahr<br />

dieses Jahres begann nun die Erneuerung der St.<br />

Annakirche selber, durch die Firma Joseph Lorch, Kirchenmaler<br />

und Restaurateur in Sigmaringen und Gipsermeister<br />

Max Ade in Haigerloch und Bauunternehmer<br />

Hans B ü r k 1 e in Haigerloch. Die Verantwortung für die<br />

Inner- und Außenrenovation hatte Herr Kirchenmaier Joseph<br />

Lorch. Die Oberleitung führte Herr Regierungsbaurat<br />

Walther Genzmer aus Sigmaringen, Landeskonservator für<br />

H lenzollern. Auch das Staatliche Landesamt für Denkmalspflege<br />

in Tübingen erwarb sich um dieses Werk in ideeller<br />

und finanzieller Hinsicht große Verdienste. Vor der Instandsetzung<br />

hatten die Wandflächen im Innern der Kirche<br />

ein sehr schmutziges Aussehen. Die Stukkaturen und farbenfrohen<br />

Freskobilder waren von Pilzwucherungen und Sporen<br />

stark bedi ht. Die Deckenbilder hatten viele schadhafte<br />

Stellen und bedenkliche Verputzrisse. Die kunstvolle Bemalung<br />

der Emporenbrüstung wai ruiniert. Diese und viele<br />

andere Schäden sind nun sachgemäß behoben: die gesamten<br />

Wandflächen sind neu gefaßt, die Freskobilaer instandgesetzt,<br />

die vielen Bisse in den Gewölben geschlossen, der<br />

lose Verputz befestigt, lose und abblätternde Stellen an den<br />

Bildrahmen der Gewölbe, an den Gewölbe-Gurtbögen und<br />

an den herrlichen Brokatmustern restauriert. Die großartigen<br />

Stukkverzierungen an den Wänden, besonders unter den<br />

Fenstern und an der Emporebrüstung sind durch einen erfahrenen<br />

Stukkateur ausgebessert und ergänzt. Die alte Vergoldung,<br />

besonders an den Gewölben und oberen Wandpartien,<br />

ist wieder in Ordnung gebracht und die fast völlig<br />

zerstörte Vergoldung an den unteren Verzierungen der Altäre<br />

und besonders an den Basen der Aitarsäulen ist wieder<br />

in der alten Technik, in Polimentvergoldung hergestellt<br />

worden. Die schöngegliederte Orgel, die unter Denkmalschutz<br />

steht und auch im alten klangreichen Tonwerk unversehrt<br />

erhalten ist, wurde in der alten, faszinierend schönen<br />

Fassung wieder hergestellt: Zinnoberrot auf Siibergrund<br />

und darüber die formenreichen vergoldeten Holzornamente.<br />

Somit bildet die neurenovierte Orgel einen prachtvollen Hintergrund<br />

für die vornehme Fürstenloge. Hand in Hand mit<br />

dieser Innenerneuerung ging die Instandsetzung der Außenfassade<br />

der Kirche. Die herrlich gefaßten Außenwände mit<br />

der betonten Herausstellung der einzigartigen feingegliederten<br />

Architektur der Fenstirumrahmungen und -bekrönungen<br />

sowie der Spiegel unterhalb der Fenster geben dieser Kirche<br />

auch nach außen jene Feierlichkeit und Schönheit, die nur<br />

dem Barock eigen ist.<br />

Sämtliche Firmen, die an der Instandsetzung der gesamten<br />

Anlage beteiligt waren, haben sich um die in jeder Hinsicht<br />

wohlgelungene Renovation große Verdienste erworben und<br />

sich in allen Einzelheiten mit großer Ehrfurcht vor den<br />

wertvollen Kunstwerken einer schöpferischen Vergangenheit<br />

für die Erhaltung des künstlerischen Bestandes eingesetzt,<br />

