Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein
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<strong>Hohenzollerische</strong> <strong>Heimat</strong><br />
Vierteljahresblätter für Schule und Haus<br />
Herausgegeben vom Verein für Geschichte,<br />
in Verbindung mit<br />
Schriftleitung:<br />
Josef Wiest, Gammertingen<br />
Preis halbjährlich 0.60 DM<br />
Kultur- und Landeskunde in Hohenzollern<br />
der hohenz. Lehrerschaft<br />
Druck:<br />
Buchdruckerei S. Acker, Gammertingen<br />
Postverlagsort Gammertingen<br />
Nummer 4 Gammertingen, Oktober 1954 4. Jahrgang<br />
Aus der Geologie von Hohenzollern<br />
(11. Fortsetzung)<br />
III. Der Keuper<br />
2. Mittlerer Keuper (a Gipskeuperlandschaft)<br />
Auf dem Maienbühl bei Rangendingen<br />
Von der Ebene der Lettenkohlen- oder Gäuiandschaft beginnt<br />
nach Osten und Süden hin das Gelände anzusteigen.<br />
Wohlgeformte Hügel und langgestreckte Rücken wechseln<br />
mit flachen Mulden. Einer der schönsten dieser Hügel ist<br />
der mit einer alten Linde, dem alten, heiligen Baum der<br />
Deutschen gekrönte Maienbühl südlich von Rangendingen,<br />
der „m o n s s a c e r", der heilige Berg der Rangendinger,<br />
auf den sich seine wehrbar^n Bürger flüchteten, wenn<br />
sie wegen einer „Missetat" eine Strafexpedition zu befürchten<br />
hatten, um von dort aus bei der Annäherung der fürstlichen<br />
Truppen auf das benachbarte ausländische Gebiet<br />
übertreten zu können. Für Owingen nennen wir das Waren-<br />
Von Michael Walter<br />
bergle und den Geisberg und für Empfingen<br />
den Hungerbühl als die wichtigsten<br />
Erhebungen in der Vorhügelzone der<br />
Gipskeuperlandschaft, hinter der sich<br />
der Gipskeuper in ziemlich steilem Anstieg<br />
zu der eigentlichen Keuperstufe<br />
als einem wichtigen Gliede der Schwäbisch-fränkischen<br />
Stufenlandschaft zusammenschließt.<br />
Der Gipskeuper setzt sich aus<br />
rotbraunen, dunkelvioletten, öfters auch<br />
graugrünen, schieferigbröckeligen Mergeln<br />
zusammen, in die an manchen Orten<br />
Gips in Schichten, Stöcken oder<br />
Bändern in meist weißer Farbe sowie<br />
Steinmergel- und Sandsteinbänkchen<br />
eingelagert sind. Da sich der Gips im<br />
Wasser allmählich löst, so entstehen im<br />
Innern der Gipsmergel manchmal Hohlräume,<br />
die Mergel sacken ein und verbiegen<br />
sich, wie Gipsgruben hie und da<br />
zeigen, deren durch den lebhaften Farbenwechsel<br />
auffallendes Bild durch<br />
solche Verbiegungen noch einen neuen,<br />
besonderen Reiz erhält. Auf der Oberfläche<br />
entstehen muldenförmige Vertiefungen,<br />
den Dolinen in der Kalklandschaft<br />
vergleichbar. In dem Waldgebiet<br />
westlich von Rangendingen, der „Richtstatt",<br />
liegen mehrere solcher Dolinen im<br />
Gipskeuper und vor wenigen Jahren<br />
brach in einer Mulde in dem Ackergelände<br />
südwestlich von der Rangendinger<br />
Kirche ein Loch von 18 m Tiefe ein,<br />
das sich durch Auslaugung eines Gipsstockes<br />
gebildet hatte. Die Zeitungen<br />
meinten, die vorausgegangenen Regentage<br />
hätten den Gips aufgelöst und so<br />
sei das Loch entstanden. So rasch geht<br />
das aber nicht. Zur Auflösung eines<br />
solchen Stockes sind Jahrhunderte, wenn<br />
nicht gar Jahrtausende nötig. Das Wasser,<br />
das aus solchen Gipsgebieten kommt,<br />
ist hart und schwer und riecht mitunter<br />
nach Schwefel.<br />
Der Gips ist ein Mineral, das sich aus Kalk, Schwefelsäure<br />
und Wasser zusammensetzt und wird deshalb auch als<br />
schwefelsaurer Kalk bezeichnet. (Der Chemiker drückt seine<br />
Zusammensetzung durch die Formel CaS04 . 2H20 aus.) Der<br />
Gips besitzt eine Reihe von Eigenschaften, die ihm die verschiedensten<br />
Verwendungsmöglichkeiten verschaffen. Im<br />
Bauwesen braucht ihn der Gipser, um die Häuser zu verputzen,<br />
um Gipsdielen herzustellen und kunstvolle Stukkaturen<br />
zu gestalten. Der Künstler formt aus ihm Figuren und<br />
Abgüsse aller Art. Der Chirurg verwendet ihn zur Herstellung<br />
von Verbänden. In der Technik dient er vielfach als<br />
Füll- und Farbstoff. Der Landwirt benützt ihn zum Düngen<br />
seiner Felder.