Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein

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10 H O II E N Z O L L E LT I S C H E H E I M A T Jahrgang 1954 in dem Büchsenschützenhaus allhier die 200 Stück falsche 6 = Bätzner, die sich, wann sie gerechter Prob waren, in die 80 Gulden belaufen thäten, machen. helfen zurichten und zu Genannt werden dann die in der Münze gestohlenen und die sonst gefälschten Prägeisen und eiserne Gießlöffel. Bei seiner, Füxlins Behausung, habe er eine große Anzahl der falschen geprägten kupfernen Sechsbätzner zusammen mit einem geschnittenen Prägeisen solange im Wasser verborgen gehalten, bis selbige aus sonderbarer Schickung Gottes durch Jungen, zum Teil noch unmündige Kinder, an das Tageslicht kamen. Es folgt nun das Blatt mit dem Urteil: „Dieweil beklagter Füxlin, der vor sieben Jahren falsche Münzen von sich gegeben (dafür Landesverweisung und dann Begnadigung), diese Gnade übel betrachtet und in den Wind geschlagen, sonderlich aber mit Zutun des jüngst ausgewiesenen Bösewichtes Mr. Hanns Weylen von Gültlingen sich abermals eine namhafte Summe falschen Geldes der kupfernen 6-Bätzner .. usw. nach der rechten Reichs und Peinlichen Halsgerichtsordnung zuwider gehandelt und sich höchlich versündigt. Derowegen Er Füxlin dem Nachrichter in seine Handt und Bandt geliefert und anderen zu einem abscheulichen Exempel mit dem Feuer vom Leben Todt gerichtet werden solle." Und das alles von Rechts wegen." Die Rückseite dieses Blattes trägt die Beschriftung: „Urteil in Criminal u. Peinlichen Malefizsachen — contra Caspar Füxlin von Hechingen Falschmünzerei betr. Publiziert Frey tag den 29. Juli 1622 zum Ist zum Schwert begnadigt und der auf dem Kirchhof begraben worden." Leichnam Bei den Akten liegt noch ein ioses Blatt, auf dem zunächst vermerkt ist, es sei festgestellt, daß Mr. Johannes Pfister, der Prägemeister von Tübingen, den Meister Hanns der Zimmermann (das ist der im Verfahren gegen Füxlin genannte Mittäter) das Versilbern gelehrt. Ueber das „Warum" gibt Meister Pfister folgenden Bericht: Bei einer Trinkung mehrerer Tübinger habe Meister Hanns der Zimmermann gesagt, er möchte die kalte Versilberung wohl können. Zimmermann sei auch hernach etlichemal zu ihm, dem Prägeschneider, gekommen und habe gebeten, ihn solches zu lehren. Er habe Zimmermann für einen ehrlichen Meister gehalten und ihm gesagt: man braucht Salz und Weinstein, und Scheidewasser dazu. Auf solches der Zimmermann das Scheidewasser beim Goldschmied allhier geholt, vermelte drei Materien zusammengetan, ein Silbern Ringlein darin geworfen, das Wasser abgeseihet und die verbliebene Materia mit den Fingern zerrieben, sei ein weiß Sälblein daraus geworden, so der Zimmermann auf ein Kupfern Blechlin gestrichen und deren gestalt die kalte Versilberung gelernet. Er, Prägeschneider, habe sich damals nit besorgt, daß der Zimmermann unredlich damit werde umgehen, sonsten ihm solches nit wollte gelehrt haben. Manchem unter uns mag das Urteil „Tod durch Feuer" unmenschlich erscheinen. Man beachte aber dabei drei Umstände: 1. Die Vorstrafe wegen Münzverbrechens, mit anschließender Mißachtung der landesherrlichen Gnade. 2. Das Münzrecht war eines der sorgsamst gehüteten Vorrechte der Regierenden. 3. Man konnte es sich aus wirtschaftlichen Gründen nicht leisten, die' schon recht minderwertige Landeswährung durch eine gar ganz silberfreie Legierung des Schrötlings der Sechsbätzner vollends zu Grunde zu richten. Ein abschreckendes Urteil war also wohl angebracht. Ich glaube, in meiner Sammlung ein Stück dieser ganzkupfernen falschen Sechsbätzner zu besitzen. Die ganze unordentliche Ausführung der Prägung und Merkmale am Prägebild lassen darauf schließen. Die schlechten amtlichen Stücke, die in der Kipperzeit in Umlauf kamen, besaßen immerhin noch eine Silberlegierung, wenn auch nur eine geringhaltige. Ein Sechsbätzner hatte etwa 29 mm Durchmesser und einen Wert von fast 1 ii Taler. Es galt 1 Batzen = 4 Kreuzer, 6 Batzen = 24 Kreuzer, 1 Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer, 1 Taler = 24 Batzen = 92 Kreuzer, sodaß 1 Taler etwa IV2 Gulden galt. H. Fassbenaer, Hechingen. Der Melchinger Kirchenbau 1767 - 69 In vorwiegend