darunter vor allem Herr Kirchenmaler Joseph Lorch aus<br />

Sigmaringen und Gipsermeister Max Ade aus Haigerloch.<br />

Zum Abschluß der gesamten Renovationsarbeiten wird in<br />

den feuervergoldeten Knauf der Wetterfahne mit dem kunstvollen<br />

Fürstlichen Wappen des Erbauers der Kirche eine Erneuerungsurkunde<br />

in einer Messingkassette eingeschlossen.<br />

Die von Herrn Gebrauchsgrafiker Alfred L a u b i s, Haigerloch<br />

kunstvoll geschriebene Urkunde hat folgenden Text:<br />

Ad multos annos<br />

1755 * 1955<br />

Urkunde zur Erneuerung der St. Anna-Wallfahrtskirche<br />

in Haigerloch in den Jahren 1952 bis 1954.<br />

Die weitbekannte St. Annakirche wurde in den Jahren<br />

1750 bis 1755 von Fürst Joseph von Sigmaringen nach Plänen<br />

des großen Münchner Baumeisters Joh. Mich. Fischer<br />

erbaut. Die führenden Künstler des Barocks: der Stukkator<br />

Joh. Mich. Feichtmayr aus Augsburg; der Bildhauer J. G.<br />

Weckenmann; der Sigmaringer Hofmaler Meinrad von Aw<br />

und der Haigerlocher Baumeister Großbayer schenkten uns<br />

hier ein herrliches Bauwerk von höchstem Rang und seltener<br />

Vollkommenheit. 200 Jahre hat diese Kirche glücklich<br />

überstanden, sogar den zweiten Weltkrieg 1939 bis 1945, wo<br />

am 20. April 1945 beim Einmarsch der Franzosen ein Haus<br />

in allernächster Nähe der St. Annakirche total niederbrannte'.<br />

Auch die mehrfache tödliche Gefahr für Stadt und Bevölkerung<br />

von Haigerloch durch die Uranbatterie (Atomkeller)<br />

unterhalb der Schloßkirche wurde überwunden und die am<br />

23. April 1945 von amerikanischen Truppen versuchte Sprengung<br />

des Schloßkellers verhindert. Auf diese Weise blieb<br />

Stadt und Land unversehrt und die wunderbare St. Annakirche<br />

erhalten. Aus Dankbarkeit für diesen sichtbaren<br />

Schutz des Himmels, zur Erhaltung dieser vielbesuchten<br />

Gnadenstätte für kommende Generationen und als Vorbereitung<br />

auf das 200-Jahrjubiläum der Kirche im Jahre 1955<br />

wurde die gesamte kunstvolle Anlage in den Jahren 1952<br />

bis 1955 durchgreifend renoviert: Kaplanei; Umfassungsmauer<br />

mit Pfeilern, Figuren und Vasen und schließlich die<br />

St. Annakirche selber. Die Originale der Steinplastiken von<br />

der Umfassungsmauer wurden in der Kaplanei in einem:<br />

..Weckenmann-Museum" abgestellt. Die Oberleitung dieser<br />

denkmalpflegerischen Arbeiten hatte Herr Regierungsbaurat<br />

Walther Genzmer aus Sigmaringen, Landeskonservator für<br />

Hohenzollern. Die Verantwortung für die Innen- und Außenrenovation<br />

der St. Annakirche lag in den bewährten Händen<br />

von Herrn Kirchenmaler und Restaurator Joseph Lorch<br />

aus Sigmaringen, so daß die Kirche und die stimmungsvolle<br />

Gesamtanlage jetzt wieder wie neu dastehen ...<br />

Als Abschluß dieser Urkunde folgen dann die Unterschriften<br />

führender Männer aus Staat, Gemeinde und Kirche und<br />

der beteiligten Handwerker sowie ein Hinweis auf den jetzt<br />

regierenden Papst Pius XII. in Rom, Professor Dr. Heuß,<br />

Bundespräsident, und Dr. Konrad Adenauer, Bundeskanzler<br />

