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Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein

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44 H O H E N Z O L L E K I S C H E H E I M A T Jahrgang 1954<br />

zes über. Dieser Eigenbetrieb erforderte intensive Arbeitstätigkeit,<br />

zu welcher die wenigen Stunden nicht ausreichten, die<br />

in der Ordensregel für die Handarbeit freigelassen waren.<br />

Die Religiösen mußten sich, um ihren hauptsächlichsten Beruf:<br />

das Chorgebet, den Gottesdienst, das Studium, nicht<br />

ganz beiseite zu lassen, nach zuverlässigen Arbeitern umsehen.<br />

Wenn diese unbedingt nötig waren bei den Mönchen,<br />

dann um so mehr in den Frauenklöstern, wo schon die Klausur<br />

die Arbeit auf den umliegenden Ackerhöfen verbot, wo<br />

aber auch der Bodenbaul selbst mit allen notwendigen Begleitarbeiten<br />

männliche Arbeitskräfte erforderlich machte.<br />

So gliederten die Cisterzienser ihrem Orden eine treue<br />

Arbeiterschar an, die sogenannten Konversen, die einesteils<br />

den Religiösen ihr asketisches, durch die Regel vorgeschriebenes<br />

Leben ermöglichten, und andernteils durch gewissenhafte<br />

Außenarbeit die Klosterbewohner beim Erwerb<br />

des Lebensunterhaltes unterstützten. Da man in ihnen in<br />

erster Linie Arbeiter sah, durften nur solche genommen werden,<br />

welche die begründete Hoffnung gaben, daß sie auf dem<br />

Gebiete der Landwirtschaft oder in den Klosterwerkstätten<br />

ihren Mann stellten. Bevor sie zum Probejahr zugelassen<br />

wurden, mußten sie sechs Monate in weltlicher Kleidung<br />

dienen. Nach Vollendung des einjährigen Noviziates unter<br />

Leitung des Konversenmeisters wurde der Kandidat in das<br />

Kapitel geführt und legte dort in die Hände des Abtes<br />

oder der Aebtissin das Versprechen des Gehorsames ab und bekam<br />

dann das Klosterkleid: die Tunika und ein kurzes Skapulier,<br />

an welchem eine Kapuze befestigt war. Im Kloster<br />

bewohnten die Konversen den westlichen Flügel und hatten<br />

gemeinsame Räume: den Schlafsaal, den Speisesaal und den<br />

Wärmesaal für den Winter. Ihre gemeinsamen Gebetsübungen<br />

waren bedeutend kürzer als bei den Mönchen; Klausur<br />

und Stillschweigen waren nicht streng. Es gab bei ihnen<br />

keinen Unterschied zwischen Hörigen und Freien: von dem<br />

Augenblick an, wo einer das Konversenkleid empfing, wird<br />

er als freier Mann betrachtet.<br />

Den eigentlichen Schauplatz der Konversentätigkeit bilden<br />

die Werkstätten der Schubmacher, Weber, Schneider, Schreiner<br />

und Schmiede, die Mühle und das Backhaus, die alle,<br />

mit Ausnahme der Mühle innerhalb der Klostermauern lagen.<br />

Ein großer Teil der Konversen aber war auf den Ackerhöfen<br />

in der Landwirtschaft tätig; und gerade diese wurden<br />

vorbildliche Lehrer des Ackerbaues, und die von ihnen bebauten<br />

Höfe wurden Musterwirtschaften für die ganze Umgegend.<br />

„Zufrieden mit kärglicher Kost arbeiten sie jahraus,<br />

jahrein für den Unterhalt und die Wohlfahrt des Klosters<br />

mit einer Uneigennr.tzigKeit und Treue, wie sie sich von<br />

Fronarbeitern oder Taglöhnern nicht erwarten läßt. Sie arbeiten<br />

nicht um zeitlichen Lohn, sondern in frohem Bewußtsein,<br />

daß sie Anteil haben an allen Privilegien des Ordens<br />

