Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein

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44 H O H E N Z O L L E K I S C H E H E I M A T Jahrgang 1954 zes über. Dieser Eigenbetrieb erforderte intensive Arbeitstätigkeit, zu welcher die wenigen Stunden nicht ausreichten, die in der Ordensregel für die Handarbeit freigelassen waren. Die Religiösen mußten sich, um ihren hauptsächlichsten Beruf: das Chorgebet, den Gottesdienst, das Studium, nicht ganz beiseite zu lassen, nach zuverlässigen Arbeitern umsehen. Wenn diese unbedingt nötig waren bei den Mönchen, dann um so mehr in den Frauenklöstern, wo schon die Klausur die Arbeit auf den umliegenden Ackerhöfen verbot, wo aber auch der Bodenbaul selbst mit allen notwendigen Begleitarbeiten männliche Arbeitskräfte erforderlich machte. So gliederten die Cisterzienser ihrem Orden eine treue Arbeiterschar an, die sogenannten Konversen, die einesteils den Religiösen ihr asketisches, durch die Regel vorgeschriebenes Leben ermöglichten, und andernteils durch gewissenhafte Außenarbeit die Klosterbewohner beim Erwerb des Lebensunterhaltes unterstützten. Da man in ihnen in erster Linie Arbeiter sah, durften nur solche genommen werden, welche die begründete Hoffnung gaben, daß sie auf dem Gebiete der Landwirtschaft oder in den Klosterwerkstätten ihren Mann stellten. Bevor sie zum Probejahr zugelassen wurden, mußten sie sechs Monate in weltlicher Kleidung dienen. Nach Vollendung des einjährigen Noviziates unter Leitung des Konversenmeisters wurde der Kandidat in das Kapitel geführt und legte dort in die Hände des Abtes oder der Aebtissin das Versprechen des Gehorsames ab und bekam dann das Klosterkleid: die Tunika und ein kurzes Skapulier, an welchem eine Kapuze befestigt war. Im Kloster bewohnten die Konversen den westlichen Flügel und hatten gemeinsame Räume: den Schlafsaal, den Speisesaal und den Wärmesaal für den Winter. Ihre gemeinsamen Gebetsübungen waren bedeutend kürzer als bei den Mönchen; Klausur und Stillschweigen waren nicht streng. Es gab bei ihnen keinen Unterschied zwischen Hörigen und Freien: von dem Augenblick an, wo einer das Konversenkleid empfing, wird er als freier Mann betrachtet. Den eigentlichen Schauplatz der Konversentätigkeit bilden die Werkstätten der Schubmacher, Weber, Schneider, Schreiner und Schmiede, die Mühle und das Backhaus, die alle, mit Ausnahme der Mühle innerhalb der Klostermauern lagen. Ein großer Teil der Konversen aber war auf den Ackerhöfen in der Landwirtschaft tätig; und gerade diese wurden vorbildliche Lehrer des Ackerbaues, und die von ihnen bebauten Höfe wurden Musterwirtschaften für die ganze Umgegend. „Zufrieden mit kärglicher Kost arbeiten sie jahraus, jahrein für den Unterhalt und die Wohlfahrt des Klosters mit einer Uneigennr.tzigKeit und Treue, wie sie sich von Fronarbeitern oder Taglöhnern nicht erwarten läßt. Sie arbeiten nicht um zeitlichen Lohn, sondern in frohem Bewußtsein, daß sie Anteil haben an allen Privilegien des Ordens und allen geistlichen Verdiensten derer, denen sie ihre Körperkräfte zur Verfügung stellten. Kommt dann das Alter an sie heran, wo sie nicht mehr arbeiten können, so ziehen sie sich in das Kloster zurück, um dort, geehrt von ihren Mät- Am 24. Juni 1520 richteten die Grafen Chris .. ,;ph von Werdenberg, Joachim von Zollern und T'ruchseß Georg von Waldburg als Vormünder der Kinder des verst. Grafen Franz Wolfgang von Zollern an den Bischof Hugo von Konstanz folgenden Antrag: Schon unter dem verewigten Grafen Franz Wolfgang v. Z. habe der heirngegangene Weilheimer Pfarrer Michael Ott zur Collegiatkirche Hechingen und zum Altar der hl. Anna, St. Michael und Ursula mit der damit verbundenen Predigerstelle 30 fl (Zins) vermacht. Doch habe sich gezeigt, daß der hierzu bestimmte Priester seine drei Aemter nicht verwalten könne, besonders bei Sterbensläuften und grassierender Pest, nämlich Prädikatur, Kanonikat und Altarpfründe S. Johannis Baptistae, die der nochw. Herr Magister Michael Carp e n t a r i i besitze. Nun bitten sie zu bestimmen: Der genannte Magister Michael und seine Nachfolger sollen an allen Sonntagen des Jahres zu gegebener Zeit die Predigt ans Volk halten oder halten lassen. An den Apostel- und Marienfesten jedoch braucht er nicht predigen, sondern soll es der jeweilige Leutepriester oder dessen Stellvertreter tun. Bei Freiwerden seines Kanonikats darf nur ein wirklicher Priester und Magister der freien Künste und Bakkalaureus der hl. Theologie nach Aufnahme