Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein

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30 H O II E N Z O L L E LT I S C H E H E I M A T Jahrgang 1954 Fürsten richteten. Anlaß zur Aufstellung der Bürgerwehr gab aber erst der sogenannte „Franzosenlärm". Nachrichten, daß 30 bis 40 000 Franzosen über Baden schon in Württemberg eingefallen seien, bewogen den damaligen Stadtamtsverweser Baur, die waffenfähige Mannschaft zur Gegenwehr aufzufordern. Es wurde anfangs sogar empfohlen, wo Waffen fehlten, zu Sensen, Dreschflegeln und Heugabeln zu greifen. Inzwischen hatten sich schon eine Anzahl ehemaliger Soldaten und waffenkundiger Männer zu einer „Bürgerwache" zusammengetan, die nun Wachdienste tat. Kurz darauf wurde dann die eigentliche Bürgerwehr aufgestellt. In der Hechinger Stadtchronik heißt es: „Am 26. März begann die Bildung einer Bürgerwehr, i bis 500 Mann stark, wurde sie in vier Kompanien mit je 3 Offizieren eingeteilt. Bataillonskommandeur war anfangs der Zimmermeister Gebhart Hecht, der unter Napoleon gedient. Sein Adjutant wurde der Regierungsdirektor von Wangenheim, später übernahm das Kommando Hofmarschall von Crousaz. Auf Befehl des Fürsten bildete sich aus dem Orchester unter dem Kammermusikus Wichtl eine vorzügliche Janitscharenmusik, die jedesmal mit dem Bataillon ausrückte. In den ersten Monaten wurde jeden Tag im „Fiele" exerziert. Instruktor war der ehemalige Sergeant des fürstl. Militärs Basso. Später wurde nur noch sonntags, und zwar nach dem Martinsberg ausgerückt. Die erste Kompanie bestand aus der ledigen Mannschaft, die mit Musketen versehen, auch Schießübungen hielt." „Am 15. Juli feierte die Bürgerwehr die Wahl des Erzherzog Johann zum Reichsverweser mit Zapfenstreich, Gottesdienst und Parade und huldigte gleichwie das fürstliche Militär dem Reichsoberhaupte." Am 16. August hatte sich die Bürgerwehr zum Abschied des nach Schlesien sich zurückziehenden Fürsten vor der Villa Eugenia aufgestellt. Am 7. September machte die Bürgerwehr einen Marsch nach Balingen. Im folgenden Jahre 1849 hören wir zum letzten Mal von der im März 1848 gegründeten Bürgerwehr. In der Chronik heißt es: „An der Beerdigung des hier verstorbenen Abgeordneten Baur nahmen der Stadtrat, die Bürgerwehren von Hechingen und Sickingen und die Märzvereine des Landes teil." „Am 17. Mai dieses Jahres ließ die Regierung das Militär und die Bürgerwehr auf die Reichsverfassung vereidigen. Am 1. Oktober 1935 hörte Hermannsdorf auf, eine eigene Gemeinde zu sein und wurde Burladingen eingegliedert, aus dessen Gemarkung es vor 130 Jahren herausgeschnitten wurde. Nämlich erst im Jahre 1804 ist Name und Dorf Hermannsdorf entstanden. Damals wurden zwei fürstlich-hechingische Domänen von Hermann Friedrich Otto, dem damaligen Landesherrn an Siedler aus dem benachbarten Württemberg aufgeteilt. Schon vorher hatte der Hofrat Ziegler dem Fürsten vorgeschlagen, den Hof der Wildhütten, der heute sogenannten Küche, (die ohne Zweifel den Namen von dem Küchengebäude der fürstlichen Jagdhütte hat) und den kurz zuvor benannten Hermannshof