landwirtschaftlichen Gemeinden dürfte ein Kirchenbau zu allen Zeiten eine schwierige Sache gewesen sein. Auch die alten Melchinger hatten ihren Aerger damit. Schon im Jahre 1744 melden die Donaueschinger Akten, Schultheiß Christian Hirlinger habe eine Eingabe an den Fürsten von Fürstenberg gemacht, worin es heißt' Die Melchinger Kirche sei viel zu klein, habe nur 20 Schub (zu je ^0.36 ~m) Innenbreite. Angeblich sei sie ursprünglich eine Kapelle gewesen und vor Zeiten Filiale des jetzt lutherischen Willmandingen. (Das müßte schon vor 1275 gewesen sein, was schwer glaubhaft klingt. Allerdings bezog der Pfarrer manche Einkünfte aus dieser Nachbargemeinde, wie ein altes Pergamentverzeichnis vor 1500 ausweist; im Pfarrarchiv). Di>- Christenlehrpflichtigen allein seien so zahlreich, daß sie die Kirche füllen. Die andern Leute blieben aus Verdrießlichkeit daheim, denn sie wollten nicht jeder Sonntag nie gleichen Händel und Streitigkeiten um die Plätze im Gotteshaus haben. Ein Neubau sei unumgänglich, die Gemeinde wolle gern die Baufron mit Händen und Gespannen leisten. — Aliem der gute Wille unserer Vorfahren bekam durch die nüchterne Antwort der Hofkammer eine arge Dämpfung. Denn da hieß es, man müsse erst mit Württemberg vernandein, das den Großen Zehnten als Nachfolger der Martinspflege Ebingen und der Klöster Pfullingen und Off^nhausen einnahm. Die Kirche sei doch noch in gutem Stand Württemberg, das ja protestantisch war, werde wanrscneinhcn nichts geben, es habe vor etwas über 20 Jahren zum Steinhiiber Kirchenbau aucn nicht einen Groschen beigesteuert. Da war nun guter Rat teuer. Das ganze Kirchenvermögen dahier in M. bestand nämlich in 4256 Gulden '(= 17024 Goldmark). Aus einer bei den Akten liegenden Skizze sieht man die ungefähre Form des alten, wohl gotis~hei Baues. Er war einfach, rechteckig, in dessen Innerem die Chorbogenmauern hereinsprangen (bei gleicher Breite des Chors) und den beiden Seitenaltären Rückwände bildeten. Der Turm stand hinten, wie noch jetzt, und bildete den Haupteingang Die inner*» Breite maß genau 20,5 Schuh (nürbg. zu je 30,36 cm), die Lange des Schiffes von den SeitenaJtären an 45 Schuh. Der Chor maß 20 Breite zu 15 Länge; der Turm war ein Quadrat von 20 zu 20 Schuh, was der heutigen Breite von u,14 m ziemlich genau entspricht, da er im unteren Teil ja stehen blieb. E r damals vom fürstenbergischen Hofballier ausgearbeitete Plan eines Neubaus wurde als zu klein verworfen. Im Jahre 1749 lesen wir, man brenne in M. seit 3 Jahren ein Ewiges Licht. Obervogt Geppert bezeichnet das Kircbljin als zu klein und baufällig. Die HeiligenfabriK fFond) sei arm, man müsse unbedingt den Großzehntherrn Württemberg angehen. Auch der Schultheiß meldete sich wieder: Es seien doch 700 Seelen am Ort, aber die Hälfte müssp außerhs^ der Kirche stehen. Zehntberechtigl seien iie Klöster Offu»-.hausen und Pfullingen und Martinspflege Ebingen. Von ihnen, bezw. deren Besitzer Württemberg, habe man bisher nichts erreicht. Auf Befehl der bischöfliche)" Behörde in Konstanz mußte Dekan Christian Döbele von Weiiheim eine Inspektion vornehmen, die die Richtigkeit der traurigen Zustande nur bestätigen konnte. Zwei Jahre darauf bleibt eine Bittschrift des Ortsvorstehers Franz Maichle ebenfalls erfolglos. Die Melchinger hatten einen Grund, die Sonn- • agsmesse zu versäumen vorab ind^r kalten Jahreszeit, und so blieb es 10 Jahre. Die Akten schweigen, aber die Leute werden umso lauter und unzufriedener geredet haben! Im Jahre 1761 hören wir vom Obervogt Hirriinger zu Trochtelfingen, schon 18 Jahre bettle man an Württemberg herum, aber es wolle seinen Säckel nicht auftun. Der Ortsheiiige könne höchstens "2000 Gulden zum Bau zuschießen. Nach Beschluß des Konzils von Trient (Sitzung 21, cap. 7 de reformatione) und allgemeiner Uebung nach habe doch derjenige die Baulast zu tragen, der die Einkünfte oder Zehnten beziehe, falls die Heiligenfabrik nicht bei Kräften sei. Der Zehnt sei im 15. Jahrhundert an die bekannten Pfründen verkauft worden und stehe jetzt Württemberg zu Aber was kümmere sich dieses um die Konziisbeschlüsse, dem es wie alle Protestanten ferngeblieben war! Vom Schultheiß Jakob Löffler. der 1765 verzichten mußte, erfänrt

