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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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Martin Blumentritt<br />

Hierarchie <strong>der</strong> beiden sie konstituierenden Willen, eine „Erhebung des Eigenwillens“.<br />

Was eintritt, ist das wirklich Böse. Weil das partikuläre Selbst nicht<br />

in <strong>der</strong> Lage ist, als eigenwollende Einheit das universelle Ganze zu umfassen,<br />

es aber doch danach strebt, folgt durch die falsche Herstellung <strong>der</strong> Einheit<br />

die Zerrüttung in ihm selbst und in <strong>der</strong> Welt außer ihm.<br />

Zum dritten spricht Schelling von <strong>der</strong> Bildung ihrer falschen Einheit als<br />

Positivität des Bösen. Das Böse ist so ein Positives, weil es zwar initiativer<br />

Geist bleibt, aber in verkehren<strong>der</strong> Weise, die eine falsche Einheit <strong>der</strong> Prinzipien<br />

darstellt. Daher kritisiert er den Leibnizschen bzw. den Augustinischen<br />

Begriff des Bösen als Privation, indem er das Konzept <strong>der</strong> verkehrten<br />

Einheit des an sich Vollkommenen <strong>der</strong> Leibnizschen Erklärung aus <strong>der</strong> Unvollkommenheit<br />

<strong>der</strong> Kreatur entgegensetzt, eine Erklärung, die es nicht erlaubt,<br />

das Böse als positiven Gegensatz gegenüber dem Guten zu verstehen,<br />

son<strong>der</strong>n die auf einen Mangel an Geist und bloße Einschränkung hinausläuft.<br />

Das Prinzip <strong>der</strong> Einschränkung o<strong>der</strong> Endlichkeit darf man nicht als Ursache<br />

des Bösen ansehen.<br />

„Diesen allein richtigen Begriff des Bösen, nach welchem es auf einer<br />

positiven Verkehrtheit o<strong>der</strong> Umkehrung <strong>der</strong> Principien beruht, hat in<br />

neueren Zeiten beson<strong>der</strong>s Franz Baa<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> hervorgehoben und durch<br />

tiefsinnige physische Analogien, namentlich die <strong>der</strong> Krankheit, erläutert.<br />

Alle an<strong>der</strong>n Erklärungen des Bösen lassen den Verstand und das sittliche<br />

Bewußtseyn gleich unbefriedigt. Sie beruhen im Grunde sämmtlich auf<br />

<strong>der</strong> Vernichtung des Bösen als positiven Gegensatzes und <strong>der</strong> Reduktion<br />

desselben auf das sogenannte malum metaphysicum o<strong>der</strong> dem verneinenden<br />

Begriff <strong>der</strong> Unvollkommenheit <strong>der</strong> Creatur. (...) Fragt man, woher<br />

das Böse kommt, so ist die Antwort: aus <strong>der</strong> idealen Natur <strong>der</strong> Creatur,<br />

sofern sie von den ewigen Wahrheiten, die im göttlichen Verstande enthalten<br />

sind, nicht aber von dem Willen Gottes abhängt.“ 20<br />

Leibniz’ „Wille“ strebt Schelling zufolge nach dem Guten im Allgemeinen<br />

und verlangt nach Vollkommenheit, <strong>der</strong>en höchstes Maß in Gott ist, während<br />

<strong>der</strong> Mensch doch auch – in die Wollüste <strong>der</strong> Sinne verstrickt – <strong>der</strong> höheren<br />

Güter verlustig geht. Dieser Mangel sei das Böse, das bei Leibniz im Sinne<br />

des Nichts als nihil privativum interpretiert wird, wie im Bild von Licht und<br />

Schatten, nach dem <strong>der</strong> Schatten nichts Eigenständiges sei.<br />

20 Schelling, I.7.366f.

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