ins Stift und Vereidigung auf die Statuten darauf angenommen werden. Dieser Pre- Vom Collegiatstift Hechingen brüdern, ihre letzten Lebenstage zu verbringen unc 3 in der Mitte derer, für die sie im Leben gearbeitet, ein bescheidenes Grab zu finden" Immer wieder sprechen die alten Walder Urkunden von diesen Konversen. Kaum 20 Jahre nach der Klostergründung sucht ein Burkard von Rottweil, Höriger des Abtes von St. Gallen, um die Erlaubnis nach, in Wald als Konverse eintreten aui dürfen. Auch als Zeugen bei Käufen und gerichtlichen Verhandlungen werden die Konversen zugezogen, so bei einer Güterschenkung in Gebratsweiler 1261. — Ein Höriger des Abtes von Weingarten, Berthold von Pfullendorf, ersucht 1271 seinen Herrn um Genehmigung, als Konverse in das Kloster Wald eintreten zu dürfen. — Und als Wald 1272 das Fischrecht zu Ablach geschenkt bekam und Graf Mangold zu Nellenburg die Schenkung beurkundete, wird der Konverse Berthold von Bittelschieß als Zeuge aufgeführt; derselbe Berthold tritt auch 1278 mit zwei anderen Walder Konversen: Heinrich Orden und Bruder Friedrich als Zeuge auf bei einem Güterkauf in Haslach. — Im Jahre 1284 wird der Klosterschneider, der Konverse Konrad, erwähnt, als das Kloster in dem abgegangenen Weiler Hausen bei Walbertsweiler Besitzungen käuflich um 22 Mark Silber erwirbt. — In demselben Jahre lebte auch noch der Konversbruder Friedrich, der schon 1278 genannt ist. — 1302 wird dem Reichenauer Laienbruder Walther von Ahausen die Erlaubnis erteilt, als Konverse in Wald das Cisterzienserkleid aus der Hand der Aebtissin zu empfangen. — Zum letzten Mal werden Konversen in Walder Urkunden aufgeführt im Jahre 1333, und zwar gleich fünf: Konrad Graf, Heinrich Schmid, Konrad Sulger, Burkard Spaichung und Eberhard von Raitenbuch. — Außer diesen mit Namen bekannten Konversen haben noch viele andere in der ersten Walder Klosterzeit in stiller, unverdrossener Arbeit die Kräfte ihres Leibes und Geistes in den Dienst der Aebtissin und des Convents gestellt, haben in den Werkstätten ihre Pflicht getan, haben die Güter umgetrieben und die Herden betreut und dafür als freie Männer des Klosters Schutz genossen, an allen seelisch-geistigen Gewinnen Anteil erlangt und eine gute Versorgung bis zutm Tode zugesichert erhalten, denn mit dem Kloster war ein Altersheim, eine Pfründneranstalt, verbunden. Von Mitte des 13. Jahrhunderts an beginnt eine neue wirtschaftliche Form sich auszubreiten, insofern, als an die Stelle der Naturalwirtschaft die Herrschaft des Geldes tritt. Durch das Aufblühen der Städte und die Landflucht der hörigen Bauern nahmen die Konversenberufe ab auch ihre straffe Disziplin ließ sich nicht mehr durchführen. Ein Ackerhof iach den • andern mußte verpachtet und der Eigenbetrieb nach und nach eingestellt werden. Die Konversen werden zuletzt nur noch im Hausdienste verwendet, bis die ganze Einrichtung, die so segensreich in den ihr entsprechenden Zeitverhältnissen gewirkt hatte, vom Generalkapitel des Cisterzienserordens und von der Kirche um das Jahr 1340 aufgehoben wurde. Waldenspul-Melchingen. diger soll in Chor und Kapitelsversamrnlungen und Prozessionen ersten Platz und Stimme hinter dem Dekan und Leutpriester der Stiftskirche haben. Vom Besuch der Kirche, auch vom Amt des Nokturnars und Diurnus (d. i. Leiter des Chorgebetes und Gottesdienstes) ist er jeweils vor seiner Predigt befreit. Ferner wurde beantragt, daß der Prediger an seinem genannten Altar nur jede dritte Woche diese Messe lese, an den andern 2 Wochen aber die Helfer. Er hat dem Dekan und Präsenzgeldverwalter jeweils seine Woche vorher anzuzeigen, ebenso die Helfer. Sein Nachfolger als Prädikator wird durch Dekan, Leutpriester und den Senior des Stifts gewählt. Er hat dann vor dem Vogt oder Kapitän der Herrschaft in Hechingen und deren Gegenwart den Eid abzulegen und wird darauf dem derzeitigen Herrn von Hechingen und dem Bischof in Konstanz präsentiert. Ueber die Einkünfte des Canonikats hinaus soll der Prediger 15 fl auf den Tag Johannis des Täufers und Johannis Evang. je zur Hälfte erhalten. Außerdem hat Mag. Michael Carpentarii in seinem Testament dem Nachfolger sein jetziges Haus in Hechingen mit allem Zubehör und Büchern vermacht, und stimmt ausdrücklich obigen Anträgen in allem zu. Bischof Hugo von Hohenlandenberg zu Konstanz bestätigte das Ganze am 6. Juli 1520. (Copiar G, S. 157; Erzb. Archiv in Freiburg). Kr. Früher erschienene Nummern der „Hohenz. Heimat" können nachgeliefert werden, per Stück 30 Pfg.

