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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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Mohamed Turki<br />

auch Schmied-Kowarzik die Antwort auf die Frage nach den Bedingungen<br />

<strong>der</strong> Möglichkeit zur Überwindung des Bestehenden und zur Verwirklichung<br />

<strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong> und Sittlichkeit im Rahmen einer historischen und gesellschaftlichen<br />

Praxis. Diese Philosophie hat sich nämlich zur Aufgabe gemacht,<br />

schreibt er in Ernst Bloch – Hoffnung auf eine Allianz von Geschichte und<br />

Natur „das uns existentiell betreffende und angehende Problem <strong>der</strong> Zukunft<br />

in all seinen Aspekten und Schattierungen“ 68 zu erhellen. Blochs gesamtes<br />

Werk, angefangen beim Geist <strong>der</strong> Utopie über das Prinzip Hoffnung bis hin<br />

zu Experimentum Mundi scheint sich gerade diesem Auftrag zu widmen.<br />

In mehreren Aufsätzen zu Blochs Philosophie versucht Schmied-Kowarzik<br />

die „in <strong>der</strong> vorhergehenden Philosophie vernachlässigte Perspektive auf<br />

die Zukunft hin denkend“ 69 herauszustellen. Bei Bloch tritt eben diese bisher<br />

verdrängte Seite des geschichtlichen <strong>Denken</strong>s deutlich zum Ausdruck. Demnach<br />

ist „das Wirkliche [...] Prozeß; dieser ist die weit verzweigte Vermittlung<br />

zwischen Gegenwart, unerledigter Vergangenheit und vor allem: möglicher<br />

Zukunft.“ 70 Das bedeutet, dass <strong>der</strong> gesamte Prozess <strong>der</strong> Welt eine Zukunft<br />

vor sich hat, die noch nicht festgestellt ist, und dass „Vieles in <strong>der</strong> Welt noch<br />

unabgeschlossen“ ist. Mit an<strong>der</strong>en Worten, in diesem offenen Prozess, sagt<br />

Bloch „liegen Latenzen und wirken Tendenzen, zu denen die Menschheitsgeschichte<br />

als eine gehört, die aber insgesamt noch nicht entschieden sind.“ 71<br />

Damit weist er auf die Unabgeschlossenheit <strong>der</strong> existierenden Wirklichkeit<br />

hin und betont im Hinblick auf die Rolle und Bedeutung des Menschen in<br />

diesem Prozess: „Der Mensch und seine Arbeit ist <strong>der</strong>art im historischen<br />

Weltvorgang ein Entscheidendes geworden; mit <strong>der</strong> Arbeit als Mittel zur<br />

Menschwerdung, mit den Revolutionen als Geburtshelfern <strong>der</strong> künftigen Gesellschaft,<br />

womit die gegenwärtige schwanger ist [...]. [Er steht] an <strong>der</strong> Front<br />

des Weltprozesses, wo die Entscheidungen fallen, neu Horizonte aufgehen.“ 72<br />

Doch für Bloch beschränkt sich <strong>der</strong> Werdegang <strong>der</strong> Welt nicht allein auf<br />

den Beitrag des menschlichen Handelns, son<strong>der</strong>n umfasst die gesamte Entfaltung<br />

und Entwicklung <strong>der</strong> Materie, „die sich durch den Menschen als ihrer<br />

höchsten Blüte zusammenfaßt und zu Ende bringt.“ 73 Hier wird <strong>der</strong> Mensch<br />

68 Wolfdietrich Schmied-Kowarzik, „Ernst Bloch – Hoffnung auf eine Allianz von Geschichte<br />

und Natur“, in: Gvozden Flego/W. Schmied-Kowarzik (Hg.) Ernst Bloch –<br />

Utopische Ontologie, Band II des Bloch-Lukács-Symposiums 1985 in Dubrovnik,<br />

Bochum 1986, S.219.<br />

69 Ibid.<br />

70 Ernst Bloch, Prinzip Hoffnung, (Gesamtausgabe Bd. 5), Frankfurt am Main 1977, 225.<br />

71 Ibid., 221.<br />

72 Ibid., 285.<br />

73 Ibid.

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