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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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Martin Blumentritt<br />

ist diese erste Schuld eben schon selbst das Böse, und gewährt daher keine<br />

Erklärung seines Ursprungs.“ 11<br />

Schelling bereitet gedanklich einen internen Dualismus vor, nach dem Gott<br />

nicht zu erhaben über die aus ihm folgende Lebendigkeit gedacht werden<br />

dürfte, um die Möglichkeit des Bösen nicht ausschließen zu müssen:<br />

„Der Idealismus, wenn er nicht einen lebendigen Realismus zur Basis erhält,<br />

wird ein ebenso leeres und abgezogenes System(...). Die ganze neueuropäische<br />

Philosophie seit ihrem Beginn (...) hat diesen gemeinschaftlichen<br />

Mangel, daß die Natur für sie nicht vorhanden ist, und daß es ihr am<br />

lebendigen Grunde fehlt. Spinozas Realismus ist dadurch so abstrakt als<br />

<strong>der</strong> Idealismus des Leibniz. Idealismus ist Seele <strong>der</strong> Philosophie; Realismus<br />

ihr Leib; nur beide zusammen machen ein lebendiges Ganzes aus.“ 12<br />

Daher beginnt Schelling mit einer naturphilosophischen Deduktion. Auf seine<br />

eigene Naturphilosophie sich beziehend, knüpft er an die Unterscheidung an<br />

zwischen dem Wesen, sofern es existiert und dem Wesen, sofern es Grund<br />

von Existenz ist. Gegenüber dem platonischen Modell <strong>der</strong> Herstellung einer<br />

Welt aus einer causa materialis betont Schelling, daß nichts vor und außer<br />

Gott sei, so daß er den Grund seiner Existenz in sich selbst habe. Dieser<br />

Grund ist Gott, nicht absolut betrachtet, son<strong>der</strong>n Gott sofern er existiert: „Er<br />

ist die Natur – in Gott; ein von ihm zwar unabtrennliches, aber doch unterschiedenes<br />

Wesen.“ 13 Dies analogisiert Schelling mit dem naturphilosophischen<br />

Verhältnis von Schwerkraft und Licht, die Schwerkraft gehe dem Licht<br />

als dunkler Grund voraus. In Gott liegt <strong>der</strong> Existenzgrund ganz in ihm selbst<br />

und ist mit ihm selbst als Existierendem identisch. Dieser lebendige Gott ist<br />

also begründet als von sich selbst durch sich als Grund erzeugte, lebendige<br />

Wirklichkeit. Er geht als Grund dieser voraus, während sie zugleich Voraussetzung<br />

des Grundes ist. Dies ist als ewiges Zeugungsverhältnis zwischen<br />

Vater und Sohn zu denken.<br />

Der Grund o<strong>der</strong> die Basis, aus <strong>der</strong> sie werden, ist nicht einfach identisch<br />

mit Gott als Gott, son<strong>der</strong>n das, „was in Gott selbst nicht er Selbst ist“. 14 Der<br />

Grund ist also identisch mit Gott, kann sich aber von sich selbst unterscheiden.<br />

Diese Unterschiedenheit gilt ihm als Analogie zur Sehnsucht, sich selbst<br />

11 Schelling, I.7.355.<br />

12 Schelling, I.7.356f.<br />

13 Schelling, I.7.358.<br />

14 Schelling, I.7.359.

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