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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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98<br />

Paul Ziche<br />

z. B. eine Naturlehre, eine Chemie u. d.gl.; das, was durch das zuletzt<br />

beschriebene Geschäft des menschlichen Geistes entsteht, nennt man allgemein<br />

– Wissenschaften.“ 14<br />

Der verachtungswürdige Aspekt liegt im Plural: Schmid nimmt mehrere Wissenschaften<br />

als gleichberechtigt an, verfügt aber nicht mehr über die systematischen<br />

Möglichkeiten, ihren Zusammenhang zu bedenken. Damit, so<br />

Fichte, gibt er genau die von Kant formulierte Grundlegungsaufgabe preis.<br />

Umgekehrt natürlich liegt in Schmids rundum von Erfahrung eingeschränkter<br />

Wissenschaftsauffassung und ihrer Abgrenzung gegen eine menschenunmögliche<br />

absolute Wissenschaft eine direkte Absage an die Wissenschaftsauffassungen<br />

Fichtes und insbeson<strong>der</strong>e auch <strong>Schellings</strong>. Zieht man Fichtes<br />

persönliche Polemik ab, so kommt man zu einem sachlichen Vorwurf gegen<br />

die Begründungsleistungen, die von einer empirischen Wissenschaft vom Menschen<br />

– und genau das sind Anthropologie und Psychologie – übernommen<br />

werden können; dieser Vorwurf wird von Kant und Schelling vollständig<br />

geteilt. Kaum etwas ist für letzteren so problematisch (vorsichtig formuliert)<br />

wie eine wissenschaftliche Psychologie o<strong>der</strong> eine Psychologie, die in philosophischen<br />

Grundlegungsfragen eine Stimme beansprucht, eine empirische<br />

Wissenschaft mit <strong>der</strong> Prätention auf absolute Wissenschaftlichkeit. Dennoch<br />

versucht Schelling, die Grundlegung von Wissenschaft mit neuen Konzeptionen<br />

einer Wissenschaft vom Menschen zu verbinden. Wie ist das zu vereinbaren?<br />

Schmid stellt in aller Schärfe und vor dem Hintergrund <strong>der</strong><br />

Philosophie Kants die Notwendigkeit vor, diese Frage zu klären.<br />

Bleiben wir für den Moment bei <strong>Schellings</strong> Vorwürfen gegen die Psychologie.<br />

Die Unterscheidung zwischen absoluter und empirischer Wissenschaft<br />

wird von Schelling in folgen<strong>der</strong> Form auf die Psychologie zurückübertragen:<br />

Schelling kennt zum einen ein Subjekt, das durch Ausschöpfen<br />

aller <strong>der</strong> Gattung Mensch möglichen Leistungen ausgezeichnet ist, zum an<strong>der</strong>en<br />

liegen <strong>der</strong> Psychologie die Einschränkungen zugrunde, die sich ergeben,<br />

wenn nur solche Leistungen zugelassen werden, die jedem Subjekt<br />

zugänglich sind. Eine polemische Bemerkung <strong>Schellings</strong> gegen Trends <strong>der</strong><br />

Aufklärungsphilosophie mit ihrer psychologisch-vermögenstheoretischen Grundlegung<br />

spricht dies am Beispiel künstlerischer Leistungen aus:<br />

„Ein Hauptresultat dieser [<strong>der</strong> aufklärerischen, P.Z.] Lehre ist das allgemeine<br />

Applanirungssystem <strong>der</strong> Kräfte, [<strong>der</strong> Sanscülottismus; Anm. <strong>Schellings</strong>].<br />

Wozu soll es doch etwas wie Einbildungskraft, Genie u. s. w.<br />

14 Fichte, Vergleichung des vom Hrn. Prof. Schmid aufgestellten Systems, S. 247f.

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