Schellings Denken der Freiheit - KOBRA - Universität Kassel
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Mohamed Turki<br />
die politische Emanzipation <strong>der</strong> Individuen und die rechtliche Verfassung <strong>der</strong><br />
Staaten durchgesetzt und realisiert, „jedoch nicht den Zusammenhang von<br />
politischer Emanzipation und ökonomischer Entwicklung reflektiert“ 60 hat.<br />
Hingegen verfolgt Marx dieselben Ziele und übersieht dabei nicht die Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit<br />
zwischen Basis und Überbau innerhalb <strong>der</strong> kapitalistischen<br />
Produktionsweise. Seine kritische Analyse <strong>der</strong> politischen Ökonomie ermöglicht<br />
ihm aufzuzeigen, dass „die politische Ökonomie <strong>der</strong> bürgerlichen<br />
Gesellschaft keineswegs eine anthropologisch festsitzende Gegebenheit ist,<br />
son<strong>der</strong>n vielmehr durch gesellschaftliche Praxis – wenn auch bewußtlos –<br />
hervorgebracht ist und daher auch grundsätzlich durch eine bewußte und<br />
solidarische Praxis <strong>der</strong> Individuen revolutioniert werden kann.“ 61 Deshalb<br />
plädiert Marx für eine revolutionäre Umwälzung, die über die Grenze <strong>der</strong><br />
bürgerlich-politischen Emanzipation hinausgeht und auf „die Errichtung einer<br />
solidarischen Gesellschaft freier Individuen, eine menschliche und menschheitliche<br />
Weltgemeinschaft.“ 62 zielt. Dabei bezieht sich Schmied-Kowarzik<br />
direkt auf Marx, <strong>der</strong> schreibt: „Alle Emanzipation ist Zurückführung <strong>der</strong><br />
menschlichen Welt, <strong>der</strong> Verhältnisse, auf den Menschen selbst. (…) Erst<br />
wenn <strong>der</strong> wirkliche individuelle Mensch den abstrakten Staatsbürger in sich<br />
zurücknimmt und als individueller Mensch in seinem empirischen Leben, in<br />
seiner individuellen Arbeit, in seinen individuellen Verhältnissen, Gattungswesen<br />
geworden ist, erst wenn <strong>der</strong> Mensch seine ‚forces propres‘ als gesellschaftliche<br />
Kräfte erkannt und organisiert hat und daher die gesellschaftliche<br />
Kraft nicht mehr in <strong>der</strong> Gestalt <strong>der</strong> politischen Kraft von sich trennt, erst<br />
dann ist die menschliche Emanzipation vollbracht“. 63<br />
Aus den bisherigen Ausführungen wird noch einmal ersichtlich, wie<br />
Schmied-Kowarzik <strong>der</strong> Marxschen Theorie <strong>der</strong> Revolution als Ergebnis einer<br />
Bewusstwerdung und Überwindung <strong>der</strong> bürgerlichen Emanzipationsbewegung<br />
folgt. Für ihn kann „die menschliche Emanzipation nur über eine Revolutionierung<br />
<strong>der</strong> entfremdeten Gesellschaftsverhältnisse durch die von <strong>der</strong><br />
Entfremdung Betroffenen, durch die eigentlichen Träger <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />
Produktion selbst vollzogen werden.“ 64 Doch Marx grenzt aufgrund <strong>der</strong><br />
Analyse <strong>der</strong> kapitalistischen Produktionsweise und <strong>der</strong>en innewohnenden<br />
Wi<strong>der</strong>sprüche den Radius <strong>der</strong> Träger <strong>der</strong> Emanzipationsbewegung auf das<br />
60 Schmied-Kowarzik, „Marx – Philosophie <strong>der</strong> menschlichen Emanzipation“, in: W.<br />
Schmied-Kowarzik, <strong>Denken</strong> aus geschichtlicher Verantwortung, 112.<br />
61 Ibid.<br />
62 Ibid.<br />
63 Marx, Zur Kritik <strong>der</strong> Hegelschen Rechtphilosophie, MEW 1, 370.<br />
64 Schmied-Kowarzik, „Marx – Philosophie <strong>der</strong> menschlichen Emanzipation“, 119.