08.02.2013 Aufrufe

Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein

Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein

Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Tahreang 195¿ H O F E N Z O L L E R I S C H E H E I M A T 11<br />

man ferner von einer Renovation der Zehntbezugsurkunden<br />

Württembergs vor 8 Jahren. Dabei habe man einen mit Siegel<br />

bewahrten Pergamentbrief vorgelesen, worin es hieß,<br />

derselbe Zehnt zu M. sei samt dem halben Kirchensatz an<br />

die St. Martinspfründe in Ebingen durch einen Herrn von<br />

Melchingen verkauft worden. Die Zehntbezieher seien bekanntermaßen<br />

schuldig, das Pfarrhaus zu bauen und zu unterhalten,<br />

ein Kirchenbau aber sei scheinbar seit jenem Zeitpunkt<br />

(15. Jahrhundert) nicht mehr getätigt worden. (Der<br />

bisherige Bau muß also schon weiter zurückgereicht haben.)<br />

Schon 1755 hatte Württemberg geantwortet, in seinen Akten<br />

stehe nichts von einer Baupflicht zur Kirche, wohl aber<br />

zum Pfarrhaus.<br />

Es sollte aber noch mehr Aktenstaub aufgewirbelt werden,<br />

ehe man tatsächlich Baustaub sah! 1765 erging eine neue<br />

Bitte der Gemeinde und des Amts, man möge doch die<br />

Zehntherren angehen, die Kirche sei in Einsturzgefahr, der<br />

Dachstuhl der Sakristei sei schon teilweis herabgebrochen.<br />

Wieder verging ein Winter. Im Mai 1766 erging eine weitere<br />

Eingabe, am 27. August eine zweite. Fürstenberg forderte<br />

nochmal von Amts wegen die Akten ein und schrieb am 17.<br />

Sept. an seinen Nachbar Württemberg: Es möge als Zehntherr<br />

das tragen, was über die Kräfte des Heiligen gehe. Der<br />

Einsturz stehe bevor. Allein es blieb bei der Antwort, in den<br />

Urkunden sei nur die Rede von Baupflicht zum Pfarrhaus.<br />

Hierauf mußte sich das Amt Trochtelfingen in Stetten u.<br />

Holstein erkundigen, wie es dort stehe, da Hechingen die<br />

Nomination, Württemberg die Präsentation des Pfarrers besitze.<br />

Pfarrer Laurenz Mayer antwortet, vor 39 Jahren sei<br />

die Pfarrkirche in Stetten neu hergerichtet worden.<br />

Württemberg beziehe drei Viertel des Gesamtzehntens des<br />

Dorfes und noch darüber, habe jedoch zum Kirchenbau<br />

nichts beigesteuert, sondern nur zum Pfarrhaus. Man riet<br />

hin und her, was zu tun sei. Ein ganz Schlauer riet, das eben<br />

im nahen Talheim feilgebotene e he malige Nonnenkloster<br />

zu kaufen, das für 4—500 Gulden zu haben<br />

sei, aber Eichenholz für wohl 1000 Gulden enthalte. Allein<br />

Fürstenberg riet ab, das meiste Holz sei doch gewöhnlich<br />

unbrauchbar. Auch seien die Transportkosten die Talheimer<br />

Staig herauf viel zu hoch, dazu käme noch der Zoll über die<br />

Landesgrenze, übrigens müßte man das Holz dann in Melchingen<br />

irgendwo unterbringen, sonst verfaule es vollends.<br />

Eine Rechnungsprüfung des Melchinger Heiligen ergab<br />

nach Jahren strengster Sparsamkeit ein Vermögen von 8900<br />

Gulden. Nach Bericht des Obervogts lagen bereits 3 Pläne<br />

vor: 1.) von den Trochteiiinger Maurern Anton Schiffer und<br />

Martin Dietmann, 2.) von Christian Großbayer von Haigerloch,<br />

3.) von Tiberius Moßbrucker von Marchtal; letztere<br />

2 waren renommierte Baumeister. Da der Neubau auf etwa<br />

5000 Gulden zu stehen komme, wagte man nicht, von Württemberg<br />

noch etwas zu erhoffen.<br />

