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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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36<br />

Mohamed Turki<br />

<strong>der</strong> Naturwissenschaft positivistisch gesteuerten „Fortschritt“ und dem natürlichen<br />

Lebenskreislauf. So meint er, dass „wie <strong>der</strong> Marxismus im arbeitenden<br />

Menschen das sich real erzeugende Subjekt <strong>der</strong> Geschichte entdeckt hat, wie<br />

er es sozialistisch erst vollends entdecken, sich verwirklichen läßt, so ist es<br />

wahrscheinlich, daß <strong>der</strong> Marxismus in <strong>der</strong> Technik auch zum unbekannten,<br />

in sich selbst noch nicht manifestierten Subjekt <strong>der</strong> Naturvorgänge vordringt:<br />

die Menschen mit ihm, es mit den Menschen, sich mit sich vermittelnd.“ 79<br />

Diese dialektisch geschaffene Allianz von Geschichte und Natur nennt Bloch<br />

in Anschluss an Marx „Humanisierung <strong>der</strong> Natur und Naturalisierung des<br />

Menschen“.<br />

Rückblickend wird man natürlich Bloch schnell den Vorwurf machen,<br />

sich bei <strong>der</strong> Einschätzung des Marxismus als Hoffnungsperspektive zur Aufhebung<br />

<strong>der</strong> Entfremdung und zur Verwirklichung einer Allianz des Menschen<br />

mit <strong>der</strong> Natur geirrt zu haben. Aber Bloch rechnete, worauf Schmied-<br />

Kowarzik zu Recht hinweist, tatsächlich „nach dem 2. Weltkrieg mit einer<br />

rascheren Expansion des Sozialismus und hoffte vor allem auf eine Wandlung<br />

<strong>der</strong> sozialistischen Gesellschaften bis hin zur Konzeption einer neuen<br />

konkreten ‚Technik ohne Vergewaltigung‘.“ 80 Diese beiden Tendenzen haben<br />

sich jedoch nicht erfüllt, stattdessen „hat sich in immer rasen<strong>der</strong> Entwicklung<br />

weltweit eine industrielle Produktionsweise durchgesetzt, <strong>der</strong>en Folgeerscheinungen<br />

immer beängstigen<strong>der</strong> werden, da sie die Grundlage unseres<br />

und allen höheren Lebens auf dieser Erde bedrohen.“ 81 Dennoch scheint es<br />

für Bloch keinen Grund zur Enttäuschung o<strong>der</strong> gar zur Verzweifelung zu<br />

geben, da die Enttäuschung selber zur Grundlage <strong>der</strong> Hoffnung gehört und<br />

diese immer wie<strong>der</strong> auf die Probe gestellt werden soll, denn das Hoffen gibt<br />

keineswegs die Gewissheit, dass die Realisierung einer besseren Zukunft<br />

jemals erreichbar sein wird. Bezug nehmend auf den Patmos-Vers von Höl<strong>der</strong>lin:<br />

„Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“, lässt er wie<strong>der</strong> die<br />

Hoffnung am Horizont leuchten. So betont er im Prinzip Hoffnung: „Gefahr<br />

und Glaube sind die Wahrheit <strong>der</strong> Hoffnung, <strong>der</strong>gestalt, dass beide in ihr versammelt<br />

sind und die Gefahr keine Furcht, <strong>der</strong> Glaube keinen trägen Quietismus<br />

in sich hat. Die Hoffnung ist <strong>der</strong>art zuletzt ein praktischer, ein militanter<br />

Affekt, sie wirft Panier auf.“ 82 Damit bleibt Bloch nach <strong>der</strong> Einschätzung von<br />

79 Ibid.<br />

80 Schmied-Kowarzik, „Ernst Bloch – Hoffnung auf eine Allianz von Geschichte und Natur“,<br />

231.<br />

81 Ibid.<br />

82 Bloch, Prinzip Hoffnung, 127.

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