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Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein

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Jahrgang 1954 H O H E N Z O I , L E R I S C H E H E I M A T 35<br />

von ihnen wegen der Trockenheit der letzten Jahre vor der<br />

Wasserleitung kapituliert.<br />

Von den weiteren Schichten der Lettenkohlenformation<br />

nennen wir noch den Fiammendolomit, dessen Platten<br />

unter dem Schlage des Hammers nach ihren feinen Spalten<br />

in scharfkantige, glattflächige Trümmerstücke zerspringen.<br />

Ueber ihm folgt der Zellendolomit, der die Lettenkohlenformation<br />

gegen die erste Schicht des mittleren Keupers,<br />

den Gipskeuper, hin abschließt. Der Zellenkalk ist an<br />

der löcherigen, zellenförmiggegliederten Oberfläche leicht erkennbar.<br />

Der Landwirt liebt ihn nicht; denn gar fcu oft stört<br />

er ihn beim Pflügen seines Ackers. Er hat darum nichts<br />

dagegen einzuwenden, wenn man ihn von seinem Acker<br />

oder von seinen Lesehaufen wegholt, um ihn ähnlich wie<br />

Tuffsteine zum Abschließen von Gartenbeeten zu verwenden.<br />

Weil er auf unmittelbarem Weg von der Rangendinger<br />

Mühle zur Straße nach Hirrlingen ansteht, haben ihn die<br />

Römer dort zur Pflasterung dieser Straße benützt.<br />

Die Lettenkohlenformation bedeckt weithin die Ebene des<br />

Muschelkalkes und ist häufig mit L ö ß 1 e h m Gedeckt.<br />

Auch dieser kann einen kleinen Quellhorizont bilden, ja<br />

sogar im Verein mit der Lettenkohle und den Estherienschichten<br />

den Untergrund ganz abdichten, so daß es in<br />

flachen Mulden zu Wasseransammlungen kommt, wie wir<br />

das bei dem Weiher beim Salenhof sehen. Südlich vom Salenhof<br />

liegt noch eine weitere flache Mulde, die sich in<br />

regenreichen Zeiten ebenfalls mit Wasser füllt. Der Name<br />

Seehof und der in der Gegend öfters vorkommende Flurnamen<br />

Seewiesen deuten auch auf Wasseransammlungen<br />

hin. Die Bächlein, die aus solchen Weihern, Mulden oder<br />

Quellhorizonten kommen, bilden meist flache Wiesentäler,<br />

aber ihre Wasser erreichen heute nur noch bei Wolkenbrücnen<br />

oder bei der Schneeschmelze den Neckar, die Eyach<br />

und Starzel, wo sie dann die steilen Treppen und Schluchten<br />

hinunterstürzen, die sie einst vor Jahrtausenden in die<br />

steilen Wände des Muschelkalkes hineingenagt haben, als<br />

noch die ganzen Wassermengen unmittelbar den Flüssen zugeführt<br />

wurden. Heute verschwinden die Bächlein oft schjn<br />

nach kurzem Laufe in den Spalten und Klüften des Muscnelkalkes,<br />

die sie immer mehr erweitern, bis die Decke<br />

einbricht und Dolinen entstehen, wie wir dies öfters in solchen<br />

Tälcnen sehen können. Gegenwärtig werden im Rangendinger<br />