Tahreang 195¿ H O F E N Z O L L E R I S C H E H E I M A T 11 man ferner von einer Renovation der Zehntbezugsurkunden Württembergs vor 8 Jahren. Dabei habe man einen mit Siegel bewahrten Pergamentbrief vorgelesen, worin es hieß, derselbe Zehnt zu M. sei samt dem halben Kirchensatz an die St. Martinspfründe in Ebingen durch einen Herrn von Melchingen verkauft worden. Die Zehntbezieher seien bekanntermaßen schuldig, das Pfarrhaus zu bauen und zu unterhalten, ein Kirchenbau aber sei scheinbar seit jenem Zeitpunkt (15. Jahrhundert) nicht mehr getätigt worden. (Der bisherige Bau muß also schon weiter zurückgereicht haben.) Schon 1755 hatte Württemberg geantwortet, in seinen Akten stehe nichts von einer Baupflicht zur Kirche, wohl aber zum Pfarrhaus. Es sollte aber noch mehr Aktenstaub aufgewirbelt werden, ehe man tatsächlich Baustaub sah! 1765 erging eine neue Bitte der Gemeinde und des Amts, man möge doch die Zehntherren angehen, die Kirche sei in Einsturzgefahr, der Dachstuhl der Sakristei sei schon teilweis herabgebrochen. Wieder verging ein Winter. Im Mai 1766 erging eine weitere Eingabe, am 27. August eine zweite. Fürstenberg forderte nochmal von Amts wegen die Akten ein und schrieb am 17. Sept. an seinen Nachbar Württemberg: Es möge als Zehntherr das tragen, was über die Kräfte des Heiligen gehe. Der Einsturz stehe bevor. Allein es blieb bei der Antwort, in den Urkunden sei nur die Rede von Baupflicht zum Pfarrhaus. Hierauf mußte sich das Amt Trochtelfingen in Stetten u. Holstein erkundigen, wie es dort stehe, da Hechingen die Nomination, Württemberg die Präsentation des Pfarrers besitze. Pfarrer Laurenz Mayer antwortet, vor 39 Jahren sei die Pfarrkirche in Stetten neu hergerichtet worden. Württemberg beziehe drei Viertel des Gesamtzehntens des Dorfes und noch darüber, habe jedoch zum Kirchenbau nichts beigesteuert, sondern nur zum Pfarrhaus. Man riet hin und her, was zu tun sei. Ein ganz Schlauer riet, das eben im nahen Talheim feilgebotene e he malige Nonnenkloster zu kaufen, das für 4—500 Gulden zu haben sei, aber Eichenholz für wohl 1000 Gulden enthalte. Allein Fürstenberg riet ab, das meiste Holz sei doch gewöhnlich unbrauchbar. Auch seien die Transportkosten die Talheimer Staig herauf viel zu hoch, dazu käme noch der Zoll über die Landesgrenze, übrigens müßte man das Holz dann in Melchingen irgendwo unterbringen, sonst verfaule es vollends. Eine Rechnungsprüfung des Melchinger Heiligen ergab nach Jahren strengster Sparsamkeit ein Vermögen von 8900 Gulden. Nach Bericht des Obervogts lagen bereits 3 Pläne vor: 1.) von den Trochteiiinger Maurern Anton Schiffer und Martin Dietmann, 2.) von Christian Großbayer von Haigerloch, 3.) von Tiberius Moßbrucker von Marchtal; letztere 2 waren renommierte Baumeister. Da der Neubau auf etwa 5000 Gulden zu stehen komme, wagte man nicht, von Württemberg noch etwas zu erhoffen. Am 6. August 1767 genehmigte die fürstenbergische Landesregierung den Plan von