Jahrgan? H O H E N Z O L.L, E E I S C H E H E I M A T 45 Hohenzollerische religiöse Medaillen Wir wollen von einem Ueberblick über den Umfang dieses Sammelgebietes ausgehen. Da sind zunächst unsere Landespatrone, Klöster, Wallfahrtsorte, Kongregationen und Landesbischöfe. Im weiteren Sinne zählen wir dazu auch Prägungen zur Taufe, Erstkommunion, Firmung, Eheschließung und Jubelhochzeiten, Primizen und ihre Jubiläen, und schließlich die Missionen. Es gibt eine reichhaltige Literatur über alle diese Formen der religiösen Medaille, doch findet man nur selten Stücke beschrieben, die in unser Land hineinragen. So konnte ich für uns bis jetzt keine Medaille oder Plakette für Kongregationen, Erstkommunion, Firmung, Primiz und Mission nachweisen. In manchen Familien wurden mir zwar gute Tauf- und Erstkommunionandenken gezeigt, doch sie zeigten nur allgemeingültige Darstellungen und Beschriftungen; es fehlte der zollerische Einschlag. Gleiches ergab sich für die häufig bei uns anzutreffenden Kongregationsmedaillen. Doch nun zu dem, was wir wirklich haben. Beginnen wir mit unseren Landespatronen. St. MEINEADUS ist nicht zollerischen Stammes, aber er kommt aus unserem engeren Heimatgebiet und, was wohl entscheidend ist, er genießt seit Jahrhunderten beim Volke und dem Fürstenhause eine warmherzige Verehrung, die ihren Ausdruck in immer wiederkehrenden Wallfahrten zu seiner Wirkungsstätte, dem Benediktinerkloster Einsiedeln findet. Sein Bildnis und sein Martyrium vor der Holzkapelle in Finsteren Wald finden wir schon seit Jahrhunderten auf zahlreichen Pilgerzeichen und Wallfahrtsandenken dargestellt. Das ältere Stück ist aus Blei durchbrochen gegossen, zum Annähen an den Pilgerhut oder Mantel bestimmt, und stammt aus dem 14. Jahrhundert. Viereckige sog. Klippen, hoch- und querovale sowie runde Medaillen aller Art und Größe und in vielerlei Metallen, vom Gold bis zum Aluminium, sind uns aus den nachfolgenden Jahrhunderten bis auf unsere Tage bekannt. Bedeutende Kleinbildhauer ihrer Zeit, wie J. A. Gaap im 17. Jahrhundert, Joh. Carl Hedlinger im 18., Drentwett im 19. und Hans Frei- Basel sowie Prof. Zütt-Zürich in unserer Zeit fertigten bei besonderen Anlässen Meinradusmedaillen für Kloster Einsiedeln, die dann zu allen Zeiten durch Pilger auch in unser Land kamen, wo sie, vielfach als Rosenkranzanhänger, treu bewahrt wurden. Nur eine einzige Meinradsmedaille ist hohenzollerischen Ursprungs: die von Fürst Friedrich 1934 für die hohenzoll. Pilger gestiftete Bronzemedaille auf die Tausendjahrfeier des Klosters. Besonders wirkungsvoll sind die Groß-Stücke aus den Jahren 1680, 1748, 1861 und 1934, von denen jeweils etliche in Gold ausgeführt wurden, die der Abt den vornehmsten Gönnern des Klosters zum Andenken verehrte. Der Sammler mag darauf achten, daß in Einsiedeln neuerdings Weihemedaillen mit dem Bildnis des Bruders Ivleinrad Eugster O.S.B, verkauft werden, den man nicht mit unserem Hl. Meinradus verwechseln darf. Unser zweiter Patron, der Hl. FIDELIS von Sigmaringen, ist ein echtes hohenzoll. Landeskind. Für den Sammler ist auch 'lier Vorsicht geboten, damit keine Verwechslung mit dem HL. Fidelis von Mailand vorkommt. Aus der Zeit der Heiligsprechung unseres Fidelis, also aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, kennen wir mehrere z. T. sehr gute Gußmedaiilen in Bronze und Messing. Es scheint, daß der Kapuzinerorden diese Stücke herstellen und vertreiben ließ. Aus unserer Zeit sind mir nur zwei Medaillen bekannt. So trugen bis vor wenigen Jahrer die Angehörigen der Marianischen Studentenkongregation der Universität Freiburg i. B. eine stattliche versilberte Messingmedaille mit dem Bildnis des Heiligen nach dem einzigen zeitgenössischen Gemälde, das die Familie Frh v. Stotzingen in Steißlingen bei Stockach besitzt. Markus Roy (= Geburtsnarne des Heiligen) war Studienfreund und Reisebegleiter eines Freiherrn v. Stotzingen. Neuerdings wurde diese Medaille auch in Aluminium geprägt. Eine kleine Aluminiumprägung mit dem Bilde des Heiligen kann man heute im Feldkircher Kapuzinerklösterle kaufen; sie entstand aus Anlaß des 300. Todestages i. J. 1922. In früheren Zeiten hatten wir in unserem Lande eine beachtliche Zahl von Klöstern und Wallfahrtsorten. An Weihemedaillen ist von ihnen nichts auf unsere Zeit gekommen. Für Kloster Beuron bezieht sich dieses Urteil nur auf das ehemalige Augustinerklosor, denn das seit etwa 90 Jahren bestehende Benediklinorkloster bietet uns eine reiche Auswahl. Unter diesen BEURONER WALLFAHTSAi,'- DENKEN fand ich nur ein Stück in der alten behaglichen Art des schlichten Messingovals. Es ist ein kleiner dünner