Muschelkalksteinbruch ieider die letzten Felsen<br />

abgetragen, die sich beim Einsturz des unterirdischen Abflusses<br />

der Wetzenbachgrabens schief gelagert haben. Einst<br />

wird auch die Zeit kommen, in der die Decke einbricnt, die<br />

heute noch das Laiberbächlein auf eine längere Strecke zum<br />

unterirdischen Bache macht. Eine Felsschlucht wird dann an<br />

die stelle treten, die das Bächlein im Verborgenen durchfloß.<br />

Ob nach tausend oder hunderttausend Jahren der Einbruch<br />

erfolgt, das läßt sich nicht sagen.<br />

Die Lettenkohlenformation beginnt bei uns an der Straße<br />

von Rangendingen nach Haigerloch und begleitet die Höhen<br />

über der Starzel. Von da an bedeckt sie, häufig von<br />

Lößlehm üb'~ -lagert, das ganze hohenzollerische Unterland<br />

bis in die Nähe des Neckars. Westlich des Neckars finden<br />

wir sie auf den Höhen nur noch als kleinen Rest beim Oberhof<br />

über Glatt und merkwürdigerweise in der Niederung um<br />

D e l c 1 i n g e n. Ais ich vor einigen Jahren vom Bahnhof<br />

in Schopf loch gegen Dettlingen hinunterwanderte, hatte Xaver<br />

Epple westlicn vom Dorfe gerade eine Baugrube ausgeschachtet,<br />

in der ich eine reine Lettenkohlenschicht von 30<br />

cm L'cke messen konnte, in einer Meereshöhe von rund 600<br />

m, während ringsum der sonst den Keuper u n t e r lagernde<br />

Muschelkalk bis zu 700 m anzeigt. Wie ist so etwas möglich?<br />

Dettlingen liegt am Südrande jenes gewaltigen Grabenbru-<br />

• hes, der, von Osten kommend, gegen Dornstetten hinzieht.<br />

Von diesem Grabenbruch zweigt bei dem benachbarten Bittelbronn<br />

noch eine Verwerfungsspalte nach Südwesten hin<br />

ab. Das zwischen dieser Verwerfungsspalte und dem Grabenbruch<br />

liegende Dreieck ist zu einer Zeit, als die ganze<br />

Landschaft noch von der Lettenkohlenformation bedeckt<br />

war, um etwa 200 m in d:o Tiefe gesunken. Es ist das der<br />

Raum, auf dem heute Dettlingen mit dem südlich anschlie-<br />

ßenden Wiesengelände liegt. Während im Laufe der Jahrtausende,<br />

die seit dem Einbruch hinter uns liegen, der<br />

Keuper auf den umliegenden Höhen abgetragen wurde, ist<br />

er unten um das heutige Dorf erhalten geblieben. Auch die<br />

starken Queiien, die in der Nähe der Verwerfungsspalte bei<br />

der Haugensteiner Mühle entspringen, hängen mit<br />

diesem Einbrüche zusammen. Es sind echte Spaltenquellen,<br />

die aus verschiedener Tiefe zu stammen scheinen; denn ein<br />

Teil von ihnen wird nach starkem Regen bald trüb, während<br />

andere klar bleiben.<br />

Die Lettenkohlenformation besitzt bei uns nur geringe<br />

Mächtigkeit, die nirgends über 20 m hinausgeht. Davon<br />

entfällt in manchen Gegenden, so in der Winterhalde<br />

zwischen Hart und Höfendorf, ein großer Teil auf den Lettenkohlensandstein,<br />

