Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein

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26 H O H I N Z O L L E 1T I S C H E H E I M A T Jahrgang 1954 Die Flurnamen der Gemarkung Hausen a. A. Jauchert oder Fünf-Jauchert am Habstalerweg verdankt seinen Namen dem alten bekannten Geländeflächenmaß. Kieferbühl. Die Anhöhe, an deren Fuß auf der Südseite entlang die Dorfstraße (Schmalzgasse) verläuft, ist der Kieferbühl. Von allen Hängen in und um Hausen hat diese Anhöhe die meisten rutschenden Geröllstellen mit lockerem Kies und Sand, mit Nagelfluhbrocken, mit Letten und Mergel. Die heutige Form des Hanges läßt deutlich erkenen, daß im Laufe der Zeiten an ihm größere Abbrüche erfolgt sind. Die letzte große Erdrutschung war am 24. Juni 1906 bei einem furchtbaren Hagelwetter mit reißenden Ueberschwemmungswassern, die in den kiesigen und sandigen Steilhang oberhalb des Schulhauses eine tiefe Einbuchtung gerissen haben. Gerölle werden — nach dem Schwäbischen Wörterbuch 4, 365 — im Schwäbischen gelegentlich mit Kiefer bezeichnet, und so haben wir hier im Kieferbühl ein typisches, sonst seltenes Beispiel für einen solchen Bühl mit Geröllhang. Mit gleicher Berechtigung kann man „Kieferbühl" von kifern = abnagen ableiten. Knopfwiesen. Knopf ist die Bezeichnung für Kaulquappe, Froschlarve. In den Knopfwiesen waren also früher kleine Wassertümpel mit Kaulquappen. Die Krähenwiesen führen ihren Namen auf die Krähe (Vögel) zurück. In alten Aufzeichnungen begegnet man häufig den Krainenwiesen, den Kreenwiesen und den Krägenbächlein. Man kann aber auch an den Familiennamen Krä denken, der früher in unserer Gegend vorgekommen ist (Habsthaler Urbar). Lachen ist die Bezeichnung der Höhe auf der östlichen Feldgemarkung nahe dem Weithart. Lache, mhd., bedeutet Zeichen, Grenzmarke, Markierungspunkt. Der Lachen kennzeichnet hier die Grenze des Weithart. Feldwärts mag es auch Grenzzeichen des früher wohl bis dahin reichenden Flurteiles „Band" = Bann (siehe oben) gewesen sein. Am alten Landsträßle. Die alte Landstraße führte vom Oberdorf in südlicher Richtung ein kurzes Stück durch die Triebgasse, bog dann rechts ab und setzte sich oberhalb der „Halden", immer auf der Höhe bleibend, südwärts in Richtung Schwäbiishausen fort. Sie war ein Teilstück der Hauptverkehrsstraße — besonders für Weinfahrten — Mengen—Hausen—Pfullendorf—Ueberlingen. Von ihr ist den anliegenden Aeckern die Bezeichnung „Am alten Landsträßle" geblieben. Auf der Schwäblishauser Gemarkung ist diese Straße noch in einer Karte zum Urbar von 1764 (Fürstl. Fürstenberg. Archiv, Donaueschingen) eingezeichnet. Die Talstraße Hausen-Schwäblishausen ist erst 1785 unter Fürst Anton Alois von Sigmaringen ausgebaut worden. Damit hatte die Straße über die Höhe wegen ihres Umweges vom Unterdorf aus und wegen ihrer Steigerung ihre Bedeutung als Landstraße verloren. Die Lohwiesen, ältere Schreibweise Loowiesen, sind Wiesen mit sumpfigen Stellen, mit Moorwasser. Loh ist verwandt mit Gerberlohe und hier die Bezeichnung für beizenden Moorsumpf. Der Mönchsacker, führt seinen Namen wohl auf den Umstand zurück, daß er früher den Mönchen des Klosters Salem gehört hat. Im Gemeindeurbar von 1730 ist als einziges, dem „Reichsgotteshaus Salmenschweill" gehörendes Grundstück eine einmähdige, „in Minacker" gelegene Wiese genannt deren Lage nach der Beschreibung auf den heutigen Mönchsacker deutet. Der Mönchs-„Acker" ist also eine Wiese. Man ist versucht, anzunehmen, daß es sich bei dem Grundstück um die Wiese handelt, die, der „Acker" genannt, 1297 von Hartnid von Ettisweiler an das Kloster Salem verkauft worden ist. Die Mushäberwiesen bringt man wohl am besten mit Mushaber, aus dem man das Habermus gemacht hat, in Verbindung. Paradies, früher häufig Baredeis oder Paradeis geschrieben, ist der Flurname eines Gewannes links der Krauchenwieserstraße mit gutem, zarten Boden. R a i t e 1 n, von Raitel = Prügel, Zaunstecken, sind Wiesen links des Ettisweiler-Weges, die mit Prügeln oder Pflöcken abgesteckt waren. Möglicherweise hat auch ein Gebüschstreifen, eine Raitelhecke, die Wiesen gesäumt. Rauergeten (Rauh-Ergeten) Egart, Egert, oder Erget, war unfruchtbares, auf gewisse Zeiten umgebrochenes und zum Anbau verwendets Grasland. Rauhergeten