Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein

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38 H O H E N Z O L, L E R I S C H E H E I M A T Jahrgang 1954 jähr werden. Zwar konnten Ende Januar die Wintersaaten schön hervorkommen, wo man überhaupt Samen zum Aussäen gehabt hat. Schon am 15. Febr. gab es Bad^ken (S 'llüsselblumen), Gänseblümchen und Rollen auf den Wiesen. L^nn traf nochmal Schneefall ein. Der März war anfangs trocken, dann stürmisch. Die Preise zogen immer mehr an: 1 Scheffel Haber stieg bis 10 fl. „Alles seupfzte zu der Zeit", denn der Verdienst war schwach. Daher wanderten ÜQerall viele aus nach Amerika, Rußland bis Kaukasien. Es sollen «0 000 fort sein, sodaß unser König allgemein warnen läßt. Am 2. März galt das Simri Kernen 5 fl. 40 kr Die Becker wollen nimmer bachen. Der Bettelstand hat ganz aufgehört, seit man Suppen ausgibt. Die Arbeitsfähige" müssen ins Spinnhaus zum Streichen, Kämmen un.' Spinnen Am 19. ""iril verlangt man für 1 Simri Kernen bis 6 ff., 1 Scheffel Haber 10 bis 14 fl., also „daß es nichts als Seupfzen und Wehklagen gibt". Aus Mangel konnten manche Ortschaften keinen Haber aussäen. Im Mai noch lag Schnee auf unsern Bergen und auf der Aib. Für 1 Simri Erdbirnen, so klein wie Haselnüsse, zahlte man 15—25 Batzen. Am 18. Mai kam Gras und .Laub sehr schön herfür, sodaß man endlich fürs Vieh genügend Nahrung hatte. Die Leute aber gruben Sonnenwirbel aus und kochten sie zum Essen. Manche sf^en sehr verhungert aue von dem Gras und den Wurzeln, die Beulen und Geschwulste erzeugten und vielen gar de 1 " Tod brachten. Auf dem Herrschaftskasten hier teilte man Frucht aus. Ich erhielt 1*2 Simri für 4 fl. 24 kr., eine böse elende Frucht. Man geht in die Schnecken und sucht Wurzeln. Ausgangs April schlug ein Inneringer in Langenenslingen währenc des Gottesdienstes eine Krämerin tot, wurde aber in Heilbronn gefaßt und in Sigmaringen am 4. Juni enthauptet. Am 7. Juni galt 1 Simri Kernen bis 9 fl., in Balingen gar bis II 1 /* fl. Bürger und Bauern gibt es hier, die Getreid_ zurückhalten. Sie denken: was gehen mich die Armen an. Als man für die Minderbemittelten Geld sammelte, haben die Reichsten am wenigsten gespendet. Die Wucherer sagen, alles werde noch teurer, und fressen und saufen, daß manchen Mittellosen das Herz zerspringen möchte. Am 10. Juni zogen hier über 300 Personen durch aus dem Baiinger, Rosenfelder und Sulzer Amt, sie wollen nach Serbien und Belgrad... Die Früchte stehen schön im Feld. Wucherer verlangen für das Simri Kernen 13 fl. Aber der König setzte einen Höchstpreis fest: für 1 Scheffel Dinkel auf 14—16 fl., 1 Simri Gerste 3 fl., Saubohnen ebensoviel, 1 Simri Weizen -5 fi.: dazu wird Durchsuchung angeordnet. Die Bekken bachen Batzeniaibe mit 3—4 Lot an Gewicht, manche allerdings machen sie 5—6 Lot schwer. Am 21. Juni war unser Kaufhaus völlig leer, kein Simri kam an. Alles seufzte. Man aß Schnecken, auch Taubenkröpf (Pflanze) und viele andere Kräuter, Die Becken mußten jetzt ein