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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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88<br />

Dirk Ste<strong>der</strong>oth<br />

empirische son<strong>der</strong>n eine apriorische Tat des intelligiblen Vernunftwesens,<br />

weshalb auch die lieben Engelein keiner Imperative bedürfen. (Vgl. Grundlegung,<br />

BA39) 5<br />

Für Schelling dagegen ist diese Form <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong> nicht als eine wirkliche<br />

<strong>Freiheit</strong> zu bezeichnen, da eine solche vor dem Abgrund des Bösen stehen<br />

muss, <strong>der</strong> zudem nicht als ein sanftes Abfallen vom Guten, son<strong>der</strong>n als ein<br />

wirklicher Gegensatz zu bestimmen sei. Nur wenn es ein wirkliches Böses<br />

gibt und nicht nur die seichte Form eines eingeschränkten Guten, kann von<br />

einer wirklichen <strong>Freiheit</strong> die Rede sein, die dann allerdings in die oben beschriebenen<br />

prädestinatorischen Fahrwasser gerät. Aber es wird noch zu sehen<br />

sein, ob diese Qualifizierung des Kantischen und verwandter Ansätze als<br />

Beckenrandschwimmer-Philosophie, die sich nicht wirklich in tiefe Gefilde<br />

wagt, gerechtfertigt ist, o<strong>der</strong> ob es sich hierbei nur um das ein wenig übertriebene<br />

Heroentum eines 34-Jährigen handelt, denn fraglich ist doch, wofür<br />

ein solches wirkliches Böses denn überhaupt benötigt wird bzw. was seine<br />

systematische Notwendigkeit begründet.<br />

Es wurde bereits oben etwas ausführlicher dargestellt, wie Schelling<br />

diese Notwendigkeit bis in seine letzten Gründe zurückverfolgt bzw. sie aus<br />

diesen in einer Systemperspektive ableitet. Deshalb sei uns ein erneutes Nachgehen<br />

dieses Ableitungsganges erspart und vielmehr lediglich die letzten<br />

Gründe, also das Prinzip dieses systematischen Ansatzes nochmals fokussiert,<br />

denn wenn man den Ableitungsgang als richtig unterstellt – und das sei<br />

jetzt einmal zugestanden – dann steht und fällt <strong>der</strong> Schlussstein mit <strong>der</strong> Festigkeit<br />

des Fundaments.<br />

Es sei daran erinnert, dass <strong>Schellings</strong> Prinzip ein gedoppeltes ist, insofern<br />

in Gott selbst ein Grund seiner Existenz anwesend sein muss, <strong>der</strong> ein an<strong>der</strong>es<br />

in ihm ist. Ohne diesen Existenzgrund kann Gott nicht in ein Existieren<br />

kommen und würde lediglich ewig verschlossen in seinem Wesen verbleiben.<br />

Nun fragt es sich, wie Schelling es schafft, dass dieses An<strong>der</strong>e in Gott nicht<br />

aus ihm herausfällt und damit Gott in den genannten Abgrund hinterher. Es<br />

ist bemerkenswert, dass Schelling gegen diese Möglichkeit lediglich negativ<br />

argumentiert bzw. argumentieren kann: Der dunkle Grund sei deshalb nichts<br />

Eigenständiges, weil er als Grund <strong>der</strong> Existenz noch nicht selbst existieren<br />

könne. Zudem sei er nicht außerhalb von Gott, da ein Außerhalb von Gott<br />

nicht denkbar sei. Soweit so gut – drehen wir den Spieß doch einmal herum<br />

und fragen, ob es denn positive Argumente für eine Anwesenheit dieses dunklen<br />

Prinzips in Gott gibt. Es fällt schon auf, dass auch in dieser Perspektive<br />

5 Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik <strong>der</strong> Sitten, in: Werke in sechs Bänden,<br />

hrsg. v. Wilhelm Weischedel, Bd. IV, Darmstadt 1983, S. 42 f.

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