Tiberius Moßbrucker, dessen Ausführung auf 4700 Gulden veranschlagt war, ohne das von der alten Kirche noch zu übernehmende Brauchbare. Christian Großbayer von Haigerloch übernahm die Arbeit um 4500 Gulden am 20. August 1767. Er sollte „die Kirche nach dem Plan (mit kleinen Abänderungen) in Länge von 115 Schuh, in Breite von 54 Schuh und in der Höhe von Grund an bis unters Dach 36 Schuh herstellen. Der Chor solle eine, das Scniff zwei Kuppeln mit Holz und Latten erhalten, im Schiff mit Quadratur und Gipsarbeit versehen. Arn Turm soll der hölzerne Stock abgetragen und ein Achtquadraterstock von aichenem Holz hinaufgemacht, darauf eine Kuppel mit Helm oder Stiefel, Ziegei und Grätziegeln nebst einem Knopf von Kupfer, ob diesem ein Kreuz von Eisen befestigt werden. Der ganze Turm soll verputzt wer- den und unter dem Achteck die Mauer an den Ecken abgeschnitten. Im Innern waren 2 Chor- und 2 Beichtstühle, Kommunikantengatter und ein Taufstein zu fertigen, das Material zu beschaffen und die Handwerker zu entlohnen. So wurde dann 1768 sofort im Frühjahr begonnen. Fürstenberg schenkte als Landesherr 30 Gerüststangen. Alles schritt rüstig voran, Kirche und Turm konnten vor Winter unter Dach gestellt werden. Bereits im Februar 1769 forderte Großbayer noch weitere 1540 Gulden mit den Begründungen: a) die Lebensmittel seien teurer geworden, b) er habe die Bausteine aus Württemberg holen und dafür noch Zoll zahlen müssen, c) Fundamente und Mauern seien der Sicherheit halber verstärkt worden, d) über den Akkord hinaus habe man die 10 Fensteröffnungen, desgleichen auf dem um 30 Schuh höher aufgeführten Turm die gebrochenen Eck, ferner je vier große und kleine Schallöcher in gehauenen Quadern gemacht; e) habe er die Kirche um der Symmetrie willen etwas länger gemacht, als vorgesehen. Er selbst habe meist persönlich die Arbeiten geleitet. Obervogt Hirrlinger billigte die Nachforderung, da das Heiligenvermögen ja bis Beginn des Baues auf 10 000 Gulden angewachsen sei. Die übrigen Gerüststangen hatte die Gemeinde gestellt, da zu täglich vier Froner und alle Fuhrfronen. Großbayer selbst mußte 2000 Gulden Kaution stellen, die seine Heimatstadt Haigerloch übernahm. Die Sandsteine bezog man von Wendelsheim bei Rottenburg, die Ziegelwaren von Trochtelfingen, Erpfingen und Großengstingen. Die Gemeindedienste regelte Schultheiß Josef Reinhardt. Pfarrer Klaus wird sich gefreut haben, als der Bau fertig war. Aber auch dann fehlte noch manches. Den Orgelakkord mit Josef Martin von Hayingen hat die Regierung 1780 nicht genehmigt, da doch niemand die Orgel schlagen könne; die Gemeinde soll für das Geld lieber einen Schulfond gründen. Der Ortsvorsteher Konrad Braun gestand, daß tatsächlich nie eine Orgel dagewesen sei, aber es habe jemand dazu 200 Gulden gestiftet, eine solche von 10 Register käme auf 400 fl. •— An den Altären fehlte es übrigens auch noch. Sie werden 1785 als ganz elendig bezeichnet. Schreiner Joh. Glockner von