und allen geistlichen Verdiensten derer, denen sie ihre Körperkräfte<br />

zur Verfügung stellten. Kommt dann das Alter an<br />

sie heran, wo sie nicht mehr arbeiten können, so ziehen sie<br />

sich in das Kloster zurück, um dort, geehrt von ihren Mät-<br />

Am 24. Juni 1520 richteten die Grafen Chris .. ,;ph von<br />

Werdenberg, Joachim von Zollern und T'ruchseß Georg<br />

von Waldburg als Vormünder der Kinder des verst. Grafen<br />

Franz Wolfgang von Zollern an den Bischof<br />

Hugo von Konstanz folgenden Antrag: Schon unter dem<br />

verewigten Grafen Franz Wolfgang v. Z. habe der heirngegangene<br />

Weilheimer Pfarrer Michael Ott zur Collegiatkirche<br />

Hechingen und zum Altar der hl. Anna, St. Michael<br />

und Ursula mit der damit verbundenen Predigerstelle 30<br />

fl (Zins) vermacht. Doch habe sich gezeigt, daß der hierzu<br />

bestimmte Priester seine drei Aemter nicht verwalten könne,<br />

besonders bei Sterbensläuften und grassierender Pest, nämlich<br />

Prädikatur, Kanonikat und Altarpfründe S. Johannis<br />

Baptistae, die der nochw. Herr Magister Michael Carp<br />

e n t a r i i besitze. Nun bitten sie zu bestimmen: Der genannte<br />

Magister Michael und seine Nachfolger sollen an<br />

allen Sonntagen des Jahres zu gegebener Zeit die Predigt<br />

ans Volk halten oder halten lassen. An den Apostel- und<br />

Marienfesten jedoch braucht er nicht predigen, sondern soll<br />

es der jeweilige Leutepriester oder dessen Stellvertreter tun.<br />

Bei Freiwerden seines Kanonikats darf nur ein wirklicher<br />

Priester und Magister der freien Künste und Bakkalaureus<br />

der hl. Theologie nach Aufnahme ins Stift und Vereidigung<br />

auf die Statuten darauf angenommen werden. Dieser Pre-<br />

Vom Collegiatstift Hechingen<br />

brüdern, ihre letzten Lebenstage zu verbringen unc 3 in der<br />

Mitte derer, für die sie im Leben gearbeitet, ein bescheidenes<br />

Grab zu finden"<br />

Immer wieder sprechen die alten Walder Urkunden von<br />

diesen Konversen. Kaum 20 Jahre nach der Klostergründung<br />

sucht ein Burkard von Rottweil, Höriger des Abtes von St.<br />

Gallen, um die Erlaubnis nach, in Wald als Konverse eintreten<br />

aui dürfen. Auch als Zeugen bei Käufen und gerichtlichen<br />

Verhandlungen werden die Konversen zugezogen, so<br />

bei einer Güterschenkung in Gebratsweiler 1261. — Ein Höriger<br />

des Abtes von Weingarten, Berthold von Pfullendorf,<br />

ersucht 1271 seinen Herrn um Genehmigung, als Konverse<br />

in das Kloster Wald eintreten zu dürfen. — Und als Wald<br />

1272 das Fischrecht zu Ablach geschenkt bekam und Graf<br />

Mangold zu Nellenburg die Schenkung beurkundete, wird<br />

der Konverse Berthold von Bittelschieß als Zeuge aufgeführt;<br />

derselbe Berthold tritt auch 1278 mit zwei anderen Walder<br />

Konversen: Heinrich Orden und Bruder Friedrich als Zeuge<br />

auf bei einem Güterkauf in Haslach. — Im Jahre 1284 wird<br />

der Klosterschneider, der Konverse Konrad, erwähnt, als<br />

das Kloster in dem abgegangenen Weiler Hausen bei Walbertsweiler<br />

Besitzungen käuflich um 22 Mark Silber erwirbt.<br />

— In demselben Jahre lebte auch noch der Konversbruder<br />

Friedrich, der schon 1278 genannt ist. — 1302 wird dem Reichenauer<br />

Laienbruder Walther von Ahausen die Erlaubnis<br />