kennzeichnet das Wiesengelände als Oedland, das wohl überwiegend als Weide diente. von J. Mühlebach (Fortsetzung und Schluß) Der Rottelweg führt von der Schmalzgasse durch den unteren Teil der Embdwiese nach dem Nordhang des Frauenberges und dann diesem entlang zur Kirche. Die Embdwiese war früher stark sumpfig und wässerig; noch heute ist sie von kleinen Quellwassern durchzogen. Rot bedeutet Sumpf. Der Rottelweg ist also der Weg, der durch den Sumpf oder diesem entlang führte. Er wird schon in Aufzeichnungen im 15. und 16. Jahrhundert genannt. Rosengarten. Dieser Flurname ist erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nachweisbar. Im Gemeindeurbar von 1730 kommt er noch nicht vor. Nach einer im Fürstl. Hohenz. Archiv befindlichen Flurkarte aus der Zeit um 1750 war das Gelände des heutigen Rosengartens damals noch Wald. Der Name Rosengarten ist abzuleiten von dem Wort Röse, Rösse oder Rosse, mhd. rozze = Lache, in der Flachs gewässert, gerozzelt, d. i. zum Faulen gebracht wird. Dieses ehemals wässerige Gelände war wegen seiner unmittelbaren Nachbarschaft zum Egelsee vor dessen Trockenlegung zum Flachswässern besonders geeignet. Die Schafäcker auf der südlichen Feldgemarkung erinnern an die Schafweide, die noch im vorigen Jahrhundert von der Gemeinde betrieben wurde. Die Schelmengärten zwischen dem Brühlweg und der Dorfstraße unweit des Gasthofes zum Adler leiten ihren Namen von scalmo, das Aas, der Leichnam, ab. Es war dies früher der Platz, wo verendetes Vieh verscharrt wurde. Die Schmalzgasse, die Verbindungsstraße zwischen Oberdorf und Unterdorf, hat im Vergleich zu anderen Dorfstraßen ihren Vorzug in der sonnseitigen Lage. Gemüse- und Obstgärten, von kalten Winden geschützt, sind besonders ertragreich, die Wohnungen behaglich und warm. Wie anderswo bei Flurbezeichnungen das Schmalz die Kennzeichnung für solche Vorzüge gegeben hat, so auch bei unserer Schmalzgasse. Sengeisthal ist das westlich der Straße nach Rulfingen von der Hochfläche absinkende Tal bis zur Krauchenwieser Straße. In Aufzeichnungen im 17. und 18. Jahrhundert finden sich wechselnd die Bezeichnungen Engelsthal und Sengelsthal. Man geht wohl nicht fehl, wenn man das Wort vom Personennamen Engel ableitet. Das Sengeisthal ist des Engels Tal oder 's Engels Tal. Talbezeichnungen sind häufig mit Personennamen verbunden. Die heutige Bezeichnung „Sängersthal", oder gar „Singersthal" ist eine Mißbildung und findet aus der geschichtlichen Schau keine Stütze. Die S u i e ist ein sehr seltener und daher schwer zu deutender Flurname. Wenn man der Flurkarte von Hausen rechtgeben will, die das im Volksmund allgemein als Suie benannte Ackergelände als Säuen bezeichnet, müßte man an einen Zusammenhang mit Sau denken. Dabei konnte sowohl ein Sau-Gehege als auch —• und dem kommt größere Wahrscheinlichkeit zu — ein von Wildsäuen, die es früher nachweislich im nahen Weithart gegeben hat, häufig aufgesuchtes Ackergelände gemeint sein. Alte Aufzeichnungen nennen häufig Sayen, Suhe, Suchen und Suchenbühl. Suhe ist nach dem Schw. Wh. ein kleines Ackerland. Such bedeutet — nach Buck — einen Weidebezirk. Da die Suie kein kleines, sondern ein weitgedehntes Ackerland ist, möchte man einer Ableitung des Wortes von Such = Weidebezirk die größere Berechtigung zuschreiben. Nicht ausgeschlossen wäre auch die Deutung des Namens Suhe = Sumpf. Jedenfalls verdient aber die heute gebräuchliche Form „Suie" gegenüber der in neuen katasteramtlichen Flurkarten genannten Gewannbezeichnung „Säuen" den Vorzug. Die Steinwiesen im oberen Ried rechts der Straße nach Schwäbiishausen verdanken ihren Namen dem nahen ehemals großen Steinbruch. Stockäcker sind wie vielerorts Ackergrundstücke, die ehemals Wald und nach dessen Abholzung mit Baumstrünken bestockt waren. Das Täschle ist eine flache, heute kaum mehr wahrnehmbare Bodensenkung, die sich von den höher gelegenen Grabenäckern dem Egelsee zuneigt. Die Tafeläcker ob dem Kieferbühl, heute mit diesem Namen kaum mehr genannt, sind die Aecker, bei denen einst ein Bildstock mit einer Bildtafel gestanden hat. Das Taubried ist das taube Ried. Taub, mhd. töb, hat hier den Sinn von öde, feucht, schimmelig, unkultiviert. Durch die Triebgasse Weide getrieben. wurde früher das Vieh auf die