Hechingen soll neue fertigen, wozu 780 fl gestiftet sind. 1787 konnte der Hochaltar von Ambros Reiser von Gammertingen gemalt werden für 140 fl. Die Nebenaltäre haben bis 1789 die Trochtelfinger Schreiner Franz und Josef Herter nach Plänen obigen Glockers erstellt. Erst vier Jahre drauf sollten sie von den Brüdern Ambros und Anton Reiser, Maler von Gammertingen, gefaßt werden. Aber da diese nicht immer schöne Arbeit leisteten, wurden sie dem Hofmaler Konrad Zoller von Möhringen übertragen, der auch 1793 beide Altarblätter malen sollte. Noch 1803 bat Pfarrer Straßer um Erlaubnis, eine Orgel anschaffen zu dürfen. Die Gemeinde woiie einen Organisten ausbilden lassen. Voranschläge von drei Orgelbauern lagen bereits vor: Anton Hechinger von Hayingen verlangte 400, Konrad Köpner von Hechingen 400, und Alois Engelhard von Mühringen 500 fl. Man hatte aber erst 170 Gulden gesammelt, weswegen die Bitte abgeschlagen wurde. 1804 mußte man den Kirchturm reparieren für 47 fl 52 kr. Im Jahre 1795 hielt der hiesige Bürger Jose.' Ott während der Krankheit des Lehrers Sebastian Faigle die gesamte Werktags-, Sonn- und Feiertagsschule um 55 Gulden jährlich. 1802 übertrug man ihm aüch die Mesnerei, die er bis zu seinem Tod 1833 behielt. Das Mesnergehalt betrug zuletzt ganze 10 Gulden im Jahr, das des damals dann vorhandenen Organisten aber 12 Gulden. Beide Dienste sollten werden (Archiv Donaueschingen). vereinigt Ueber die kleine Bernhardskapelle zu Melchingen haben wir schon im Jahrgang 1952 S. 31 berichtet. J. A. K r a u s. Die Flurnamen der Gemarkung Hausen a. A. Die Flurnamen sind etwas Persönliches und Charakteristisches i r jedes Dorf, sind Ausdruck und Niederschlag von zur Geschichte des Dorfes beziehungsreichen Erscheinungen aus ^ei Ar hängen bis in unsere Zeit. Die Fülle und Vielgestaltigkeit ier Flurnamen ist es, die auch dem Dorf und der Gemarkung Hausen a. A. sein besonders eigentümliches üftd interessantes Gepräge geben. Viele Flurnamen sind in den letzten zwei Jahrhunderten verschwunden. Diese sind, soweit sie nicht nach den Dorfbüchern, Urbarien und Urkunden noch zu ermitteln sind, unten zusammengestellt. Die folgende Darstellung mit einer Erklärung oder versuchten Deutung der Fiurbezeicnnungen beschränkt sich auf die Flurnamen, die heute noch gebräuchlich sind. von J. Mühlebach •'indelsbach. Der \ndelsbaoh ist nach M. Buck und Otto Sfinger der Bach des Andolf. Letzter mag in der spätalemannischen Zeit Besitzer des Baches gewesen sein oder an diesem umfangreichen oder besondere Rechte gehabt haben. '.nnenhofer. Das sind die Aecker, die zum Annenhof /der Annagut gehört haben. Der "".ehensinhaber, später wohl der Eigentümer des Gutes, war der Annenhofer. Der Annahof gehörte ebenso wie das St. Klara-Gut einem benachbarten Frauenkloster. Band. Das Bant., aufgeteilt in ein inneres, mittleres und und äußeres Band, ist ms Bann, Bannet entstanden. Mit Bann oder Band sind Flur- und Waidteile, auch Wege be-