in Bonn.<br />

Am diesjährigen St. Annafest präsentierte sich die St.<br />

Annakirche im neuen schmucken Gewände den vielen Wallfahrern<br />

und Kunstfreunden wie ein „Stück Himmel auf<br />

dieser Erde" und machte auf alle einen unvergeßlichen Eindruck.<br />

M. G.<br />

Die Flurnamen der Markung Sigmaringen<br />

In der schwäbischen Siedlungsgeschichte werden die Ortsnamen<br />

auf -ingen allgemein zu den UrSiedlungen gerechnet,<br />

welche bald nach der Besitznahme des heutigen Schwabenlandes<br />

durch die Alamannen entstanden sind. Eine der<br />

wenigen Ausnahmen von dieser Regel ist die Stadt Sigmaringen.<br />

Denn die nach einem Sippenhaupt Sigmar begründete<br />

Doi'fsiedlung ist Sigmaringendorf. Die heutige Markung<br />

Sigmaringen ist dagegen aus den Urmark: ingen verschiedener<br />

Dörfer entstanden. Angelegt wurde die Stadt auf der<br />

Markung des Dorfes Hedingen. Die Markung dieses Dorfes<br />

umfaßte ursprünglich nur den südlich der Donau gelegenen<br />

Teil der heutigen Markung Sigmaringen. Nördlich der<br />

Donau muß sich vor dem 10. Jahrhundert ein Dorf Dettingen<br />

befunden haben, etwa in der Gegend des Hanfertals, dessen<br />

Markung etwa vom Mühlberg bis zur Deutenau und Nonnenhölzle<br />

reichte. Diese Markung wurde vor dem Jahr 1000<br />

mit der Markung des Dorfes Hedingen verschmolzen, wobei<br />

der Schönenberg in den Besitz der Ortsherrn von Hedingen,<br />

später der Volkwin von Hedingen, kam. Als weitere alte<br />

Siedlung entstand im Westen nördlich der Donau das Dorf<br />

Gorheim, dessen Markung bis nahe an den später entstandenen<br />

Ort Laiz ging. Als jüngere Siedlung entstand wohl<br />

von Dr. Alex F r i c k<br />

im 8. oder 9. Jahrhundert bei der Quelle am Fuße ies<br />

Brenzkoferberges das Dorf Brenzkoten Etwa um das Jahr<br />

1000 haben die Grafen, welche sich bisher nach dem Dorfe<br />

Sigmaringen nannten, auf Markung Hedingen an einem hervorragenden<br />

Felsen über der Donau eine Burg gebaut, die<br />

sie nach ihrem bisherigen Wohnort Sigmaringen nannten. Im<br />

Anschluß an diese Burg legten die Grafen wohl in der ersten<br />

Hälfte des 13. Jahrhunderts eine Stadt an. Im 14. Jahrhundert<br />

zogen viele Bauern aus der Umgebung in die Stadt,<br />

wodurch diese ungefähr in der Mitte des 14. Jahrhunderts in<br />

den Besitz von Zwing und Bann der Dörfer Hedingen, Gorheim<br />

und Brenzkofen kam. Brenzkofen verschwand in der<br />

Folgezeit als Ort ganz; daß Hedingen und Gorheim nicht<br />

verschwunden sind, verdanken diese beiden Siedlungen den<br />

dortigen Klöstern. Im Jahre 1449 kaufte die Stadt von Brun<br />

von Hertenstein den Burgstall Hertenstein mit Wald und<br />

Feld. Damit hat die Markung Sigmaringen im wesentlichen<br />

ihre heutige Größe erhalten.<br />

Das folgende Verzeichnis ist eine kurze Zusammenfassung<br />

und Erklärung der Namen aus dem Flurnamenbuch von Sigmaringen,<br />

das in der <strong>Hohenzollerische</strong>n <strong>Heimat</strong>bücherei<br />

Hechingen, im Stadtarchiv Sigmaringen (über das dortige

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