Jahrgang 1954 H O H E N Z O I , L E R I S C H E H E I M A T 27 Der Volmisgrundim Tal beim Zaunhölzle links der Krauchenwieser Straße ist ein Flurname, der mit Wahrscheinlichkeit auf den Personennamen Volmer zurückgeht. Weingarten. Man weiß, daß im Mittelalter an der Donau zwischen ihrem oberen Lauf und Ulm Weinbau betrieben wurde. Das benachbarte Levertsweiler hatte einen schon im Mittelalter erwähnten „Weinberg". Auf dem Gelände unseres Weingartens sind früher Reben und Kürbis angebaut worden. Die Wolfäcker am Hau erinnern an die Zeiten, in denen in unseren Wäldern der Wolf heimisch war. W e i t h a r t. Hart ist der Wald, in den man das Vieh und die Rosse zur Weide trieb. Uralt ist der Name Wit und Weit gleich Holz oder Wald. Dem Volke war wohl die Bedeutung des Wortes Weit schon nicht mehr bekannt, als es bei der Zusammenfügung der beiden Worte zu Weithart einen „Waldwald" gemacht hat. Vielleicht hat dabei aber die Tatsache mitgewirkt, daß der Weithart kein Waldstück im landläufigen Sinne ist, sondern wegen seiner ungewöhnlich großen Ausdehnung — von Mengen bis über Mottschieß hinaus vor Pfullendorf — die Doppelbezeichnung Wald-Wald mit Recht verdient. Beim Zaunhölzle, das zwar auf Krauchenwieser Gemarkung liegt, aber, weil es an unserer Gemarkung angrenzt und in alten Aufzeichnungen über Hausen häufig genannt wird, im Rahmen dieser Darstellung eine Anführung verdient, mag man zunächst an einen mit einem Zaun umgebenen Wald denken; doch will diese Erklärung nicht recht befriedigen, wenn man auf die alte Schreibweise Saunhöhle zurückgeht. Das Schwäbische Wörterbuch setzt Saunholz gleich Saumholz. Das Saunhölzle, hier ein schmaler, langgestreckter, zungenförmiger Wald, wäre also der Wald mit einem langen Saum oder der fast in seinem ganzen Umfang gesäumte Wald. Die Flurnamen Bäumlesweg, beim Bild, am Lausheimerweg, Birkwiesen, Fuchsbühl, Grabenäcker, Hinter den Gru- ben, Hagelschlagäcker, Halden, Hanfßärten, Hohlgasse, Krautland, Mittelfeld (unweit des Habsthaler Weges), im Moos, Moosgraben, Mühlhalden, Mühlwiesen, Riedwiesen, Sägwiesen, an der Staig, ob dem Steinbruch, im Thal (hier die Fortsetzung des Dorftales über das Oberdorf hinaus), Waldwiesen, am Habsthalerweg, am Lausheimerweg, am Levertsweilerweg, bedürfen keiner Erklärung. Ihre Deutung ergibt sich von selbst aus dem Sinn der Namen. Abgegangene Flurnamen: Aichgasse, Aichgreithle, Aispen (Gemeinde-Aispen), am langen Au (= weg, im Menger Esch), Auchtert, (hier wurde das Weidevieh zur Nachtzeit oder beim Morgengrauen zusammengetrieben), Auergeten, Braunäcker, Breugelwiesen (Breuchelwiesen), Breunenweg, Bauäcker, Friedhag, in dem Gabler, in dem kurzen Glend, im vorderen und hinteren Grund, Hirtenwiese (die Wiese, die dem Dorfhirten als Naturallohn zur freien Nutzung überlassen wurde), Kirchenäcker, Kreuzburgäcker, (rechts der Rulfinger- Straße, bei den