Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein
Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein
Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Jahrgang 1954 H O H E N Z O I , L E R I S C H E H E I M A T 43<br />
•V4 Jahren. Dazu 1 Knecht und 1 Magd von hier mit je 25<br />
Jahren. 4 Pferde und Kühe mit Altersangabe, doch sind 2<br />
Kühe nur sein eigen, die beiden andern hat er in Bestand<br />
(Pacht), 2 halbjährige Schweine (soviel hat keiner mehr<br />
Schweine im ganzen Dorf!), 2 Kalbele und 2 Kälble. Haus<br />
und Scheuer unter einem Dach in gutem Bau, die Schweinesteig<br />
ist nit gut. Schornstein gut Grasgarten mit wenig verfrorenen<br />
Bäumen. 36 Jauchert Lehenfelder mit Angabe deren<br />
Güte. Er giltet davon der Martinspflege Ebingen, der die<br />
Güter eigen sind, und dem hiesigen Pfarrer 3V2 Scheffel Vesen,<br />
1 Scheffel 6 Simmere Haber, 2 Viertel Bohnen, 120 Eier,<br />
1 Henne, 2 junge Hühner und 6 Schilling Geld. Außerdem<br />
gibt er aus seiner Hofstatt der Herrschaft 6 Viertel Vogthaber.<br />
Eigene Aecker hat er nur 5 Viertels Jauchert, muß<br />
daraus jedoch jährlich dem Heiligen nach Killer 2 Viertel<br />
Frucht gilten. Wiesen besitzt er F/2 Mansmad, die bei guten<br />
Zeiten 2 Wägele voll Heu, aber kein Oehmd geben. Holzwiesen<br />
auf Heufeld hat er 6 Jauchert und schneidet darauf<br />
kaum einen Wagen schlechtes Heu. Eine Waldung mit halb<br />
Busch, halb nix gehört ins Lehen. Immen hat er drei. Schulden<br />
a) nach Ebingen 32 fl. Kapital, dagegen sei das Lehen<br />
versetzt; b) dem Heiligen alhier 16 fl.; c) der Mutter noch<br />
am Haus schuldig samt seinen Geschwistrigen 200 fl.; d) Item<br />
der Mutter solle er jährlich geben das Erträgnis eines Jaucherts<br />
Vesen und eines Jaucherts Haber; e) von Ebingen aus<br />
fordere man alte Zinsen und Gilten aus dem Gut von 50 und<br />
mehr Jahren her, er wisse nit wie viel. Contributionsgelder<br />
gebe er jährlich ungefähr 58 fl. ohne die Nachläger und Winterquartiere.<br />
Dazu habe er noch gewöhnliche kleine Schulden<br />
von zusammen gegen oder über 30 fl. (Das ist einer der<br />
größten und „reichsten" Bauern! Andere sind geradezu in<br />
katastrophaler Lage. Es seien nur einige Angaben herausgenommen:)<br />
Christian Dietz mit Frau und 2 Kindern hat eine Kuh im<br />
Bestand (Pacht) mit 10 Jahren. Haus und Scheuer beisammen,<br />
mittleren Baues, keinen Schornstein. Hat weder Garten<br />
noch Aecker noch Wiesen, lebt von der Handarbeit.<br />
Steuern: Aus dem Häusle jährlich 1 Gulden Bodenzins. Sonst<br />
keine Schulden, denn man borge ihm nij. Kriegsgeld solle<br />
er jedes Jahr gegen 10 Gulden zahlen (!).<br />
Lehenfelder hat die Herrschaft, die Martinspflege Ebingen,<br />
die Gallenpflege Truchtelfingen, das Kloster Stetten bei<br />
Hechingen und der Heilige hier.<br />
Christian Dorn, Leineweber, mit 3 Kindern und Frau hat<br />
eine Kuh mit 7 Jahren, und ein Geißle, sonst nichts Lebendiges.<br />
Haus und Scheuer sehr ruinös. Kleines Krautgärtlein<br />
dabei. 2 Jauchert Holzwiesen auf Heufeld, die sc' lecht sind.<br />
Sonst nichts als Schulden: der Schwester 12 fl. und 2 Scheffel<br />
Frucht. Kriegsgeld verlange man von ihm jährlich gegen 12 fl.<br />
Bernhard Riedingers Witwe (im heutigen Gregoris Haus)<br />