aus ökonomischen Vorteilen zu zertrennen und als kleine Güter gegen ein jährliches Lehengeld und ewige Fruchtabgaben (als sog. Gült) auszuleihen. Die Verhandlungen fanden am 4. September 1804 zu Burladingen statt. Da die Höfe auf 9 Jahre verpachtet waren um jährlich 1500 Gulden, und erst 2 Jahre dieser Zeit verstrichen, mußten die Pächter erst abgefunden werden. Sodann plante man 20 Teile zu machen und wählte von den 70 Bewerbern die besten heraus, und zwar lauter fremde! Die Namen der ersten Siedler sind Weber, Weiß, Bleßing, Glogaus, Stiefel, Förster, Stark, Braun, Kümmerle, Klein, Baur, Schimming, Müller, Kapel und Heinisch. Sie stammten aus den Oberämtern Kirchheim u. T, und Göppingen. Den Evangelischen wurde freie Religionsausübung und Lehrer und Schule auf eigene Kosten zugestanden. Das Verhältnis der erst später zahlreicheren Katholiken zur Pfarrei Burladingen war noch um 1850 nicht geregelt, wenn auch seit 1847 dortselbst eigene Standesbücher für Hermannsdorf geführt werden. Hermannsdorf Die neuen Landeskinder erhielten Steuerfreiheit für 15 und Fronfreiheit für 5 Jahre, jeder Erblehenhof 36 Jauchert (ä 33,68 ar) Feld für Aecker, das teils noch kultiviert werden mußte, 8 Jauchert Wiesen und 1 Jauchert Krautland. Auf der Wildhütten (später Küche) wurden 6 Höfe errichtet: 1. Braun, 2. und 3. Klein, 4. Stiefel, 5. Stiefel, 6. Kümmerle. Diesen überließ man die große Scheuer mit Stall und die kleinen Ställe für 650 Gulden, ferner das Cavalierhaus samt Keller und Vorkeller und das zusammengefallene Gülthaus für 240 fl. Außerdem noch den alten Reitstall und das Schäferhäusle. Bei dem „neuen Hof" (jetzt Hermannsdorf) wurden weitere 14 Teile gebildet, wobei Joh. Friedr. Weber die Weinschankgerechtigkeit erhielt gegen jährliche Zahlung des Um- Die Vereidigung des Militärs geschah auf dem Schloßplatz, der Bürgerwehr vor dem Rathause." Schon am 6. August dieses Jahres rückten preußische Truppen in Hechingen ein, und im Dezember wurde der Staatsvertrag wegen Abtretung der hohenzollerischen Fürstentümer an Preußen unterzeichnet. Damit ging die alte Tradition der Bürgergarde zu Ende. Nocheinmal im Jahre 1905, es waren angesehene Hechinger Bürger, die im Rahmen einer „Vereinigung zur Erhaltung alter Volkssitten eine „Inaktive Bürgerwehr-Kompanie" gründeten. Sie war 20 Mann stark, und ihre Aufmachung war unserer heutigen Uniform sehr ähnlich. Noch vorhandene Akten aus den Jahren 1905—06, worunter auch der „Letzte Kompanie-Befehl" sich befindet, zeigen uns, daß auch diese Bürger-Kompanie eine kurze Lebensdauer hatte. Wieder vergingen fast 50 Jahre, bis sich 1950 eine Handvoll heimatverbundener junger Männer zusammentaten und mit viel Eifer und Liebe sich bemühten, dieses Stück „Alt- Hechingen" der Vergessenheit zu entreißen und zu neuem Leben zu erwecken. Zunächst gelang es, eine Knüppelmusik aufzustellen, die in unserer heutigen Uniform ausrückte und bei der Bevölkerung allgemeinen Anklang fand. Durch opfervolle Arbeit aller Mitglieder kam ein Jahr später auch der Musketier-Zug mit Fahnenabteilung dazu. So bekam Hechingen wieder