10 H O II E N Z O L L E LT I S C H E H E I M A T Jahrgang 1954<br />

in dem Büchsenschützenhaus allhier die 200 Stück falsche<br />

6 = Bätzner, die sich, wann sie gerechter Prob waren, in<br />

die 80 Gulden belaufen thäten,<br />

machen.<br />

helfen zurichten und zu<br />

Genannt werden dann die in der Münze gestohlenen und<br />

die sonst gefälschten Prägeisen und eiserne Gießlöffel.<br />

Bei seiner, Füxlins Behausung, habe er eine große Anzahl<br />

der falschen geprägten kupfernen Sechsbätzner zusammen<br />

mit einem geschnittenen Prägeisen solange im Wasser verborgen<br />

gehalten, bis selbige aus sonderbarer Schickung Gottes<br />

durch Jungen, zum Teil noch unmündige Kinder, an das<br />

Tageslicht kamen.<br />

Es folgt nun das Blatt mit dem Urteil:<br />

„Dieweil beklagter Füxlin, der vor sieben Jahren<br />

falsche Münzen von sich gegeben (dafür Landesverweisung<br />

und dann Begnadigung), diese Gnade übel betrachtet<br />

und in den Wind geschlagen, sonderlich aber<br />

mit Zutun des jüngst ausgewiesenen Bösewichtes Mr.<br />

Hanns Weylen von Gültlingen sich abermals eine namhafte<br />

Summe falschen Geldes der kupfernen 6-Bätzner ..<br />

usw. nach der rechten Reichs und Peinlichen Halsgerichtsordnung<br />

zuwider gehandelt und sich höchlich versündigt.<br />

Derowegen Er Füxlin dem Nachrichter in seine<br />

Handt und Bandt geliefert und anderen zu einem abscheulichen<br />

Exempel mit dem Feuer vom Leben<br />

Todt gerichtet werden solle."<br />

Und das alles von Rechts wegen."<br />

Die Rückseite dieses Blattes trägt die Beschriftung:<br />

„Urteil<br />

in Criminal u. Peinlichen Malefizsachen —<br />

contra<br />

Caspar Füxlin von Hechingen<br />

Falschmünzerei betr.<br />

Publiziert Frey tag den 29. Juli 1622<br />

zum<br />

Ist zum Schwert begnadigt und der<br />

auf dem Kirchhof begraben worden."<br />

Leichnam<br />

Bei den Akten liegt noch ein ioses Blatt, auf dem zunächst<br />

vermerkt ist, es sei festgestellt, daß Mr. Johannes<br />

Pfister, der Prägemeister von Tübingen, den Meister<br />

Hanns der Zimmermann (das ist der im Verfahren gegen<br />

Füxlin genannte Mittäter) das Versilbern gelehrt. Ueber das<br />

„Warum" gibt Meister Pfister folgenden Bericht:<br />

Bei einer Trinkung mehrerer Tübinger habe Meister<br />

Hanns der Zimmermann gesagt, er möchte die kalte<br />

Versilberung wohl können. Zimmermann sei auch hernach<br />

etlichemal zu ihm, dem Prägeschneider, gekommen<br />

und habe gebeten, ihn solches zu lehren. Er habe Zimmermann<br />

für einen ehrlichen Meister gehalten und ihm<br />

gesagt: man braucht Salz und Weinstein, und Scheidewasser<br />

dazu. Auf solches der Zimmermann das Scheidewasser<br />

beim Goldschmied allhier geholt, vermelte drei<br />

Materien zusammengetan, ein Silbern Ringlein darin geworfen,<br />

das Wasser abgeseihet und die verbliebene Materia<br />

mit den Fingern zerrieben, sei ein weiß Sälblein<br />

daraus geworden, so der Zimmermann auf ein Kupfern<br />

Blechlin gestrichen und deren gestalt die kalte Versilberung<br />

gelernet. Er, Prägeschneider, habe sich damals<br />