Pfund Weißbrot für 12 kr geben, vorher hatten sie 30—40 verlangt. (Im Jahre 1810 galt 1 Pfund ZW Kreuzer!) Vom 25. Juni an durfte nur noc). Einh itsbrot gebacken werden; dabei war der Andrang zu den Bäckereien soi groß, daß man die Türen schließen und zum Fenster ausgeben mußte. Auch liefen hier viele Ausländer ums Brot und trugen es heimlich fort, da es erbärmlich anzusehen war, weil es doch dadurch andern weggenommen wurde. Manchem möchte das Herz zerspringen, wenn er den Jammer und das Wehklagen hört von denen, die kein Brot haben! Am 9. Juli hat es in Laiz und Inzigkofen gehageit. Aus Heilbronn kommt die erfreuliche Nachricht, daß man den ersten Erntewager mit Blumen und Kränzen unter heißen Freudentränen heimführte die Jugend bekränzt, die Bürger mit Loben und Danken, Beten und Singen. Der 19. Juli war der ärmste Tag in meinem Haus: kein Geld mehr, kein Mehl, kein Brot. Alles jammerte zusammen. Ich gehe in die Stadt zum Polizeidiener und frage ob der Stiftsverwalter mir nicht bis Martini mit 25 fl. aushülfe. Gott sei Dank, er half! So konnte ich Musmehl kaufen, das Simri zu 4 fl. 48 kr., und 10 Pfund Brot, schwarzes und feuchtes war es zwar, für 1 fl. 28 kr. Es wird uns ewig im Gedächtnis bleiben! Aber viele schauen so verhungert aus, besonders aus den Alborten und dem Heuberg bis Spaichingen hm. Am 25. Juli früh 6 Uhr brachte mir der Bote Ramsberger von Benzingen zum 50. Geburtstag ein Simri Wintergerste als Präsent. Ich gab ihm trotzdem 4 und ging gleich damit in die Mühle. Alles sprang und besah die neue Frucht! Ich backe sie: Was für eine Stärkung das für die Meinigen war, dieses neue Brot! Am 28. Juli hole ich Brot m Straßberg, das Pfd. zu 9 Kr. Allein es wurde gleich im Sigmaringischen bei 10 Taler Strafe verboten, nach auswärts zu verkaufen. Es laufen vorn Talgang, vom Killertal und von Balingen her heimlich viele in der Nacht nach Straßberg um Brot zu holen.... Hier in Ebingen haben nur 36 Bürger eigenes Brot. Das Musmehl, das man kriegt, erzeugt Schwindel im Kopf A "n 10. August habe ich mit meinem großen Sohn in S t r a - b e r g 1 h Scheffel Dinkel für 9 fl geholt, dazu noch 20 Laible Brot. Wir gehen durchs Hefatal übern Berg und Stettemer Staig herunter. Was ist das doch, wenn man so in Angst und Nacht nach Nahrung laufen muß! Es sterben viele auszehrende Personen. Zwar ist alles in Freude und doch in größtem Hunger nach der nahen Ernte und nach den Grundbirnen, die prachtvoll im Feld stehen. Es seien 600 Morgen in allen drei Eschen gesetzt worden. 5 August: Man iäuft immer noch täglich ums Brot. Am Tor hat man feil gehabt wie das Obst. Wir bekommen zwar von der Böttin von Straßberg und der von Harthausen a. Sch., allein es hat viel gekostet Als dann am 6. August Johann Stierle das erste Korn beim Mehlbaum gemäht, wurde gleich Anstalt gemacht, den ersten Erntewagen festlich einzuholen. Die Jugend muß sich mit Sonntagskleidern schmücken, mit Blumen und Kränzen zeigen, Maien und Fähnchen wurden gemacht. Und als der 