Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein
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Jahrgang 1954 H O H E N Z O I , L E R I S C H E H E I M A T 3<br />
beiden Seitenplatten zu sehen sind. Entwürfe, die auf Figürliches<br />
verzichten und nur Rokoko- oder Empireornamente<br />
anbrachten, gefallen weniger. Fast ganz ratlos stehen wir<br />
aber oft dem Wappen an der Stirnseite des Ofens<br />
gegenüber. Zur Erleichterung des Verständnisses sei einmal<br />
versucht, die einzelnen Zeichen zu erklären. Da meist auch<br />
bei uns auffallenderweise württembergische Wappen<br />
sind, sei mit diesen begonnen. Meist zeigen sie nur<br />
einen Schild. Gelegentlich dabei noch die sogenannte<br />
Helmzier, und aus der Zeit des Königreiches sah ich<br />
Ofenwappen mit den schildhaltenden Tieren.<br />
Der älteste Teil des württ. Schildes, die 3 Hirschgeweihe<br />
unter einander, ist auf allen Wappenbildern vertreten.<br />
Er stammt übrigens von den Grafen von Veringen.<br />
Durch die Erwerbung Mömpelgards kamen 2 Barben (Fische)<br />
ins Wappen, etwa seit 1450. Seit dem Jahr 1495 führt Graf<br />
Eberhard im Bart nach der Belehmung durch Kaiser Maximilian<br />
die „W ecken" von Teck (schwarz und goldgeweckter<br />
Schild, Rhombusformen) und die Reichssturmf<br />
a h n e mit dem Adler. Württemberg war berechtigt, im<br />
Krieg und bei besonderen Anlässen diese Fahne voranzutragen.<br />
1693 kam in den Titel und das Wappen der „Herr in<br />
H e i d e n h e i m", das Brustbild eines bärtigen Mannes mit<br />
gestülpter Mütze. Nun wurden die Hirschstangen, also das<br />
Stammwappen in die Mitte der vier andern Wappen gelegt,<br />
d. h. zum Herzschild gemacht.<br />
Gelegentlich finden wir über diesem Schild die „Helraz<br />
i e r" dieser Wappenteile: Hiefhorn (Jagdhorn), Weibrumpf<br />
mit den Barben statt der Arme, Adler und „Heide". Ich kann<br />
mich nicht erinnern, auf Oefen ausführlichere Wappen gesehen<br />
zu haben. Da aber da oder dort doch vielleicht auch<br />
solche Exemplare vorhanden sind, seien auch die späteren<br />
Wappenteile genannt.<br />
1751 kam Justingen, 1782 Limpurg, 1784 Bönningheim an<br />
Württemberg. Ersteres hat einen Schrägbalken von<br />
links oben nach rechts unten und als Helmschmuck: S c h w anenrumpf<br />
mit Pfauenspiegeln. — Limpurg ist geviert; 1<br />
und 4 zeigen die „fränkischen Heerspitze n", 2 und 3 die<br />
Streitkolben der Grafen von Limburg. Als Zierde oben<br />
2 Büffelhörner.<br />
Bönnigheim zeigt die Mondsichel an.<br />
1803 wurde Herzog Friedrich 2. Kurfürst, Die Erwerbungen<br />
vom Reichsdeputationshauptschluß kamen ins Wappen.<br />
Probstei Ellwangen (Bischofsmütze), Hall (Kreuz oben,<br />
Schwurhand unten), Reichsstädte (schwarzer Adler).<br />
1806 war die Erhebung zum Königtum. Herzschiid: links<br />
(vom Beschauer) 3 Hirschstangen, rechts 3 schwarze Löwen<br />
übereinander. Das ist das Wappen der staufischen Herzöge<br />
von Schwaben, wegen des Erwerbs der großen obetschwäbischen<br />