Am 6. August 1767 genehmigte die fürstenbergische Landesregierung<br />

den Plan von Tiberius Moßbrucker,<br />

dessen Ausführung auf 4700 Gulden veranschlagt war, ohne<br />

das von der alten Kirche noch zu übernehmende Brauchbare.<br />

Christian Großbayer von Haigerloch übernahm die<br />

Arbeit um 4500 Gulden am 20. August 1767. Er sollte „die<br />

Kirche nach dem Plan (mit kleinen Abänderungen) in Länge<br />

von 115 Schuh, in Breite von 54 Schuh und in der Höhe von<br />

Grund an bis unters Dach 36 Schuh herstellen. Der Chor<br />

solle eine, das Scniff zwei Kuppeln mit Holz und Latten erhalten,<br />

im Schiff mit Quadratur und Gipsarbeit versehen.<br />

Arn Turm soll der hölzerne Stock abgetragen und ein Achtquadraterstock<br />

von aichenem Holz hinaufgemacht, darauf<br />

eine Kuppel mit Helm oder Stiefel, Ziegei und Grätziegeln<br />

nebst einem Knopf von Kupfer, ob diesem ein Kreuz von<br />

Eisen befestigt werden. Der ganze Turm soll verputzt wer-<br />

den und unter dem Achteck die Mauer an den Ecken abgeschnitten.<br />

Im Innern waren 2 Chor- und 2 Beichtstühle,<br />

Kommunikantengatter und ein Taufstein zu fertigen, das<br />

Material zu beschaffen und die Handwerker zu entlohnen.<br />

So wurde dann 1768 sofort im Frühjahr begonnen. Fürstenberg<br />

schenkte als Landesherr 30 Gerüststangen. Alles<br />

schritt rüstig voran, Kirche und Turm konnten vor Winter<br />

unter Dach gestellt werden. Bereits im Februar 1769 forderte<br />

Großbayer noch weitere 1540 Gulden mit den Begründungen:<br />

a) die Lebensmittel seien teurer geworden, b) er<br />

habe die Bausteine aus Württemberg holen und dafür noch<br />

Zoll zahlen müssen, c) Fundamente und Mauern seien der<br />

Sicherheit halber verstärkt worden, d) über den Akkord<br />

hinaus habe man die 10 Fensteröffnungen, desgleichen auf<br />

dem um 30 Schuh höher aufgeführten Turm die gebrochenen<br />

Eck, ferner je vier große und kleine Schallöcher in gehauenen<br />

Quadern gemacht; e) habe er die Kirche um der<br />

Symmetrie willen etwas länger gemacht, als vorgesehen. Er<br />

selbst habe meist persönlich die Arbeiten geleitet. Obervogt<br />

Hirrlinger billigte die Nachforderung, da das Heiligenvermögen<br />

ja bis Beginn des Baues auf 10 000 Gulden angewachsen<br />

sei.<br />

Die übrigen Gerüststangen hatte die Gemeinde gestellt, da<br />

zu täglich vier Froner und alle Fuhrfronen. Großbayer selbst<br />

mußte 2000 Gulden Kaution stellen, die seine <strong>Heimat</strong>stadt<br />

Haigerloch übernahm. Die Sandsteine bezog man von Wendelsheim<br />

bei Rottenburg, die Ziegelwaren von Trochtelfingen,<br />

Erpfingen und Großengstingen. Die Gemeindedienste<br />

regelte Schultheiß Josef Reinhardt. Pfarrer Klaus wird sich<br />

gefreut haben, als der Bau fertig war. Aber auch dann<br />

fehlte noch manches.<br />

Den Orgelakkord mit Josef Martin von Hayingen hat<br />

die Regierung 1780 nicht genehmigt, da doch niemand die<br />

Orgel schlagen könne; die Gemeinde soll für das Geld lieber<br />

einen Schulfond gründen. Der Ortsvorsteher Konrad Braun<br />

gestand, daß tatsächlich nie eine Orgel dagewesen sei, aber<br />

es habe jemand dazu 200 Gulden gestiftet, eine solche von<br />

10 Register käme auf 400 fl. •— An den Altären fehlte es<br />

übrigens auch noch. Sie werden 1785 als ganz elendig bezeichnet.<br />