Band-Aeckern), Kreuzgäßle, Kreuzwegäcker (im Menger-Esch), Kreuzwiesen, Kreuzader, Krumenäcker (am Band), am Laagwasser oder Langenwasser (bei der ehemaligen Säge), Lättenäcker (Läthenäcker), im Mayenkräutle, Meyenesch, Metzgerwiese, Kleinmösle, Raithle (Reithle), Reinenäcker, Rettlen, Rosenwiesle, Roßengräntz, Scheible(n) Aecker und bei dem Scheible (nahe der Triebgasse), Scheuttele-Aecker, Schreteleäcker, Schrotteläcker, in der Seerz, Seerzbach, Senenbächle, Stoffeläcker (am Habsthaler Weg), die Stelle (Sammel- und Lagerplatz für das Weidevieh), Stählgätter (Stahlgätter), Steinreße (Steinröße), Underwasser (Unterwasser im Taubried), Weyhengärten (Weihengärten links der Straße nach Ettisweiler, hinter den Häusern Mauch- Frick, Wagner, Kernler und Seßler), Zwerchgöhrenhag (Ueberzwerchgöhrenhag). * * Anmerkung: Der Verfasser ist dankbar für Hinweise auf Zweifel behebende Deutungen der Flurnamen. Wer immer sich um die Erklärung von Flurnamen bemüht, wird sich bewußt sein, daß das schwierige Gebiet der Flurnamenforschung leicht Irrtümern unterworfen ist. Ein Fuchs mit einem staatspolitischen Schwanz „Am 12. Oktober kam von Hechingen der Befehl, daß der Vogt, das Gericht und der Ausschuß am 14. des Monats morgens um 8 Uhr in der Kanzlei zu erscheinen habe. Sie hätten den Fronbrief „worauff sie sich gesteiffet, in original" mitzubringen. Da wurde ihnen der Fronbrief abgenommen und auf den 21. Oktober die ganze Gemeinde d. h. alle über 14 Jahre alten Leute aufs neue nach Hechingen beordert. Dort fanden sie ein großes Aufgebot von Soldaten mit „gewehrter Hand in Bereitschafft, auch den Scharfrichter sambt seinem Knecht und sollten ihre alten Fronbrief als ungültig erklären und einen neuen anerkennen und das alles „freiwillig und ohngezwungen." „Die junge Pursch" ließ man am selben Vormittag nach Hause gehen, die Verheirateten wurden bis auf den andern Abend im Rathaus eingesperrt. Da sie sich zu der verlangten Erklärung nicht bereit fanden, wurden die Gerichtspersonen unter Bedeckung von 14 Soldaten auf Hohenzollern gefänglich abgeführt und an „drey absonderliche" Orte verlegt. Den Schreiber des Gerichts, Jakob Sinz, der Sprecher der Gemeinde war, habe der Leutnant Sartori JS folgendermaßen apostrophiert: Gehe hervor, du Schneider! Bist du der geschlachtet Gesell aus den Reihen hervorzutreten! Und der Landrichter fügte hinzu: Dein Kopf schmeckt dir nach dem Galgen; wir wollen dir den andern Fuß auch noch krumm machen. Dann wurde auch er in den Turm gelegt. Die im Hechinger Rathaus Inhaftierten wurden inzwischen bearbeitet, auf das Ansinnen des Fürsten einzugehen. Damit hatte man keinen Erfolg. Nun wurden sie befragt, ob sie die Schlichtung der ganzen Angelegenheit den auf dem Zoller gefangenen Gerichtsmännern anheimgeben wollten. Ein Teil stimmte zu und blieb zunächst in der freieren Rathaushaft. Der andere Teil, 34 an der Zahl, verweigerte dieser