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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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Paul Ziche<br />

zuschreibt, ist eindeutig: keine, da <strong>der</strong> von ihm verfolgte Begründungsgang<br />

davon ausgeht, daß zuerst in einem kritischen Verfahren die Wissenschaftlichkeit<br />

eines jeglichen einzelwissenschaftlichen Unternehmens erwiesen werden<br />

muß, und das kann nicht wie<strong>der</strong>um auf <strong>der</strong> Grundlage einer speziellen<br />

Wissenschaft erfolgen. Das transzendentale Subjekt, die Einheit <strong>der</strong> Apperzeption,<br />

kann entsprechend nicht <strong>der</strong> empirischen Wissenschaft von einzelnen<br />

Subjekten entnommen werden. Fichte wird dieses Wissenschaftsideal,<br />

das sich seinerseits einem transzendentalen und damit subjektzentrierten<br />

Ansatz verdankt, aufgreifen.<br />

En passant bei vielen Autoren auftretend, wird <strong>der</strong> Begriff einer „menschlichen<br />

Wissenschaft“ zur systematischen Ordnungskategorie in einem umfassend<br />

angelegten, enzyklopädisch-methodologischen Text eines Autors, <strong>der</strong><br />

als einer <strong>der</strong> ersten <strong>Universität</strong>sdozenten überhaupt in Lehrveranstaltungen<br />

auf Kant einging und <strong>der</strong> sich zugleich einen Namen als empirischer Psychologe<br />

machte und neben Fichte und mit diesem konfligierend in Jena<br />

wirkte, nämlich bei Carl Christian Erhard Schmid (1762 – 1812). 6 In seiner<br />

Enzyklopädie und Methodologie von 1810 definiert er diesen Terminus, <strong>der</strong><br />

für ihn die grundlegende Unterscheidung innerhalb des enzyklopädischen<br />

Wissenschaftssystems überhaupt bezeichnet, folgen<strong>der</strong>maßen:<br />

„Menschliche Wissenschaft ist das Ideal <strong>der</strong> höchsten Vollkommenheit<br />

<strong>der</strong> Erkenntniß, <strong>der</strong>en <strong>der</strong> Mensch, als beschränkte und sinnliche Intelligenz,<br />

theilhaftig werden kann; das Produkt des vollkommensten Gebrauchs<br />

menschlicher Erkenntnißkraft.“ 7<br />

6 Zu Schmid: Lothar Sennewald: Carl Christian Erhard Schmid und sein Verhältnis zu<br />

Fichte. Ein Beitrag zur Geschichte <strong>der</strong> Kantischen Philosoophie. Diss. Leipzig 1929;<br />

Horst Schröpfer: „Carl Christian Erhard Schmid – <strong>der</strong> ‚bedeutendste Kantianer‘ an <strong>der</strong><br />

<strong>Universität</strong> Jena im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t“, in: Der Aufbruch in den Kantianismus. Der Frühkantianismus<br />

an <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> Jena von 1795 – 1800 und seine Vorgeschichte. Stuttgart-Bad<br />

Cannstatt 1995, 37-56; Georg Graf von Wallwitz: Die Interpretation und Ausformung<br />

von Kants Philosophie durch Carl Christian Erhard Schmid (1762–1812). Tübingen<br />

1997; Manfred Frank: „Unendliche Annäherung“. Die Anfänge <strong>der</strong> philosophischen<br />

Frühromantik. Frankfurt a.M. 1997, S. 532-568; Temilo van Zantwijk/Paul Ziche:<br />

„Fundamentalphilosophie o<strong>der</strong> empirische Psychologie? Das Selbst und die Wissenschaften<br />

bei Fichte und C. C. E. Schmid“, in: Zeitschrift für philosophische Forschung<br />

54, 2000, 557-580; Temilo van Zantwijk: „Ist Anthropologie als Wissenschaft möglich?<br />

Der ‚Mensch‘ in Schmids ‚enzyklopädischer Topik‘ und <strong>Schellings</strong> ‚philosophischer<br />

Konstruktion‘ <strong>der</strong> Wissenschaften“, in: <strong>Schellings</strong> philosophische Anthropologie, hrsg.<br />

von Jörg Jantzen u. Peter L. Oesterreich, Stuttgart-Bad Cannstatt 2002, 110-154.<br />

7 Carl Christian Erhard Schmid: Allgemeine Encyklopädie und Methodologie <strong>der</strong> Wissenschaften.<br />

Jena 1810, S. 24f. – Kant verwendet den Terminus <strong>der</strong> „menschlichen Wis-

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