Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein
Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein
Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
34 H O II E N Z O L L E LT I S C H E H E I M A T Jahrgang 1954<br />
ster praktisch lernte? Woher haben Bischöfe wie Bernward<br />
(f 1022) und Godehard (f 1038) von Hildesheim, Meinwerk<br />
von Paderborn (f 1036), Otto von Bamberg (f 1139), Benno II.<br />
von Osnabrück (f 1088) ihre Kenntnisse geholt, die sie befähigten,<br />
so herrliche Kirchen zu bauen? Sie saßen als lernbegierige<br />
Schüler einst in den Klosterschulen zu den Füßen<br />
jener lateinkundigen Mönche, die nach dem Grundsatz in F.<br />
W. Webers „Dreizehnlinden" handelten: „Sind die Heiden<br />
kluge Meister, geh'n wir doch in ihre Schule", und deshalb<br />
mit ihnen die 10 Bücher „De architektura" des römischen<br />
Schriftstellers und erfahrenen Festungs- und Kriegsbaumeisters<br />
von Cäsar und Augustus, des Vitruy (88—26 v. Chr.)<br />
mit Gründlichkeit lasen und sachgemäß erläuterten. So mag<br />
auch Hermann in der Klosterschule auf der Reichennau diese<br />
anregenden Bücher mit seinen Schülern durchgearbeitet haben.<br />
Wir sind umsomehr zu dieser Annahme berechtigt, weil<br />
wir wissen, daß er sich eingehend mit Geometrie und Mechanik<br />
beschäftigte, wie einige seiner theoretischen und<br />
praktischen Arbeiten zeigen. Sein Schüler Benno II., Bischof<br />
von Osnabrück, steht uns besonders nahe, nicht nur als<br />
Schwabe, stammt er doch sehr wahrscheinlich aus dem badischen<br />
Dörfchen Löhningen bei Waldshut, sondern es spricht<br />
manches dafür, daß er bei der Plan- und Baugestaltung<br />
der Burg Hohenstaufen und der<br />
ältesten Zollerbuirg unmittelbar oder wenigstens<br />
mittelbar mitgewirkt hat.<br />
Die Kirche hat bis jetzt Hermann den Lahmen noch nicht<br />
in die Schar der Heiligen aufgenommen, so sehr er dieses<br />
um seines. „Salve Regina" willen und wegen seiner mit so<br />
viel Gottergebenheit ertragenen Gebrechen verdient hätte.<br />
Versuche zu seiner Selig- und Heiligsprechung sind immer<br />
wieder gemacht worden, wie wir aus der sehr lesenswerten<br />
Schrift, des bekannten Pfarrers und Volksschriftstellers Hein-<br />
Aus der Geologie von Hohenzollern<br />
rich Hansjakob (f 1916): „Herimann, der Lahme, von der<br />
Reichenau. Sein Leben und seine Wissenschaft." (Verlag<br />
Franz Kirchheim, Mainz 1875, 108 S.) entnehmen. So hat u. a.<br />
im Jahre 1862 der damalige Stadtpfarrer von Veringenstadt,<br />
der einstigen Residenzstadt der Grafen von Veringen, in der<br />
die Verehrung von Hermann dem Lahmen um jene Zeit<br />
schon ziemlich tief ins Volk gedrungen war, die Frage wieder<br />
aufgegriffen, aber ohne daß er Erfolg hatte. Hansjakob<br />
bedauert das sehr und wünscht, daß die Zeit nicht mehr<br />
ferne sei, in der die Selig- und Heiligsprechung des großen<br />
Dulders erfolgt.<br />
In neuester Zeit hat Pfarrer Albert Krautheimer, der<br />
Schriftleiter des „St. Konradblattes, des Bistumsblattes für<br />
die Erzdiözese Freiburg" ihn aus einem richtigen Empfinden<br />
heraus unter dem Namen Hermann der Gelähmte ohne<br />
weiteres Bedenken in sein schönes Buch „Heilige Deutschlands"<br />
(Badenia-Verlag, Karlsruhe 1945) aufgenommen, wohl<br />
weil er annimmt, daß er zu dieser glorreichen Schar gehört.<br />
Der Illustrator des Buches, Ludw. Barth, Karlsruhe, hat einen<br />
Holzschnitt beigesteuert, auf welchem das Haupt Hermanns<br />
mit einem Heiligenschein umgeben ist. Der Generalvikar der<br />
Erzdiözese Freiburg Dr. Adolf Rösch, der aus Veringenstadt<br />
stammt, in dessen Jugendtagen die einstige Verehrung Hermanns<br />
dort wohl noch nachklang, hat dem Buche die kirchliche<br />
Druckerlaubnis erteilt.<br />
Wir sehen, der Gedanke an die Heiligsprechung<br />
Hermann des Lahmen ist immer<br />
noch lebendig. Wenn ihn das Marianische<br />
Jahr und 1 die Gedenkstunde zu Hermanns<br />
90 0. Todestag neu aufwecken und zu einem<br />
Erfolg führen, ist eine Dankesschuld gegen<br />
den Mann abgetragen, der zum ersten Male<br />
das „Salve Regina" gebetet hat.<br />
(10. Fortsetzung)<br />
III. Keuper<br />
1. Unterer Keuper oder Lettenkohlenformation<br />
Wie wir in unserem ersten Beitrag zur Geologie von Hohenzollern<br />
ausgeführten (Hohenz. Kemnat, 2. Jg. Nr. 1), bildet<br />