Rosenkranzanhänger mit weichen Linien, dem man es ansieht, daß er wohl tausendmal durch fromme Hände glitt. Unter den übrigen neueren Prägungen haben nur wenige silberne oder versilberte eine gefällige Form, manche sind recht unruhig im Umriß. Und gar erst die scharfkantigen Fabrikate des Aluminiumzeitalters! Kein Wort darüber. Aufdringlich wirken die mit Zellschmelz „ausgestatteten" Medaillen. Wo bleibt da der Beuroner gute Geschmack? Erst das letzte Erzeugnis, eine stattliche, gediegen gearbeitete versilberte Auto-Plakette versöhnt uns wieder. Das Benediktinerkloster ALPIRSBACH liegt zwar nicht in Hohenzollern, aber ein Zollergraf gründete es in Gemeinschaft mit den Grafen von Sulz und Hausach. Als man 1898 die 800-Jahrfeier festlich beging, wurde eine Erinnerungsmedaille geprägt mit den Wappenschilden der drei Klosterstifter im Sechspaß auf der einen, und einer guten Darstellung der Klosteranlage auf der anderen Seite. Leider bescherte uns die 850er Jahrfeier 1948 keine neue Medaille. Hier ist auch der Platz, einer hundertjährigen Episode geistlicher Landeshoheit in unserem Lande zu gedenken. Als Kaiser Leopold I. die Benediktineräbte von KLOSTER MURI i. d. Schweiz in den Reichsfürstenstand erhoben hatte, ging ihr Trachten danach, auf Reichsboden Landbesitz zu erwerben. In der Zeit von 1706 bis 1743 kauften sie aus reichsritterschaftlichem Besitz die Herrschaften Glatt, Dießen mit Dettlingen, Dettensee, Dettingen und Neckarhausen und ließen diesen nunmehr reichsfürstlichen Besitz durch drei Statthalter-Patres verwalten. Der erste Fürstabt Placidus Zurlauben (1684—1723 Abt) ließ zur feierlichen Inauguration als Fürst am 26. März 1702 zwei verschiedene Denkmünzen prägen. Als er dann 1720 sein goldenes Priesterjubiläum beging, prägte man neben einer Festmedaille in Gold, Silber und Bronze auch goldene, silberne und kupferne Münzen. Es sind auch Bleiabschläge bekannt. Sie alle zeigen sein Brustbild mit einem prächtigen Profil. Ob es wohl von der Deutstetter (Veringenstadt) und der Haigerlocher St. Annawallfahrt Andenken gibt? Dafür aber bringt unser jüngster Wallfahrtsort JUNGINGEN seit einigen Jahren zwei ansprechende Stücke, je mit der Junginger Einsiedeinmadonna. Die Rückseite der größeren Medaille zeigt Kirche mit Pfarrhaus, die kleinere die Junginger Pieta. Leider sind beide aus Aluminium, sie würden sich in Bronze oder Mattsilber recht gut ausnehmen. Bei unseren LAN DESBISCHÖFEN denke ich in erster L-nie an die Erzbischöfe von Freiburg und an die bedeutenden Ereignisse zur Geschichte ihrer Diözese. Wir kennen Medaillen auf ihre Gründung 1827, auf Hermann v. Vicari, die Konvention von 1859 die Inthronisation des Erzb. Roos und auf das hundertjährige Bestehen der Erzdiözese 1927 mit dem Bildnis des Erzb. Karl Fritz. Vielleicht gibt es noch weitere? Ueberaus reizvoll ist eine Sammlung von Porträtmedaillen und Münzen der höheren Werte mit Bildnissen der Fürstbischöfe von Konstanz. Sie bietet uns eine auserlesene Schar von Charakterköpfen, wobei über die Zeit von etwa 1500 bis '800 die Merkmaie der jeweiligen Zeitströmung in Bekleidung, Haar- und Barttracht, Wappenkunde und künstlerischer Auffassung zum Ausdruck kommen. An hohenzoll. Medaillen auf EHESCHLIESSUNG und JUBELHOCHZEITEN kennen wir, mit einer Ausnahme, nur Prägungen der fürstlichen Familie. Da haben wir zunächst die große Medaille von 75 mm Durchmesser auf die Eheschließung der Prinzessin Stephanie mit König Don Pedro V. von Portugal in Bronze, Silber und vergoldet, aus dem Jahre 1858. Fast von gleicher Größe sind die Vermählungsmedaillen der Prinzessin Marie mit dem Grafen von Flandern aus dem Jahre 1867 und des Fürsten Carol von Rumänien mit Prinzessin Elisabeth (Carmen Silva) von Wied i. J. T869. Die le gten Hochzeitsandenken besitzen wir von zwei Söhnen des Fürsten Leopold. 1893 heiratete Prinz Ferdinand die Prinzessin Marie von Großbritannien und Irland, und Fürst Wilhelm ließ zu seiner 2. Eheschließung mit Prinzessin Adelgunde von Bayern 1915 eine besonders gelungene silberne Medaille prägen. Zur Silberhochzeit aes Fürstenpaares Leopold und Antonie entstand 1886 eine kleine ovale Erinnerungsmedaille in Silber und ein in Goldrand gefaßter ovaler silberner Anhänger von gleicher Größe. Sie zeigen nur verschlungene Namensbuchstaben, Daten und Beschriftung. An die Silberhochzeit Köniji Carols I. von Rumänien erinnern 2 Stücke: eine große Medaille von 1894 mit den Brustbildern des Paares von 65 mm und eine von 30 mm, die von einem Bukarester Juwelier herausgegeben wurde. Eine goldene Hochzeit im Fürstenhaus wurde uns nur einmal, 1884, überliefert, und zwar durch eine Mtedaille von 50

