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Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein

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Jahrgang 1954 H O H E N Z O L L E R I S C H E N 13 H A T 51<br />

im Jahre 1806 angelegt wurde, hat sich bis heute erhalten.<br />

Es ist das einzige Werk dieser Art nicht nur in Hohenzollern,<br />

sondern in ganz Süddeutschland, das in die alte und erste<br />

Blütezeit der Gipsgewinnung zurückreicht. Bis zum Jahre<br />

1908 widmete es sich der Herstellung von Düngergips, dann<br />

stellte es sich auf Bau- und Putzgips um. Das Rohmaterial<br />

wird in aer stattlichen Gipsgrube nordöstlich von Owingen<br />

durch Sprengung im Tagbau gewonnen und durch Lastkraftwagen<br />

zu dem Gipswerk gebracht, das in landschaftlich<br />

schöner Lage am Austritt des Mittels- und Lützelbaches in<br />

die Talaue der Eyach, unweit der alten Owmger Weilerkirche<br />

liegt. Dort werden die größeren Gipssteine zunächst<br />

zerkleinert und dann in einem Spezialbrennverfahren 78—80<br />

Stunden gebrannt. Der so gewonnene Baustoff kommt unter<br />

dem Namen „Häusels Zollergips" in den Handel und<br />

findet in weitem umkreis guten Absatz, der sich im Jahre<br />

auf 2000—3000 Tonnen beläuft. Das Werk beschäftigt über<br />

ein Dutzend Arbeiter.<br />

In Empfingen war die Gipsgewinnung im vorigen j'ahrhundert<br />

besonders rege. Um das Jahr 1840 arbeiteten dort<br />

sechs Gipsmünlen, die das Rohmaterial im Auchtet und auf<br />

dem Hungerbühl holten. Sie stellten Dünge- und Baugips<br />

'.er. Der besonders feine und weiße Frauengips kam in die<br />

Porzellanfabrik nach Schramberg. Aber auch in Empfingen<br />

gingen die Gipsmühlen alle ein. Vor zwei Jahren hat Johann<br />

Reich im alten Gipsgrubengelände ein neues Gipswerk<br />

angelegt. Sein Gips findet als doppelt gebrannter Baugips<br />

guten Absatz.<br />

Die Gipskeuperlandschaft besitzt nicht die hohe Fruchtbarkeit<br />

der Gäulandschatt. Wohl liegen in ihren flachen Mulden<br />

Gipssteinbruch bei Owingen<br />

ergiebige Aecker und feuchte Wiesen, aber schon an flachen<br />

Hängen fehlt auch in altbebautem Gelände der Humusboden.<br />

Selbst bei flachem Pflügen kommt immer wieder der unverwitterte<br />

Mutterboden zum Vorschein, weil offenbar die zehrende<br />

Wirkung des Gipses keine Humusbildung aufkommen<br />

läßt. Die Hänge und Hügel tragen deshalb nur magere<br />

Aecker und dürftig' Wiesen. Meist sind sie als Allmende im<br />

Besitze der Gemeinde und werden entweder als „Teile" an<br />

die Bürger vergeben oder dienen als Weiden. Die von den<br />

Ortschaften abgelegneren Gebiete und die steileren Hänge<br />

sind heute meist mit Wald bestockt.<br />

In früheren Jahrhunderten dienten die Hänge in sonnigen<br />

Lagen öfters dem Weinbau, wie uns noch Flurnamen wie<br />

Weinberg, Weinberghalde, Kelterrain, Kelterwasen zeigen,<br />

die wir im Bereiche des Gipskeupers auf den Gemarkungen<br />

Gruol, Heiligenzimmern, Owingen und Rangendingen finden.<br />

Ueber diesen alten Weinbau in der Gipskeuperlandschaft ist<br />

schon oft geschrieben worden, so brachte in dieser eitschrift<br />

(1. Jahrgang 1951, Nr. 2, Seite 31) Hauptlehrer J. Wiest einen<br />

Beitrag „Zur Geschichte des Weinbaues in Rangendingen"<br />

und Max Schaitel erzählte in der „Zollerheimat" (5. Jahrgang<br />

1936, Nr. 6, S. 27/29) „Vom einstigen Weinbau im Stünzachtal"<br />

(Gruol und Heiligenzimmern).<br />

Heute ist der Weinbau in der hohenzollerisehen Gipskeuperlandschaft<br />

verschwunden, aber wie in den Flurnamen so<br />

haben sich seine Spuren an manchen Orten auch noch im<br />

Landschaitsbild erhalten. Alte Weinbergsmauern, künstliche<br />

Terrassen im Gelände, Kleinparzellierung, schmale Ackerund<br />

Wiesenstreifen, die an den Hängen herunterziehen, erzählen<br />

noch von ihm, aber auch manche Anekdoten sind

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