8. August kam, schien es als woll es trüb werden. Man weicht die Wieden ein in meinem Bach. Der Himmel heitert sich auf, um 11 Uhr geht man zum Binden. Zwar muß die Jugend bis 1 Uhr in die Schul. Aber dann zog man in die Obere Vorstadt und stellte sich in zwei Reihen. Zwei Maien und die Musikanten gingen dem Wagen entgegen. Die Ledigen ließen ihre Gewehre los, als der Wagen kam. Alles rannte und sprang. Die ganze Burschenschaft ging entgegen. Man schmückte und bekränzte den Wagen mit Blumen. Die Musik stimmte an, dann singt die Jugend „Lobe den Herren". Wie da Freudentränen flössen und Segenswünsche ausgebracht wurden bei dem Einaug! Das bleibt in ewigem Angedenken. Mit Gesang fährt man durch die Stadt mit der Jugend zum unteren Tor hinaus, den Kirchgraben hinauf. Da hat eine trübe Wolke wollen regnen. Allein e= war nur ein Gnadentau von Gott gewesen. So fährt man für die Kirch, trägt zwei Garben hinein, stellt sie vorn Altar und schmü :t sie. Maien und Blumen stellt man darum, wie auch die Fähnchen. Die Juigend umsäumt den Altar und Magister Weiß und Diakonus Hier treten herzu und predigen, daß vor Altei= unter den Israeliten alle Jahr dieses Fest auch veranstaltet worden sei und daß wir dieses Beispiel jetzt auch nachahmten. Da hat alles geweint vor Rührung und Dank . (Chronik des Bleichers Johannes Jerg, 1771—1825, hgg. vom Bürgermeisteramt Ebingen, 1953.) 1904 - Missionshaus Haigerloch - 1954 Kardinal Lavigerie, Erzbischof von Algier, gründete 1868 die Gesellschaft der Weißen Väter und entsandte 1875 die erste Missionskarawane nach Zentral-Afrika. Weitere Expeditionen folgten. Schon unter diesen ersten Sendboten für die Aequatormission befanden sich einzelne Deutsche, so P. August Schynse, Z, Achte, Bruder Max und Bruder Hieronymus. Ais 1888 das Deutsche Reich seine kolonisatorische Tätigkeit in Deutsch-Ostafrika begann, wünschte man auch eine ausreichende Zahl deutscher Missionare. Fürst Bismarck schrieb in diesem Sinne an Kardinal Lavigerie und regte die Gründung deutscher Missionsschulen an. So wurde 1894 die Weiße Väter-Schule in Trier und 1904 die zweite in Haigerloch eröffnet. Am 21. Juni 1904 nahm Domkapitular Dreher als Vertre- ter des Erzbischofs Freiburg die Benediktion des 1903 erbauten Missionshauses vor. Mit 43 Schülern begannen die Patres den Unterricht für die 4 unteren Gymnasialklassen. Im L ife der Jahre wuchs die Zahl der Zöglinge auf 60. 80, 100. Vorübergehend mußten auch die oberen Klassen und 1946- 30 die Ser naristen im Aloysianum zu Haigerloch untergebracht werden. Trotz der beiden Weltkriege, trotz der Unterdrückung und Aufhebung der Schule durch die Nationalsozialistische Regierung, trotz materieller Not und vieler Schwierigkeiten, ging eine schöre A.izahl von Berufen aus Haigerloch hervor. 200 Priester, die durch die Missionsschule gegangen sind, wirken seit Jahren segensreich in der Heimat und Mission. Seite an Seite arbeiten sie mit den Missionaren anderer Nationen in den Missionsgebieten der Weißen Väter,

