Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein
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Jahrgang 1954 H O H E N Z O I , L E R I S C H E H E I M A T 37<br />
unbeugsame Gerad- und Offenheit, versteht es, daß ihm halt<br />
doch manches in der Praxis des Soldatenlebens nicht gefiel<br />
und er dagegen auch Vorgesetzten gegenüber Front machte.<br />
Viermal war er verwundet. Schädeldecke, Oberschenkel, ein<br />
Zeichen, daß es ihn auch ordentlich erwischte und er sich<br />
nicht drückte, wie man sonst so sagt. Reinhold hatte Glück,<br />
er kam 1918 wieder heim und begann hoffnungsfroh in Freiburg/Br.<br />
das Studium des bürgerlichen Rechts, trat dann<br />
aktiv ein bei der katholischen farbentragenden Verbindung<br />
„Arminia" und stand und steht heute noch bei seinen Bundesbrüdern<br />
in hoher Achtung. Ohne Zweifel hat er auch<br />
während des Universitätsstudiums die ehrliche katholische<br />
religiöse Ueberzeugung hochgehalten. Dies werden seine Studienfreunde<br />
ihm nicht auch noch ausdrücklich bezeugen müssen.<br />
Etwa 1927 machte er sein Referendarexamen und, wenn<br />
ein Nichtfachmann so aus der persönlichen Kenntnis sein Urteil<br />
abgeben darf, dann wird es das sein müssen: Reinhold<br />
Frank hat auch da seinen Mann gestellt und war ihm darum<br />
zu tun, dem Rechte zum Siege zu verhelfen. Er arbeitete in<br />
den folgenden Jahren in Pfullendorf, Konstanz, Freiburg und<br />
Karlsruhe. Es wird wohl wahrhaft kein Zufall sein, daß<br />
der damalige badische Gesandte in Berlin, Dr. Honold, auf<br />
Reinhold Frank aufmerksam wurde, er in enge Arbeitsgemeinschaft<br />
mit ihm trat und sie gemeinsam eine Prajis aufmachten,<br />
d. h. daß Reinhold während der jeweiligen Abwesenheit<br />
von Dr. Honold alles allein schaffte. Weiß Gott,<br />
wenn Reinhold Frank heute noch leben würde, was er heute<br />
für eine Stellung bekleiden würde. Daß Reinhold Frank in<br />
der Hitlerzeit sich nicht vom Nationalsozialismus bestechen<br />
und einfangen ließ, nun, das gab seine ehrliche Denkungsart<br />
einfach nicht zu. Und für die Praktiken im 3. Reich war er<br />
einfach nicht zu haben. Ueber diese Zeit schreibt unter anderem<br />
H. H. Stadtpfarrer Dold-Karlsruhe: „Ganz im Gegensatz<br />
dazu hatte Rechtsanwalt Frank den Mut, mich als<br />
Rechtsanwalt in dem Prozeß wegen der Fastenopferkollekte<br />
1942 zu vertreten, obwohl er wußte, daß er damit bei der<br />
Partei und Gestapo keine Lorbeeren ernten werde ...."<br />
Dr. Friedr. Weber schreibt hierüber unter anderem: „So<br />
wurde nach dem Jahre 1933 bis in den Krieg hinein sein Haus<br />
in der Hofstraße 2 in Karlsruhe bald der Sammelplatz<br />
derer, die über die Uferlosigkeit der Totalitätsansprüche des<br />
nationalsozialistischen Staates verzweifelten und nach Auswegen<br />
rangen, um das Unglück von Volk und Land abzuwenden.<br />
Seine Hilfsbereitschaft, die er ohne Ansehen von<br />
Religion, Rasse oder Nationalität übte, ist Vorbild für wahre<br />
Menschlichkeit. Um diesem Ideal zu dienen, setzte er seine<br />
Person Verdächtigungen aus, die sein Leben in Gefahr<br />
brachten." So Friedr. Werber.<br />
Leider haben sich über Reinhold Franks Akten die Wogen<br />
des Ammersees in Oberbayern geschlossen wie über so viele<br />
andere. Warum? Dadurch fehlen die eigentlichen Unterlagen<br />
für seine Verhaftung und Verurteilung. Reinhold Franks<br />
