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Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein

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Jahrgang 1954 H O H E N Z O I , L E R I S C H E H E I M A T 21<br />

Riedersberg auf Markuing Burladingen ist noch<br />

etwa 2 m höher! Ein rothalbierter Stein zeigt an, daß<br />

jetzt der Hausener Bann beginnt. Nur der Berg vor mir gehört<br />

ihm jedoch an, denn unweit verläuft die Landesgrenze<br />

Württembergs. Eigenartig, wie dieses spitze Waldstück sich<br />

zwischen Burladinger und Neuweiler Gebiet einzwängt! Die<br />

nördlich an der Wegkreuzung eingezeichnete Felsgruppe enttäuscht:<br />

nur ein paar Steinbrocken liegen an der Halde umher,<br />

Aufwärts gehts über die 900 Metergrenze. Nichts Auffälliges<br />

zeigt sich. Eine kleine Ebene mit etlichen Haufen<br />

Kleinsteinen, das ist alles. Der Gipfel muß sich doch endlich<br />

zeigen! Richtig! Mäßig ansteigend erreicht man den höchsten<br />

Punkt: die vielen Unebenheiten verraten künstliche Zurichtung<br />

und langsames Verfallen des Menschenwerkes. Kein<br />

Zweifel, hier stand ehemals ein Gebäude. Rechteckige Grundmauern,<br />

aber nur etwa 6 Schritt lang und 4Va Schritt breit,<br />

lassen sich unschwer erkennen, der Signalstein dazwischen.<br />

Warum ist auf der Karte: 1 : 25 000 nichts vermerkt?<br />

Nach dem Westen gegen das Weilertal liegt ein etwa 1 m<br />

breiter Platz, dann ein mäßig hoher abschüssiger Fels, der<br />

zur Not eine Ritterburg genügend gesichert hätte. Aber dies<br />

nur auf der einen Seite. Alle andern verlaufen flach und<br />

zeigen nicht die kleinste Befestigung. Nur nach Süden, Bitz<br />

zu, verläuft als Fortsetzung der Felswand ein eigenartiger<br />

Steinriegel. Ob die Brocken einst zu einer Mauer geschichtet<br />

waren? Nach Osten in 30 Schritt Entfernung liegen kleine<br />

Haufen von Lesesteinen, als hätte man einst ein Feldstück<br />

hergerichtet. Die kleine Hülbe in der Nähe, von der Haiber<br />

schreibt und die Leute erzählen, fand ich nicht. Der Baumbestand<br />

ist hoch und versperrt alle Aussicht. Früher wird<br />

dies kaum so gewesen sein. Aus dem genannten Steinriegel<br />

läßt sich vorerst nichts entnehmen, und das kleine Gebäude<br />

mit kaum 50 cm dicken Mauern kann höchstens ein Häus-<br />

Ichen gebildet haben mit der Tür nach Norden. Römisch oder<br />

gar frühgeschichtlich ist hier nichts zu sehen. Die Fundamente<br />

sehen sogar sehr neu aus, kaum vor 100 Jahren zerfallen.<br />

Sollte man an diesem ausgezeichnet geeigneten Punkt<br />

nicht eine neuere einfache Wildhütte vermuten dürfen?<br />

Ich strebe weiter nach Süden, wo der Storren auf Nachbargebiet<br />

Württembergs 945 Meter aufragt. Hart an der<br />

Grenze wieder eigenartig erscheinende Steinhaufen, doch<br />

so ganz unmotiviert aufgeschüttet. Ob nicht unter einem<br />

oder andern sich ein altes Hügelgrab verbirgt? Das in dieser<br />

Beziehung reiche Degerfeld ist nicht weit. Ich überschreite<br />

die Grenze ohne Paß. (Heute ist sie sowieso hinfällig!) Die<br />

Aussicht vom Storren aus enttäuscht vollständig, da die<br />

Bäume alle Sicht versperren. Nur der Riedersberg mit seiner<br />

Waldkappe ist erkennbar. Durch eine schneebedeckte<br />

Schneise gehts schräg abwärts: Richtung Pumpwerk im Weilertal,<br />

„Schmauselhöhle" steht auf der Karte. Tatsächlich<br />

zeigt sich an einem neu gemachten Waldweg, der nach Südwesten<br />