Vollmacht die Zustimmung und wurden in die Türme eingelegt und durch ..Musquetirer" bewacht. Ihnen wurde am folgenden Tag eröffnet, daß, wenn sie bei ihrer Meinung beharrten, sie auch auf die Festung kämen und daß „allemahl ihrer zehn miteinander spielen und einer davon hangen müßte. Dann verbrachte man diese 34 auf den Zoller und hielt zusammen mit den Gerichtsmännern im Schloßhof unter den Gewehren der Garnison eine gemeinsame Beratung ab. Das Ergebnis war, daß „man gleichwohlen zu Entgehung größerer besorglicher Gewalt und zu ihrer allerseitigen Be- von J. R i e g g e r, Pfarrer (Fortsetzung und Schluß) freyung dermahlen der Herrschaft in ihrem beschwerlichen Ansinnen willfahren und nach der Handt zusehen sollte, wie man etwa der Sach abhelfen mögte." Nach dieser Entschließung brachte man sie vom Zoller wieder nach Hechingen, sperrte sie noch eine Nacht ein, ließ am nächsten Tag auch die Jungen wieder von Owingen kommen zu einer neuen Huldigung und nun mußten sie unter diesem Druck einen neuen Fronbrief unterschreiben, der nicht mehr auf freier Vereinbarung beruhte, sondern vom Landesherrn diktiert wurde. Sämtliche Unkosten für Verpflegung der Gefangenen, des Militärs, des Landrichters, Scharfrichters und aller andern Beamten gingen zu Lasten der Unterlegenen. Am schlimmsten erging es dem Weib, das den Wirt durch ihren Zuruf stutzig und von der Arbeit abspenstig gemacht hatte. Sie wurde geholt, „über Nacht in den tiefsten Thurm gelegt, folgenden Tags auff den Pranger gestellt, mit Ruthen empfindlich hinausgestrichen und anbey des Landts auff ewig verwiesen". In dem neuen Fronbrief tut der Fürst „jedermänniglich kundt, demnach wider unsere hohe Persohn unsere Leibaigenen Underthanen des Fleckhens Owingen sich boßhaffter Weiße höchststräflich vergrifen. daß sie sich understanden, auff der Jagt unß nur mit zway Underthanen nicht an Händen zu gehen, sondern recht widersetziglich solches abzuschlagen .... undt unß gantz wohl erinerlichen, daß Sie Oebinger zu der in anno 1619 entstandenen General Rebellion eben auch dieße Freiheits Sach verlaidet hat... Wegen dieses verübten Aufstandes und Widersetzlichkeit werden sie auf ewige Zeiten ihrer Freiheiten beraubt, der alte Fronbrief wird kassiert, sie selbst gleich den andern Untertanen zu allem Fronen und Jagen verpflichtet und obendrein mußten sie die 313 Gulden nach dem alten Fronbrief bezahlen. Die Lasten des früheren Fronbriefs blieben also bestehen und hinzu kamen jährlich 8 Tage Frondienst mit Leib, Roßen und Wägen, 50 Klafter Fronholz zu hauen und nach Hechingen zu führen, sowie die willkürlichen Jagdfronen. Als besonderes Entgegenkommen wird ihnen gnädigst zugestanden, daß sie beim Aussterben des Fürstenhauses zu keinen Frondiensten mehr sollten verpflichtet sein. Daß die Owinger es bei dieser Wendung der Dinge nicht bewenden ließen, kann man sich denken. Sie wandten sich an