Kreuzweg begann am 21. Juli mit seiner Verhaftung. Dieses<br />
Datum wird ein Fingerzeig dafür sein, daß Reinhold Frank<br />
in 'Verbindung stand mit dem 20. Juli 1944 und wahrscheinlich<br />
besonders mit dem Kreis von Dr. Gördeler-Leipzig. Das<br />
ist jedenfalls sonnenklar, bei der ganzen Einstellung und<br />
Charakterveranlagung war Reinhold Frank ein absoluter<br />
Gegner Hitlers und seiner Getreuen in klarer Erkenntnis,<br />
daß alles im Untergang und Unglück endigen müsse. Die<br />
Gattin Reinholds, die heute als Witwe mit 4 Kindern in<br />
Karlsruhe lebt, wurde bei der Verhaftung ihres Mannes tätlich<br />
mißhandelt. 4 Wochen weilte Frank im Gefängnis in<br />
Aus der Ebinger Chronik des Joh. Jerg:<br />
Der Sommer 1816 war sehr naß gewesen. Am 8 Juni galt<br />
1 Simri Kernen (19—20 Liter) 2 Gulden und 50 Kreuzer Da<br />
schon 5 Jahre hindurch Mißwachs geherrscht, hatte man<br />
keinen Vorrat mehr auf den Fruchtkästen. Der Juni brachte<br />
schlechtes Heu, und der Juli zeigte sich rauh und kalt mit<br />
schweren Gewittern. Am 19. Juli will ein Killertäler bei<br />
Stehrenberg unterhalb Mannheim nach einem Unwetter in<br />
einem Gartenstück von Größe eines Morgens eine Menge<br />
Steine gesehen haben von 10—100 Pfund, die stanifarbig<br />
aussahen (wohl Meteor - Ueberreste). Am gleichen Tage<br />
machte ein Hagel Schaden in Unterschmeien, Dietfurt und<br />
Vilsingen bis Friedrichshafen hinauf. Auch der August ist<br />
trüb und regnerisch, eine späte Ernte ist zu fürchten. Alles<br />
jammert; der Esch will nicht reif werden. Auch der September<br />
zeigt sich unstät. Man fängt zu mähen an, allein es<br />
gibt sehr weiche Körner, denn die Witterung war immer zu<br />
kalt, die Früchte noch nicht reif. 1 Simri neuer Dinkel ko-<br />
Die Hungersnot 1816—17<br />
Stuttgart, wurde dann nach Berlin-Tegel, Plötzensee überführt.<br />
Diese Zeit war ohne Zweifel für seine Familie und<br />
mehr noch für ihn eine ganz schwere Zeit. Am 13. Januar<br />
1945 schreibt Reinhold Frank an seine Familie wörtlich:<br />
„Nun liebe Annemarie, erschrecke nicht und behalte es zunächst<br />
für Dich. Ich bin gestern zum Tode verurteilt worden.<br />
Es ist hart. Ob das Urteil vollstreckt wird, weiß ich nicht.<br />
Ich habe heute ein Gnadengesuch gemacht und hoffe, daß es<br />
Erfolg hat, Euretwegen. Warten wir ab und stellen wir alles<br />
in Gottes Hand!" — Man lese diese kurze Mitteilung einmal<br />
und man wird spüren, welche gefaßte und seelisch große<br />
Haltung hier aufleuchtet. Und nun schreibt unter dem 7. Februar<br />
1945 der katholische Oberpfarrer am Gefängnis Plötzensee<br />
an Frau Frank folgende Zeilen: „Es ist mir nicht<br />
leicht gewesen, Ihnen vor einigen Wochen zu schreiben, daß<br />
Ihr Mann schon Termin gehabt und vom Volksgericht zum<br />
Tode verurteilt war .... Heute muß ich Ihnen leider mitteilen,<br />
daß das Urteil bereits vollstreckt ist, und zwar am selben<br />
Tage, an dem Sie mir geschrieben, am 23. 1. 1945. Seit<br />
er im Gefängnis in Berlin-Tegel war, habe ich Ihren Mann<br />
regelmäßig zweimal wöchentlich besucht. Bei einem meiner<br />
ersten Besuche schon hat er eine Lebensbeichte abgelegt und<br />
ist von da ab jede Woche zu den hl. Sakramenten gegangen.<br />
Hier hat er sich in den langen, bangen Monaten der Ungewißheit<br />
die Kraft geholt, nie zu verzagen, und als schließlich<br />