zieht, ein fast senkrechtes, enges Loch unvermutet in<br />

der gar nicht felsig scheinenden Halde, ganz wie eine Erzspalte<br />

in den heimatlichen Wäldern. Gähnend glotzt der<br />

Schlund mich an. Allein ist kein Einstieg ratsam, sonst<br />

könnte einem das Schicksal des am Hangenden Stein eingedrungenen<br />

Mannes zuteil werden, der vor Jahren erst nach<br />

Monaten in Verwesung aufgefunden wurde. Weiter geht es<br />

nördlich dem Tannenwald und dem Tale zu, das den eigenartigen<br />

Namen U e s t trägt. Parallel zu meiner Fährte<br />

streicht das W e i 1 e r t a 1. Gerade gegenüber muß der Brunnen<br />

sein, an dessen Stelle einst eine Mühle mit riesigem<br />

oberschlächtigen Rad stand. Darüber auf der Bergnase, wo<br />

auf der Karte fälschlich „Schanze" steht, findet man die<br />

trauernden Trümmer einer einst stolzen Ritterfeste: Die<br />

Weilersburg. Im Jahr 1383 wird ein Wildmann von<br />

Weilersburg als Kirchherr zu Hechingen und Chorherr zu<br />

Stuttgart genannt. Auch Heinrich der alte, Agnes, Burkart<br />

selig und ein anderer Heinrich kommen in derselben Urkunde<br />

vor, durch die zu Ebingen eine Kapelle gestiftet wird.<br />

Während Burg und Geschlecht vergingen und kaum die Einheimischen<br />

noch die Stelle wissen, hat diese fromme Stiftung<br />

allein das Andenken des edlen Geschlechtes bewahrt.<br />

Als Wappen führte es einen Gemsenkopf. An der Burgstelle<br />

sind noch verschiedene Gräben und wenige Mauerreste, besonders<br />

vom vorgeschobenen Berglried Zeugen vergangener<br />

Herrlichkeit. Das Weilertal selbst gehört ohne Zweifel zu<br />

den wenigst gekannten, aber landschaftlich keineswegs zu<br />

den geringsten Landstrichen. Doch ist für heute ein Besuch<br />

verwehrt.<br />

Nordwärts locken zwei Waldkuppen, die von ferne und<br />

auch im Kartenbild verdächtig aussehen, aber die höhere<br />

enttäuscht ganz, und auf der niederen ist es ein Steinbruch,,<br />

der von weitem als künstliche Befestigung erscheint. Statt:<br />

nun weiter die Fohlensteige hinabzuwandern, wenden wir<br />

uns nach rechts gegen den alten Brunnen zu, der in Hermannsdorf<br />

Üsterbrunn, in Hausen aber Wolfsbrunn<br />

genannt wird. Ein weltabgeschiedenes Tälchen mit viel<br />

Schafweide an den Hängen muß ehedem bei dichterer Verwachsung<br />

ganz unheimlich gewirkt haben, zumal der Weg<br />

nach unten immer schluchtartiger wird. Hier trieb darum<br />

einst ein fürchterlicher Geist sein Unwesen, der Bockfüße,<br />

aber keinen Kopf hatte und darum ein Vorbeigehen nach<br />

Betzeit ganz ungeraten erscheinen ließ. Der Brunnen selbst<br />

wird durch ein uraltes Gewölbe — so scheint es wenigstens<br />

— hart am Weg und Waldrand gebildet, auf dem sich<br />

prächtige Tannen angesiedelt haben.Blitzend helles Quellwasser<br />

funkelt im Schatten des Gewölbes der Brunnenstube<br />

und der dunklen Tannen. Der Holztrog ist längst verschwunden,<br />

und das Ueberreich sucht sich einen Weg an der Halde,<br />

verschwindet wieder, um weiter unten als murmelndes<br />

Bächlein einen riesigen V förmigen Graben auszunagen. Wie<br />

ein mächtiger Wächter am Ausgang der Schlucht und des<br />

Weilertals, das nach einem uralten und dann wieder neuerstandenen<br />

Weiler genannt ist, erhebt sich vorne<br />

der H o i r i c h, der im Jahre 1544 Heinrichsberg hieß. U e s t,<br />

selbst dürfte von Huest oder Hurst „Waldiges Gebüsch" abzuleiten<br />

sein. Der Hoirich hätte in früherer Zeit ohne Mauer<br />