Schreiner Joh. Glockner von Hechingen soll neue<br />

fertigen, wozu 780 fl gestiftet sind. 1787 konnte der Hochaltar<br />

von Ambros Reiser von Gammertingen gemalt<br />

werden für 140 fl. Die Nebenaltäre haben bis 1789 die Trochtelfinger<br />

Schreiner Franz und Josef Herter nach Plänen obigen<br />

Glockers erstellt. Erst vier Jahre drauf sollten sie von<br />

den Brüdern Ambros und Anton Reiser, Maler von<br />

Gammertingen, gefaßt werden. Aber da diese nicht immer<br />

schöne Arbeit leisteten, wurden sie dem Hofmaler Konrad<br />

Zoller von Möhringen übertragen, der auch 1793<br />

beide Altarblätter malen sollte.<br />

Noch 1803 bat Pfarrer Straßer um Erlaubnis, eine Orgel<br />

anschaffen zu dürfen. Die Gemeinde woiie einen Organisten<br />

ausbilden lassen. Voranschläge von drei Orgelbauern lagen<br />

bereits vor: Anton Hechinger von Hayingen verlangte 400,<br />

Konrad Köpner von Hechingen 400, und Alois Engelhard von<br />

Mühringen 500 fl. Man hatte aber erst 170 Gulden gesammelt,<br />

weswegen die Bitte abgeschlagen wurde. 1804<br />

mußte man den Kirchturm reparieren für 47 fl 52 kr. Im<br />

Jahre 1795 hielt der hiesige Bürger Jose.' Ott während der<br />

Krankheit des Lehrers Sebastian Faigle die gesamte Werktags-,<br />

Sonn- und Feiertagsschule um 55 Gulden jährlich.<br />

1802 übertrug man ihm aüch die Mesnerei, die er bis zu<br />

seinem Tod 1833 behielt. Das Mesnergehalt betrug zuletzt<br />

ganze 10 Gulden im Jahr, das des damals dann vorhandenen<br />

Organisten aber 12 Gulden. Beide Dienste sollten<br />

werden (Archiv Donaueschingen).<br />

vereinigt<br />

Ueber die kleine Bernhardskapelle zu Melchingen haben<br />

wir schon im Jahrgang 1952 S. 31 berichtet. J. A. K r a u s.<br />

Die Flurnamen der Gemarkung Hausen a. A.<br />

Die Flurnamen sind etwas Persönliches und Charakteristisches<br />

i r jedes Dorf, sind Ausdruck und Niederschlag von<br />

zur Geschichte des Dorfes beziehungsreichen Erscheinungen<br />

aus ^ei Ar hängen bis in unsere Zeit. Die Fülle und Vielgestaltigkeit<br />

ier Flurnamen ist es, die auch dem Dorf und<br />

der Gemarkung Hausen a. A. sein besonders eigentümliches<br />

üftd interessantes Gepräge geben. Viele Flurnamen sind in<br />

den letzten zwei Jahrhunderten verschwunden. Diese sind,<br />

soweit sie nicht nach den Dorfbüchern, Urbarien und Urkunden<br />

noch zu ermitteln sind, unten zusammengestellt. Die<br />

folgende Darstellung mit einer Erklärung oder versuchten<br />

Deutung der Fiurbezeicnnungen beschränkt sich auf die Flurnamen,<br />

die heute noch gebräuchlich sind.<br />

von J. Mühlebach<br />

•'indelsbach. Der \ndelsbaoh ist nach M. Buck und<br />

Otto Sfinger der Bach des Andolf. Letzter mag in der spätalemannischen<br />

Zeit Besitzer des Baches gewesen sein oder<br />

an diesem umfangreichen oder besondere Rechte gehabt<br />

haben.<br />

'.nnenhofer. Das sind die Aecker, die zum Annenhof<br />

/der Annagut gehört haben. Der "".ehensinhaber, später wohl<br />

der Eigentümer des Gutes, war der Annenhofer. Der Annahof<br />

gehörte ebenso wie das St. Klara-Gut einem benachbarten<br />

Frauenkloster.<br />

Band. Das Bant., aufgeteilt in ein inneres, mittleres und<br />

und äußeres Band, ist ms Bann, Bannet entstanden. Mit<br />

Bann oder Band sind Flur- und Waidteile, auch Wege be-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!