Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein
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.'ahrpana 1fi54 H O H E N Z O L L E R I S C H E H E I M A T 55<br />
Die Erneuerung der St. Anna-Wallfahrtskirche in Haigerloch<br />
iL reu in den Jahren 1952 bis 1954<br />
Ein wertvolles Kleinod spätbarocker Kunst ist vor dem Zerfall gerettet<br />
In Haigerloch vereinigen sich malerische Lage, Vielgestaltigkeit<br />
der Landschaft und ein einzigartiges reiches Erbe<br />
einer großen künstlerischen Vergangenheit zu wunderbarer<br />
Einheit und Schönheit. Die Perle unter allen Kunstschätzen<br />
ist ohne Zweifel die weitbekannte und seit Jahrhunderten<br />
vielbesuchte St. Anna-Wallfahrtskirche, die in den Jahren<br />
1752 bis 1755 von Fürst Joseph von Sigmaringen nach Plänen<br />
des großen Münchner Baumeisters Joh. Mich. Fischer erbaut<br />
wurde. Der Fürstliche Auftraggeber berief zur Ausführung<br />
seiner kirchlichen Stiftung die besten Künstler der<br />
damaligen Zeit: Stukkator Joh. Mich. Feichtmayr aus Augsburg;<br />
Bildhauer Joh. G. Weckenmann; den Sigmaringer Hofmaler<br />
Meinrad von Aw und den Haigerlocher Baumeister<br />
Großbayer. Seit 200 Jahren gilt die St. Annakirche als das<br />
wertvollste nachmittelalterliche Baudenkmal des ganzen Landes,<br />
mit dem die Kunst jener Zeit hereinragt, die sich internationale<br />
Geltung errang. Die Kirche ist im Aeußern in feinlinigem<br />
Ebenmaß gegliedert und an der Giebelfassade durch<br />
ein Sandsteinportal mit guter Dekoration durch Pilaster, geschwungene<br />
Voluten und Wappen geziert. Das Innere ist eine<br />
herrliche Symphonie von Altären, Figuren und Stukkaturen,<br />
die jeden Vergleich mit den besten Schöpfungen des oberschwäbischen<br />
und bayerischen Barocks aushält, etwa mit<br />
Birnau, Zwiefalten und Ottobeuren, ja die St. Annakirche<br />
besitzt sogar einen besonders intimen Reiz. Sie steht inmitten<br />
eines geräumigen Platzes, umgeben von einer großen<br />
Umfassungsmauer mit 24 figuren- und vasengeschmückten<br />
Pfeilern: prachtvolle Steinplastiken von Joh. G. Weckenmann<br />
aus dem Jahre 1755. Gegenüber der Kirche steht das<br />
Kaplaneihaus: ein schöner Barockbau mit Mansardendach,<br />
geschwungenem Sandsteinportal und einem sehr wertvollen<br />
schmiedeisernen Balkongitter. Die gesamte Anlage ist ein<br />
einzigartiges Kleinod spätgotischer Kunst. Und eine erhe-<br />
Haigerloch, St. Annakirche. Inneres gegen die Orgelempore<br />
bende, selten feierliche Stimmung umfängt jeden, der den<br />
idyllischen Platz betritt und die erhabene Schönheit des<br />
Gotteshauses auf sich wirken läßt.<br />
Nahezu 200 Jahre sind nun seit der Erbauung dieser kostbaren<br />
Anlage verflossen. Seit der Erbauung der Kirche<br />
wurde noch nie eine umfassende, durchgreifende Instandsetzung<br />
durchgeführt. Darum waren auch seit längerer<br />
Zeit unersetzliche Einzelwerke im Kircheninnern sowie die<br />
Mauer mit den wertvollen Steinplastiken einem fortschreitenden<br />
Zerfall ausgesetzt. Bei einer großen Anzahl von Figuren<br />
und Vasen war der natürliche Verwitterungsprozeß<br />
schon soweit fortgeschritten, daß man die ursprüngliche<br />
Form nicht mehr erkennen konnte. Barockanlagen mit<br />
dieser Fülle von einzelnen Schönheiten und Feinheiten bedürfen<br />
laufender sorgfältiger Pflege. Jedem Einsichtigen<br />
und Kunstverständigen erschien es darum als unverantwortlich,<br />
diese Originalkunstwerke ihrem Schicksal zu überlassen<br />
und sie „in Schönheit sterben zu lassen". Aus diesem<br />
Grunde faßte im Jahre 1952 das Kath. Stadtpfarramt den<br />
schweren Entschluß, innerhalb von drei Jahren die gesamte<br />
Anlage mit Umfassungsmauer, Figuren, Vasen, Kaplanei und<br />
Kirche vollständig instandzusetzen, auf diese Weise die weitbekannte<br />
Gnadenstätte vor weiterem Zerfall zu bewahren<br />
und sie kommenden Generationen zu erhalten. Zuerst wurden<br />
die Holzplastiken von Weckenmann: die lebensgroßen<br />
Figuren des Hl. Fidelis und Meinrad, die allegorischen Gestalten<br />
des Alten und Neuen Testamentes, sowie 24 holzgeschnitzte<br />
Putten — eine schöner als die andere — von Herrn<br />
Hofrestaurateur Andreas Knupfer in Jungnau restauriert,<br />
gegen sehr starken Holzwurm behandelt und konserviert.<br />
Unmittelbar darauf wurde das schadhafte Kaplaneigebäude<br />
vom hiesigen Malermeister Joseph Staib neu verputzt und<br />
die 24 Steinplastiken der Umfassungsmauer durch die Bild-