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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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Vorwort <strong>der</strong> Herausgeber 9<br />

Für Foucault ist die anthropologische Formation zu zerstören. Schelling dagegen<br />

stellt ein Junktim her zwischen dem Menschen als gefährdetem Wesen und<br />

einer Begründung <strong>der</strong> Anthropologie als ein Wissen, das aus dem Nicht-Wissen<br />

aufsteigt.<br />

II<br />

In seinem Essay problematisiert Hassan Givsan Schmied-Kowarziks Deutung<br />

<strong>der</strong> „Existenz“ in <strong>Schellings</strong> „positiver Philosophie“ im Sinne einer emanzipatorischen<br />

Existenzphilosophie. Zunächst will Givsan zeigen, dass die Spätphilosophie<br />

<strong>Schellings</strong> ihren Schwerpunkt in einer Ontologie Gottes hat. Der<br />

späte Schelling grenze sich sowohl von <strong>der</strong> Mystik eines Jakob Böhme ab<br />

wie von dem Rationalismus <strong>der</strong> ‚negativen‘ Philosophie. Anfang <strong>der</strong> positiven<br />

Philosophie ist Givsan zufolge <strong>der</strong> Satz <strong>Schellings</strong>, dass ich Gott als<br />

„Herrn des Seyns“ wollen können muss. Von daher bedeutet die „Ekstasis“<br />

bei Schelling nichts an<strong>der</strong>es als die Umkehr zu einem Ursprung. Es geht um<br />

eine Rückkehr zu so etwas wie das „absolute Subjekt“, wie in <strong>der</strong> Schrift<br />

Über die Natur <strong>der</strong> Philosophie als Wissenschaft (1821) ausgeführt wird. Alles<br />

„Sittliche“ ist immer schon „Abfall von Gott“; denn dem Gesetz zu folgen<br />

heißt, von Gott getrennt zu sein.<br />

In seinem Beitrag zu den „Gottheiten von Samothrake“ gibt Helmut Schnei<strong>der</strong><br />

eine konkrete Fallstudie des Mythos <strong>der</strong> Kabiren, die im Anhang zu<br />

<strong>Schellings</strong> 1815 fertig gestelltem, aber nicht publiziertem Werk Weltalter<br />

erschien. Die vier namentlich bekannten Kabiren – insgesamt sollen es acht<br />

gewesen sein – bilden ein System. Es ist durch eine evolutive Aufwärtsbewegung<br />

geprägt, die angetrieben wird von <strong>der</strong> Sehnsucht und dem Hunger nach<br />

dem Sein und dem Wesen. Das Göttliche wird durch die „Zauberkette“ <strong>der</strong><br />

Kabiren in die Welt hineingezogen und zur Offenbarung gebracht. Der Werdeprozess<br />

<strong>der</strong> Kabiren ist auf den „kommenden Gott“ gerichtet, dem sie den<br />

Weg bereiten. Im Gegensatz zur Emanation von oben nach unten geht die<br />

Evolution von unten nach oben. Im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t wurden <strong>Schellings</strong> Fragen<br />

nach dem Verhältnis von Natur und Geist, Kosmos und Gott, Erde und<br />

Mensch von Max Scheler in seiner Schrift Die Stellung des Menschen im<br />

Kosmos (1928) aufgegriffen. Wenn auch ohne expliziten Bezug auf <strong>Schellings</strong><br />

Mythos <strong>der</strong> Kabiren, sieht Scheler im Kosmos eine evolutionäre Bewegung<br />

von unten nach oben, also von den Schichten <strong>der</strong> Natur und des Lebens, von<br />

Trieb und Drang, nach dem Göttlichen. In diesem Evolutionspantheismus<br />

strebt <strong>der</strong> werdende Gott zur Identität mit dem Kosmos am Ende <strong>der</strong> Zeiten.

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