seine Bürgergarde, die inzwischen bei vielen Anlässen in der Heimatstadt und auch auswärts, die alte Tradition der Vorfahren weiterträgt. Alljährlich nimmt sie auch als Ehrenspalier des Allerheiligsten an der Fronleichnamsprozession teil. Aber nicht nur in dekorativem Auftreten sieht die Hechinger Bürgergarde ihre Aufgabe begrenzt, sondern sie pflegt in Vorträgen und -Diskussionsabenden auch eine lebendige Volks- und Heimatkunde. Auch das Wiedererstehen der Hechinger Volkstrachtengruppe ist auf die Initiative der Bürgergarde zurückzuführen. Als Motiv und Leitwort hat sich diese Vereinigung den schönen Spruch auf die Fahne geschrieben: „In Treue zur Heimat". Vitus Mayer-Hechingen. gelds (Getränksteuer). Auch hier verkaufte man die vorhandenen Gebäude den Siedlern gegen annehmbare Bezahlung. (Da vom erst letzte Zeit verkauften fürstlichen Hof zu Hermannsdorf dabei nicht die Rede ist, scheint dieser erst nachträglich wieder in die Hand der Herrschaft zurückgefallen zu sein!) Zu den Neubauten, die dorfweise zusammengerückt werden mußten, wurde billiges Holz abgegeben. Die Höfe waren also nur geliehen, konnten aber an die Kinder vererbt, auch mit Bewilligung der Herrschaft verkauft und vertauscht, aber höchstens in 2 Teile geteilt werden. Zwei Brunnen verspricht die Herrschaft zu bauen, die aber dann von der Gemeinde unterhalten werden müssen. Jeder Hof erhält 5 Klafter Buchenbrennholz und 2 Klafter Tannenholz gegen 3 bezw. 2 Gulden pro Klafter, deren Scheiter 4 Schuh lang und 7 Schuh hoch und breit gebeigt waren. Bei Antritt des Gutes mußten die Siedler 240 Gulden zahlen, bei einem halben die Hälfte. Bei Veränderungen durch Erbschaft, Tausch, dagegen 40 fl, als Erschatz, und bei Verkauf und Wegzug außerdem noch 25 fl. Bei Uebergabe an die eigenen Kinder hat man den Erschatz von 40 fl. ganz erlassen. Zehnten brauchten die Neubauern 5 Jahre keinen zu geben, auch später nicht von Futter, Hanf, Kraut, Esper (also Kleinzehnten, daher wohl die Schwierigkeit wegen der pfarrlichen Eingliederung). Die Lehenabgabe betrug für die ersten 5 Jahre 3 Scheffel Vesen (ä 186,22 Liter), 6 Scheffel Haber, und 30 Gulden jährlich. Nach 5 Jahren stieg das Geld auf 40 fl. und nach 10 Jahren auf 50 fl und der Haber auf 8 Scheffel. Die ersten Bürger hatten ein Vermögen von 100 bis 2500 Gulden mitgebracht. Nur 100 hatten die Stiefel, Braun und Miller. Johann Georg Kümmerle von Ebersbach wurde erster Vogt, mit 15 Stimmen gewählt. Gleich in den ersten Jahren sahen verschiedene ihre Hoffnungen nicht erfüllt und sagten Hermannsdorf Lebewohl. Bald kamen die Namen Hölsche von Bietenhausen (1866 nach Amerika), Pfister von Bittelbronn um 1820, Haid von Imnau 1833, Eckenweiler von Bietenhausen 1834, Eger von Imnau 1862, Michel von Affaltrach 1864, Schairer 1906, Zoller von Oepfingen 1903, dazwischen noch Hipp von Salmendingen, Schäfer, Eisele von Gauselfingen, Maichle, Koch, Bechtold usf. Schon 1821 klagen die Hermannsdorf er dem Fürsten, sie seien in großer Not, kämen mit den Abgaben nicht durch usf. Die Wirtschaft zu Hermannsdorf hat im Jahre 1864 J. A.