26 H O H I N Z O L L E 1T I S C H E H E I M A T Jahrgang 1954<br />

Die Flurnamen der Gemarkung Hausen a. A.<br />

Jauchert oder Fünf-Jauchert am Habstalerweg verdankt<br />

seinen Namen dem alten bekannten Geländeflächenmaß.<br />

Kieferbühl. Die Anhöhe, an deren Fuß auf der Südseite<br />

entlang die Dorfstraße (Schmalzgasse) verläuft, ist der<br />

Kieferbühl. Von allen Hängen in und um Hausen hat diese<br />

Anhöhe die meisten rutschenden Geröllstellen mit lockerem<br />

Kies und Sand, mit Nagelfluhbrocken, mit Letten und Mergel.<br />

Die heutige Form des Hanges läßt deutlich erkenen, daß<br />

im Laufe der Zeiten an ihm größere Abbrüche erfolgt sind.<br />

Die letzte große Erdrutschung war am 24. Juni 1906 bei<br />

einem furchtbaren Hagelwetter mit reißenden Ueberschwemmungswassern,<br />

die in den kiesigen und sandigen Steilhang<br />

oberhalb des Schulhauses eine tiefe Einbuchtung gerissen<br />

haben. Gerölle werden — nach dem Schwäbischen Wörterbuch<br />

4, 365 — im Schwäbischen gelegentlich mit Kiefer bezeichnet,<br />

und so haben wir hier im Kieferbühl ein typisches,<br />

sonst seltenes Beispiel für einen solchen Bühl mit Geröllhang.<br />

Mit gleicher Berechtigung kann man „Kieferbühl" von<br />

kifern = abnagen ableiten.<br />

Knopfwiesen. Knopf ist die Bezeichnung für Kaulquappe,<br />

Froschlarve. In den Knopfwiesen waren also früher<br />

kleine Wassertümpel mit Kaulquappen.<br />

Die Krähenwiesen führen ihren Namen auf die<br />

Krähe (Vögel) zurück. In alten Aufzeichnungen begegnet man<br />

häufig den Krainenwiesen, den Kreenwiesen und den Krägenbächlein.<br />

Man kann aber auch an den Familiennamen Krä<br />

denken, der früher in unserer Gegend vorgekommen ist<br />

(Habsthaler Urbar).<br />

Lachen ist die Bezeichnung der Höhe auf der östlichen<br />

Feldgemarkung nahe dem Weithart. Lache, mhd., bedeutet<br />

Zeichen, Grenzmarke, Markierungspunkt. Der Lachen kennzeichnet<br />

hier die Grenze des Weithart. Feldwärts mag es<br />

auch Grenzzeichen des früher wohl bis dahin reichenden<br />

Flurteiles „Band" = Bann (siehe oben) gewesen sein.<br />

Am alten Landsträßle. Die alte Landstraße führte<br />

vom Oberdorf in südlicher Richtung ein kurzes Stück durch<br />

die Triebgasse, bog dann rechts ab und setzte sich oberhalb<br />

der „Halden", immer auf der Höhe bleibend, südwärts in<br />

Richtung Schwäbiishausen fort. Sie war ein Teilstück der<br />

Hauptverkehrsstraße — besonders für Weinfahrten — Mengen—Hausen—Pfullendorf—Ueberlingen.<br />