Jahraang iy54 H Ö H E N Z O L L E R I S C H E H E I M A T 39 Mit 300 Priestern und Brüdern stehen die Weißen Väter an 2. Stelle unter den in Afrika missionierenden Orden und Kongregationen. Sie leiten 39 Vikariate in Nord-, West- und Zentral-Afrika mit 4 Millionen Christen. Einige ihrer Gebiete, z. B. Ruanda, Urundi, zählen zu den blühendsten Missionen unserer Kirche. Uganda, das „Königreich Mariens", hat bereits 1885 die Edelfrucht der seligen Negermärtyrer hervorgebracht. Auch das Werk des einheimischen Klerus, das Lavigerie seinen Söhnen von Anfang an zur Pflicht gemacht hat, konnte schönste Erfolge erzielen. An der Spitze der fast 500 schwarzen Priester, die aus den Schulen der Weißen Väter hervorgingen, stehen drei Negerbischöfe: Rugambwa, Kiwannka und Bigirumwami. Weil deutsche Weiße Väter ihre ersten Lehrer und Erzieher waren, oder Wohltäter aus Deutschland ihnen das II. Teil Im ersten Grabungsbericht vom Herbst 1952 wurde gesagt, die ganze Anlage habe einen Wohnturm von 11,40 m Länge und 10.50 m Breite dargestellt. Nun hat die Fortsetzung der Grabungen im Herbst 1953 neue Ergebnisse gebracht, die eine Ergänzung des bisherigen Berichtes notwendig machen. Die Westmauer, die infolge oberflächlicher Untersuchung bei der ersten Grabung als Außenmauer angesprochen wurde,, hat sich bei der zweiten Grabung als Zwischenmauer von nur 0,70 m Stärke erwiesen, und die nach Westen sich anschließende Vertiefung war nicht allein Steinbr h zur Gewinnung von Baumaterial, sondern ein zweiter Kellerraum mit einer lichten Weite von. 6,50 auf 4,60 m und einer Tiefe von 3 m, von der ehemaligen Oberfläche der Bergkuppe aus gemessen. Auf diesem Kellerraum hat also ein zweites Gebäude gestanden, dessen Außenmauern nicht 1,50 m Durchmesser wie beim Hauptgebäude haben, sondern nur 1,00 bezw. 1,30 m. Angesichts dieser verhältnismäßig sehr schwachen Mauern kann es sich nicht um einen Turm oder sogen. Bergfried gehandelt haben, sondern nur um einen Anbau, der die Höhe des Hauptbaues nicht erreichte. Durch diesen Anbau wird eine Gesamtlänge des Gebäudes von 15,20 m erreicht. Der im Westen an das Gebäude angrenzende höchste Teil der Bergkuppe, der ziemlich eben und in seiner Struktur nicht gestört ist, hat sich als Burghof herausgestellt. Die Hofmauer mit 1,10 m bildet genau die Verlängerung der Gebäudemauer. Sie umgibt rechtwinklig den Hof, steigt in der Nordwestecke ein Stück den Abhang hinab und wird dort, ähnlich wie an der Ostseite, durch eine Stützmauer gehalten. Diese Hofmauer weist kein Fundament auf wie die Gebäudemauern. Höchstens ihre unterste Steinschicht ist in den gewachsenen Boden eingelassen. Bei ihrem Bau wurde also kaum ein Erdaushub vorgenommen. Sie ist einfach dem Gelände angepaßt. Aus diesem. Grunde kann sie auch nicht sehr hoch gewesen sein, wahrscheinlich nicht über zwei Meter. Zahlreiche Ziegelreste, die den Mauerrand säumen, deuten darauf hin. daß sie einst mit Ziegeln abgedeckt war. An der Südseite verläuft die Hofmauer genau in der Fluchtlinie der Südmauer des Hauptgebäudes, ist aber auf etwa 7 m unterbrochen. Diese Unterbrechung besag- nicht, daß hier etwa gar keine Mauer gewesen wäre, denn bei der oberflächlichen Anlage ist es leicht möglich, daß gerade hier am höchsten Punkt auch der letzte Mauerrest abget "igen ist. Zudem ist es ziemlich sicher, daß an dieser Stelle der Eingang gewesen ist. Da"'ir sprechen die Unterbrechung der Mauer und die Lage des Burghofes an dieser sonnigen Südwestecke. Von außen kommend, mußte man doch zuerst den Burghof überschreiten um in das Gebäude zu gelangen. Vor der Mauerlücke befindet sich ein 6 m breiter Vorplatz, der bis zum Steilabfali nur 1 m Gefälle aufweist, also beinahe eben ist. Vom Zugangsweg, der von hier ab den Hang hinabführen Studium ermöglichen halfen, kamen einige dieser Negerpriester und die Negerbischöfe Kiwannka und Bigirumwami 1950/53 eigens herüber, um die Heimat und die Schulen der Patres und Brüder kennen zu lernen, die ihnen soviel Gutes gebracht. Sie haben im Namen ihrer afrikanischen Landsleute ihren Dank aussprechen wollen und die dringende