Jahrgang 1954 H O H E N Z O I , L E R I S C H E H E I M A T 31 Hipp von Salmendingen von Johann Faigle samt 37 Jauchert Acker und 8 Jauchert Wiesen um die schöne Summe von 5200 Gulden gekauft. Ein halber Lehenhof dagegen galt 1860 nur 1400 Gulden. In jener Zeit wurden die Lehen abgelöst und die Güter Eigentum der Inhaber. Gewöhnlich wurde die Ablösungssumme im 18fachen Jahiesbetrag der bisherigen „ewigen" Gilten festgesetzt. Bemerkt sei noch, daß bis 1811 auf dem jetzt abgeholzten Schwandel auch ein fürstliches Jagdhaus stand. Kraus. Kurznachrichten Gräberfund in Gammertingen Am Samstag, den 27. Februar 1954, legten Dr. Rieth-Tübingen und sein Assistent ein Grab aus der Spätbroncezeit frei, das 2 Tage zuvor Bahnarbeiter beim Abgraben der Böschung östlich des Bahnhofsgebäudes aufdeckten. In vorbildlicher Weise stellte die Arbeitskolonne die Grabarbeiten an diesem Platze ein, so daß die Bergung des Grabinhalts durch Fachleute erfolgen konnte. Es handelt sich um ein Frauengrab aus der Zeit 1000 Jahre v. Christi Geburt. Geborgen wurden 3 Urnen mit einigen Verzierungen, verbrannte Kno-. chenteile (Brandgrab), Reste von Tierknochen, viele feinziselierte, kräftige Broncereifen für Armschmuck (einige davon zerbrochen), Broncekette, zerbrochene Broncedrahtstreifen, Teile von Goldschmuck, durchlöcherter Bernsteinschmuck (davon hatte ein Stück Größe und Form eines Spinnwirteis), eine größere Zahl blaugrüner, durchlöcherter Glasperlen. Glasperlen sind in unserer Gegend, wie Dr. Rieth mitteilte, aus dieser Zeit noch nie gefunden worden. Siedlungsgeschichtlich wirft der Fund neue Probleme auf, da auf diesem Gelände bisher keine Bodenfunde gemacht wurden. Ein Fund auf der rechten Lauchertseite (Gewandteil Schroth), im Jahre 1929 aufgedeckt, stammt aus der gleichen Zeit. Die katholischen Pfarrer von Hausen a. d. L. Die Pfarrei Hausen an der Laudiert, im 15. Jahrhundert auch Zaiselhausen genannt, war seit alters dem Kloster St. Gallen in der Schweiz gehörig, und der hl. Gallus dort Kirchenpatron, wie auch zu Willmandingen, Rangendingen, Truchtelfingen, Gallenhof zu Ringingen und Zell am Zoller. Vielleicht bezieht sich auf unser Hausen der Eintrag im St. Galler Urkundenbuch (Wartmann Bd. 3, der Hausen bei Bernegg vermutet), wonach das Kloster jährlich am 11. Juli aus Hausen bezog: vier Traglasten mit Wein, Brot, Fleisch, Käs, Eier und Bohnen und ebensoviel am 2. November, dem Todestag des Abts Nordpert. Dabei könnte der Wein aus Rangendingen stammen und Hausen nur die Sammelstelle für obige Orte gewesen sein. Hausen wurde im Jahre 1534 mit Württemberg protestantisch. Das Kloster St. Gallen hat noch 1525 dort das Patronatsrecht ausgeübt. Einige katholische Pfarrer kennen wir mit Namen, während im Jahre 1275 das Konstanzer Zehntbuch (abgedruckt im Freib. Diöz.-Arch. I, 1865, S. 85) keinen Namen nennt. Es sind: 1.) Kunrad Trapold um 1400 (Seelbuch d. Kap. Trochtelfingen). 2.) Heinrich Kumer, zahlt 1419 als Erstfrüchte 10 fl. 3.) P e t r u s N. 4.) Johannes Arniäder von Trochtelfingen von 1430 an. 5.) Marquardus Schenk um 1460. 6.) L a u x (Lukas) Grötzinger seit 1462; Im Jahre 1482 hat er 22 Pf. Hlr. Einkommen und zahlt davon I Pfd. 2 Schilling (FDA 26, 60). Bis 1493 war er Kammerer mit demselben Betrag (FDA 26, 106). 7. Sebastian P f u 11 i n g e r aus Reutlingen, wurde nach Gretzingers Tod vom Abt Gotthard von St. Gallen präsentiert und am 23. August 1493 als Pfarrer proklamiert. Er war bisher Kaplan in Trochtelfingen (FDA. 26, 106). 8.) Götz (Gottfried) Mür- 1 i n der jung wird 1494 Pfarrverweser. 9.) Johannes P f ü z starb 1520. 10.) Martinus Jerg (Martini Georg) aus Riedlingen zahlt im J. 1520 als Erstfrüchte (wie auch sein Vorgänger Mürlin und 1462 Lukas Gretzinger) acht Gulden. Er verzichtete am 25. Mai 1522 auf die Pfarrei. 11.) Petrus F r e y t a g von Ulm, 1522—1523, verzichtete ebenfalls. 