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Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel

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Zur Entwicklung des <strong>Denken</strong>s von W. Schmied-Kowarzik 33<br />

Proletariat ein, da dieses die größere Last <strong>der</strong> Ausbeutung <strong>der</strong> lebendigen<br />

Arbeit trägt und am meisten die Wi<strong>der</strong>sprüche <strong>der</strong> kapitalistischen Produktion<br />

am eigenen Leibe erfährt. So gerät seine Theorie <strong>der</strong> menschlichen<br />

Emanzipation in den Strudel des Klassenkampfes und <strong>der</strong> ideologischen Auseinan<strong>der</strong>setzungen,<br />

die gerade dieses Ziel aus dem Auge verloren haben.<br />

Hier erkennt Schmied-Kowarzik eine <strong>der</strong> Schwächen <strong>der</strong> Marxschen Revolutionstheorie,<br />

die „allzu selbstverständlich davon ausgeht, dass die sich<br />

zuspitzenden Krisen <strong>der</strong> kapitalistischen Produktionsweise und das dadurch<br />

hervorgerufene Elend unter <strong>der</strong> arbeitenden Bevölkerung diese von sich aus<br />

zur revolutionären Bewegung treiben werden.“ 65 Außerdem habe Marx<br />

versäumt, sich mit <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Bildung eines revolutionären Klassenbewusstseins<br />

intensiver zu befassen, was möglicherweise zur späteren Umformung<br />

des Marxismus beigetragen hat. Die Auflösung des real existierenden<br />

Sozialismus, <strong>der</strong> von einem dogmatischen Marxismus geleitet und mit blutiger<br />

Gewalt durchgesetzt wurde, bietet hierfür den traurigen Beweis. Dennoch<br />

besteht nach Schmied Kowarzik noch Grund zur Hoffnung, dass die<br />

menschliche Praxis die unheilvollen Entwicklungen <strong>der</strong> kapitalistischen Produktionsweise<br />

und ihre entfremdenden staatlichen, ideologischen und wissenschaftlich-technischen<br />

Mechanismen stoppen und umleiten wird. Das setzt<br />

allerdings, wie er zu Recht andeutet, „Subjekte voraus, die sich ihrer gegenwärtigen<br />

gesellschaftlichen Situation und ihrer weltgeschichtlichen Verantwortung<br />

bewußt geworden sind und die daher bereit sind, je in ihren Bereichen<br />

gemeinsam mit an<strong>der</strong>en dieses gefährliche Getriebe anzuhalten und<br />

auf ein sittliches Zusammenleben <strong>der</strong> Menschen hin umzuwenden.“ 66 Darüber<br />

hinaus erfor<strong>der</strong>t dies auch eine grundsätzlich an<strong>der</strong>e Philosophie, die<br />

sich in den Dienst <strong>der</strong> menschlichen Emanzipation stellt und zugleich eine<br />

Zukunft versprechende Perspektive anvisiert, bevor sie unmittelbar in die<br />

gesellschaftlichen und politischen Kämpfe <strong>der</strong> Gegenwart Partei ergreift.<br />

4. Utopie als Horizont <strong>der</strong> Zukunft<br />

Eine solche Philosophie bietet bisher nur Bloch, <strong>der</strong> auf das „Prinzip Hoffnung“<br />

setzt und sich an einer zukünftigen Utopie orientiert. 67 Darin findet<br />

65 Ibid., 120.<br />

66 Ibid., 122.<br />

67 Mohamed Turki, „Von <strong>der</strong> Existenz- zur Hoffnungsphilosophie, Bloch und Sartre auf<br />

dem Weg des Utopischen ins ‚Reich <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong>’, in: P. Knopp/V. von Wroblewsky (Hg.),<br />

Die <strong>Freiheit</strong> des Nein, Jean-Paul Sartre Carnets 2001/2002, Berlin 2003, 129-150.

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