erteilt, als Konverse in Wald das Cisterzienserkleid aus der<br />

Hand der Aebtissin zu empfangen. — Zum letzten Mal werden<br />

Konversen in Walder Urkunden aufgeführt im Jahre<br />

1333, und zwar gleich fünf: Konrad Graf, Heinrich Schmid,<br />

Konrad Sulger, Burkard Spaichung und Eberhard von Raitenbuch.<br />

— Außer diesen mit Namen bekannten Konversen<br />

haben noch viele andere in der ersten Walder Klosterzeit<br />

in stiller, unverdrossener Arbeit die Kräfte ihres Leibes und<br />

Geistes in den Dienst der Aebtissin und des Convents gestellt,<br />

haben in den Werkstätten ihre Pflicht getan, haben<br />

die Güter umgetrieben und die Herden betreut und dafür<br />

als freie Männer des Klosters Schutz genossen, an allen seelisch-geistigen<br />

Gewinnen Anteil erlangt und eine gute Versorgung<br />

bis zutm Tode zugesichert erhalten, denn mit dem Kloster<br />

war ein Altersheim, eine Pfründneranstalt, verbunden.<br />

Von Mitte des 13. Jahrhunderts an beginnt eine neue<br />

wirtschaftliche Form sich auszubreiten, insofern, als an die<br />

Stelle der Naturalwirtschaft die Herrschaft des Geldes tritt.<br />

Durch das Aufblühen der Städte und die Landflucht der<br />

hörigen Bauern nahmen die Konversenberufe ab auch ihre<br />

straffe Disziplin ließ sich nicht mehr durchführen. Ein Ackerhof<br />

iach den • andern mußte verpachtet und der Eigenbetrieb<br />

nach und nach eingestellt werden. Die Konversen werden zuletzt<br />

nur noch im Hausdienste verwendet, bis die ganze Einrichtung,<br />

die so segensreich in den ihr entsprechenden Zeitverhältnissen<br />

gewirkt hatte, vom Generalkapitel des Cisterzienserordens<br />

und von der Kirche um das Jahr 1340 aufgehoben<br />

wurde. Waldenspul-Melchingen.<br />

diger soll in Chor und Kapitelsversamrnlungen und Prozessionen<br />

ersten Platz und Stimme hinter dem Dekan und<br />

Leutpriester der Stiftskirche haben. Vom Besuch der Kirche,<br />

auch vom Amt des Nokturnars und Diurnus (d. i. Leiter des<br />

Chorgebetes und Gottesdienstes) ist er jeweils vor seiner<br />

Predigt befreit.<br />

Ferner wurde beantragt, daß der Prediger an seinem genannten<br />

Altar nur jede dritte Woche diese Messe lese, an<br />

den andern 2 Wochen aber die Helfer. Er hat dem Dekan<br />

und Präsenzgeldverwalter jeweils seine Woche vorher anzuzeigen,<br />

ebenso die Helfer. Sein Nachfolger als Prädikator<br />

wird durch Dekan, Leutpriester und den Senior des Stifts<br />

gewählt. Er hat dann vor dem Vogt oder Kapitän der Herrschaft<br />

in Hechingen und deren Gegenwart den Eid abzulegen<br />

und wird darauf dem derzeitigen Herrn von Hechingen und<br />

dem Bischof in Konstanz präsentiert. Ueber die Einkünfte<br />

des Canonikats hinaus soll der Prediger 15 fl auf den Tag<br />

Johannis des Täufers und Johannis Evang. je zur Hälfte erhalten.<br />

Außerdem hat Mag. Michael Carpentarii in seinem<br />

Testament dem Nachfolger sein jetziges Haus in Hechingen<br />

mit allem Zubehör und Büchern vermacht, und stimmt ausdrücklich<br />

obigen Anträgen in allem zu. Bischof Hugo von<br />

Hohenlandenberg zu Konstanz bestätigte das Ganze am 6.<br />

Juli 1520. (Copiar G, S. 157; Erzb. Archiv in Freiburg). Kr.<br />

Früher erschienene Nummern der „Hohenz. <strong>Heimat</strong>" können nachgeliefert werden, per Stück 30 Pfg.

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