12.) Georg Dietz von Veringen, 1523—25, resignierte gleichfalls. 13.) Ein Ungenannter wurde am 5. Oktober 1525 auf Präsentation des Abts von St. Gallen investiert. Vielleicht ist es der 1534 genannte, durch Lehenschaft des Abts von St. Gallen gewordene Pfarrer Ulrich Stecklin von Tueffen zui Hausen, der zugleich die Stelle des Kaplans von Oberhausen versah. Er hatte am 14. 3. 1522 sich in Tübingen an der Universität einschreiben lassen, und erscheint 1545 als Pfarrer von Holzelfingen (Rauscher, Visit. Akten I, 322. Die übrigen Daten stammen aus den Primi fructus- und Investiturbücher im Erzb. Archiv Freiburg; Wartmanns Urkb. von St. Gallen Bd. 5, 155; Seelbuch des Kap. Trochtelfingen beim Pfarramt; Manfr. Krebs, Invest. Protokolle 357 hat die verschiedenen Hausen verwechselt!) Johannes A. Kraus. Eine Steinfuhre vor 200 Jahren beschreibt ein Zwiefalter Chronist: „Zur Schaffung der Fassade-Figuren des Zwiefalter Münsters um 1752—53 hat man die Steine bei den Brüdern in Bernstein geholt (früher zur Pfarrei Heiligenzimmern bei Haigerloch gehörig). Daß der Stein für die Muttergottes von ungemeiner Größe und Schwere gewesen, ist aus folgendem leicht abzunehmen. Als man ihn in dem besagten Steinbruch aufgeladen und mit ihm bis an die Staig bei Hausen (etwa Renfrizhausen?) gekommen, etwa eine starke Stunde von Haigerloch und da man die Staig anfahren und auf der Mittagsseite ein Wiesental hatte, hat es unter dem Weg eine Höhlung gehabt, welche wie eine Brücke bedeckt gewesen. Da hat der Wagen gegen das Wiesenthal gedrückt und ist samt dem Stein etwa 10 oder 12 Schuh tief (3—4 m) auf die Wiese hinuntergefallen. Da der Fuhrmann solches merkte, daß der Wagen fallen will, springt er gleich vom Pferd. Es fallen beide Deichselpferde und die zwei nächsten mit hinunter. Die andern hat es zwar hinuntergezogen, doch sind sie aufrecht geblieben.. Dies ist zu Mittag um die 12. Stund geschehen. Dann hat man um Leute gesehen, solchen Stein wieder auf den Wagen zu bekommen. Allein es ist sehr langsam hergegangen, denn obwohl über 40 Männer daran gearbeitet, so hat man doch bis den andern Tag wieder bis gegen Mittag zu tun gehabt. Da es Nacht geworden und der Wagen im freien Feld blieb, so hat man ihn verwahren müssen, daß man nicht um Seiler und Ketten gekommen ist. Da man aber mit Aufladen fertig gewesen, so hat man in den Rain, wo der Wagen hinuntergefallen war, mit der Hacke eine Lais hauen müssen, damit der Wagen im gleichen Gewicht blieb und nicht nochmal umfiel. Drauf hat man die 20 Pferde, welche vom Kloster auf solchen Stein herzuführen geschickt gewesen, eingespannt, aber diese zwanzig Rosse haben den Wagen mit dem Stein nicht vom Platz bringen können. So hat dann seine Durchlaucht (der Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen, Josef Friedrich), der wirklich zu Haigerloch gewesen, von seinem nahen Hof 26 Ochsen geschickt und anspannen lassen. Die haben den Wagen den Rain hinaufgezogen und dann hat man erst wieder die 20 Klosterpferde eingespannnt, die mit großer Beschwernis, aber ohne Unglücksfall nach Zwiefalten kamen. Hauptfuhrmann war dabei Aureli Zeiler von Gauingen ... ." (B. Schurr, Das alte und Neue Münster Zwiefalten, 220.) Niederburg zu Haigerloch 1367. Wilhelm von Montfort der ältere und Wilhelm der jüngere geben im Jahre 1367 zu Scheer dem Grafen Eberhard von Wirtenberg zu kaufen: die Nidernburg zu Haigerloch und Ebingen mit Dörfern, Weilern, Kirchensatz und Leuten und Rechten um 11 000 Pfund Heller, solang bis Graf Rudolf von Montfort die angezeigten Flecken erledigt um 3 350 Mark lötigen Silbers, Constanzer Gewicht und 200 Pfund guter Heller. (Notiz des 1743 verstorbenen Ebinger Pfarrers Joh. Jak. Schmid, württ. Landesbibliothek cod. hist. fol. 757.) Was ist die Nidernoder Nidernburg? Krs. An das in Postamt