Bitte hinzugefügt, ihrem Lande die Treue zu halten. Es gilt, Afrika vor dem Islam zu retten, der sich doppelt so schnell als das Christentum ausbreitet, weil es an christlichen Glaubensboten und an den Mitteln zur Errichtung christlicher Schulen fehlt.Es geht darum, Afrika inmitten der anstürmenden europäischen Zivilisation und der kommunistischen Bedrohung den festen Halt christlicher Religion und Kultur zu geben. Es muß gelingen, Afrika einzubauen in das Reich des Friedens Christi, zum Schutz und Segen Europas. P. Schneider. Die Ausgrabungen auf Hohenjungingen von M. Lorch mußte, ist allerdings keine Spur mehr vorhanden. Weil er an dem der Talseite entgegengesetzten Hang gelegen war, wurde er nach Zerstörung der Burg wohl kaum mehr benützt; denn der Besucher der Ruine wählte eben den nächsten Weg vom Ringgraben gerade den Hang hinauf, und so konnte ein an sich schmaler Pfad in 600 Jahren spurlos verschwinden. So ist an dem neuesten Grabungsergebnis der Grundriß der Gesamtanlage ein genaues Rechteck von 21,65 m Länge und 11,40 m Breite. Von den 250 qm des bebauten Raumes entfallen auf Gebäude 150 qm und auf den Hofraum samt Mauer 100 qm. Damit ist so ziemlich der ganze verfügbare Platz auf der Bergkuppe ausgenützt worden. Aufgefundene Lehmbrocken mit deutlichen Abdrücken von Rundholz oder Flechtwerk in Verbindung mit verkohltem Holzwerk lassen den sicheren Schluß zu, daß beim Bau nicht ausschließlich Steinmaterial, sondern auch Fachwerk verwendet worden ist. Die Vermutung, in den zwei Erhöhungen des östlichen Ringwalls eine Toranlage zu finden, hat sich nicht bestätigt. Eine Probegrabung hat ergeben, daß der ganze Ringwall als Erdaushub anzusehen ist und keinerlei Mauerwerk enthält. Seine immer noch beträchtliche Höhe am Ost- und Westrande erklärt sich durch die Art der Anlag' An diesen beiden Stellen kommen zwei Höhenrücken bis nahe an die Bergkuppe heran. Mit ihrem etwas sanfteren Abhang boten sie die bequemeren Aufstiegsmöglichkeiten zur Burg, also auch die größeren Gefahrenstellen. Diese mußten beseitigt werden, indem man die Höhenrücken durch den Graben von der Bergkuppe trennte und mit der erreichten Tiefe dort Steilhänge schuf. Im Abschnitt der sudlichen Hofmauer wurden in der obersten Schicht, die hauptsächlich aus Brandschutt besteht, in nur 10 bis 20 cm Tiefe folgende Metaligegenstande gefunden: 1.) ein 28 cm langes und im Durchschnitt 1,5 cm starkes Eisenstück in Staketenform. Die Durchbohrung im breitesten Teil könnte darauf hindeuten, daß es einst Auslösehebel bei irgend einem Gerät war; 2.) eine Axt von 18,5 cm Länge und 11,3 cm Breite am Setmeideteil; 3.) eine Art Flachzange von 15 cm Länge mit Verschlußbügel an einem Griff, der auf dem verbreiterten Gegengriff durch Nocken festgehalten und gespannt werden konnte; 4.) eine Anzahl Bolzenspitzen von Armbrustbolzen. Während sämtliche bisher gefundenen Bol zenspitzen am hinteren Ende Hüisenform zeigten, mittels der sie auf den Holzteil aufgesteckt waren, kam hier erstmals eine Bolzenspitze zum Vorschein, die mit einem angeschmiedeten Dorn in den Holzteil eingetrieben wurde, ähnlich wie eine heutige Feile im Hoizgriff steckt. Es könnte bezweifelt werden, ob diese eisernen Gegenstände wirklich aus dem 14. Jahrhundert stammen oder vielleicht im Laufe der sechshundert Jahre durch irgend einen Zufall dorthin kamen. Darum l.^achtt man: Die Bolzenspitzen stammen bestimmt aus der Kampfhandlung im Jahre 1311. Die anderen Eisenteile wurden aber in Gesellschaft der Boizenspitzen gefunden und tragen genau wie diese eine dicke Rostschicht. Also ist man wohl berechtigt, alle Eisenfunde in das genannte Zerstörungsjahr zu datieren. Von den schon im ersten Grabungsbericht erwähnten Kalkhaufen wurde der größte an der Ostseite weiter durchsucht. Er war etwa 6 m lang, 3 m breit und 0,70 rn hoch und bildete einen einzigen Klotz. Neben Tonscherben von Ofenkacheln und Gefäßen, Ziegelscherben sowie einigen Messern und Nägeln war am Außenrande auch eine Aschenschicht bemerkbar. Man geht wohl nicht fehl, in diesem Kalkhaufen die Ueberreste des einstigen Ofens zu

