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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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„Menschliche Wissenschaft“ 93<br />

neuen Wissenschaft vom Menschen, die – insbeson<strong>der</strong>e wenn man die Linien<br />

weiterverfolgt, die etwa zur <strong>Freiheit</strong>sschrift und den Stuttgarter Privatvorlesungen,<br />

vor allem aber auch zu seinen Erlanger Vorträgen Ueber die Natur<br />

<strong>der</strong> Philosophie als Wissenschaft führen – dem Menschen und seiner<br />

strukturellen Endlichkeit und Offenheit, damit auch seiner <strong>Freiheit</strong>, eine grundlegende<br />

Rolle für den Wissenschaftsbegriff zuschreiben. 5 Die Frage nach <strong>der</strong><br />

Natur des Menschen erweist sich somit als verbunden mit <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong><br />

Struktur des Systems <strong>der</strong> Wissenschaften, und in <strong>der</strong> Zusammenschau bei<strong>der</strong><br />

Fragen zeigen sich beide Bereiche, <strong>der</strong> Mensch wie die Wissenschaften, als<br />

von potentiell gefährdenden Mehrdeutigkeiten durchzogen. Die – in vielfältiger<br />

Weise <strong>der</strong> Geist-Körper-Unterscheidung entsprechende – ancipitia im<br />

Wissenschaftssystem besteht zwischen absoluten und endlichen, eingeschränkten<br />

Auffassungen von Wissenschaft. Ziel <strong>der</strong> folgenden Ausführungen ist es,<br />

diesen nachzuspüren und bei Schelling (dem sogenannten „mittleren“ Schelling)<br />

einen sehr entschiedenen Ausweg aus diesen Gefahren aufzuzeigen.<br />

II. „Menschliche Wissenschaft“ in <strong>der</strong> Nach-Kantischen Debatte<br />

Die Frage nach <strong>der</strong> Rolle empirischer Wissenschaften vom Menschen ist im<br />

18. Jahrhun<strong>der</strong>t verbreitet; man denke an Humes Treatise of human nature,<br />

an die französische Aufklärung mit ihrer in <strong>der</strong> Nachfolge Bacons an den<br />

menschlichen Vermögen orientierten Wissenschaftsklassifikation und an die<br />

deutsche Popularphilosophie. Weniger verbreitet, aber in <strong>der</strong> Kant-Nachfolge<br />

einschlägig belegt und sowohl mit einer Kant-Auslegung als auch mit dem<br />

Projekt einer einzelwissenschaftlichen Psychologie verknüpft, ist <strong>der</strong> Begriff<br />

„menschliche Wissenschaft“ selbst. Kant bedient beide Aspekte <strong>der</strong> Bedeutung<br />

dieses Begriffs: Er thematisiert den Menschen, und zwar als erkennendes<br />

und handelndes Subjekt sowie als Gegenstand <strong>der</strong> Anthropologie, und er<br />

behandelt eingehend die Erkenntnismöglichkeiten und -einschränkungen, die<br />

speziell dem Menschen als endlichem Wesen zukommen. Seine Antwort auf<br />

die Frage, welche Funktion eine Wissenschaft vom Menschen in einem philosophischen<br />

Begründungszusammenhang besitzt, <strong>der</strong> dem Subjekt wesentliche<br />

Funktionen in <strong>der</strong> Begründung von einer Wissenschaft im strikten Sinne<br />

5 Michael Theunissen: „<strong>Schellings</strong> anthropologischer Ansatz“, in: Archiv für Geschichte<br />

<strong>der</strong> Philosophie 47, 1965, 174-189, hier S. 175, weist in diesem Zusammenhang darauf<br />

hin, daß bereits in <strong>Schellings</strong> früher Schrift Vom Ich das „menschliche Wissen“ ausdrücklich<br />

im Titel genannt wird.

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