30 H O II E N Z O L L E LT I S C H E H E I M A T Jahrgang 1954<br />

Fürsten richteten. Anlaß zur Aufstellung der Bürgerwehr<br />

gab aber erst der sogenannte „Franzosenlärm". Nachrichten,<br />

daß 30 bis 40 000 Franzosen über Baden schon in Württemberg<br />

eingefallen seien, bewogen den damaligen Stadtamtsverweser<br />

Baur, die waffenfähige Mannschaft zur Gegenwehr<br />

aufzufordern. Es wurde anfangs sogar empfohlen, wo<br />

Waffen fehlten, zu Sensen, Dreschflegeln und Heugabeln zu<br />

greifen.<br />

Inzwischen hatten sich schon eine Anzahl ehemaliger Soldaten<br />

und waffenkundiger Männer zu einer „Bürgerwache"<br />

zusammengetan, die nun Wachdienste tat. Kurz darauf<br />

wurde dann die eigentliche Bürgerwehr aufgestellt. In der<br />

Hechinger Stadtchronik heißt es:<br />

„Am 26. März begann die Bildung einer Bürgerwehr, i bis<br />

500 Mann stark, wurde sie in vier Kompanien mit je 3<br />

Offizieren eingeteilt. Bataillonskommandeur war anfangs der<br />

Zimmermeister Gebhart Hecht, der unter Napoleon gedient.<br />

Sein Adjutant wurde der Regierungsdirektor von Wangenheim,<br />

später übernahm das Kommando Hofmarschall von<br />

Crousaz. Auf Befehl des Fürsten bildete sich aus dem Orchester<br />

unter dem Kammermusikus Wichtl eine vorzügliche<br />

Janitscharenmusik, die jedesmal mit dem Bataillon ausrückte.<br />

In den ersten Monaten wurde jeden Tag im „Fiele"<br />

exerziert. Instruktor war der ehemalige Sergeant des fürstl.<br />

Militärs Basso. Später wurde nur noch sonntags, und zwar<br />

nach dem Martinsberg ausgerückt. Die erste Kompanie bestand<br />

aus der ledigen Mannschaft, die mit Musketen versehen,<br />

auch Schießübungen hielt."<br />

„Am 15. Juli feierte die Bürgerwehr die Wahl des Erzherzog<br />

Johann zum Reichsverweser mit Zapfenstreich, Gottesdienst<br />

und Parade und huldigte gleichwie das fürstliche Militär<br />

dem Reichsoberhaupte."<br />

Am 16. August hatte sich die Bürgerwehr zum Abschied<br />

des nach Schlesien sich zurückziehenden Fürsten vor der<br />

Villa Eugenia aufgestellt. Am 7. September machte die Bürgerwehr<br />

einen Marsch nach Balingen. Im folgenden Jahre<br />

1849 hören wir zum letzten Mal von der im März 1848 gegründeten<br />

Bürgerwehr. In der Chronik heißt es:<br />

„An der Beerdigung des hier verstorbenen Abgeordneten<br />

Baur nahmen der Stadtrat, die Bürgerwehren von Hechingen<br />

und Sickingen und die Märzvereine des Landes teil."<br />

„Am 17. Mai dieses Jahres ließ die Regierung das Militär<br />

und die Bürgerwehr auf die Reichsverfassung vereidigen.<br />

Am 1. Oktober 1935 hörte Hermannsdorf auf, eine eigene<br />

Gemeinde zu sein und wurde Burladingen eingegliedert,<br />

aus dessen Gemarkung es vor 130 Jahren herausgeschnitten<br />

wurde. Nämlich erst im Jahre 1804 ist Name und Dorf Hermannsdorf<br />

entstanden. Damals wurden zwei fürstlich-hechingische<br />

Domänen von Hermann Friedrich Otto, dem damaligen<br />

Landesherrn an Siedler aus dem benachbarten Württemberg<br />

aufgeteilt. Schon vorher hatte der Hofrat Ziegler<br />

dem Fürsten vorgeschlagen, den Hof der Wildhütten, der<br />

heute sogenannten Küche, (die ohne Zweifel den Namen von<br />

dem Küchengebäude der fürstlichen Jagdhütte hat) und den<br />

kurz zuvor benannten Hermannshof aus ökonomischen Vorteilen<br />

zu zertrennen und als kleine Güter gegen ein jährliches<br />