Jahrgan? H O H E N Z O L.L, E E I S C H E H E I M A T 45<br />

<strong>Hohenzollerische</strong> religiöse Medaillen<br />

Wir wollen von einem Ueberblick über den Umfang dieses<br />

Sammelgebietes ausgehen. Da sind zunächst unsere Landespatrone,<br />

Klöster, Wallfahrtsorte, Kongregationen und Landesbischöfe.<br />

Im weiteren Sinne zählen wir dazu auch Prägungen<br />

zur Taufe, Erstkommunion, Firmung, Eheschließung<br />

und Jubelhochzeiten, Primizen und ihre Jubiläen, und schließlich<br />

die Missionen. Es gibt eine reichhaltige Literatur über<br />

alle diese Formen der religiösen Medaille, doch findet man<br />

nur selten Stücke beschrieben, die in unser Land hineinragen.<br />

So konnte ich für uns bis jetzt keine Medaille oder<br />

Plakette für Kongregationen, Erstkommunion, Firmung, Primiz<br />

und Mission nachweisen. In manchen Familien wurden<br />

mir zwar gute Tauf- und Erstkommunionandenken gezeigt,<br />

doch sie zeigten nur allgemeingültige Darstellungen und Beschriftungen;<br />

es fehlte der zollerische Einschlag. Gleiches ergab<br />

sich für die häufig bei uns anzutreffenden Kongregationsmedaillen.<br />

Doch nun zu dem, was wir wirklich haben. Beginnen wir<br />

mit unseren Landespatronen. St. MEINEADUS ist nicht<br />

zollerischen Stammes, aber er kommt aus unserem engeren<br />

<strong>Heimat</strong>gebiet und, was wohl entscheidend ist, er genießt seit<br />