hat einen Obstgarten mit ungefähr '/2 Mansmahd, aber<br />
keine Bäume darin. „Bey harten Zeiten und groß Kriegsgeldern<br />
seint ihre Gieter alle versetzt gegen 100 Thaler".<br />
Außerdem hat sie noch über 170 fl. Schulden und was bei<br />
der Herrschaft an Geld und Frucht noch schuldig ste..t, ist<br />
nit bewußt. Kriegsgeld jährlich 60 fl. oder mehr, ohne Nachtlager<br />
und Wirterquartiere. Sie hat sonst 4 Pferde und 2<br />
zweijährige Ochsen und 3 Kühe usw.<br />
Jerg Dorn, Zimmermann, hat Frau und 1 Kind und eine<br />
Bestandskuh mi' 9 Jahren. Haus und Scheuer beisammen.<br />
Sonst nichts, auch keine sondern Schulden, weil er wegen<br />
seiner Armut nit hat, daß man ihm was borge. Aber Kriegsgeld<br />
fordert man 7—8 Gulden jedes Jahr.<br />
Friedrich Stecher mit Frau und 1 Mädle soll jährlich 3<br />
Gulden Kriegsgeld geben. Im übrigen hat er gar sauber<br />
nix als die Armut, daß man sihet.<br />
Auffallen muß die große Anzahl schlechter Häuser. Auch<br />
die kleine Zahl Eigenfelder, die fast durchweg aber dem hiesigen<br />
oder Killemer Heiligen Zins zahlen müssen. Fast die<br />
Hälfte alles Viehes ist nicht eigen, sondern nur im Bestand,<br />
d. h. in Pacht gehalten.<br />
Auch fällt auf die unverhältnismäßig hohe Zahl von Zugtieren<br />
im Vergleich zu heute, dagegen die wenigen Milchkühe.<br />
Die Lehenbauern bauen immer auch V2 bis 1 Jauchert<br />
in jedem Oesch der Herrschaft in Fron. Da viele nicht lesen<br />
und schreiben konnten, darf es nicht wundern, daß sie nicht<br />
wußten, wie groß ihre Schulden waren, besonders wenn sie<br />
schon Jahre standen. Jerg Beck z. B. bekennt treuherzig,<br />
er sei an seinem Gut noch schuldig, wisse nit wohin und<br />
wem, gegen 600 Gulden.<br />
Jakob Honer, Schmied, hat Frau und 11 Kinder, ein kleines<br />
Häusle ohne Scheuer und ohne Schornstein, 2 Bestandskühe,<br />
1 Schwein und 1 Immen im Bestand, zinst der Herrschaft<br />
aus seinem Häusle jährlich 20 Kreuzer. Schulden habe<br />
er keine, auch nij zu fordern. Kriegsgeld müsse er soviel<br />
geben als man von ihm verlange, und habe nix zu versetzen<br />
als seinen hungrigen Haufen Kinder.<br />
Einer sagt, sein Haus sei am Einfallen, ein anderer seine<br />
Hütte und Scheuer sei überaus schlecht.<br />
Des Caspar Hippen Waldung von 6 Jauchert ist mit Schanzen<br />
verderbt worden. Conrad Steinhäusler hat vom Sächsischen<br />
Winterquartier her jedes Jahr über 50 fl. zahlen müssen<br />
und im Saxenkrieg sei der Pfennig auf einen Gulden<br />
kommen. Von Josef Nadler heißt es, er wolle gern arbeiten,<br />
wenn er nur Brot für Weib und Kinder schaffen könne, es<br />
mangeln ihm die Kleider und mehr ...."<br />
Es waren damals in Ringingen 83 Familien mit 71 Frauen,<br />
138 Söhne und 154 Töchtern, 2 Knechten und 5 Mägden, 128<br />
Pferden, 61 Stiere, 134 Kühen, 109 Stück Schmalvieh, 41<br />
Schweine (!), 10 Schafe und 42 Geißen. Das Kriegsgeld von<br />
jährlich über 1930 Gulden haben wir schon oben angeführt.<br />
Privatschulden haben die Bürger zusammen rund 8 900 Gulden,<br />
denen keine 200 Gulden Guthaben gegenüberstehen. In<br />
Fron bauen alle zusammen der Herrschaft in drei Oeschen<br />
je 32 Jauchert Aecker, und liefern die Früchte ohne Entgelt<br />
in die Zehntscheuer. Schuldig sind einige außerdem noch 355<br />