Lehengeld und ewige Fruchtabgaben (als sog. Gült)<br />

auszuleihen. Die Verhandlungen fanden am 4. September<br />

1804 zu Burladingen statt. Da die Höfe auf 9 Jahre verpachtet<br />

waren um jährlich 1500 Gulden, und erst 2 Jahre<br />

dieser Zeit verstrichen, mußten die Pächter erst abgefunden<br />

werden. Sodann plante man 20 Teile zu machen und wählte<br />

von den 70 Bewerbern die besten heraus, und zwar lauter<br />

fremde! Die Namen der ersten Siedler sind Weber, Weiß,<br />

Bleßing, Glogaus, Stiefel, Förster, Stark, Braun, Kümmerle,<br />

Klein, Baur, Schimming, Müller, Kapel und Heinisch. Sie<br />

stammten aus den Oberämtern Kirchheim u. T, und Göppingen.<br />

Den Evangelischen wurde freie Religionsausübung<br />

und Lehrer und Schule auf eigene Kosten zugestanden. Das<br />

Verhältnis der erst später zahlreicheren Katholiken zur<br />

Pfarrei Burladingen war noch um 1850 nicht geregelt, wenn<br />

auch seit 1847 dortselbst eigene Standesbücher für Hermannsdorf<br />

geführt werden.<br />

Hermannsdorf<br />

Die neuen Landeskinder erhielten Steuerfreiheit für 15<br />

und Fronfreiheit für 5 Jahre, jeder Erblehenhof 36 Jauchert<br />

(ä 33,68 ar) Feld für Aecker, das teils noch kultiviert<br />

werden mußte, 8 Jauchert Wiesen und 1 Jauchert Krautland.<br />

Auf der Wildhütten (später Küche) wurden 6 Höfe errichtet:<br />

1. Braun, 2. und 3. Klein, 4. Stiefel, 5. Stiefel, 6.<br />

Kümmerle. Diesen überließ man die große Scheuer mit Stall<br />

und die kleinen Ställe für 650 Gulden, ferner das Cavalierhaus<br />

samt Keller und Vorkeller und das zusammengefallene<br />

Gülthaus für 240 fl. Außerdem noch den alten Reitstall und<br />

das Schäferhäusle.<br />

Bei dem „neuen Hof" (jetzt Hermannsdorf) wurden weitere<br />

14 Teile gebildet, wobei Joh. Friedr. Weber die Weinschankgerechtigkeit<br />

erhielt gegen jährliche Zahlung des Um-<br />

Die Vereidigung des Militärs geschah auf dem Schloßplatz,<br />

der Bürgerwehr vor dem Rathause."<br />

Schon am 6. August dieses Jahres rückten preußische Truppen<br />

in Hechingen ein, und im Dezember wurde der Staatsvertrag<br />

wegen Abtretung der hohenzollerischen Fürstentümer<br />

an Preußen unterzeichnet.<br />

Damit ging die alte Tradition der Bürgergarde zu Ende.<br />

Nocheinmal im Jahre 1905, es waren angesehene Hechinger<br />

Bürger, die im Rahmen einer „Vereinigung zur Erhaltung<br />

alter Volkssitten eine „Inaktive Bürgerwehr-Kompanie"<br />

gründeten. Sie war 20 Mann stark, und ihre Aufmachung<br />

war unserer heutigen Uniform sehr ähnlich. Noch vorhandene<br />

Akten aus den Jahren 1905—06, worunter auch der<br />

„Letzte Kompanie-Befehl" sich befindet, zeigen uns, daß<br />

auch diese Bürger-Kompanie eine kurze Lebensdauer hatte.<br />

Wieder vergingen fast 50 Jahre, bis sich 1950 eine Handvoll<br />

heimatverbundener junger Männer zusammentaten und<br />

mit viel Eifer und Liebe sich bemühten, dieses Stück „Alt-<br />

Hechingen" der Vergessenheit zu entreißen und zu neuem<br />

Leben zu erwecken. Zunächst gelang es, eine Knüppelmusik<br />

aufzustellen, die in unserer heutigen Uniform ausrückte und<br />

bei der Bevölkerung allgemeinen Anklang fand. Durch opfervolle<br />

Arbeit aller Mitglieder kam ein Jahr später auch der<br />

Musketier-Zug mit Fahnenabteilung dazu. So bekam Hechingen<br />

wieder seine Bürgergarde, die inzwischen bei vielen Anlässen<br />

in der <strong>Heimat</strong>stadt und auch auswärts, die alte Tradition<br />