38 H O H E N Z O L, L E R I S C H E H E I M A T Jahrgang 1954<br />

jähr werden. Zwar konnten Ende Januar die Wintersaaten<br />

schön hervorkommen, wo man überhaupt Samen zum Aussäen<br />

gehabt hat. Schon am 15. Febr. gab es Bad^ken (S 'llüsselblumen),<br />

Gänseblümchen und Rollen auf den Wiesen. L^nn<br />

traf nochmal Schneefall ein. Der März war anfangs trocken,<br />

dann stürmisch. Die Preise zogen immer mehr an: 1 Scheffel<br />

Haber stieg bis 10 fl. „Alles seupfzte zu der Zeit", denn<br />

der Verdienst war schwach. Daher wanderten ÜQerall viele<br />

aus nach Amerika, Rußland bis Kaukasien. Es sollen «0 000<br />

fort sein, sodaß unser König allgemein warnen läßt. Am 2.<br />

März galt das Simri Kernen 5 fl. 40 kr Die Becker wollen<br />

nimmer bachen. Der Bettelstand hat ganz aufgehört, seit<br />

man Suppen ausgibt. Die Arbeitsfähige" müssen ins Spinnhaus<br />

zum Streichen, Kämmen un.' Spinnen Am 19. ""iril<br />

verlangt man für 1 Simri Kernen bis 6 ff., 1 Scheffel Haber<br />

10 bis 14 fl., also „daß es nichts als Seupfzen und Wehklagen<br />

gibt". Aus Mangel konnten manche Ortschaften keinen Haber<br />

aussäen. Im Mai noch lag Schnee auf unsern Bergen und<br />

auf der Aib. Für 1 Simri Erdbirnen, so klein wie Haselnüsse,<br />

zahlte man 15—25 Batzen. Am 18. Mai kam Gras und .Laub<br />

sehr schön herfür, sodaß man endlich fürs Vieh genügend<br />

Nahrung hatte. Die Leute aber gruben Sonnenwirbel aus<br />

und kochten sie zum Essen. Manche sf^en sehr verhungert<br />

aue von dem Gras und den Wurzeln, die Beulen und Geschwulste<br />

erzeugten und vielen gar de 1 " Tod brachten. Auf<br />

dem Herrschaftskasten hier teilte man Frucht aus. Ich erhielt<br />

1*2 Simri für 4 fl. 24 kr., eine böse elende Frucht. Man<br />

geht in die Schnecken und sucht Wurzeln. Ausgangs April<br />

schlug ein Inneringer in Langenenslingen währenc des Gottesdienstes<br />

eine Krämerin tot, wurde aber in Heilbronn gefaßt<br />

und in Sigmaringen am 4. Juni enthauptet. Am 7. Juni<br />

galt 1 Simri Kernen bis 9 fl., in Balingen gar bis II 1 /* fl.<br />

Bürger und Bauern gibt es hier, die Getreid_ zurückhalten.<br />

Sie denken: was gehen mich die Armen an. Als man für die<br />

Minderbemittelten Geld sammelte, haben die Reichsten am<br />

wenigsten gespendet. Die Wucherer sagen, alles werde noch<br />

teurer, und fressen und saufen, daß manchen Mittellosen<br />

das Herz zerspringen möchte.<br />

Am 10. Juni zogen hier über 300 Personen durch aus dem<br />

Baiinger, Rosenfelder und Sulzer Amt, sie wollen nach Serbien<br />

und Belgrad... Die Früchte stehen schön im Feld.<br />

Wucherer verlangen für das Simri Kernen 13 fl. Aber der<br />

König setzte einen Höchstpreis fest: für 1 Scheffel Dinkel auf<br />

14—16 fl., 1 Simri Gerste 3 fl., Saubohnen ebensoviel, 1 Simri<br />

Weizen -5 fi.: dazu wird Durchsuchung angeordnet. Die Bekken<br />

bachen Batzeniaibe mit 3—4 Lot an Gewicht, manche<br />

allerdings machen sie 5—6 Lot schwer. Am 21. Juni war unser<br />

Kaufhaus völlig leer, kein Simri kam an. Alles seufzte. Man<br />

aß Schnecken, auch Taubenkröpf (Pflanze) und viele andere<br />

Kräuter, Die Becken mußten jetzt ein Pfund Weißbrot für<br />

12 kr geben, vorher hatten sie 30—40 verlangt. (Im Jahre<br />

1810 galt 1 Pfund ZW Kreuzer!)<br />

