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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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Martin Blumentritt<br />

lang vorenthalten wird. Wie auch immer idealisiert <strong>der</strong> Mensch bei Schelling<br />

dargestellt sein mag, er wird sich nicht zufrieden geben können, bevor er<br />

nicht Gott ähnlich sein wird, lebendig im emphatischen Sinne, nicht im Sinne<br />

bloßen Dahinvegetierens, son<strong>der</strong>n im Sinne einer <strong>der</strong>ivierten Absolutheit:<br />

„Die Repräsentationen <strong>der</strong> Gottheit können nur selbständige Wesen seyn;<br />

denn was ist das Beschränkende unsrer Vorstellungen als eben, daß wir<br />

Unselbständiges sehen? (...) Der Begriff einer <strong>der</strong>ivirten Absolutheit o<strong>der</strong><br />

Göttlichkeit ist so wenig wi<strong>der</strong>sprechend, daß er vielmehr <strong>der</strong> Mittelbegriff<br />

<strong>der</strong> ganzen Philosophie ist. Eine solche Göttlichkeit kommt <strong>der</strong> Natur<br />

zu. So wenig wi<strong>der</strong>spricht sich Immanenz in Gott und <strong>Freiheit</strong>, daß<br />

gerade nur das Freie, und soweit es frei ist, in Gott ist, das Unfreie, und<br />

soweit es unfrei ist, nothwendig außer Gott.“ 26<br />

Wegen <strong>der</strong> <strong>der</strong>ivierten Gottheit muß Schelling im Pantheismusstreit seiner<br />

Zeit Stellung beziehen und fragt:<br />

Ist die pantheistische Konsequenz notwendig fatalistisch? Liegt es an <strong>der</strong><br />

Gottesimmanenz? <strong>Schellings</strong> Antwort ist, <strong>der</strong> spinozistische Pantheismus sei<br />

nicht fatalistisch wegen <strong>der</strong> Annahme <strong>der</strong> Gottimmanenz aller Wesen. Er ist<br />

also nicht fatalistisch, weil er Dinge in Gott setzt, son<strong>der</strong>n weil es Dinge,<br />

bloße Objekte sind, die er in Gott setzt. Die Argumente gegen <strong>Freiheit</strong> seien<br />

deterministisch, nicht pantheistisch und hier findet sich <strong>der</strong> Anfang einer<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Hegels Phänomenologie des Geistes, <strong>der</strong>en Vorrede<br />

er bis zum 2. November 1807, als er einen Brief an Hegel schrieb 27 , gelesen<br />

hatte und als Angriff auf seinen Begriff des Absoluten gedeutet haben dürfte:<br />

„O<strong>der</strong> zweifelt man, daß schon durch die dynamische Vorstellung <strong>der</strong><br />

Natur die Grundansichten des Spinozismus wesentlich verän<strong>der</strong>t werden<br />

müssen? Wenn die Lehre vom Begriffenseyn aller Dinge in Gott <strong>der</strong><br />

Grund des ganzen Systems ist, so muß sie zum wenigsten erst belebt und<br />

<strong>der</strong> Abstraktion entrissen werden, ehe sie zum Princip eines Vernunftsystems<br />

werden kann.“ 28<br />

26 Schelling, I.7.347.<br />

27 Dort heißt es: „So bekenne ich, bis jetzt Deinen Sinn nicht zu begreifen, in dem Du den<br />

Begriff <strong>der</strong> Anschauung opponierst. Du kannst unter jenem doch nichts an<strong>der</strong>es meinen,<br />

als was Du und ich Idee genannt haben, <strong>der</strong>en Natur es eben ist, eine Seite zu<br />

haben, von <strong>der</strong> sie Begriff, und eine von <strong>der</strong> sie Anschauung ist.“(Brief <strong>Schellings</strong> an<br />

Hegel vom 2.11.1807 in: J. Hoffmeister (Hg.), Briefe von und an Hegel. Band I (1785–<br />

1812) Hamburg 1952).<br />

28 Schelling, I.7.349.

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