Jahrhunderten beim Volke und dem Fürstenhause eine warmherzige<br />

Verehrung, die ihren Ausdruck in immer wiederkehrenden<br />

Wallfahrten zu seiner Wirkungsstätte, dem Benediktinerkloster<br />

Einsiedeln findet. Sein Bildnis und sein Martyrium<br />

vor der Holzkapelle in Finsteren Wald finden wir schon seit<br />

Jahrhunderten auf zahlreichen Pilgerzeichen und Wallfahrtsandenken<br />

dargestellt. Das ältere Stück ist aus Blei durchbrochen<br />

gegossen, zum Annähen an den Pilgerhut oder Mantel<br />

bestimmt, und stammt aus dem 14. Jahrhundert. Viereckige<br />

sog. Klippen, hoch- und querovale sowie runde Medaillen<br />

aller Art und Größe und in vielerlei Metallen, vom<br />

Gold bis zum Aluminium, sind uns aus den nachfolgenden<br />

Jahrhunderten bis auf unsere Tage bekannt. Bedeutende<br />

Kleinbildhauer ihrer Zeit, wie J. A. Gaap im 17. Jahrhundert,<br />

Joh. Carl Hedlinger im 18., Drentwett im 19. und Hans Frei-<br />

Basel sowie Prof. Zütt-Zürich in unserer Zeit fertigten bei<br />

besonderen Anlässen Meinradusmedaillen für Kloster Einsiedeln,<br />

die dann zu allen Zeiten durch Pilger auch in unser<br />

Land kamen, wo sie, vielfach als Rosenkranzanhänger, treu<br />

bewahrt wurden. Nur eine einzige Meinradsmedaille ist hohenzollerischen<br />

Ursprungs: die von Fürst Friedrich 1934 für<br />

die hohenzoll. Pilger gestiftete Bronzemedaille auf die Tausendjahrfeier<br />

des Klosters. Besonders wirkungsvoll sind die<br />

Groß-Stücke aus den Jahren 1680, 1748, 1861 und 1934, von<br />

denen jeweils etliche in Gold ausgeführt wurden, die der<br />

Abt den vornehmsten Gönnern des Klosters zum Andenken<br />

verehrte.<br />

Der Sammler mag darauf achten, daß in Einsiedeln<br />

neuerdings Weihemedaillen mit dem Bildnis des Bruders<br />

Ivleinrad Eugster O.S.B, verkauft werden, den man nicht mit<br />

unserem Hl. Meinradus verwechseln darf.<br />

Unser zweiter Patron, der Hl. FIDELIS von Sigmaringen,<br />

ist ein echtes hohenzoll. Landeskind. Für den Sammler<br />

ist auch 'lier Vorsicht geboten, damit keine Verwechslung<br />

mit dem HL. Fidelis von Mailand vorkommt. Aus der Zeit der<br />

Heiligsprechung unseres Fidelis, also aus der Mitte des 18.<br />

Jahrhunderts, kennen wir mehrere z. T. sehr gute Gußmedaiilen<br />

in Bronze und Messing. Es scheint, daß der Kapuzinerorden<br />

diese Stücke herstellen und vertreiben ließ. Aus<br />

unserer Zeit sind mir nur zwei Medaillen bekannt. So trugen<br />

bis vor wenigen Jahrer die Angehörigen der Marianischen<br />

Studentenkongregation der Universität Freiburg i. B. eine<br />

stattliche versilberte Messingmedaille mit dem Bildnis des<br />

Heiligen nach dem einzigen zeitgenössischen Gemälde, das<br />

die Familie Frh v. Stotzingen in Steißlingen bei Stockach<br />

besitzt. Markus Roy (= Geburtsnarne des Heiligen) war Studienfreund<br />

und Reisebegleiter eines Freiherrn v. Stotzingen.<br />

Neuerdings wurde diese Medaille auch in Aluminium geprägt.<br />