Gebiete. Das Feld ist viermal geteilt: 1. Teck und<br />
Tübingen (Kirchenfahne), 2. Ellwangen und Mompelgard. 3.<br />
Reich^sturmfahne und Justingen, 4. Limpurg, Heidenheim,<br />
Bönnigheim, Hall und Reichsstädte.<br />
Als Schildhalter: bekrönter Löwe und Hirsch, je das<br />
Reichsbanner tragend.<br />
Von 1817 an finden wir nur noch i_,öwe und Hirsch als<br />
Schildhalter und je 3 Hirschstangen und 3 Löwen als Wappen.<br />
Diese Art ist noch auf vielen Oefen zu finden.<br />
Die lateinischen Buchstaben über dem Wappen bedeuten<br />
den damaligen Herzog zu Württemberg. Sie seien hier auch<br />
angeführt.<br />
Friedrich Karl 1677—1693<br />
Eberhard Ludwig 1693—1733<br />
Carl Alexander 1733—1737<br />
Carl Eugen 1737—1793<br />
Ludwig Eugen 1793—1795<br />
Friedrich Eugen 1795—1797<br />
Kurfürst und König Friedrich 1797—1816<br />
König Wilhelm 1816—1864<br />
(Vergl. v. Alberti Württ. Adels- und Wappenbuch.)<br />
Es sei noch bemerkt, daß gelegentlich die Zahlen nicht genau<br />
mit den Herrschernamen stimmen. Ob dabei den Ofenfabrikanten<br />
ein Irrtum unterlief oder ob Geschäftsinteressen<br />
eine Rolle spielten, wird schwer zu entscheiden sein.<br />
2. Das <strong>Hohenzollerische</strong> Wappen fand ich seltener auf<br />
Oefen vertreten. Es besteht aus dem in Silber (weiß) und<br />
Schwarz viergeteilten Zollerschild, der auf den mir bekannten<br />
Oefen immer die 1. und 4. Stelle einnimmt. Die Felder<br />
2 und 3 nimmt der Sigmaringer Hirsch ein. Das Herzwappen,<br />
in der Mitte dieser 4 Schilde, sind die 2 kreuzweis übereinander<br />
gelegten Zepter. Im Jahre 1505 erhielt nämlich Graf<br />
Eitel Friedrich das Erb-Kämmeramt mit diesem Wappenschild.<br />
Zum vollständigen fürstlich-hohenzollerischen Wappen gehört<br />
außerdem der Nürnberger schwarze Löwe in goldenem<br />
Schild mit rotweiß gestickter Einfassung. — Haigerloch, silber<br />
(weiß) und rot quergeteilter Schild. — Veringen, drei rote<br />
Hirschstangen in Gold. — Grafschaft Berg (kam 1781 an Hohenzollern-Sigmaringen)<br />
roter Löwe in silbernem Schild. Auf<br />
dem schwarzen Rand 11 goldene Kugeln. Das Wappen halten<br />
die beiden Bracken (Hunde). (Näheres bei Zingeler, das<br />
Fürstl. Hohenz. Wappen.)<br />
3. In einem Haus hier sah ich als Ofenwappen: einköpfigen,<br />
gekrönten Adler als Wappentier. Auf dem 1. und 4.<br />
Feld ist die Werdenberger Fahne, die im 2. und 3. Feld dreimal<br />
stufenweise gebrochenen Schrägbalken bedeuten die<br />
Grafschaft Heiligenberg. Es ist das Fürstenberger Wappen,<br />
stammt also von Tiergarten.<br />
4. Von Zizenhausen stammend weist sich laut Inschrift ein<br />
anderer Ofen aus, den je ein Hirsch und ein Löwe im<br />
Walde schmücken.<br />
Es ist selbstverständlich, daß hier kaum alle Ofenfirmen,<br />
die für unsere Gegend in Betracht kommen, genannt sind.<br />
In andern Gemeinden werden, entsprechend oft ihrer Geschichte,<br />
wohl auch noch andere Wappen vorkommen. Nur<br />
wenn man anfangt, die Aufmerksamkeit auf diese oft verachteten<br />
Stücke zu richten und das, was man findet, bekannt<br />