während er an anderen Orten nur in<br />

schwachen Bänken abgelagert ist.<br />

Trotz der geringen Mächtigkeit gehört diese Formation<br />

doch zu unseren wertvollsten geologischen Ablagerungen;<br />

denn auf ihr beruht die Fruchtbarkeit des Raumes zwischen<br />

Starzel und Neckar, der Gäulandschaft. Hier liegen<br />

die Kornkammern des Landes. Der Wechsel von<br />

Kalk, Sand und Letten, vor allem die leichte Verwitterbarkeit<br />

des Lettenkohlensandsteins, geben einen guten Boden,<br />

dessen Feuchtigkeit durch wasserhaltende Zwischenschichten<br />

festgehalten wird. Der Boden ist auch leicht bearbeitbar. Der<br />

aufgelagerte Löß und Lößlehm erhöht noch die Fruchtbarkeit<br />

und die leichte Bearbeitungsmöglichkeit. Nur ist der<br />

Lößlehm meist schon stark entkalkt und darum für Kalkzufuhr<br />

dankbar.<br />

Die Fruchtbarkeit und leichte Bearbeitungsmögiichkeit der<br />

Böden unserer Gäulandschaft sind in Verbindung mit den<br />

in ihr liegenden Quellhorizonten auch die Ursache, daß sie<br />

schon früh besiedelt werden konnte, zumal die Lößrücken<br />

in ihr bis zur Einwanderung der ersten Menschen in<br />

diese Gegend noch unbewaldet oder höchstens mit einem<br />

lichten Eichenhain bedeckt waren, so daß nicht gerodet werden<br />

mußte. So kam es, daß die ältesten Bauern, welche die<br />

Menschengeschichte kennt, die Menschen der Jungsteinzeit,<br />

um das Jahr 3000 vor Christus ihre Schilfhütten erbauten<br />

und mit ihren einfachen Holz- und Steinpflügen die Aecker<br />

mit Weizen, Gerste, Emmer und Hirse bepflanzten. Wie war<br />

Domänenpächter Rauscher vom Salenhof so stolz, als wir<br />

am Gründonnerstag des Jahres 1948 auf dem Lößrücken<br />

westlich von seinem Hofi immer wieder Klingen und Schaber<br />

aus Feuerstein aufheben konnten, die von seinen Vorgängern<br />

herrührten, die schon 5000 Jahre vor ihm diese<br />

Aecker bebauten.<br />

Auch die römischen Bauern haben die Güte dieser<br />

Böden erkannt und hier stattliche Bauernhöfe erstellt, von<br />

deneji sich Spuren auf den Gemarkungen Empfingen, Weildorf,<br />

Trillfingen finden und vor vier Jahren auch in Höfendorf<br />

nachweisen ließen. In der unmittelbaren württembergischen<br />

Nachbarschaft sind die Grundrisse solcher römischen<br />

Bauernhöfe beim Neuhaus und auf dem „Steinmäuerle" bei<br />

Hirrlingen aufgedeckt worden.<br />

Nach den Römern kamen d^ Alemannen und legten<br />

hier auf Lettenkohle und Lößlehm die Dörfer Empfingen<br />

und Trillfingen an. Selbst das kleine Vorkommen der Formation<br />

westlich des Neckars haben sie entdeckt und dort<br />

Dettlingen gegründet. Im weiteren Ausbau folgten dann<br />

Weildorf und Höfendorf, Gruol, Betra und Dettensee, Bittelbronn<br />

und Henstetten und zuletzt Hart das, wie sein Name<br />

schon andeutet, erst den Eichenwald roden mußte, von dem<br />

sich einige kleine Reste bis n unsere Zeit herein gerettet<br />

hatten. Um das Jahr 700 nach Christ es war die Besiedlung<br />

der Gäulandschaft in der Hauptsache abgeschlossen. Was von<br />

den Ortschaften zu weit entfernt war, ist zum Teil erst in<br />

neuerer Zeit durch die Anlage von Herrschaftshöfen in<br />

gründlichere Bebauung genommen worden. Die übrigen Siedlungen<br />

des Gebietes sind zum Teil in die engen Muschelkalktäler<br />

hinabgestiegen, haben aber ihr Ackergeländ9 zum<br />

größten Teil auch auf der Gäuebene liegen, so daß wir sie<br />

zu den Gäuorten rechnen dürfen.<br />

Am Brunnen vor dem Tore, da stand ein Lindenbaum<br />

Ja, da stand er, der Lindenbaum, so groß und breit, wie<br />

ich nie mehr einen gesehen habe. Und immer, wenn in fröhlichem<br />

Kreise — der Deutsche singt gern wehmütige Lieder<br />

«—, in froher Gesellschaft das schöne Volkslied erklang,<br />

gingen meine Gedanken zurück zu ihm, der mit so vielen<br />

Eine Kindheitserinnerung<br />

Erinnerungen an die Kindheit, verknüpft war. Er stand a'if<br />

einer niederen Böschung, welche die heutige Leopoldstraße<br />

von dem Weg trennt, der zum Brenzkoferberg führte Es war<br />

auch ein Brunnen daneben, der in früheren Tagen, als die<br />

umliegenden Häuser noch keine Wasserleitung hatten, eine

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