die Entscheidung fiel, auch das Todesurteil mannhaft und<br />
stark hinzunehmen. Wenn ihm eines den Abschied von dieser<br />
Welt schwer gemacht hat: der Gedanke an die Seinen, die<br />
Sehnsucht nach Ihnen und den Kindern, so gab ihm auf der<br />
anderen Seite die Gewißheit Trost, daß sie in derselben<br />
christlichen Haltung das Letzte und Schwerste mit ihm tragen<br />
und mit ihm auch hoffen auf ein Wiedersehen und Wiedervereinigung<br />
in der Ewigkeit. In diesem Sinne schickt er<br />
Ihnen seine letzten Grüße mit der Bitte, bei den Kindern<br />
sein Andenken zu pflegen und in Ehren zu hallen." Und da<br />
soll ein denkender und erst recht ein christlich eingestellter<br />
Mensch nicht die allergrößte Hochachtung empfinden können<br />
von der Haltung bis zuletzt zum Tode, wie sie da Reinhold<br />
Frank geoffenbart hat. Fast wie ein Hohn klingt, was<br />
der Oberreichsanwalt in Berlin unter dem 19. Februar 1945<br />
schreibt: „Der ehemalige Rechtsanwalt Reinhold Frank ist<br />
wegen Hoch- und Landesverrat vom Volksgerichtshof des<br />
Großdeutschen Reiches zum Tode verurteilt worden. Das Urteil<br />
ist am 23. Januar 1945 vollstreckt worden. Die Veröffentlichung<br />
einer Todesanzeige ist unzulässig." Der letzte Satz<br />
scheint ein böses Gewissen zu verraten. Umsomehr aber hat<br />
die engere und weitere <strong>Heimat</strong> die Pflicht, dieses Opfers des<br />
Hitlerregimes in Ehrfurcht zu gedenken und unser katholisches<br />
Volk und überhaupt alle christlichen Kreise unseres<br />
Volkes von Reinhold Frank zu lernen, wie man treu und<br />
aufrecht steht zu seiner Ueberzeugung und seinem Glauben,<br />
schreibt doch auch der oben genannte Stadtpfarrer Dold von<br />
Karlsruhe, zitierend das Wort des großen Augustinus vom<br />
Jahre 430: „Wer für die Wahrheit stirbt., stirbt als Märtyrer.<br />
Denn Christus hat gesagt, ich bin die Wahrheit."<br />
Wenn nun Karlsruhe seines ehemaligen Rechtsanwaltes<br />
Reinhold Frank schon vor Jahren in einer großen Versammlung<br />
gedacht hat und, wenn wir recht orientiert sind, eine<br />
Straße nach ihm benannt hat, wäre es am Platze, daß auch<br />
Hohenzollern seiner in einer besonderen Weise gedenkt. Uns<br />
allen aber sei Reinhold Frank eine leuchtende, wegweisende<br />
Gestalt im Kampfe des Lebens.<br />
J. B. Locher, Pfarrer, Kettenacker.<br />
stet 1 fl., Roggen 2 fl. 36 kr. Nach wenigen schönen Tagen<br />
im September, wobei die Nächte wieder zu kalt waren, kam<br />
gleich Regen... Am 10. November sind noch viele Früchte<br />
draußen. Vielerorts hat man noch keine Grundbirn zuhaus.<br />
Man versucht sie und das Getreide unter dem Schnee<br />
hervorzuholen. Auch Hanf und Flachs gedieh nur<br />
miserabel; alles ist hier (in Ebingen) und auf den Alben<br />
verdorben. Auf ausgeführte Früchte wird in ganz<br />
Württemberg Zoll gelegt: Auf 1 Simri Kernen schlägt man<br />
1 fl. und 12 kr. drauf, auf 1 Scheffel Haber (= 8 Simri) 2 fl.,<br />
auf 1 Eimer Branntwein 20 fl., 1 Scheffel Grundbirnen 1 fl.<br />
Was jedoch aus dem Ausland (also auch aus Hohenzollern)<br />
hereinkommt, ist zollfrei. 1 Simri Kernen gilt 5 fl, 1 Simri<br />
Bohnen (d. i. Acker oohnen oder Saubohnen) 3 fl., Gerste<br />
ebensoviel, 1 Simri Grunübirneii 48 kr.<br />
Man will hier in Ebingen eine Suppenküche für die Armen<br />
einrichten; für 80 000 fl. sind Früchte gekauft und hergeführt.<br />
Aber erst das folgende Jahr 1817 sollte zum Hunger-