Eine kleine Aluminiumprägung mit dem Bilde des<br />

Heiligen kann man heute im Feldkircher Kapuzinerklösterle<br />

kaufen; sie entstand aus Anlaß des 300. Todestages i. J. 1922.<br />

In früheren Zeiten hatten wir in unserem Lande eine beachtliche<br />

Zahl von Klöstern und Wallfahrtsorten. An Weihemedaillen<br />

ist von ihnen nichts auf unsere Zeit gekommen.<br />

Für Kloster Beuron bezieht sich dieses Urteil nur auf das<br />

ehemalige Augustinerklosor, denn das seit etwa 90 Jahren<br />

bestehende Benediklinorkloster bietet uns eine reiche Auswahl.<br />

Unter diesen BEURONER WALLFAHTSAi,'-<br />

DENKEN fand ich nur ein Stück in der alten behaglichen<br />

Art des schlichten Messingovals. Es ist ein kleiner dünner<br />

Rosenkranzanhänger mit weichen Linien, dem man es ansieht,<br />

daß er wohl tausendmal durch fromme Hände glitt.<br />

Unter den übrigen neueren Prägungen haben nur wenige silberne<br />

oder versilberte eine gefällige Form, manche sind recht<br />

unruhig im Umriß. Und gar erst die scharfkantigen Fabrikate<br />

des Aluminiumzeitalters! Kein Wort darüber. Aufdringlich<br />

wirken die mit Zellschmelz „ausgestatteten" Medaillen.<br />

Wo bleibt da der Beuroner gute Geschmack? Erst das letzte<br />

Erzeugnis, eine stattliche, gediegen gearbeitete versilberte<br />

Auto-Plakette versöhnt uns wieder.<br />

Das Benediktinerkloster ALPIRSBACH liegt zwar<br />

nicht in Hohenzollern, aber ein Zollergraf gründete es in<br />

Gemeinschaft mit den Grafen von Sulz und Hausach. Als<br />

man 1898 die 800-Jahrfeier festlich beging, wurde eine Erinnerungsmedaille<br />

geprägt mit den Wappenschilden der drei<br />

Klosterstifter im Sechspaß auf der einen, und einer guten<br />

Darstellung der Klosteranlage auf der anderen Seite. Leider<br />

bescherte uns die 850er Jahrfeier 1948 keine neue Medaille.<br />

Hier ist auch der Platz, einer hundertjährigen Episode<br />

geistlicher Landeshoheit in unserem Lande zu gedenken. Als<br />

Kaiser Leopold I. die Benediktineräbte von KLOSTER<br />

MURI i. d. Schweiz in den Reichsfürstenstand erhoben hatte,<br />

ging ihr Trachten danach, auf Reichsboden Landbesitz zu erwerben.<br />

In der Zeit von 1706 bis 1743 kauften sie aus reichsritterschaftlichem<br />

Besitz die Herrschaften Glatt, Dießen mit<br />

Dettlingen, Dettensee, Dettingen und Neckarhausen und ließen<br />

diesen nunmehr reichsfürstlichen Besitz durch drei Statthalter-Patres<br />

verwalten. Der erste Fürstabt Placidus Zurlauben<br />

(1684—1723 Abt) ließ zur feierlichen Inauguration als<br />

Fürst am 26. März 1702 zwei verschiedene Denkmünzen prägen.<br />

Als er dann 1720 sein goldenes Priesterjubiläum beging,<br />

prägte man neben einer Festmedaille in Gold, Silber und<br />

Bronze auch goldene, silberne und kupferne Münzen. Es sind<br />

auch Bleiabschläge bekannt. Sie alle zeigen sein Brustbild<br />

mit einem prächtigen Profil.<br />

Ob es wohl von der Deutstetter (Veringenstadt) und der<br />