Von ihr ist den anliegenden<br />

Aeckern die Bezeichnung „Am alten Landsträßle"<br />

geblieben. Auf der Schwäblishauser Gemarkung ist diese<br />

Straße noch in einer Karte zum Urbar von 1764 (Fürstl.<br />

Fürstenberg. Archiv, Donaueschingen) eingezeichnet. Die Talstraße<br />

Hausen-Schwäblishausen ist erst 1785 unter Fürst Anton<br />

Alois von Sigmaringen ausgebaut worden. Damit hatte<br />

die Straße über die Höhe wegen ihres Umweges vom Unterdorf<br />

aus und wegen ihrer Steigerung ihre Bedeutung als<br />

Landstraße verloren.<br />

Die Lohwiesen, ältere Schreibweise Loowiesen, sind<br />

Wiesen mit sumpfigen Stellen, mit Moorwasser. Loh ist verwandt<br />

mit Gerberlohe und hier die Bezeichnung für beizenden<br />

Moorsumpf.<br />

Der Mönchsacker, führt seinen Namen wohl auf den<br />

Umstand zurück, daß er früher den Mönchen des Klosters<br />

Salem gehört hat. Im Gemeindeurbar von 1730 ist als einziges,<br />

dem „Reichsgotteshaus Salmenschweill" gehörendes<br />

Grundstück eine einmähdige, „in Minacker" gelegene Wiese<br />

genannt deren Lage nach der Beschreibung auf den heutigen<br />

Mönchsacker deutet. Der Mönchs-„Acker" ist also eine Wiese.<br />

Man ist versucht, anzunehmen, daß es sich bei dem Grundstück<br />

um die Wiese handelt, die, der „Acker" genannt, 1297<br />

von Hartnid von Ettisweiler an das Kloster Salem verkauft<br />

worden ist.<br />

Die Mushäberwiesen bringt man wohl am besten<br />

mit Mushaber, aus dem man das Habermus gemacht hat, in<br />

Verbindung.<br />

Paradies, früher häufig Baredeis oder Paradeis geschrieben,<br />

ist der Flurname eines Gewannes links der Krauchenwieserstraße<br />

mit gutem, zarten Boden.<br />

R a i t e 1 n, von Raitel = Prügel, Zaunstecken, sind Wiesen<br />

links des Ettisweiler-Weges, die mit Prügeln oder Pflöcken<br />

abgesteckt waren. Möglicherweise hat auch ein Gebüschstreifen,<br />

eine Raitelhecke, die Wiesen gesäumt.<br />

Rauergeten (Rauh-Ergeten) Egart, Egert, oder Erget,<br />

war unfruchtbares, auf gewisse Zeiten umgebrochenes und<br />

zum Anbau verwendets Grasland. Rauhergeten kennzeichnet<br />

das Wiesengelände als Oedland, das wohl überwiegend<br />

als Weide diente.<br />

von J. Mühlebach<br />

(Fortsetzung und Schluß)<br />

Der Rottelweg führt von der Schmalzgasse durch den<br />

unteren Teil der Embdwiese nach dem Nordhang des Frauenberges<br />

und dann diesem entlang zur Kirche. Die Embdwiese<br />

war früher stark sumpfig und wässerig; noch heute ist sie<br />

von kleinen Quellwassern durchzogen. Rot bedeutet Sumpf.<br />

Der Rottelweg ist also der Weg, der durch den Sumpf oder<br />

diesem entlang führte. Er wird schon in Aufzeichnungen im<br />

15. und 16. Jahrhundert genannt.<br />

Rosengarten. Dieser Flurname ist erst in der zweiten<br />

Hälfte des 18. Jahrhunderts nachweisbar. Im Gemeindeurbar<br />

von 1730 kommt er noch nicht vor. Nach einer im Fürstl.<br />

Hohenz. Archiv befindlichen Flurkarte aus der Zeit um 1750<br />

war das Gelände des heutigen Rosengartens damals noch<br />

Wald. Der Name Rosengarten ist abzuleiten von dem Wort<br />

Röse, Rösse oder Rosse, mhd. rozze = Lache, in der Flachs<br />

gewässert, gerozzelt, d. i. zum Faulen gebracht wird. Dieses<br />

ehemals wässerige Gelände war wegen seiner unmittelbaren<br />

Nachbarschaft zum Egelsee vor dessen Trockenlegung zum<br />

Flachswässern besonders geeignet.<br />

Die Schafäcker auf der südlichen Feldgemarkung<br />