der Vorfahren weiterträgt. Alljährlich nimmt sie auch<br />

als Ehrenspalier des Allerheiligsten an der Fronleichnamsprozession<br />

teil. Aber nicht nur in dekorativem Auftreten<br />

sieht die Hechinger Bürgergarde ihre Aufgabe begrenzt,<br />

sondern sie pflegt in Vorträgen und -Diskussionsabenden<br />

auch eine lebendige Volks- und <strong>Heimat</strong>kunde. Auch das<br />

Wiedererstehen der Hechinger Volkstrachtengruppe ist auf<br />

die Initiative der Bürgergarde zurückzuführen.<br />

Als Motiv und Leitwort hat sich diese Vereinigung den<br />

schönen Spruch auf die Fahne geschrieben:<br />

„In Treue zur <strong>Heimat</strong>".<br />

Vitus Mayer-Hechingen.<br />

gelds (Getränksteuer). Auch hier verkaufte man die vorhandenen<br />

Gebäude den Siedlern gegen annehmbare Bezahlung.<br />

(Da vom erst letzte Zeit verkauften fürstlichen Hof zu Hermannsdorf<br />

dabei nicht die Rede ist, scheint dieser erst nachträglich<br />

wieder in die Hand der Herrschaft zurückgefallen<br />

zu sein!) Zu den Neubauten, die dorfweise zusammengerückt<br />

werden mußten, wurde billiges Holz abgegeben. Die Höfe<br />

waren also nur geliehen, konnten aber an die Kinder vererbt,<br />

auch mit Bewilligung der Herrschaft verkauft und vertauscht,<br />

aber höchstens in 2 Teile geteilt werden. Zwei<br />

Brunnen verspricht die Herrschaft zu bauen, die aber dann<br />

von der Gemeinde unterhalten werden müssen. Jeder Hof<br />

erhält 5 Klafter Buchenbrennholz und 2 Klafter Tannenholz<br />

gegen 3 bezw. 2 Gulden pro Klafter, deren Scheiter 4<br />

Schuh lang und 7 Schuh hoch und breit gebeigt waren. Bei<br />

Antritt des Gutes mußten die Siedler 240 Gulden zahlen,<br />

bei einem halben die Hälfte. Bei Veränderungen durch Erbschaft,<br />

Tausch, dagegen 40 fl, als Erschatz, und bei Verkauf<br />

und Wegzug außerdem noch 25 fl. Bei Uebergabe an die<br />

eigenen Kinder hat man den Erschatz von 40 fl. ganz erlassen.<br />

Zehnten brauchten die Neubauern 5 Jahre keinen zu<br />

geben, auch später nicht von Futter, Hanf, Kraut, Esper<br />

(also Kleinzehnten, daher wohl die Schwierigkeit wegen der<br />

pfarrlichen Eingliederung). Die Lehenabgabe betrug für die ersten<br />

5 Jahre 3 Scheffel Vesen (ä 186,22 Liter), 6 Scheffel Haber,<br />

und 30 Gulden jährlich. Nach 5 Jahren stieg das Geld<br />

auf 40 fl. und nach 10 Jahren auf 50 fl und der Haber auf<br />

8 Scheffel.<br />

Die ersten Bürger hatten ein Vermögen von 100 bis 2500<br />

Gulden mitgebracht. Nur 100 hatten die Stiefel, Braun und<br />

Miller.<br />

Johann Georg Kümmerle von Ebersbach wurde erster<br />

Vogt, mit 15 Stimmen gewählt. Gleich in den ersten Jahren<br />

sahen verschiedene ihre Hoffnungen nicht erfüllt und sagten<br />

Hermannsdorf Lebewohl. Bald kamen die Namen Hölsche<br />

von Bietenhausen (1866 nach Amerika), Pfister von Bittelbronn<br />

um 1820, Haid von Imnau 1833, Eckenweiler von Bietenhausen<br />

1834, Eger von Imnau 1862, Michel von Affaltrach<br />

1864, Schairer 1906, Zoller von Oepfingen 1903, dazwischen<br />

noch Hipp von Salmendingen, Schäfer, Eisele von Gauselfingen,<br />

Maichle, Koch, Bechtold usf.<br />

Schon 1821 klagen die Hermannsdorf er dem Fürsten, sie<br />

seien in großer Not, kämen mit den Abgaben nicht durch<br />

usf. Die Wirtschaft zu Hermannsdorf hat im Jahre 1864 J. A.

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