Scheffel Frucht und 100 Taler und 12 wissen gar nicht, wie<br />
viel sie an Geld und Frucht noch zahlen müssen.<br />
Elfhundert Jauchert Lehenäckern stehen nicht ganz 200<br />
eigene gegenüber, die jedoch ois auf wenige zinsen müssen,<br />
wie oben mitgeteilt. Es werden erwähnt rund 30 Jauchert<br />
Lehenwaid, rund 82 Mansmahd Wiesen, die jedoch meist<br />
Lehen sein dürften, und rund 290 Jauchert Holzwiesen auf<br />
Heufeld.<br />
Aus den Lehengütern lieferten die Ringinger jährlich von<br />
160 Scheffeln Vesen und über 90 Scheffel Haber ab. dabei<br />
isl aber der Zughaber, von jedem Zugvieh ein Tübinger<br />
V drtele*) noch nicht gerechnet. Auch nicht Hanfsamen,<br />
Wachs, Eier, Hennen, Hühner, sowie die Abgaben an Ge 1.<br />
Noch sind nicht eingerechnet die Zehnterträgnisse und die<br />
Landgarben.<br />
*) Elf Tübinger Viertele sind in Ringingen 1530 gleich 8<br />
Simmere unü gleich einem Scheffel. Später jedoch hat man<br />
das Viertel fälschlich einem Simmere gleichgesetzt.<br />
Der Wirtschaftsbetrieb zu Wald in der ersten Klosterzeit<br />
Im südlichen Hohenzollern liegt auf fruchtbarem Hügelgelände<br />
das ehemalige Walder Amt, dem Kerne nach die alte<br />
Klosterherrschaft. Ganz im Anfang des 13. Jahrhunderts<br />
wurde in Wald eine Niederlassung der Cisterzienser-Nonnen<br />
gegründet; der Stiftungsbrief trägt das Datum: 1. April 1212.<br />
Kaum sind die ersten hundert Jahre vergangen, so sehen wir<br />
in den Händen der Aebtissin und des Convents eine stattliche<br />
Anzahl Höfe und Besitztümer in der ganzen Umgegend,<br />
die durch Schenkung ode ' Kauf an das Kloster gekommen<br />
waren. Außer dem eigentlichen Klosterareal mit seinen Gärten,<br />
Aeckern, Wiesen, Fischweihern, Mühlen, Eichen und<br />
Nadelwäldern, gehörte zu den ältesten Besitzungen: der Hof<br />
zu Lizelbach, schon 1216 in dem Schutzbrief des Königs<br />
(seit 1220) Kaisers Friedrichs II. erwähnt, Güter in R01tenlachen<br />
(1230). das ganze Anwesen im Burren (1241),<br />
einige Hofstätten in Reischach (12^6), die Mühle in<br />
Buffenhofen (1253), Aecker und Wiesen, Kirche und<br />
Kirchensatz in Walbertsweiler (1259), ein großer Hof<br />
in Gaisweiler (1257), der Hnf zui Weihwang (1266),<br />
"as ganze Dorf Riedensweiler (1269—1278), die fünf<br />
Höfe in I g e 1 s w 1 e s (1274—1280), einzelne Höfe in Ruhestetten<br />
samt der niederen Gerichtsbarkeit über den ganzen<br />
Ort (1277). Vom Jahre 1300 an schreitet die Erweiterung<br />
und Abrundung des Besitzstandes noch eine zeitlang vorwärts,<br />
um dann etwa vom Jahre 1400 an, verschiedener Umstände<br />
wegen, etwas zurückzugehen und stabil zu bleiben bis<br />
zur Klosteraufhebung 1806, wo das Kloster mit allen Suiuveränitäts-<br />
und Eigentumsrechten dem fürstlichen Hause Hohenzollern-Sigmaringen<br />
zugeteilt wurde.<br />
Während nun bei den alten Benediktinerklöstern (Reichenau,<br />
St. Gallen, Lorch, Hirsau) der Grundbesitz in den<br />
Händen und in der Bewirtschaftung höriger Bauern lag,<br />
welche dem Kioster gegenüoe' Geidzinsen und Naturallieferungen<br />
leisteten, gingen die Cisterzienser, zu denen ja auch<br />
Wald gehörte, in den ersten Jahren ihres Bestehens auf den<br />
Eigenbetrieb und die Selbstbewirtschaftung des Grundbesit-