nit besorgt, daß der Zimmermann unredlich damit werde<br />

umgehen, sonsten ihm solches nit wollte gelehrt haben.<br />

Manchem unter uns mag das Urteil „Tod durch Feuer" unmenschlich<br />

erscheinen. Man beachte aber dabei drei Umstände:<br />

1. Die Vorstrafe wegen Münzverbrechens, mit anschließender<br />

Mißachtung der landesherrlichen Gnade.<br />

2. Das Münzrecht war eines der sorgsamst gehüteten Vorrechte<br />

der Regierenden.<br />

3. Man konnte es sich aus wirtschaftlichen Gründen nicht<br />

leisten, die' schon recht minderwertige Landeswährung<br />

durch eine gar ganz silberfreie Legierung des Schrötlings<br />

der Sechsbätzner vollends zu Grunde zu richten.<br />

Ein abschreckendes Urteil war also wohl angebracht.<br />

Ich glaube, in meiner Sammlung ein Stück dieser ganzkupfernen<br />

falschen Sechsbätzner zu besitzen. Die ganze unordentliche<br />

Ausführung der Prägung und Merkmale am Prägebild<br />

lassen darauf schließen. Die schlechten amtlichen<br />

Stücke, die in der Kipperzeit in Umlauf kamen, besaßen<br />

immerhin noch eine Silberlegierung, wenn auch nur eine geringhaltige.<br />

Ein Sechsbätzner hatte etwa 29 mm Durchmesser<br />

und einen Wert von fast 1 ii Taler. Es galt 1 Batzen = 4<br />

Kreuzer, 6 Batzen = 24 Kreuzer, 1 Gulden = 15 Batzen = 60<br />

Kreuzer, 1 Taler = 24 Batzen = 92 Kreuzer, sodaß 1 Taler<br />

etwa IV2 Gulden galt. H. Fassbenaer, Hechingen.<br />

Der Melchinger Kirchenbau 1767 - 69<br />

In vorwiegend landwirtschaftlichen Gemeinden dürfte ein<br />

Kirchenbau zu allen Zeiten eine schwierige Sache gewesen<br />

sein. Auch die alten Melchinger hatten ihren Aerger damit.<br />

Schon im Jahre 1744 melden die Donaueschinger Akten,<br />

Schultheiß Christian Hirlinger habe eine Eingabe an den<br />

Fürsten von Fürstenberg gemacht, worin es heißt' Die Melchinger<br />

Kirche sei viel zu klein, habe nur 20 Schub (zu je<br />

^0.36 ~m) Innenbreite. Angeblich sei sie ursprünglich eine<br />

Kapelle gewesen und vor Zeiten Filiale des jetzt lutherischen<br />

Willmandingen. (Das müßte schon vor 1275 gewesen<br />

sein, was schwer glaubhaft klingt. Allerdings bezog der Pfarrer<br />

manche Einkünfte aus dieser Nachbargemeinde, wie ein<br />

altes Pergamentverzeichnis vor 1500 ausweist; im Pfarrarchiv).<br />

Di>- Christenlehrpflichtigen allein seien so zahlreich,<br />

daß sie die Kirche füllen. Die andern Leute blieben aus Verdrießlichkeit<br />

daheim, denn sie wollten nicht jeder Sonntag<br />

nie gleichen Händel und Streitigkeiten um die Plätze im<br />

Gotteshaus haben. Ein Neubau sei unumgänglich, die Gemeinde<br />

wolle gern die Baufron mit Händen und Gespannen<br />

leisten. — Aliem der gute Wille unserer Vorfahren bekam<br />

durch die nüchterne Antwort der Hofkammer eine arge<br />

Dämpfung. Denn da hieß es, man müsse erst mit Württemberg<br />

vernandein, das den Großen Zehnten als Nachfolger<br />

der Martinspflege Ebingen und der Klöster Pfullingen und<br />

Off^nhausen einnahm. Die Kirche sei doch noch in gutem<br />

Stand Württemberg, das ja protestantisch war, werde wanrscneinhcn<br />