macht, kann eine Uebersicht gewonnen werden.<br />
Mit einer kleinen Anregung möchte ich schließen. Ich fand<br />
derartige Ofenplatten schon öfters in Museen, und das mit<br />
Recht; ich fand sie aber auch schon vor Stallungen über —<br />
Jauchegruben. Ich moine, wenn man sc^on den Ofen außer<br />
Dienst setzen muß dann könnten die Platten in der Stube<br />
irgendwo an der Wand befestigt werden und gäben da, immer<br />
gut geschwärzt und geglänzt, nicht nur einen würdigen<br />
Wandschmuck, sondern auch einen Anschauungsunterricht<br />
für die Jugend, Jie <strong>Heimat</strong> und das Ererbte zu lieben, das<br />
Alte und das Alter zu achten und zu ehren.<br />
Die Schlange mit der goldenen Krone<br />
Vor langer Zeit stand über der Vehla die iolze Burg eines<br />
gewaltigen Raubritters, der Kunibert hieß und über die<br />
Maßen reich war. Keine StralJe war vor ihm sicher, und<br />
all :n Reichtum hatte er gestohlen. Seine Burg zierten fünf<br />
Türme, und auf dem höchsten saß ein Hahn, der sprechen<br />
und über sieben Berge sehen konnte. Kunibert hatte ihn um<br />
seinen Sohn von einer Hexe eingehandelt und wußte nicht,<br />
wie sehr sie ihn betrogen hatte. In Wirklichkeit war der<br />
Hahn nämlich ein verzauberter Jüngling, und niemand anders<br />
als Kuniberts eigen Fleisch und Blut. Dieser Wächter<br />
war mit Gold nicht aufzuwiegen; er verriet alles, was sich<br />
auf ien Straßen tat, und Kunibert zog mit seinen Streitgeselien<br />
dorthin, wo ihm reiche Beute sicher war.<br />
Diewef mußte seine Tochter, die schöne Walburga, den<br />
goldenen Schate getreulich hüten. Mit den Wachhunden ihres<br />
Vaters saß sie in den tiefen Kellern; sie war so schön, daß<br />
aller Glanz und Reichtum neben ihr verolaßte.<br />
Eines Tages karr ein Königssohn und wollte die Prinzessin<br />
sehen. Walburga hütete den Schatz und ließ ihm sagen, daß<br />
Bruno Ewald Reiser<br />
er sich gedulden möge. Der Königssohn hörte aber nicht auf<br />
zu bitten. Da zog sie ihre schönsten Kleider an und ging ihm<br />
frohgemut entgegen. Sie gefiel ihm auf den ersten Blick; er<br />
neigte sich tief vor ihrer Schönheit, setzte ein goldenes<br />
Kröniein auf ihr Haupt, und sie freute sich, seine Königin<br />
zu sein.<br />
Da hatten sich zwei Menschenkinder gefunden und liebten<br />
sich und glaubten, sie wären allein auf der Welt. Eng umschlungen<br />
gingen sie im Burggarten auf und nieder. Walburga<br />
hatte 'vrgessen, ihren Schatz zu hüten, und der<br />
Königssohn achtet nicht mehr der Gefahr.<br />
Da '.'am der böse Kunibert von einem Raubzug heim und<br />
sah die beiden und das goldene Krönlein auf Walburgas<br />
schwarzen Locken. „Balm Teufel", brummte er, „wie ist das<br />
zugegangen? Geht da mein einzig Kind mit einem fremden<br />
Manne und trägt ein goldenes Krönlein auf dem Haupt. Das<br />
wird ^us meinem Schatze stammen, den ich zui hüten ihr geboten!"<br />
Er sah, wie sich die beiden küßten ohne Unterlaß.<br />
„Du Schlange, Du erbärmliche!" fluchte er in wildem Zorn,