Haigerlocher St. Annawallfahrt Andenken gibt? Dafür aber<br />

bringt unser jüngster Wallfahrtsort JUNGINGEN seit<br />

einigen Jahren zwei ansprechende Stücke, je mit der Junginger<br />

Einsiedeinmadonna. Die Rückseite der größeren Medaille<br />

zeigt Kirche mit Pfarrhaus, die kleinere die Junginger Pieta.<br />

Leider sind beide aus Aluminium, sie würden sich in Bronze<br />

oder Mattsilber recht gut ausnehmen.<br />

Bei unseren LAN DESBISCHÖFEN denke ich in<br />

erster L-nie an die Erzbischöfe von Freiburg und an die bedeutenden<br />

Ereignisse zur Geschichte ihrer Diözese. Wir kennen<br />

Medaillen auf ihre Gründung 1827, auf Hermann v. Vicari,<br />

die Konvention von 1859 die Inthronisation des Erzb.<br />

Roos und auf das hundertjährige Bestehen der Erzdiözese<br />

1927 mit dem Bildnis des Erzb. Karl Fritz. Vielleicht gibt es<br />

noch weitere? Ueberaus reizvoll ist eine Sammlung von<br />

Porträtmedaillen und Münzen der höheren Werte mit Bildnissen<br />

der Fürstbischöfe von Konstanz. Sie bietet uns eine<br />

auserlesene Schar von Charakterköpfen, wobei über die Zeit<br />

von etwa 1500 bis '800 die Merkmaie der jeweiligen Zeitströmung<br />

in Bekleidung, Haar- und Barttracht, Wappenkunde<br />

und künstlerischer Auffassung zum Ausdruck kommen.<br />

An hohenzoll. Medaillen auf EHESCHLIESSUNG<br />

und JUBELHOCHZEITEN kennen wir, mit einer<br />

Ausnahme, nur Prägungen der fürstlichen Familie. Da haben<br />

wir zunächst die große Medaille von 75 mm Durchmesser auf<br />

die Eheschließung der Prinzessin Stephanie mit König Don<br />

Pedro V. von Portugal in Bronze, Silber und vergoldet, aus<br />

dem Jahre 1858. Fast von gleicher Größe sind die Vermählungsmedaillen<br />

der Prinzessin Marie mit dem Grafen von<br />

Flandern aus dem Jahre 1867 und des Fürsten Carol von<br />

Rumänien mit Prinzessin Elisabeth (Carmen Silva) von Wied<br />

i. J. T869. Die le gten Hochzeitsandenken besitzen wir von<br />

zwei Söhnen des Fürsten Leopold. 1893 heiratete Prinz Ferdinand<br />

die Prinzessin Marie von Großbritannien und Irland,<br />

und Fürst Wilhelm ließ zu seiner 2. Eheschließung mit Prinzessin<br />

Adelgunde von Bayern 1915 eine besonders gelungene<br />

silberne Medaille prägen.<br />

Zur Silberhochzeit aes Fürstenpaares Leopold und Antonie<br />

entstand 1886 eine kleine ovale Erinnerungsmedaille in Silber<br />

und ein in Goldrand gefaßter ovaler silberner Anhänger<br />

von gleicher Größe. Sie zeigen nur verschlungene Namensbuchstaben,<br />

Daten und Beschriftung. An die Silberhochzeit<br />

Köniji Carols I. von Rumänien erinnern 2 Stücke: eine große<br />

Medaille von 1894 mit den Brustbildern des Paares von 65<br />

mm und eine von 30 mm, die von einem Bukarester Juwelier<br />

herausgegeben wurde.<br />

Eine goldene Hochzeit im Fürstenhaus wurde uns nur einmal,<br />

1884, überliefert, und zwar durch eine Mtedaille von 50

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