erinnern an die Schafweide, die noch im vorigen Jahrhundert<br />

von der Gemeinde betrieben wurde.<br />

Die Schelmengärten zwischen dem Brühlweg und<br />

der Dorfstraße unweit des Gasthofes zum Adler leiten ihren<br />

Namen von scalmo, das Aas, der Leichnam, ab. Es war dies<br />

früher der Platz, wo verendetes Vieh verscharrt wurde.<br />

Die Schmalzgasse, die Verbindungsstraße zwischen<br />

Oberdorf und Unterdorf, hat im Vergleich zu anderen Dorfstraßen<br />

ihren Vorzug in der sonnseitigen Lage. Gemüse- und<br />

Obstgärten, von kalten Winden geschützt, sind besonders<br />

ertragreich, die Wohnungen behaglich und warm. Wie anderswo<br />

bei Flurbezeichnungen das Schmalz die Kennzeichnung<br />

für solche Vorzüge gegeben hat, so auch bei unserer<br />

Schmalzgasse.<br />

Sengeisthal ist das westlich der Straße nach Rulfingen<br />

von der Hochfläche absinkende Tal bis zur Krauchenwieser<br />

Straße. In Aufzeichnungen im 17. und 18. Jahrhundert finden<br />

sich wechselnd die Bezeichnungen Engelsthal und Sengelsthal.<br />

Man geht wohl nicht fehl, wenn man das Wort vom<br />

Personennamen Engel ableitet. Das Sengeisthal ist des Engels<br />

Tal oder 's Engels Tal. Talbezeichnungen sind häufig mit<br />

Personennamen verbunden. Die heutige Bezeichnung „Sängersthal",<br />

oder gar „Singersthal" ist eine Mißbildung und<br />

findet aus der geschichtlichen Schau keine Stütze.<br />

Die S u i e ist ein sehr seltener und daher schwer zu<br />

deutender Flurname. Wenn man der Flurkarte von Hausen<br />

rechtgeben will, die das im Volksmund allgemein als Suie<br />

benannte Ackergelände als Säuen bezeichnet, müßte man an<br />

einen Zusammenhang mit Sau denken. Dabei konnte sowohl<br />

ein Sau-Gehege als auch —• und dem kommt größere Wahrscheinlichkeit<br />

zu — ein von Wildsäuen, die es früher nachweislich<br />

im nahen Weithart gegeben hat, häufig aufgesuchtes<br />

Ackergelände gemeint sein. Alte Aufzeichnungen nennen<br />

häufig Sayen, Suhe, Suchen und Suchenbühl. Suhe ist nach<br />

dem Schw. Wh. ein kleines Ackerland. Such bedeutet — nach<br />

Buck — einen Weidebezirk. Da die Suie kein kleines, sondern<br />

ein weitgedehntes Ackerland ist, möchte man einer Ableitung<br />

des Wortes von Such = Weidebezirk die größere Berechtigung<br />

zuschreiben. Nicht ausgeschlossen wäre auch die<br />

Deutung des Namens Suhe = Sumpf. Jedenfalls verdient<br />

aber die heute gebräuchliche Form „Suie" gegenüber der in<br />

neuen katasteramtlichen Flurkarten genannten Gewannbezeichnung<br />

„Säuen" den Vorzug.<br />

Die Steinwiesen im oberen Ried rechts der Straße<br />

nach Schwäbiishausen verdanken ihren Namen dem nahen<br />

ehemals großen Steinbruch.<br />

Stockäcker sind wie vielerorts Ackergrundstücke, die<br />

ehemals Wald und nach dessen Abholzung mit Baumstrünken<br />

bestockt waren.<br />

Das Täschle ist eine flache, heute kaum mehr wahrnehmbare<br />

Bodensenkung, die sich von den höher gelegenen<br />

Grabenäckern dem Egelsee zuneigt.<br />

Die Tafeläcker ob dem Kieferbühl, heute mit diesem<br />

Namen kaum mehr genannt, sind die Aecker, bei denen einst<br />

ein Bildstock mit einer Bildtafel gestanden hat.<br />

Das Taubried ist das taube Ried. Taub, mhd. töb, hat<br />

hier den Sinn von öde, feucht, schimmelig, unkultiviert.<br />

Durch die Triebgasse<br />

Weide getrieben.<br />

wurde früher das Vieh auf die

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