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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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Abgründige <strong>Freiheit</strong> und die Notwendigkeit des Bösen 89<br />

keine Fundstellen zu verzeichnen sind, denn es bedarf dieses dunklen Grundes<br />

ja nur deshalb, da ohne ihn Gott nicht zur Existenz kommen könnte.<br />

Festgehalten sei an dieser Stelle, dass solche negativen Argumentationsfiguren<br />

nur trefflich sind, so lange sie nicht durch einen Ansatz abgelöst<br />

werden, die sie vermeidet. Gesetzt den Fall, es ließe sich ein philosophisches<br />

Prinzip begründen, das dieses An<strong>der</strong>e aus sich selbst heraussetzt bzw. –<br />

theologisch gesprochen – ein Gott denken, zu dessen Wesen sein eigenes<br />

Offenbaren mit hinzugehört, <strong>der</strong> also wesentlich ein sich selbst setzen<strong>der</strong><br />

Gott ist, dann entfiele die Notwendigkeit eines dunklen Prinzips in Gott und<br />

ebenso alle negativen Argumente für dieses; es entfiele aber ebenso <strong>der</strong> systematische<br />

Grund für ein wirkliches Böses und wir wären letztlich wie<strong>der</strong><br />

dahin gekommen, wo Schelling eben nicht hinkommen wollte, bei einer <strong>Freiheit</strong>,<br />

die nicht vor dem Abgrund steht, allerdings zugleich bei einer Moralphilosophie,<br />

die es den Distelkin<strong>der</strong>n zugesteht, aus eigenen Kräften ihre<br />

Stacheln abzuwerfen. Es entfiele allerdings auch die von Schelling hochgehaltene<br />

<strong>Freiheit</strong> von Gott, auf die man jedoch, zumal wenn sie in solch<br />

nebulös prädestinativen Gefilden wabert, gegebenenfalls gut verzichten kann.<br />

Hier kann nicht <strong>der</strong> Ort sein, das <strong>Schellings</strong>che Gebilde mit einem Ansatz<br />

zu konfrontieren, <strong>der</strong> von einem solchen selbstsetzenden Prinzip ausgeht,<br />

da dies eine erneute umfängliche Analyse des <strong>Schellings</strong>chen Grundansatzes<br />

sowie eines weiteren bedeuten würde. Zunächst soll es reichen,<br />

dargelegt zu haben, dass über die Notwendigkeit des Bösen noch nicht das<br />

letzte Wort gesprochen ist und dass über ein solches – wenn überhaupt – nur<br />

in einer umfassenden systematischen Perspektive gesprochen werden kann.<br />

Dies sind denn auch diejenigen Früchte, die unsere gegenwärtige Debatte<br />

zum <strong>Freiheit</strong>sproblem zu pflücken noch vor sich hat.

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