der Keuper die oberste Schicht der Trias (Dreiheit), die sich<br />
aus Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper zusammensetzt.<br />
Der Name Keuper ist aus Thüringen zu uns gekommen<br />
Er bezeichnet ein recht mannigfaltiges geologisches Gebilde,<br />
das sich unten, unmittelbar über dem Muschelkalk, noch<br />
aus einigen dünneren Kalkbänken, sonst aber hauptsächlich<br />
aus oft recht buntfarbigen Mergeln und Sandsteinbänken<br />
aufbaut. So wechselnd wie seine Schichten und Farben ist<br />
auch die Entstehung des Keupers. Im Gegensatz zum Muschelkalk,<br />
der sich in der Tiefe des Meeres ablagerte, vollzog<br />
sich die Bildung des Keupers vorwiegend auf dem festen<br />
Lande. Er ist in einer Landschaft entstanden, die wir am<br />
besten mit den weiten, flachen Mündungsgebieten unserer<br />
großen Ströme, etwa des Rheines, des Nils, des Hoangho und<br />
Jangtsekjang des Mississippi oder des Amazonenstromes<br />
vergleichen Können, in denen sich je nach der Wasserführung<br />
Schlamm- und Tonmassen oder mächtige Sandschichten<br />
ablagern.<br />
Wie beim Buntsandstein und beim Muschelkalk so können<br />
wir auch beim Keuper untere, mittlere und obere Schichten<br />
unterscheiden. Die untersten Schichten, die in einigen Steinbrüchen<br />
bei Rargendingen, Hart, Trillfingen usw. aufgeschlossen<br />
sind oder waren, zeigen deutlich den Uebergang<br />
von den dickbankigen, quadermäßigen Felsgebilden des<br />
obersten Muschelkalkes, des Trigonodusdolomits, zu den<br />
dünnbankigen, anfangs auch noch dolomitischen Bildungen<br />
des untersten Keupers. Auf diese folgen dann, wie wir in<br />
einem aufgelassenen Steinbruch oben an dem Hang über<br />
dem Auchtet an der rechten Starzelseite bei Rangendingen<br />
sehen können, die grünlichen Estherienschiefer, die,<br />
wenn sie gut durchfroren sind, einen vorzüglichen Letten<br />
liefern. Diese Schiefer sind wasserundurchlässig. Deshalb<br />
treten über ihnen kleine Quellen aus, die aber in trockenen<br />
Zeiten verschwinden, da sie meist nur über ein kleines Einzugsgebiet.<br />
verfügen.<br />
Die Gäulandschaft<br />
Von Michael Walter<br />
Ueber den grünen Schiefern lagert eine gelbliche Sandsteinbank,<br />
der Lettenkohlensandstein, der in früheren<br />
Jahren häufig abgebaut wurde, da sich seine Steine<br />
leicht zu Tür- und Toreinfassungen und Fenstereinrahmungen<br />
verarbeiten lassen, wie wir heute noch an manchen<br />
Häusern, besonders schön an Pfarrscheune in Hart sehen<br />
können, bei der nicht nur die drei stattlichen Torumfassungen,<br />
sondern a ch das übrige Mauerwerk aus diesem Sandstein<br />
hergestellt sind. Vereinzelt sehen wir in dem Sandstein<br />
Pflanzenabdrücke und Stengelglieder, ein Beweis dafür,<br />
daß der Sand in einer flachen, bewachsenen Bucht abgelagert<br />
wurde. Der Schwefel in den Schwefelwasserstoffgasen<br />
des Faulschlammes in solchen Buchten hat sich hie<br />
und da mit dem Eisen des Sandes zu Schwefelkiesknollen<br />
verbunden, die dann im Mauerwerk auf der Regenseite der<br />
Gebäude sich auflösten und lange Roststreifen an den Wänden<br />
bilden, wie wir sie an der Westseite der Harter Pfarrscheun«<br />
sehen, ähnlich den Roststreifen aus den Schwefelkiesknoilen<br />
im Angulatensandstein, die uns auf der Burg<br />
Hohenzollern auffallen.<br />
Ueber dem Lettenkohlensandstein kommt, in Gruben oder<br />
an den Rändern von tiefeingeschnittenen Wegen, wie z. B.<br />
auf dem Feldweg auf dem Lmdach bei Rangendingen gegen<br />
den Omengraben hm, eine weiche, schwarze Schicht zum<br />
Vorschein, die Lettenkohle, nach der die ganze untere<br />
Keuperschicht als Lettenkohlenformation bezeichnet wird,<br />
und die aucti ier in ihr lagernden Sandsteinbank den Namen<br />
gegeben hat. Wer die Lettenkohle zum ersten Male gut aufgeschlossen<br />
sient, der möchte in ihr gleich ein Kohlenbergwerk<br />
anlegen. Mancher hat dies auch schon versucht, aber er<br />
is kein Kohlenbaron geworden. Die Lettenkohle enthält zu<br />
viel toniges Material, so daß sich ihr Abbau nicht lohnt. Wie<br />
die Estherienschiefer bildet auch die Lettenkohle einen Queilhorizont,<br />
der die Aecker feucht erhält, ja an Hangen sie sogar<br />
zum Rutschen bringen kann. Ihm entnahmen manche<br />
Dorfbrunnen des Gäus ihr Wasser, doch haben die meisten