Vom 25. Juni an durfte nur noc). Einh itsbrot gebacken<br />

werden; dabei war der Andrang zu den Bäckereien<br />

soi groß, daß man die Türen schließen und zum Fenster ausgeben<br />

mußte. Auch liefen hier viele Ausländer ums Brot<br />

und trugen es heimlich fort, da es erbärmlich anzusehen war,<br />

weil es doch dadurch andern weggenommen wurde. Manchem<br />

möchte das Herz zerspringen, wenn er den Jammer<br />

und das Wehklagen hört von denen, die kein Brot haben!<br />

Am 9. Juli hat es in Laiz und Inzigkofen gehageit. Aus Heilbronn<br />

kommt die erfreuliche Nachricht, daß man den ersten<br />

Erntewager mit Blumen und Kränzen unter heißen Freudentränen<br />

heimführte die Jugend bekränzt, die Bürger mit<br />

Loben und Danken, Beten und Singen.<br />

Der 19. Juli war der ärmste Tag in meinem Haus: kein<br />

Geld mehr, kein Mehl, kein Brot. Alles jammerte zusammen.<br />

Ich gehe in die Stadt zum Polizeidiener und frage ob<br />

der Stiftsverwalter mir nicht bis Martini mit 25 fl. aushülfe.<br />

Gott sei Dank, er half! So konnte ich Musmehl kaufen, das<br />

Simri zu 4 fl. 48 kr., und 10 Pfund Brot, schwarzes und<br />

feuchtes war es zwar, für 1 fl. 28 kr. Es wird uns ewig im<br />

Gedächtnis bleiben!<br />

Aber viele schauen so verhungert aus, besonders aus den<br />

Alborten und dem Heuberg bis Spaichingen hm. Am 25. Juli<br />

früh 6 Uhr brachte mir der Bote Ramsberger von Benzingen<br />

zum 50. Geburtstag ein Simri Wintergerste als Präsent.<br />

Ich gab ihm trotzdem 4 und ging gleich damit in die<br />

Mühle. Alles sprang und besah die neue Frucht! Ich backe<br />

sie: Was für eine Stärkung das für die Meinigen war, dieses<br />

neue Brot!<br />

Am 28. Juli hole ich Brot m Straßberg, das Pfd. zu 9 Kr.<br />

Allein es wurde gleich im Sigmaringischen bei 10 Taler<br />

Strafe verboten, nach auswärts zu verkaufen. Es laufen vorn<br />

Talgang, vom Killertal und von Balingen her heimlich viele<br />

in der Nacht nach Straßberg um Brot zu holen....<br />

Hier in Ebingen haben nur 36 Bürger eigenes Brot. Das<br />

Musmehl, das man kriegt, erzeugt Schwindel im Kopf A "n<br />

10. August habe ich mit meinem großen Sohn in S t r a -<br />

b e r g 1 h Scheffel Dinkel für 9 fl geholt, dazu noch 20 Laible<br />

Brot. Wir gehen durchs Hefatal übern Berg und Stettemer<br />

Staig herunter. Was ist das doch, wenn man so in Angst und<br />

Nacht nach Nahrung laufen muß! Es sterben viele auszehrende<br />

Personen. Zwar ist alles in Freude und doch in größtem<br />

Hunger nach der nahen Ernte und nach den Grundbirnen,<br />

die prachtvoll im Feld stehen. Es seien 600 Morgen in<br />

allen drei Eschen gesetzt worden. 5 August: Man iäuft immer<br />

noch täglich ums Brot. Am Tor hat man feil gehabt wie<br />

das Obst. Wir bekommen zwar von der Böttin von Straßberg<br />

und der von Harthausen a. Sch., allein es hat viel gekostet<br />

Als dann am 6. August Johann Stierle das erste Korn<br />

beim Mehlbaum gemäht, wurde gleich Anstalt gemacht, den<br />

ersten Erntewagen festlich einzuholen. Die Jugend muß sich<br />

mit Sonntagskleidern schmücken, mit Blumen und Kränzen<br />

zeigen, Maien und Fähnchen wurden gemacht. Und als der<br />

8. August kam, schien es als woll es trüb werden. Man<br />