nichts geben, es habe vor etwas über 20 Jahren<br />

zum Steinhiiber Kirchenbau aucn nicht einen<br />

Groschen beigesteuert. Da war nun guter Rat teuer. Das<br />

ganze Kirchenvermögen dahier in M. bestand nämlich in<br />

4256 Gulden '(= 17024 Goldmark).<br />

Aus einer bei den Akten liegenden Skizze sieht man die<br />

ungefähre Form des alten, wohl gotis~hei Baues. Er war<br />

einfach, rechteckig, in dessen Innerem die Chorbogenmauern<br />

hereinsprangen (bei gleicher Breite des Chors) und den beiden<br />

Seitenaltären Rückwände bildeten. Der Turm stand hinten,<br />

wie noch jetzt, und bildete den Haupteingang Die inner*»<br />

Breite maß genau 20,5 Schuh (nürbg. zu je 30,36 cm),<br />

die Lange des Schiffes von den SeitenaJtären an 45 Schuh.<br />

Der Chor maß 20 Breite zu 15 Länge; der Turm war ein<br />

Quadrat von 20 zu 20 Schuh, was der heutigen Breite von<br />

u,14 m ziemlich genau entspricht, da er im unteren Teil<br />

ja stehen blieb.<br />

E r damals vom fürstenbergischen Hofballier ausgearbeitete<br />

Plan eines Neubaus wurde als zu klein verworfen.<br />

Im Jahre 1749 lesen wir, man brenne in M. seit 3 Jahren<br />

ein Ewiges Licht. Obervogt Geppert bezeichnet das<br />

Kircbljin als zu klein und baufällig. Die HeiligenfabriK<br />

fFond) sei arm, man müsse unbedingt den Großzehntherrn<br />

Württemberg angehen. Auch der Schultheiß meldete sich<br />

wieder: Es seien doch 700 Seelen am Ort, aber die Hälfte<br />

müssp außerhs^ der Kirche stehen. Zehntberechtigl seien<br />

iie Klöster Offu»-.hausen und Pfullingen und Martinspflege<br />

Ebingen. Von ihnen, bezw. deren Besitzer Württemberg,<br />

habe man bisher nichts erreicht.<br />

Auf Befehl der bischöfliche)" Behörde in Konstanz mußte<br />

Dekan Christian Döbele von Weiiheim eine Inspektion vornehmen,<br />

die die Richtigkeit der traurigen Zustande nur bestätigen<br />

konnte. Zwei Jahre darauf bleibt eine Bittschrift<br />

des Ortsvorstehers Franz Maichle ebenfalls erfolglos. Die<br />

Melchinger hatten einen Grund, die Sonn-<br />

• agsmesse zu versäumen vorab ind^r kalten<br />

Jahreszeit, und so blieb es 10 Jahre. Die Akten schweigen,<br />

aber die Leute werden umso lauter und unzufriedener<br />

geredet haben!<br />

Im Jahre 1761 hören wir vom Obervogt Hirriinger zu<br />

Trochtelfingen, schon 18 Jahre bettle man an Württemberg<br />

herum, aber es wolle seinen Säckel nicht auftun. Der Ortsheiiige<br />

könne höchstens "2000 Gulden zum Bau zuschießen.<br />

Nach Beschluß des Konzils von Trient (Sitzung 21, cap. 7 de<br />

reformatione) und allgemeiner Uebung nach habe doch derjenige<br />

die Baulast zu tragen, der die Einkünfte oder Zehnten<br />

beziehe, falls die Heiligenfabrik nicht bei Kräften sei.<br />

Der Zehnt sei im 15. Jahrhundert an die bekannten Pfründen<br />

verkauft worden und stehe jetzt Württemberg zu<br />

Aber was kümmere sich dieses um die Konziisbeschlüsse,<br />

dem es wie alle Protestanten ferngeblieben war! Vom<br />

Schultheiß Jakob Löffler. der 1765 verzichten mußte, erfänrt

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