und Wälle eine wuchtige und uneinnehmbare Festung für<br />

Leut und Vieh gebildet; für eine Ritterburg war er zu steil<br />

und abgelegen, die obere Fläche auch vermutlich zu groß.<br />

Schade, daß durch den Baumbestand die Aussicht vom obersten<br />

Rand behindert ist. Kaum ein Berg in der Runde bietet<br />

diese Schönheit dar, die sich hier vor dem Auge entrollt.<br />

Vor uns das Weilertal mit seinen Waldschluchten und dem<br />

Schwarzbrunnnenbach, den Unwissende gar „die Killer" taufen<br />

wollten, links der Haubenberg, von dem wir kommen,<br />

und das Uestertal, weiter rechts die Höhen um die Linkenboldshöhle,<br />

Ehresfeld, Holmershorn, Göckeleswald, Schnait<br />

und weiter Kuppe an Kuppe und Feld an Wald. Tief unter<br />

uns das Tal mit dem Weilertal- oder Schwarzbrunnenbach<br />

und dem Dorf Hausen im Killertal, weil ehemals zur Pfarrei<br />

Killer gehörig. Halb ist es verdeckt vom Beinzenb<br />

e r g. Und wenn wir dem Berggrat folgen und hie und<br />

da zwischen den Bäumen hinauslugen, erschließt sich uns:<br />

das Killertal mit seinen Dörfern, die wie eine Perlkette aufgereiht<br />

erscheinen, dann die nördlichen Höhen gegen Ringingen<br />

und dem Heufeld, Oberberg, Kapf, Mettenberg bis hinüber<br />

zu Burladingen und seiner neuen Fideliskirche, die<br />

sich so prächtig präsentiert (jetzt umsäumt von riesigen<br />

Schornsteinen). Wir steigen zutal, denn der Abend naht,<br />

während schon die Häuser rauchen und allmählich dämmerliche<br />

Kühle uns umfängt, bis wir die ersten Häuser Burladingens<br />

erreichen. J. A. Kraus.<br />

Altes Brauchtum in Stetten bei Haigerloch<br />

„Man braucht nirgends Bräuche hinbringen, überall sind<br />

solche vorhanden", sagt ein altes Sprichwort. Leider sind in<br />

den letzten Jahrzehnten viele der alten, schönen Bräuche,<br />

die den Menschen von der Wiege bis zum Grab begleiteten,<br />

in Vergessenheit geraten.<br />

Besonders um die Hochzeiten wanden sich sinnige Bräuche.<br />

Bereits Wochen vor der Hochzeit fand der sogenannte Heiratstag<br />

statt. Von den Eltern und nächsten Verwandten des Brautpaares<br />

wurde vereinbart, was jede Ehehälfte an Grund und<br />

Boden, Vieh, Frucht und Geld in die Ehe mitbringt. Nicht<br />

vergessen wurde dabei, einen sogenannten „Rückfall" auszuhandeln,<br />

eine Summe Geld, die beim Tode eines der jungen<br />

Eheleute, ohne Leibeserben zu hinterlassen an die Eltern des<br />

Verstorbenen zurückzuerstatten war. Zur Bekräftigung wurde<br />

von Andreas E d e 1 e<br />

dieses auf dem Rathaus schriftlich festgelegt und mit einer<br />

kleinen Feier in der Wirtschaft beschlossen.<br />

Einige Tage vor der Hochzeit war der Umzug. Die Altersgenossinnen<br />

halfen dabei der Braut, ihre Ausstattung in das<br />

neue Heim zu bringen. Anders aber, wenn die Braut nach<br />

einem Nachbardorf heiratete. Da wurde der sogenannte Brautwagen,<br />

ein reichgeschmückter Leiterwagen, mit sämtlichen<br />

Ausstattungsgegenständen und Möbeln beladen. Der Dorf=<br />

schreiner verfertigte die Möbel in einfacher Ausführung aus<br />

Tannenholz. Nur wenn der Brautvater vor Jahren einen<br />

Bim- oder Kirschbaum umgehauen hatte und diesen zu<br />

brauchbaren Brettern sägen ließ, wurden einzelne Möbelstücke<br />

aus diesen gearbeitet, die sich dann durch Generationen<br />

vererbten. Der Großvater erzählte dann den Enkeln, wo

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