weicht die Wieden ein in meinem Bach. Der Himmel heitert<br />

sich auf, um 11 Uhr geht man zum Binden. Zwar muß die<br />

Jugend bis 1 Uhr in die Schul. Aber dann zog man in die<br />

Obere Vorstadt und stellte sich in zwei Reihen. Zwei Maien<br />

und die Musikanten gingen dem Wagen entgegen. Die Ledigen<br />

ließen ihre Gewehre los, als der Wagen kam. Alles<br />

rannte und sprang. Die ganze Burschenschaft ging entgegen.<br />

Man schmückte und bekränzte den Wagen mit Blumen. Die<br />

Musik stimmte an, dann singt die Jugend „Lobe den Herren".<br />

Wie da Freudentränen flössen und Segenswünsche ausgebracht<br />

wurden bei dem Einaug! Das bleibt in ewigem Angedenken.<br />

Mit Gesang fährt man durch die Stadt mit der<br />

Jugend zum unteren Tor hinaus, den Kirchgraben hinauf. Da<br />

hat eine trübe Wolke wollen regnen. Allein e= war nur ein<br />

Gnadentau von Gott gewesen. So fährt man für die Kirch,<br />

trägt zwei Garben hinein, stellt sie vorn Altar und schmü :t<br />

sie. Maien und Blumen stellt man darum, wie auch die<br />

Fähnchen. Die Juigend umsäumt den Altar und Magister<br />

Weiß und Diakonus Hier treten herzu und predigen, daß vor<br />

Altei= unter den Israeliten alle Jahr dieses Fest auch veranstaltet<br />

worden sei und daß wir dieses Beispiel jetzt auch<br />

nachahmten. Da hat alles geweint vor Rührung und Dank .<br />

(Chronik des Bleichers Johannes Jerg, 1771—1825, hgg. vom<br />

Bürgermeisteramt Ebingen, 1953.)<br />

1904 - Missionshaus Haigerloch - 1954<br />

Kardinal Lavigerie, Erzbischof von Algier, gründete 1868<br />

die Gesellschaft der Weißen Väter und entsandte 1875 die<br />

erste Missionskarawane nach Zentral-Afrika. Weitere Expeditionen<br />

folgten. Schon unter diesen ersten Sendboten für<br />

die Aequatormission befanden sich einzelne Deutsche, so P.<br />

August Schynse, Z, Achte, Bruder Max und Bruder Hieronymus.<br />

Ais 1888 das Deutsche Reich seine kolonisatorische Tätigkeit<br />

in Deutsch-Ostafrika begann, wünschte man auch eine<br />

ausreichende Zahl deutscher Missionare. Fürst Bismarck<br />

schrieb in diesem Sinne an Kardinal Lavigerie und regte die<br />

Gründung deutscher Missionsschulen an. So wurde 1894 die<br />

Weiße Väter-Schule in Trier und 1904 die zweite in Haigerloch<br />

eröffnet.<br />

Am 21. Juni 1904 nahm Domkapitular Dreher als Vertre-<br />

ter des Erzbischofs Freiburg die Benediktion des 1903 erbauten<br />

Missionshauses vor. Mit 43 Schülern begannen die<br />

Patres den Unterricht für die 4 unteren Gymnasialklassen.<br />

Im L ife der Jahre wuchs die Zahl der Zöglinge auf 60. 80,<br />

100. Vorübergehend mußten auch die oberen Klassen und<br />

1946- 30 die Ser naristen im Aloysianum zu Haigerloch untergebracht<br />

werden.<br />

Trotz der beiden Weltkriege, trotz der Unterdrückung und<br />

Aufhebung der Schule durch die Nationalsozialistische Regierung,<br />

trotz materieller Not und vieler Schwierigkeiten,<br />

ging eine schöre A.izahl von Berufen aus Haigerloch hervor.<br />

200 Priester, die durch die Missionsschule gegangen sind,<br />

wirken seit Jahren segensreich in der <strong>Heimat</strong> und Mission.<br />

Seite an Seite arbeiten sie mit den Missionaren anderer Nationen<br />

in den Missionsgebieten der Weißen Väter,

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